Das eher unbekannte Portugal - 2017

Reisezeit: April - Juni 2017  |  von Uschi Agboka

Kunsthandwerk im Alentejo: Montag 17. April 2017 17. Tag

Montag 17. April 2017 17. Tag

Montag 17. April 2017 17. Tag
Camping Alentejo, Platz 12 – Evoramonte, Alentejo
Sao Lourenco de Mamporcao / Veiros / Montforte
Portalegre - Kulturministerium – Arquivo Distretal – Largo Serpo Pinto mit Brunnen – Praca do Municipio – Kathedral Se – Rathaus (Camara Municipal) - Museu Municipal / Palacio Amarelo (Palacio dos Albrancalhas)
Parque Natural da Serra de Sao Mamede / Portagem – Festung von Marvao / ehem. Kloster Nossa Senhora da Estrela
Marvao – Castelo mit Zisterne und Bergfried – Rathaus (Casa Cultura) – Igreja Santa Maria (Museu Municipal) – Pranger – Igreja do Espirito Santo - Brunnen

Fahrzeit 6 3/4 Stunden 110 Meilen = 177 km

Wir stehen heute früh auf. Es ist schon am Morgen sehr warm. Unser Ziel ist Portalegre.

Unsere Route: IP 2/E802 über Sao Lourenco de Mamporcao, Veiros, Montforte.

Gegen 10 Uhr sind wir in Portalegre. Schon von weitem ist die auf einem Hügel liegende mächtige Kathedrale zu sehen. Auf abenteuerlichen kleinen steilen Straßen fährt Rolf ins alte Zentrum.

Am Kulturministerium – Arquivo Distretal – Largo Serpo Pinto - findet er einen guten Parkplatz. Das schöne Gebäude des Arquivo Distretal hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Doch in der Mitte des kleinen Platzes gibt es einen schönen Brunnen mit interessanten Skulpturen.

Wir machen uns auf zur Stadtbesichtigung. Durch enge steile Gassen, vorbei an schönen alten Häusern, oft verlassen, kommen wir zum Praca do Municipio, der beherrscht wird von der mächtigen Kathedrale Se. Der im 16. Jh. errichtete Bau erfuhr im 18. Jh. erhebliche Veränderungen. Damals wurde auch die von zwei Türmen flankierte Hauptfassade neu errichtet. Leider hat die Kathedrale geschlossen. Wir können den beeindruckenden Bau nur von außen anschauen.

Schön ist hier am Platz auch das alte Rathaus – Camara Municipal – aus dem 18. Jh. Es sieht allerdings auch etwas herunter gekommen aus.

Rechts vorbei an der Kathedrale liegt das Museu Municipal, heute auch geschlossen.

Wir wandern die Gasse weiter und erreichen nach ca. 200 m den Palacio Amarelo. Den gelben Farbanstrich verdankt der Palacio dos Albrancalhas seinen heutigen Namen. Das als Wohnhaus genutzte Bauwerk präsentiert sich nicht in bestem Zustand, doch zählen die schmiedeeisernen Fenster- und Balkongitter aus dem 17. Jh. zu den schönsten ihrer Art in Portugal.

Zurück zum Motorrad und weiter N 359, durch den Parque Natural da Serra de Sao Mamede. Dies ist eine landschaftlich wunderschöne Strecke.

Die Serra de São Mamede ist ein Mittelgebirge, an der Grenze zu Spanien. Die bis zu 1.025 m hohen Berge sind überwiegend mit Wald bedeckt. Zum Schutz der reichen Flora und Fauna entstand der 31.750 ha große Naturpark Parque Natural da Serra de São Mamede. Die wichtigsten Städte in bzw. am Rande der Serra de São Mamede sind: Portalegre, Castelo de Vide, Marvao und Arronches.

