Das eher unbekannte Portugal - 2017

Reisezeit: April - Juni 2017  |  von Uschi Agboka

Informationen Regiao Norte: Informationen Amarante + Hl. Concalo de Amarante

Amarante und Hl. Concalo de Amarante

Amarante, ca. 9.900 Einwohner, liegt malerisch am Fuß der Serra Marao im grünen Tal des Rio Tamega. Zum typischen Handwerk der Region zählen Ton- und Webarbeiten. Der historische Kern des Ortes ist von kleinen, schmalen Straßen durchzogen. Ich bekomme da immer die Krise, sowohl auf dem Motorrad als auch als Fußgänger lebt man gefährlich.

Archäologische Funde belegen eine Besiedlung seit der Altsteinzeit, insbesondere aus der Bronzezeit. Der Ortsname geht möglicherweise auf die Bezeichnung Villa Amaranthi zurück, in Verbindung mit dem hiesigen Landgut – Villa Rustica des römischen Feldherrn Amarantus.

Erste Bekanntheit erhielt der Ort durch das Wirken des Hl. Goncalo de Amarante (1187-1259). Der Dominikaner aus Vizela ließ sich hier nach seinen Pilgerreisen nach Jerusalem und Rom in der zweiten Hälfte des 12. Jh. nieder. Ihm verdankt der Ort unter anderem seine bekannte Brücke über den Tâmega. Infolge seines vielfältigen Wirkens entwickelte sich Amarante zu einem Wallfahrtsort mit wachsender Bedeutung. Im 16. Jh. ermöglichte König Joao III. den Bau des Klosters an der Stelle, an der Ordenspriester wirkte und bestattet wurde.

Im Verlauf der Napoleonischen Invasionen Anfang des 19. Jh. erlebte Amarante starke Zerstörungen. Bekannt wurde die erfolgreiche Verteidigung der strategisch wichtigen Brücke 1809 unter der Leitung des portugiesischen Offiziers Silveira, der anschließend den Grafentitel de Amarante erhielt. Zudem trägt Amarante seither im Stadtwappen den Turm und Schwertorden, den die Kleinstadt danach verliehen bekam.

Im 20. Jahrhundert bereicherten verschiedene Schriftsteller, Maler und andere Künstler aus Amarante das kulturelle Leben des Landes. Am 8. Juli 1985 wurde die bisherige Kleinstadt (Vila) Amarante zur Stadt (Cidade) erhoben, das Datum ist heute kommunaler Feiertag.

In Amarante erzählt man sich gerne dubiose Geschichten vom Missionar und späteren Abt. Goncalo (13. Jh.), der nichtsdestotrotz nach seinem Tod heilig gesprochen wurde. Der Volksmund weiß zu berichten, er habe bei ältlichen Jungfrauen persönlich für Nachwuchs gesorgt. Die Frauen sollen ihn sehr verehrt haben, sie kamen in die Kirche, tanzten dort für ihn und nahmen an seinen Orgien teil.

In der Igreja de Convento de Sao Goncalo (1540), das zum gleichnamigen Kloster gehört, erzählen der Legende ungeachtet Fliesenbilder immer noch vom keuschen Leben des Heiligen.

Gehuldigt wird ihm noch heute mit einem Fest am ersten Wochenende im Juni. Mit phallusförmigen Gebäck – zomaria de Goncalo – das zu diesem Anlass gebacken wird, ist die Anspielung auf die Machenschaften des Abts Goncalo mehr als deutlich.

© Uschi Agboka, 2018
Du bist hier : Startseite Europa Portugal Informationen Amarante + Hl. Concalo de Amarante
Die Reise
 
Worum geht's?:
Kultur- und Naturreise durch das eher unbekannte Portugal, abseits der großen Touristenströme.
Details:
Aufbruch: 01.04.2017
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 20.06.2017
Reiseziele: Portugal
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors