Das eher unbekannte Portugal - 2017

Reisezeit: April - Juni 2017  |  von Uschi Agboka

Info Regiao Centro - Pinhal Interior Norte: Donnerstag, 18. Mai 2017 48. Tag

Donnerstag, 18. Mai 2017 48. Tag

Donnerstag, 18. Mai 2017 48. Tag
Campingplatz Municipal, Sarzedo/Arganil
Oliveira do Hospital: Jardim de Cidade – Biblioteca Municipal – Capela de Sant’Ana – Pelourinho -
Baum: Tília-prateada - Tília-tomentosa – Igreja Matriz – Madonnen-Statue - Skulpturen Finanzamt – Pelourinho
Seia: Capela Sao Pedro - Igreja Matriz da Misericordia - Brunnen mit Obeliksen Fonte das Quatro Bicas - Solar dos Botelhos (Stadtbibliothek) - Casa Municipal das Artes / Collegium Musicum - Jardim da Largo Dr. Jose Quelhas Bigotte mit Brunnen in der Form eines mittelalterlichen Turms und Fatima-Statue - Igreja de Nossa Senhora da Assuncao.

Fahrzeit 5 ¾ Stunden 68 Meilen = 109 km

Heute Morgen weht ein starker Wind, aber ganz angenehm bei den Temperaturen. Um 9.15 Uhr starten wir, N 342-4, N 17, N 230 bis Oliveira do Hospital.

Oliveira do Hospital ist eine Gemeinde und Stadt (Cidade) mit ca. 4.800 Einwohnern. Funde (wie Anta Arcainha) belegen eine Besiedlung durch Menschen seit der Urgeschichte. Der Ort erhielt seinen Namenszusatz do Hospital zur Abgrenzung von anderen Oliveira genannten Orten. Königin Teresa wählte den Namen zu Ehren des Johanniter-/Hospitaliterordens, an den sie die Ortschaft 1120 gab. 1514 erneuerte König Manuel I. die Stadtrechte (Foral).

Im Kreis Oliveira do Hospital finden sich eine Reihe von Sakralbauten, Herrenhäusern und Brunnenanlagen. Es gibt viele lokale und regionale Wanderwege und einige Flussnaturschwimmbäder bieten Bademöglichkeiten. Von Bedeutung sind die Textilindustrie und die Käseproduktion.

Rolf findet schnell einen Parkplatz am Jardim de Cidade bei der Biblioteca Municipal. Schön ist die hier stehende Capela de Sant’Ana, die leider geschlossen hat. Die Barock-Kirche wurde im 18. Jh. erbaut.

Vorbei an interessanten Häusern laufen wir zur Igreja Matriz, teilweise unter den schattigen Bäumen des Parkes, teilweise durch die pralle Sonne. Es ist heute mal wieder sehr heiß. Da lässt es sich auf den Bänken unter den großen Bäumen gut aushalten.

Rolf entdeckt einen besonderen Baum – Tília-prateada - Tília-tomentosa. Eine Tafel klärt uns auf. Es sind Laubbäume, die bis zu 3o m hoch werden können. Sie kommen hauptsächlich in der Türkei (Bergwälder) vor, in Portugal sind sie nicht heimisch, werden aber oft in Gärten und Parks angepflanzt.

Dann erregt eine interessante Säule – Pelourinho – mit einer Tafel, auf der Soldaten abgebildet sind, unsere Aufmerksamkeit.

Und schließlich kommen wir zur Igreja Matriz, leider auch geschlossen. Der ursprüngliche Bau mit romanisch-gotischen Merkmalen, stammt aus dem 13./14. Jh.. Er wurde in späteren Zeit, besonders im 19. Jh., stark umgebaut.

Vor der Kirche steht eine Madonnen-Statue, geschmückt mit Blumen.

Leider können wir uns auch nicht die Capela dos Ferreiros anschauen. Es ist eine Kapelle aus der ersten Hälfte des 14. Jh., die an der Nordfassade der Igreja Matriz angebaut ist. Die Kapelle ist eine der bedeutendsten gotischen Grabstätten Portugals, sowohl wegen der Bedeutung ihrer Werke als auch wegen der Tatsache, dass sie eine der seltenen mittelalterlichen Grabkapellen privater Initiative ist, die bis heute erhalten geblieben sind. Ihr Bau ist Domingos Joanes zu verdanken, einem Adeligen unbekannter Abstammung.

Faszinierend finde ich auch die Skulpturen, die am Finanzamt angebracht sind.

