2 Jahre lang kreuz & quer durch die Americas

Reisezeit: Mai 2013 - Mai 2015  |  von Anja & Wolfgang

Ontario (ON) - ab 16.06.2013: Der nordwestliche Teil

Der Nord-Westen Teil - von 24.06.2013 bis 30.06.2013 2130 km

Ziel: Entlang des Lake Huron und des Lake Superior Richtung Westen an die Grenze zu Manitoba
Wetter: meist sonnig, > 25° bis zeitweise auch > 30º
Wir verlassen die rauchenden Schlote von Sudbury und fahren schnell weiter nach Manitoulin Island.
Am Anfang der Insel in Whitefish Falls dieser kleine Wasserfall, der sich in aller Ruhe fotografieren lies,

ganz im Gegensatz zum ersten Schwarzbären, den wir auf dieser Reise sahen, der war irgendwie fotoscheu, denn bis wir die Kamera bereit hatten, war er im Gebüsch verschwunden. Wir durchqueren die Insel bis zu ihrem Südufer und lassen uns dann am Strand von Providence Bay nieder.
Morgens gehen wir erst mal auf dem 2km langen Boardwalk von Providence Bay zur Marina wo uns der Hafenmeister stolz die kürzlich hier gefangenen Lachse zeigt - 8kg sind keine Seltenheit hier. Zurück zum Auto und weiter an die Nordküste der Insel zum Kagawong Bridal Veil (Brautschleier) Waterfall,

aber anstatt wie andere Besucher hier unter dem Wasserfall eine erfrischende Dusche zu nehmen, wander wir auf dem Trail immer den Bach entlang bis zum Hafen, zum Strand, zum Museum von Kagawong.
Am Ortsausgang von Little Current erleben wir die Drehbrücke in voller Aktion -

jeweils zur vollen Stunde wird der Zugang zur Insel hier für 15 Minuten unterbrochen. Ein paar km weiter, fast am selben Platz wo wir den Bären gesehen haben begrüsst uns heute ein absolut fotogener Hirsch (Mule Deer am Wildschutzzaun).

Wir kehren auf den Trans-Canada Highway zurück und fahren einfach Richtung Westen bis zum St. Joseph Island. Hier finden wir am ´Sailors Encampment' einen Platz für die Nacht.
Ein Beispiel für die heilige Ruhe die hier herrscht:

Mama Hirschkuh wurde von uns leider dabei gestört wie sie Baby Hirsch im Vorgarten eines Hauses spazieren führt.
Wir fahren erst einmal nach Sault Ste Marie, einem Grenzort zu den USA um uns an der Tourist Info mit Karten und Broschüren für die nächsten 1000km bis zur Provinzgrenze einzudecken. Dabei werden wir auf den Agawa Canyon Tour Train aufmerksam und beschliessen umgehend die Fahrt morgen mitzumachen (jetzt Can$ 88 /Person, im Herbst CAN$ 108).
Somit kommen wir unverhofft zu einem Ruhetag, den wir zu einer kleinen Stadtbesichtigung nutzen. Das Ermatinger House, National Historic Site, (E=CAN$ 8.- ) ist das älteste Steinhaus Nordöstlich von Toronto (irgendwelche Maximalismen MÜSSEN hier sein, sonst geht wohl niemand hin.

Auf dem selben Grundstück das nach hierher versetzte Clergue Blockhaus,

ein auf den Resten eines Pulvermagazins erbautes Blockhaus.
Ansonsten findet man hier noch ein paar kleinere Museen, Schleusen aus der Jahrhundertwende und drüben über dem Strom ein 400m langes Wasserkraftwerk mit 76 Turbinenrädern, ursprünglich aus den 20er Jahren.
Wir finden ein freies WLAN Netz bei einem Baumarkt, stellen den ersten Teil von Ontario ins Netz, gesellen uns dann zu anderen Campern vor einem Walmart und harren der Dinge die uns morgen erwarten.
Die Sonne scheint und so fahren wir zusammen mit ca. 100 Mitreisenden (mindestens 500 hätten noch in den Zug gepasst) ´aufs Land´.
Der Agawa Canyon Tour Train fährt auf einer um 1900 erbauten Strecke hinein in die Kanadische Wildnis. Früher wurde hier neben Holz und Eisenerz befördert, heute stattdessen hauptsächlich Touristen. Auf der knapp 200km langen Fahrt wird man ausführlich über das Kanada Shield - also die von Gletschern geformte Landschaft basierend auf mineralienreichem Urgestein - und die Geschichte der Eisenbahnstrecke und des damit zusammenhängenden industriellen Aufschwungs von Sault Ste. Marie informiert. Die Landschaft selbst endlose Wälder, unterbrochen von Bächen und mit Blockhäusern garnierten Seen,

