Das eher unbekannte Portugal - 2017
Kunsthandwerk im Alentejo: Dienstag 25. April 2017 25. Tag
Dienstag 25. April 2017 25. Tag
Dienstag 25. April 2017 25. Tag
Camping Alentejo, Platz 12 – Evoramonte, Alentejo
Borba / Terrugem / Vila Boim / Elvas
Campo Maior: Befestigungsanlagen – Castelo – Brunnenanlage – Praca da Republika mit Rathaus + Pelourinho
Ouguela: Burgruinen
Elvas / Vila Boim / Terrugem / Borba
Fahrzeit 7 1/2 Stunden 103 Meilen = 166 km
Heute ist Feiertag in Portugal, das heißt, viele Menschen sind unterwegs. Eigentlich machen wir an solchen Tagen Ruhetag, aber wir sind mit Hermann Hass verabredet, der den Reiseführer Via Lusitana verfasst hat. Rolf steht mit ihm seit längerem in Kontakt.
Wir stehen um 7.30 Uhr auf. Die Mäuse haben das Gift verspeist, waren aber wieder im Vorzelt und auf dem Motorrad unterwegs … Pippi-Spuren.
Frühstück und dann starten wir um 9.30 Uhr. N 4, Borba, Terrugem, Vila Boim, Elvas, N 373.
Um 10.30 Uhr erreichen wir Campo Maior. Erst einmal an einer Bank Geld ziehen. Bei dem Hotel Santa Beatriz parken wir und warten auf Herrn Hass. Ein Kaffee und ein Stück Apfelkuchen, sehr lecker, kostet alles zusammen nur 1,90 Euro. Ich muss mal wieder die vorbildlich saubere Toilette fotografieren. Vor dem Cafe sitzt eine bettelnde ältere Zigeunerin. Rolf gibt ihr etwas. Im Nachhinein hätte er das lieber nicht tun sollen.
Bald erscheint Herr Hass und wir machen uns auf zur Stadtbesichtigung. Es ist schon wieder ziemlich warm.
Vorbei am kleinen Stadtpark – hier steht eine Statue der Hl. Beatriz da Silva, der Schutzpatronin des Ortes - geht es hoch hinauf zum Castelo, vorbei an schönen alten Häusern, mit prächtigen Adels-Wappen, Blumen, interessanten Türen und Fenstern. Auch hier sieht man öfter bunte Heiligenbilder über den Eingangsportalen. Ein Kindergarten hat sein Gebäude mit einem Gemälde verschönert. Es gibt immer so viel zu sehen und zu bestaunen. Ein Elektriker würde wohl in Ohnmacht fallen, wenn er die Leitungen hier sehen könnte. Wahnsinn.
In einem rosa umrahmten Fenster lehnt eine Dame mit Hut. Sie sieht wie eine Statue in einem Gemälde aus, ist aber putzlebendig wie wir feststellen.
Die Gassen sind eng und steil, mal wieder ein Horror, hier Auto fahren zu müssen.
Oben angekommen – ich bin fix und fertig bei der Hitze – entdecken wir einen alten Brunnen, leider ohne Wasser. Inmitten der Steinwüste eine einzelne Mohnblume, wunderschön.
An den Befestigungsanlagen sieht alles etwas ungepflegt aus. Die Überreste des Castelos sind nicht zu besichtigen. Hinter einem Tor kläffen einige Hunde wie verrückt. Das wird noch verstärkt, als Herr Hass gegen das Tor klopft. Gut, dass die Tür gut verschlossen ist und die wütenden Hunde uns vom Leib bleiben.
Bewohner des Ortes warnen die Besucher hier oben vor Überfällen durch Zigeuner. Wir sind aber ja zu dritt und bleiben beieinander.
Beim Abstieg vom Castelo entdecken wir eine kleine Kapelle zu Ehren der Heiligen Beatriz da Silva (1424-1492). Das Museum über die Heilige ist leider geschlossen.
Beatriz war eine portugiesische Adelige von ungewöhnlicher Schönheit, Hofdame der Königin Isabella, der zweiten Ehefrau von Johann II. von Kastilien. Isabella war die Mutter von Isabella I. von Kastilien, auch Isabella die Katholische genannt. Beatriz wurde später Ordensfrau und Gründerin des Ordens von der Unbefleckten Empfängnis, der heute in Spanien, Portugal, den USA und Italien verbreitet ist. Beatriz wurde 1926 selig gesprochen und 1976 heilig gesprochen.
Es gibt eine Legende über diese Heilige:
Zunächst war Isabella ihrer Cousine Beatriz gewogen, doch später wurde sie neidisch und eifersüchtig und sie beschloss, Beatriz zu töten. Isabella begrub Beatriz lebendig im Keller des Palastes. Beatriz hatte dort in dem Verliess eine erste Erscheinung der Unbefleckten Jungfrau Maria, die ihr baldige Rettung versprach und sie aufforderte, einen Orden zu gründen.
Isabella kam, um die tote Beatriz anzuschauen. Wie erschrocken war sie, diese lebend anzutreffen. Beatriz bat um die Erlaubnis, den Hof zu verlassen. Sie wollte in ein Kloster eintreten. Isabella ließ sie ziehen.
Jahre später hat Beatriz erneut eine Erscheinung der Jungfrau Maria, die sie aufforderte, nun den Orden der Unbefleckten Empfängnis zu gründen. Beatriz tat das mit Hilfe der Königin Isabella, die Katholische. Beatriz war 67 Jahre als, als ihr die Jungfrau Maria zum dritten Mal erschien und ihr ankündigte, dass sie in 10 Tagen sterben werde, um ins Paradies einzugehen.
