Das eher unbekannte Portugal - 2017

Reisezeit: April - Juni 2017  |  von Uschi Agboka

Kunsthandwerk im Alentejo: Donnerstag 6. April 2017 6. Tag

Donnerstag 6. April 2017 6. Tag

Donnerstag 6. April 2017 6. Tag
Camping Alentejo, Platz 12 – Evoramonte, Alentejo
Evoramonte /
Arraiolos: Praca do Municipio – Gerichtsgebäude – Pelourinho – Rathaus -Igreja da Misericordia de Arrailo - Castelo de Arrailos – Igreja San Salvador
Pavia: Anta de Pavia (Dolmen) - Praca mit Gerichtsgebäude und Kirche - Igreja Matriz de São Paulo
Avis: Mosteiro de Sao Bento de Avis – Pelourinho
Fronteira / Sousel / Estremoz
Fahrzeit 4 ½ Stunden 87 Meilen = 140 km

Heute Morgen ist es schon sehr warm. Junge Hasen hoppeln um unser Zelt herum. Sie sind flink und wollen nicht fotografiert werden.

Abfahrt um 10 Uhr. N 18 über Evoramonte, weiter durch die Pampa, M 528 bis Arraiolos. Dort finden wir einen Parkplatz an einem kleinen Park, der von einem schönen Pavillon geschmückt ist.

Der historische Ortskern steht als Ganzes unter Denkmalschutz und so machen wir uns auf zu einem Spaziergang, um alles zu erkunden. Die Straßen sind von Häusern gesäumt, deren strahlendes Weiß durch die farbigen Fenster- und Türumrahmungen noch betont wird. Da ich Farben mag, bin ich total begeistert. Alles macht so einen fröhlichen Eindruck. Die Menschen, die auf den Gassen zusammen stehen und plaudern, schauen uns an, grüßen freundlich. Schön ist das.

Wir erreichen einen großen Platz – Praca do Municipio - mit Springbrunnen mitten im Pflaster. Der Platz ist teilweise mit einem herrlichen Mosaik bedeckt.

Vor dem Gerichtsgebäude befindet sich der Pelourinho.

Vom 12. bis 18. Jh. wurden in vielen Orten Portugals Pelourinhos aufgestellt. Diese Schandpfähle oder Prangersäulen dienten aber nicht in erster Linien der Bestrafung von Dieben, Betrügern und Fälschern, sondern waren vor allem Sinnbilder der örtlichen Gerichtsbarkeit. So erklären sich auch ihre kunstvolle Ausgestaltung sowie die Wahl des Standortes, meist in der Nähe von Rathäusern oder Bischofskirchen.

Im prächtigen Rathaus (19. Jh.), direkt neben der Touristeninformation, ist eine ständige Verkaufsausstellung von Arraiolos-Teppichen untergebracht. Natürlich muss ich da hinein schauen. Ich bin total begeistert von den Teppichen, die auch preislich erschwinglich sind. Einige Frauen des Ortes bestellen einen Teppich nach ihren Wünschen, 3 x 3 m, Kosten ca. 600 Euro.

Wir erstehen einen kleinen Läufer, den man an die Wand hängt, für meine Freundin Sandra, die unser Haus hütet und eine Kachel für unsere Dielenwand Zuhause. In einigen Geschäften des Ortes kann man den Frauen bei der Arbeit zuschauen.

Die manieristisch-barocke Igreja da Misericordia de Arraiolos aus dem 16. Jh. ist denkmalgeschützt, leider geschlossen, so dass wir sie nur von Außen anschauen können.

Vom Castelo erhalten sind neben den Außenmauern noch zwei Tore und sechs viereckige Türme. Die inmitten der Burgmauern stehende Kirche San Salvador stammt aus dem 16. Jh.

Wir fahren hoch hinauf zu den Überresten der Burg und schauen uns alles an.Von dort oben hat man einen herrlichen Blick über den Ort und die fruchtbare Alentejo-Ebene.

Da die Straße hier sehr steil ist und wieder mal rutschige Pflastersteine aufweist, laufe ich voraus hinunter Richtung Dorf, während Rolf mit dem Motorrad nach kommt. Dabei begegnet mir ein wilder Hund, der mir nicht freundlich gesonnen ist. Ich bringe mich in Sicherheit, doch da kommt Rolf auch schon, ich kann aufsteigen.

Wir verlassen den schönen Ort und fahren weiter, N 370 nach Pavia. Mitten im Dorf gibt es einen Dolmen, den ich im Vorbeifahren fotografieren kann – Anta de Pavia.

Ein Dolmen (Steintisch) ist ein aus großen, unbehauenen oder behauenen Steinblöcken errichtetes Bauwerk, das meist als Grabstätte diente. Es besteht aus drei oder mehr aufrecht stehenden Tragsteinen, auf denen eine oder mehrere Deckplatten ruhen. In Europa waren Dolmen meist ursprünglich von Hügeln aus Steinen und Erde bedeckt. Dolmen sind die zahlenmäßig häufigsten Bauwerke der Megalithkultur.

Der Begriff Megalithkultur beinhaltet drei Kriterien: ein Tumulus (Hügelgrab), lokale Begräbnisriten und „große Steine“, weitere Gemeinsamkeiten fehlen.

Die betreffenden Bauwerke – Megalithanlagen - bestehen aus unbearbeiteten, später oder regional (auch aus bearbeiteten Steinblöcken. Daneben finden sich aufgerichtete erratische Blöcke oder Steine, die ein Gewicht bis zu 350 t, in der Regel aber 15–20 t haben. Die Steinsetzungen aus Megalithen enthalten oft Tote oder deren Teile.