Für mich gibt es immer so viele interessante Dinge zu fotografieren. Hier im Park sind überall sehr moderne schöne kleine Mülleimer, geschlossen, angebracht. Sie sehen toll aus.

Zur Kanzlei eines Rechtsanwaltes führt eine steile Treppe hinauf, ohne Geländer. In Deutschland wohl undenkbar.

Überall wunderschöne blühende Blumen, die mich immer wieder begeistern. Öffentliche Toiletten, wo ein Schild darauf hinweist, dass man hier sein Baby wickeln kann. Habe ich noch nie vorher irgendwo gesehen.

Dann eine riesige Baustelle, ein neues Haus wird errichtet, modern – im zukünftigen Vorgarten steht ein Pelourinho von 1640, den man sorgfältig vor Beschädigungen schützt.

Über die N 17 fahren wir nun weiter bis Seia.

Rolf parkt auf dem Bürgersteig in der Nähe eines Pelourinho. Und wir machen uns auf, zur Capela Sao Pedro hinauf zu steigen. Unterwegs entdecke ich einen blauen Kanaldeckel, sieht schön aus. Muss natürlich ein Bild für Anneken machen.

Auch hier in Seia sehen wir interessante alte Häuser, verschönert mit blau-weißen Fliesen, sieht einfach toll aus. Viele Grünanlagen mit schattigen Bäumen. Auf dem Weg zur Kirche kommen wir an kleinen schönen Lädchen vorbei. Ich kann nicht widerstehen, muss hinein und schauen und werde natürlich fündig: Topflappen, Handtücher, Kirschlikör.

Die Capela Sao Pedro hat geöffnet, oh Wunder, wir können sie auch von innen anschauen. Die Kapelle befindet sich direkt neben der Igreja Matriz da Misericordia.

Unterhalb der sieht man den Brunnen mit Obeliksen Fonte das Quatro Bicas. Bauzeit 1825. Oben am Obelisken befindet sich das Wappen von Seia.

Auto halten und Menschen steigen aus mit großen Behältern, die sie am Brunnen füllen. Das Wasser muss also sehr gut sein.

Hier steht auch das Solar dos Botelhos, welches wie die Igreja Matriz da Misericordia mit drei schönen manuelinischen Fenstern geschmückt ist.

Dieses manuelinische Herrenhaus hat einen einfachen rechteckigen Grundriss mit ein und zwei Stockwerken. Es umfasst einen Turm mit manuelinischen Fenstern. Es ist von einem Garten und einem Bauernhof umgeben, wo man zahlreiche Bewässerungstanks sehen kann. Es wurde im 16. Jahrhundert erbaut und im 19. Jahrhundert renoviert.
Es handelt sich um das Casa Despacho, das alte Herrenhaus der Familie Miranda Brandao. Heute ist dort die Stadtbibliothek untergebracht.

Die Manuelinik ist ein prunkvoller Architekturstil, der nur im Portugal des frühen 16. Jh auftrat. Benannt ist die Manuelinik nach König Manuel I. (Regierungszeit 1495-1521), der während der wirtschaftlichen und kulturellen Blütezeit Portugals an der Macht war.

Die Capela Sao Pedro stammt aus romanischer Zeit, sie wurde zu Zeiten der Eroberung Seias durch Ferdinand Magno errichtet. Spätere Umbauten, u. a. im 16. Jh., folgten, es wurde dem Solar dos Botelhos hinzugefügt, wie eine Inschrift neben dem Hauptportal bescheinigt.

Im 19. Jh. wurde die Kapelle als Lagerhaus genutzt. Erst im Jahr 1948 wurde die Kapelle wieder für religiöse Zeremonien wieder genutzt, seit den 1980er Jahre hauptsächlich als Leichenhalle. Der Glockenturm hebt sich von der einfachen Front der Kapelle gut ab.

Auf beiden Seiten des Portals befinden sich zwei epigraphische Inschriften, die die verschiedenen Bauepochen wiedergeben:

Die erste Inschrift lautet:
ESTA CAPELA FEZ JOAO LOEZELLO (wobei man nicht weiß, ob es der Name des Gründers ist)

Die zweite Inschrift, aus dem 16. Jh., lautet:

ESTA CAPELA MANDOU FAZER AIRES BOTELHO DE NOVO PER A. BOTELHO SEU FILHO PERA ELE E SEUS DESCENDENTES NO ANO DE 1542

Die Decke der Kapelle ruht auf Kragsteinen, die mit Reliefs verziert sind und zwei Masken, einen Vogelkopf und eine Krone, zeigen. Die Vorderseite des Altars zeigt einen Teil des spanisch-arabischen Fliesenbodens aus dem 16. Jh.. In dem Raum, der die Retabelstruktur umfasste, sind von Reste von Fresken zu sehen.