Im Gebirge von Sao Mamede entdecken wir einen Alentejo, der nicht dem gewohnten Bild entspricht. Statt weiter, trockener Ebenen sehen wir hier eine üppig grüne Berglandschaft, in der Spuren menschlicher Besiedlung aus verschiedenen geschichtlichen Epochen zu finden sind. Das Gebirge funktioniert als natürliche Kondensationsbarriere und hat so ein feuchtes Mikroklima entstehen lassen, in dem größere Niederschlagsmengen als in den umliegenden Gebieten zu verzeichnen sind, so dass sich eine dichte, artenreiche Pflanzendecke entwickeln konnte. Die Vegetation wird bestimmt von Eichen- und Kastanienbäumen im Norden, während im Süden Kork- und Steineichenwälder vorherrschen. Hier leben seltene Raumvögel wie Gänsegeier, die Hühnerweihe und der Bonelli Adler. Auch Wildschweine und Hirsche haben hier ein Zuhause.

Kurzer Halt in Portagem. Von hier aus ist die Festung von Marvao wunderbar zu sehen. Einige Bilder werden gemacht.

Im Vorbeifahren sehen wir das ehemalige Kloster Nossa Senhora da Estrela (15. Jh.), heute ein Krankenhaus. Schön das gotische Klosterportal.

Und weiter hoch hinauf nach Marvao. Ein richtiges Adlernest auf dem Rücken einer hohen Granitwand. Bei der Anfahrt auf die schroffe Felswand zu, wird schon aus der Entfernung klar, dass in wenigen Kilometern ein enormer Höhenunterschied zu überwinden ist. Dies geschieht in nur 6 km auf einer kurvenreichen Strecke durch eine wunderschöne grüne Landschaft.

Parken vor dem Eingang zu dem kleinen Ort, der noch ca. 300 Einwohner hat. Der nahe der spanischen Grenze auf einer steilen Anhöhe der Serra de Sao Mamede gelegene Ort ist wegen seines noch unverfälschten mittelalterlichen Ortsbildes sowie wegen seines Kastells, von dem man eine traumhafte Aussicht genießt, mehr als sehenswert.

Seit der Altsteinzeit/Jungsteinzeit siedelten hier Menschen. Die später entstandenen eisenzeitlichen Siedlungen wurden von den Römern ab dem 2. Jh. v. Chr. unterworfen. Ab 711 eroberten die Mauren die Iberische Halbinsel. Sie fanden hier Festungsreste der Stadt Ammaia vor. Der galizische Konvertit Ibn Marwan errichtete 884 eine neue Festung und legte eine Ortschaft an, aus der sich das heute Marvao entwickelte.
Nach einer ersten Eroberung 1166 durch Portugal ersten König Alfonso Henriques konnte jedoch erst König Sancho II. den Ort 1226 endgültig einnehmen und neu besiedeln.
Im Verlauf des Restaurationskrieges (1640-1668) wurden die Festungsanlagen umgebaut. Im Zusammenhang mit dem Spanischen Erbfolgekrieg erlebte der Ort 1704 eine französisch-spanische Invasion. 1808 wurde Marvao durch portugiesische Aufständische befreit.

Aufgrund der strategischen Lage war das in römischer Zeit „Herminio Minor“ genannte Städtchen schon frühzeitig durch König Dinis gut befestigt worden und spielte besonders während des Bürgerkrieges 1833 als Stützpunkt der Liberalen eine Rolle.

Marvao ist noch vollständig von seinen mittelalterlichen Mauern umgeben. Die engen steilen Gassen sind mit Steinplatten gepflastert, teilweise von Schwibbögen überspannt und von blumengeschmückten Häusern mit z. T. schönen Schmiedeeisengittern des 17. Jh.s gesäumt. In einem dieser Häuschen ist eine Pousada eingerichtet. Durch das Gassengewirr gelangt man hoch hinauf zur Burg.

Das Castelo, im 13. Jh. gegründet und im 15. und 17. Jh. erweitert, kann man besichtigen. Mehrere Mauerringe umschließen den Bergfried.

Zu den Baudenkmälern zählen u. a. die Burg und die dazugehörigen Befestigungen, historische Brunnenanlagen und Brücken, das Herrenhaus Palacio Bourbon e Valle (Palacio dos Barros Castelo-Branco Barba Mouzinho e Mattos) und die ab 1954 eingerichtete Pousada. Der historische Ortskern steht komplett unter Denkmalschutz. Ein Antrag auf Anerkennung als UNESCO Welterbe läuft.