ein Paradies für Angler und Kanu-Fahrer.
Absoluter Höhepunkt der Strecke ist dieses fotogene, knapp 500m lange und 40m hohe Viadukt, das besonders langsam überfahren wird.

Nach fast 4 ½ Stunden Fahrt am Ziel, dem Agawa Canyon angekommen, hat man 90 Minuten Zeit sich in de Picknik Area niederzulassen, ebenen Weges zu den zwei Wasserfällen hier zu spazieren,

oder gar den nur sportlichen Passagieren empfohlenen ´anstrengen´ Aufstieg zum Look-Out Point (er beinhaltete über 300 Stufen!!!!) zu unternehmen.

Nach knapp einer Stunde haben wir das komplette Besichtigungsprogramm erledigt und knabbern ein paar Äpfel in der Sonne bis der Zug zur Abfahrt ruft. Im Zug wurden in der Zwischenzeit die Bänke umgedreht, so dass jeder wieder in Fahrtrichtung sitzt. Mit einem Mitfahrer tauschen wir zwar noch die Sitzplätze, aber die Landschaft auf der anderen Seite des Zuges ähnelt doch sehr der, die wir bei der Hinfahrt bereits gesehen haben . Also verbringen wir die Zeit hauptsächlich mit Lesen, mit Weiterfahrtvorbereitungen - und mit dem Auspacken der Regenmäntel, denn pünktlich zu unserer Ankunft geht der vorhergesagte Gewitterschauer nieder. Zu spät, wir hatten unseren schönen Tag und als wir wieder an unserem Stellplatz sind lacht auch schon wieder die Sonne.
Auf unserem weiterer Weg nach Westen müssen wir um den halben Lake Superior (Grossen See) fahren, erst einmal das Ostufer entlang Richtung Norden, bevor wir dann bei Pic River entlang des Nordufers Richtung Westen abbiegen.
Der Lake Superior

ist mit 3000km Küstenlinie flächenmässig der grösste und mit bis zu 400m Tiefe volumenmässig der 3.-grösste Süsswassersee der Erde. Hier in der Wildnis des Kanada Shields gibt es wie gestern bei unserer Zugfahrt ausser Flüssen, Seen und Bäumen fast nichts zu sehen. Die Elche laufen anscheinend nur nachts auf der Strasse herum und der Rest der Wildtiere ist fotoscheu. Unser heutiger Kojote war auch sehr schnell wieder im Wald verschwunden. Damit uns die Fahrt nicht zu langweilig wird, machen wir unterwegs immer wieder mal kurze Päuschen. In Pancake Bay besuchen wir den Trading Post und gönnen uns ein äußerst delikates Stück frisch gerauchte Seeforelle, im Lake Superior Provincial Park besichtigen wir den Agawa Rock,

ockerfarbene mystische Felszeichnungen die vor Generationen von den Ojibwe hier angebracht wurden und die bedingt durch den Zahn der Zeit, der Felserosion Stück für Stück im See verschwinden. Hier können wir auch die kanadische Art der Wegsicherung bewundern: Vor nassen, glatten, rutschigen Felsen am See-Ufer wird gewarnt, aber anstelle zur Sicherung Geländer anzubringen, werden hier Seile ins Wasser gehängt, damit die, die ausrutschen und in den See fallen sich daran wieder herausziehen können - und wer ertrinkt ist selber schuld.
Sowas sollte man in den Alpen anstelle der Klettersteigsicherungen auch einführen, dann wäre der Badelatschenwandertourismus schnell eingeschränkt.
Der Pukaskawa National Park ist ein reiner Wander und Camping Park, 2km nach der Schranke kommen die Camp-Grounds und ab da geht es nur noch zu Fuss weiter.
In Marathon beginnt morgen ein Wettfischen und heute Abend ist Bootsparade angesagt, vorn und hinten Polizei mit Ihren Booten und dazwischen die Wettbewerber.