Wir parken an einem kleinen Platz, der umrahmt ist von strahlend weißen Häusern mit farbigen Umrandungen, dem Gerichtsgebäude und einer Kirche. In der Mitte auch hier ein schöner Pavillon. Ältere Menschen sitzen im Schatten und reden. Vögel in Käfigen hängen vor den Fenstern. Eine richtige Idylle. Da ich einem kleinen Tante Emma Laden einen Besuch abstatten will, läuft Rolf zurück zu dem Dolmen, den man in eine kleine Kapelle umgewandelt hat. Obwohl mit einem Gitter verschlossen, kann er ein Foto vom Innern machen. So etwas haben wir noch nie gesehen.

Dann wandern wir durch den kleinen Ort, vorbei an wunderschönen Häusern bis zur Igreja Matriz de São Paulo. Selbst in diesem kleinen Ort gibt es eine Info-Tafel in englischer Sprache an der Kirche. Toll. Leider ist die Kirche geschlossen, aber von Außen können wir sie bestaunen. Direkt neben der Kirche ist ein Friedhof, in den ich einen Blick hinein werfen kann. Und dann entdecke ich mal wieder eine der steilen Gassen, der reinste Wahnsinn ist das. Vor der Kirche ist auch ein Pelourinho zu sehen. Er ist mit einem Kreuz geschmückt.

Ein Mann, der vom Feld nach Hause kommt (Mittagszeit), bedankt sich bei mir, dass ich die rosa blühenden Bäume vor seinem Haus fotografiere. Ich bin ganz gerührt und bedaure, dass ich die Sprache nicht beherrsche, um mich mit ihm zu unterhalten.

Und es geht weiter, zum Mirador. Hier hat man einen phantastischen Blick über die Landschaft. Hühner, Schafe, Esel, Schweine – alle weiden hier friedlich miteinander auf einer riesigen Wiese.

Es gibt Bänke an dem schön gestalteten Mirador, viele Blumen, in der Nähe einen Picknickplatz. Alles ist sehr gepflegt.

Pavia ist ein kleiner Ort mit ca. 960 Einwohnern. Megalithanlagen belegen eine vorgeschichtliche Besiedlung. Der heutige Ort entstand im Zuge der Wiederbesiedlungen nach der Reconquista. Er erhielt seinen Namen von seinen zugezogenen italienischen Siedlern aus Pavia (Italien). Der Ort erhielt 1287 erste Stadtrechte, die König Manuel I. im Jahr 1516 erneuerte.

Und weiter geht es, N 370 bis Avis. Unterwegs sehen wir einige Wassertümpel, dort haben sich große Storchfamilien niedergelassen. 3 Storchennester entdecken wir auf Bäumen. Leider kann ich nicht alles fotografieren, was ich sehr bedaure.

In Avis auch wieder herrliche Häuser zu sehen, ich komme kaum nach mit dem Knipsen. An und auf den Zäunen finden sich wunderschöne Dekorationen, Vögel, Schwäne etc.

Vorbei am Kloster Mosteiro de Sao Bento de Avis. In Teilen der ursprünglich gotischen, nach Umbauten Renaissance- und Barock-Merkmale zeigenden Klosteranlage ist heute u. a. das Museu Municipal, das Stadtarchiv und die Stadtbibliothek untergebracht.

Der Schandpfahl – Pelourinho – aus dem 16. Jh. zeigt an seiner Spitze einen Adler, als Teil der Gründungstheorie des Ortes.

Der historische Ortskern steht als Einheit unter Denkmalschutz.

An der Kirche stehen Bäumen mit reifen Orangen. Sie spenden Schatten, was bei dem warmen Wetter nötig ist. Auch in diesem Ort gibt es einen Mirador in einem kleinen Park. Wunderbarer Ausblick über das Dorf und auf einen Swimming-Pool, den man hier so gar nicht vermutet.

Wir wollen etwas trinken und beobachten, dass viele Arbeiter in einen Lokal verschwinden – Jardim. In solchen Bars/Restaurants ist man immer gut aufgehoben, wenn Einheimische dort essen. Das Lokal ist fast voll, aber wir erwischen noch zwei Plätze. 1 alkoholfreies Bier, 1 kühler Weißwein = 1,60 Euro. Wir können es kaum glauben.

Und es geht weiter - N 243 nach Fronteira. Weite Olivenhaine, unten denen Schafe, Ziegen oder Rinder weiden. Große Weinanbaugebiete, kaum Verkehr, herrliches Wetter.

N 245 Sousel – hier sehr schlechtes Straßenpflaster, weiter Richtung Estremoz und zurück zum Campingplatz, wo wir nach 4 ½ Stunden und 87 Meilen (140 km) ankommen.

Heute hat Rolf Servicetag, Wasser, Abwasser, Toilette. Auf seinem Weg findet er im Kies goldene Ohrringe, gestern hat er einen goldenen Ring gefunden. Merkwürdig, dass die Leute nicht besser auf ihren Schmuck aufpassen.

Später machen wir es uns gemütlich und genießen die schöne Gegend.

Zum Abendessen gibt es Hühnchen, Pilze, Salat, Bananen, Käse, Brot und Wein. Lange erfreuen wir uns an der tollen Landschaft, ehe wir uns in den Bus verziehen, zum Fernsehen.

Weitere Bilder unter www.harley-rolf.de oder auf meinen Facebook Seiten:

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© Uschi Agboka, 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Kultur- und Naturreise durch das eher unbekannte Portugal, abseits der großen Touristenströme.
Details:
Aufbruch: 01.04.2017
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 20.06.2017
Reiseziele: Portugal
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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