Im alten Rathaus ist die dreigeschossige Casa da Cultura untergebracht. In einer Dauerausstellung wird traditionelles
Kunsthandwerk der Region gezeigt, das in einer Werkstatt im Haus auch hergestellt und verkauft wird. Daneben finden in anderen Räumen Wechselausstellungen und andere Veranstaltungen statt. Auch das Stadtarchiv ist hier untergebracht. Das 1987 in der ehemaligen Kirche Santa Maria eröffnete Stadtmuseum Museu Municipal zeigt sakrale, ethnografische und archäologische Exponate der Region.

Unser Weg führt zunächst an den Festungswällen entlang und dann durch das von Kurtinen, Burgwarten und Pechnasen flankierte doppelte Eingangstor. Durch eine schmale Gasse mit üppigem Blumenschmuck kommt man auf einen Platz, wo man auch parken kann. Wir haben es aber vorgezogen, unser Motorrad auf dem großen Parkplatz vor dem Ort in den Schatten zu stellen. Inmitten der leuchtend weißen Häuser steht an diesem Platz ein schöner Pranger.

Wir laufen über die Rua do Castelo, die sich durch den gesamten Ort windet.

Vorbei an der Igreja do Espirito Santo und an einem prachtvollen Brunnen kommen wir zu Treppen auf die Festungsmauern. Man kann auf einem Rundweg – kein Geländer, ziemlich schmal – um das gesamte Castelo wandern, was Rolf natürlich macht. Ich verzichte, ohne Geländer und dann bei meiner Höhenangst, nein Danke.

Im Castelo befindet sich auch eine Zisterne, deren 10 Bögen sich im Wasser spiegeln. Natürlich klettert Rolf auch zum Bergfried hinauf. Von dort oben hat man die beste Aussicht auf die Befestigungsmauern, die Türme mit Zinnenkranz und Burgwarten – unmittelbar am Abgrund.

Uns gefällt dieser kleine Ort noch besser als Monsaraz. Während Rolf sich auf eine ausführliche Besichtigung des Castelo begibt, warte ich in einer kleinen Bar. Hier sitzen einige deutsche Touristen, sehr frech zum Kellner, arrogant. Dann unterhalten sie sich lautstark über die Spanier und Portugiesen, an denen sie kein gutes Haar lassen. Ich lache heimlich in mich hinein. Sie haben nicht kapiert, dass ich Deutsche bin und alles verstehe. Eine dementsprechende Bemerkung kann ich mir nicht verkneifen, als sie das Lokal verlassen. Mich machen solche überheblichen Menschen immer sehr wütend. Keine Ahnung von Land und Leuten, aber dumm über andere herziehen. Das hasse ich.
Gott sei Dank sind diese ignoranten deutschen Touristen in der Minderzahl in dem geschichtsträchtigen Ort. Sehr viele spanische Urlauber, mit Kindern, und auch Portugiesen sind unterwegs. Immer sehr freundlich und gesprächsbereit. Mit meinem Italienisch und ihrem Spanisch oder Portugiesisch funktioniert die Kommunikation einigermaßen.

Gegen 14.30 Uhr machen wir uns auf den Heimweg. Nach 6 ¾ Stunden, um 16 Uhr, nach 110 Meilen = 177 km sind wir zurück auf dem Campingplatz. Neue Camper sind gekommen, aus Ludwigsburg. Sie schauen etwas alternativ aus und haben ein Baby, welches unentwegt schreit. Wahrscheinlich ist es die Hitze. Und dann in einem kleinen engen Bus ist es auch nicht so angenehm. Die Eltern zechen lautstark bis weit in die Nacht, das stört uns später arg beim Schlafen.

Zum Abendessen gibt es Lachs, Ananas, Kartoffeln, Zucchini, Tomatensalat, Brot und Wein.

Weitere Bilder unter www.harley-rolf.de oder auf meinen Facebook Seiten:

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© Uschi Agboka, 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Kultur- und Naturreise durch das eher unbekannte Portugal, abseits der großen Touristenströme.
Details:
Aufbruch: 01.04.2017
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 20.06.2017
Reiseziele: Portugal
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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