Von der überall beschriebenen Geisterstadt Jackfish, wo angeblich der letzte Nagel (last spike) der Kanada Transpazifik Eisenbahn eingeschlagen wurde ist ausser zwei Motels nichts mehr zu erkennen, dafür finden wir ein paar km weiter Terrace Bay einen Stellplatz drunten am Beach / Hafen (RV Wellcome!!!) mit Blick auf den Wasserfall.

Weiter geht es über das Kanada Shield bis Dorion, mit seinen fast parallel verlaufenden Canyons. Zuerst fahren wir zum Echo Canyon Adventure Park und erfahren erst auf nachfragen, (kein Preisschild!!) dass man für CAN$ 20 den Canyon besichtigen und zusätzlich auf zwei 100m und 200m langen (Kanadas längster!!) schankenden Hängebrücken auch überqueren darf. Für weitere Can$ 60 kann man sich dann mit Kanadas längster!! Zip-Line zum Grund des Canyon abseilen,

dabei werden angeblich Geschwindigkeiten von bis zu 50km/h erreicht.
Wir sparen uns das Geld und fahren ein paar km weiter zum Ouimet Canyon, (Spende von Can$2 zur Unterhaltung der Wege erwünscht) wo man nach kurzer Wanderung am Rand des über 100m tiefen Canyons steht und in aller Ruhe solche Aussichten geniessen kann.

der Indian Head Rock

der Indian Head Rock

Vorbei an der Thunder Bay Amethyst Mine (E=Can$ 10) kommen wir zum Terry Fox Monument.

Terry Fox, kanadische Ikone, hatte bereits durch Krebs ein Bein verloren. Er startete einen Cross-Kanada Spendensammel-Marathon, lief dabei 143 Tage lang täglich 42km, bevor ihn hier in der Nähe nach über 5000km sein Krebsleiden wieder einholte, dem er dann kurz darauf erlag.
Wir kommen nach Thunder Bay, mit seinem finnischen Viertel. Hier das über 100 Jahre alte Hoito Restaurant.

Eigentlich wollten wir hier den Abend verbringen, aber irgendwie können uns mit der Stadt nicht anfreunden. Also weiter Richtung Westen. Vorbei an den Kakabella Falls,

der mit seinen 40m auch Niagara des Nordens genannt wird. Dann dürfen wir, nun bereits zum dritten Mal auf unserer Reise, die Uhren zurückstellen

und nutzen die gewonnene Stunde auch gleich dadurch aus, dass wir noch bis Vermillion Bay weiterfahren.
Unseren ersten Halt heute machen wir in Kenora, wo wir im Konzertpavillon am Hafen dem Anfang einer Gospel-Rock Sonntagsfeier beiwohnen, bevor wir am gegenüberliegenden Seeufer Husky the Muskie bewundern,

Symbol für die ungewöhnlich grossen Fische die hier im Lake of Woods gefangen werden

Symbol für die ungewöhnlich grossen Fische die hier im Lake of Woods gefangen werden

und dann beim Kleinstadtbummel die meisten der 31 Murals - Hauswandgemälde besichtigen, die hier helfen sollen die Stadt zu verschönern.

Kurz hinter Kenora überfahren wir die Grenze nach Manitoba, doch davon mehr im nächsten Bericht.

© Anja & Wolfgang, 2015
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Worum geht's?:
Nach mehrmonatiger Reisepause geht es endlich wieder los. Diesmal von Kanada nach Alaska, von dort über Key West bis Feuerland und zurück nach Montevideo.
Details:
Aufbruch: Mai 2013
Dauer: 24 Monate
Heimkehr: 08.05.2015
Reiseziele: Kanada
Vereinigte Staaten
Malaysia
Mexiko
Belize
Guatemala
Honduras
Nicaragua
Costa Rica
Panama
Kolumbien
Ecuador
Peru
Bolivien
Argentinien
Chile
Uruguay
Paraguay
Brasilien
Deutschland
Der Autor
 
Anja & Wolfgang berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.