Beim Abstieg – unheimlich steil die Gassen – entdecken wir einen schönen Brunnen in der Nähe des Cafe Finalmente. Leider geschlossen, doch kurze Pause auf einer Bank und dann geht es weiter zum Praca da Republica mit Rathaus und Pelourinho. Der Platz ist von wunderschönen Häusern umgeben.
Es ist Mittagszeit, wir haben Hunger und Durst. Leider hat das Restaurant, welches Herr Hass kennt, geschlossen, also machen wir uns auf die Suche nach einem anderen Lokal. Gar nicht einfach. Da ich keine Lust habe, stundenlang herum zu suchen, frage ich einen netten jungen Motorradfahrer. Glück gehabt, er kennt sich aus und erklärt uns den Weg zu einem guten Einheimischenlokal. Dank seiner Beschreibung finden wir schnell dorthin und wirklich, das war ein guter Tipp.
Rolf und ich haben eine Suppe (1,60), Dorade für zwei (9,00), alkoholfreies Bier (1,30), Wasser (0,90) und ½ l Wein (2,50). Alles gut und lecker.
Unser Besuch in Campo Mayor geht dem Ende zu. Wir verabschieden uns von Herrn Hass, der uns noch empfiehlt, die Überreste der Burg in Ouguela anzusehen. Da es nicht so weit ist, befolgen wir seinen Rat und fahren über eine einsame Straße dorthin.
Die Burg von Ouguela liegt auf 250 m Höhe auf einem Hügel. Im Mittelalter wuchs die Bevölkerung rasch an und siedelt sich bald auch außerhalb der Burgmauern an den Berghängen an. Besonders sehenswert ist die in die Befestigungsmauer einbezogene Kirche Nossa Senhora da Graca mit ihrer einzigartigen dreieckigen Fassade. König Dinis ließ die Burg umbauen und während der Herrschaft von Joao IV. wurde sie mit Bollwerkswänden versehen. Diese gleichen der spanischen Festung Alburquerque (Provinz Badajoz, Estremadura).
Wir parken direkt vor dem Aufstieg zum Castelo. In der Nähe unter schattigen Bäumen sitzen 6 ältere Männer, die freundlich grüßen. Da es nur ein paar Meter zur Burg hinauf sind, schließt Rolf das Motorrad und das Topcase, wo ich immer meine Lederjacke reinlege, während wir besichtigen, nicht ab. Wir fühlen uns sicher, hier kommt sicher nichts weg. Gott sei Dank habe ich wie immer meinen Rucksack mit allen Papieren und Wertsachen dabei. Ich lasse ihn nie im Motorrad, obwohl Rolf mich deswegen schon öfter ausgelacht hat.
Wir steigen die paar Meter zur Burg hoch und fotografieren, da kommt einer der älteren Männer aufgeregt uns nach. Leider verstehen wir nicht richtig, was er uns sagen will. Aber es hat etwas mit Stehlen und Dieben zu tun. Also zurück zum Motorrad. Ich will mich anziehen und öffne das Topcase, oh weh, Lederjacke, Lederhandschuhe verschwunden.
Nun kommen einige der älteren Herren zu uns. Sie erklären uns, dass Zigeuner auf einem Motorrad vorbei gekommen sind, Topcase aufgemacht und alles heraus genommen haben. An den Seitenkoffern haben sie sich auch zu schaffen gemacht, aber die waren Gott sei Dank verschlossen, sonst Ade teures Werkzeug etc.
Die Männer sagen, wir müssen zur Polizei fahren. Sie schreiben uns alles, was sie beobachtet haben und wer die Täter waren auf einen Zettel, den wir der Polizei übergeben sollen. Die Diebe waren die Söhne der Zigeunerkönigin in Campo Mayor. Es war wohl die Alte, der Rolf Geld gegeben hat. Sie wird uns dann beobachtet haben, wie wir meinen Rucksack ins Topcase gepackt haben und dann Richtung Ouguela gefahren sind. Ich bin stinkwütend. Meine schöne Harleyjacke mit vielen Pins, unersetzbar. Welche Dreistigkeit, unter den Augen der älteren Männer, so einen Diebstahl zu begehen.
Nun wir verabschieden uns von den freundlichen Herren und machen uns auf zur Polizei nach Campo Mayor. Es wird schon leicht dämmrig, doch Rolf hat Adleraugen. Er entdeckt am Straßenrand im Gebüsch meine Lederjacke. Sie haben sie – Gott sei Dank – weggeworfen. Sie war ihnen wohl zu auffällig mit einem riesigen Harley-Adler auf dem Rücken und den vielen USA-Pins. Entwendet aus den Taschen haben sie nur meine schmutzigen Taschentücher, meine kostbare Indianersalbe (gegen Verletzungen und Insektenstiche) und einen Lippenstift. Alles ersetzbar. Ich bin happy, dass meine Jacke unversehrt wieder da ist. So können wir uns beruhigt auf den Heimweg machen. Den Besuch bei der Polizei sparen wir uns.
Gegen 17 Uhr sind wir Zuhause, nach 7 ½ Stunden, 103 Meilen = 166 km. Da wir mittags gegessen haben, gibt es abends nur etwas Schinken, Brot, Tomatensalat, Wein.
Das war kein schöner Tag heute. Der Schreck über den Diebstahl sitzt uns noch in den Knochen. Rolf wird jetzt immer alles abschließen und auch den Alarm am Motorrad anmachen.
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Aufbruch: | 01.04.2017 |
Dauer: | 12 Wochen |
Heimkehr: | 20.06.2017 |