Da auch die daneben stehende Igreja Matriz da Misericordia geöffnet hat, ist es ja klar, dass wir die Gelegenheit nutzen, um sie anzuschauen.

Die Kirche wurde 1772 errichtet. Sie ersetzte die einfache Kirche der Bruderschaft, ein Gebäude aus dem 16. Jh. Die Kirche besteht aus dem Kirchenschiff, der unteren engen Kapelle, an der rechts die Sakristei angebaut ist und dem Glockenturm, der 1816 auf der linken Seite errichtet wurde. Die Hauptfassade, im Barockstil, weist drei Fenster (eins mit Balkon) im manuelinischen Stil auf. Im Giebel ist das Wappen der Bruderschaft zu sehen.

Das einschiffige Innere hat Chor, Tribüne und Kanzel. Vor der Hauptkapelle wurde das Presbyterium aus vergoldeter Schnitzerei im Stil des Hauptretabels errichtet. Um 1810 wurde die Kirche zur Pfarrkirche von Seia, da die eigentliche Pfarrkirche vollständig zerstört worden war.
Zwischen 1968 und 1974 fand ein Umbau der Kirche statt, ausgeführt durch den Architekten Antonio Portugal.

Von hier oben auf dem Hügel hat man einen schönen Blick auf das Casa Municipal das Artes / Collegium Musicum.

Auf den Grünflächen unterhalb der Kirche entdecken wir eine kleine Ratte, die auf Futtersuche ist. Wir laufen zurück zum Motorrad. Einige alte Männer stehen drum herum und bestaunen die Maschine. Sie wollen Rolf in ein Gespräch verwickeln, fragen alles Mögliche und Rolf gibt sein Bestes, diese Fragen verständlich zu beantworten. Irgendwie scheint es zu klappen. Sie ziehen zufrieden von dannen. Dann erscheint ein junger Mann, auch Motorradfahrer, der Rolf ein Loch in den Bauch fragt. Als auch diese Unterhaltung beendet ist, wandern wir weiter, durch die R. Mota Veiga, mal wieder steil hinauf zum Jardim da Largo Dr. Jose Quelhas Bigotte. Schön ein Brunnen in der Form eines mittelalterlichen Turms. Die Mitte des Parks wird von einer riesigen Fatima-Statue beherrscht.

Hier befindet sich auch die Igreja de Nossa Senhora da Assuncao. Dies ist eine neo-barocke Kirche mit zwei Glockentürmen an der Hauptfassade. Die Kirche wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jh. mit Materialen aus anderen zerstörten Gebäuden wieder aufgebaut. Die Kirche steht auf dem Platz, wo früher die Burg von Seia war. Leider ist sie geschlossen. So machen wir nur eine Spaziergang im Park und laufen dann zurück zum Motorrad.

Besichtigen macht durstig, so setzen wir uns zu ein paar Arbeitern in eine einfache Kneipe, direkt gegenüber der Capela Sao Pedro. Wir sitzen draußen und beobachten die vielen ankommenden Menschen, die hier essen wollen. Scheint wohl auch ein gutes Restaurant zu sein. Ein alkoholfreies Bier 1,20 Euro, ein Glas Wein 0,50 Euro.

In unseren Reiseführern steht, es lohnt sich nicht, in Seia zu halten. Also, da sind wir ganz anderer Meinung und ich bin froh, dass wir uns nicht nach irgendwelchen Führern richten, sondern da halten, wo wir Lust haben. Schon oft haben wir so wunderschöne Örtchen entdeckt.

Wir verlassen Seia und fahren Richtung Heimat. Unterwegs kaufen wir noch Wein beim Pingo Doce ein.

Gegen 15 Uhr erreichen wir den Campingplatz, nach 5 ¾ Stunden, 68 Meilen = 109 km. Wir sind rechtschaffen müde.

Zum Abendessen gibt es Dorade, Salat, Erdbeeren, Blaubeeren, Brot und Wein.

Morgen werden wir nochmals eine kleine Tour machen, in Arganil essen und dann auf dem Campingplatz alles abbauen. Samstag wollen wir weiter fahren. Es sind einige neue Camper gekommen, Holländer, sehr freundlich. Wir schauen heute lange fern. Es ist zu warm zum Schlafen.

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© Uschi Agboka, 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Kultur- und Naturreise durch das eher unbekannte Portugal, abseits der großen Touristenströme.
Details:
Aufbruch: 01.04.2017
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 20.06.2017
Reiseziele: Portugal
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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