Das eher unbekannte Portugal - 2017

Reisezeit: April - Juni 2017  |  von Uschi Agboka

Info Regiao Centro - Pinhal Interior Norte: Informationen Conimbriga

Conimbriga Informationen

Conimbriga war eine antike römische Stadt. Sie befindet sich 16 km von Coimbra und weniger als 2 km von Condeixa a Nova entfernt.

Die frühesten archäologischen Funde sind keltischen Ursprungs und entstammen der Eisenzeit des 9. Jh. v. Chr. Es wird sich um eine ibero-keltische Siedlung handeln. Auf der Iberischen Halbinsel finden sich mehr als 100 eisenzeitliche Orte. Conimbriga wurde 139 v. Chr. von römischen Truppen erobert und Teil der Provinz Lusitania des römischen Reiches.

In der Zeit des Augustus wurde die Stadt um öffentliche Thermen, ein Forum und eine Stadtmauer erweitert. Als Conimbriga während der Zeit Constantius II. Stadtrecht erhielt, wurde das augustische Forum abgerissen und durch ein größeres ersetzt.

Die Stadt ist in zwei Bereiche geteilt: ein Villenviertel mit reichen Mosaiken und einem zentralen Platz im Norden sowie einem Häuserbereich der Mittelklasse, vorwiegend von Handwerkern bewohnt, mit einem großen Gebäude aus der Zeit des Claudius im Süden, das sein Ausgräber, Virgilio Correia, als vorchristliche Basilika deutete.

Im Jahr 468 eroberten Sueben die Stadt und verwüsteten sie. Conimbriga, das bereits von den Römern durch einen langen Aquädukt aus Alcabideche versorgt werden musste, verlor seinen Status als Bischofssitz an Aeminium (Coimbra) und wurde im 7./8. Jh. von den letzten Einwohnern verlassen.

Obwohl nicht die größte römische Stadt Portugals, ist Conimbriga durch die jahrhundertelange Versandung heute die am besten konservierte. Die Stadtmauern sind größtenteils intakt, die Mosaiken und Fundamente vieler Häuser und öffentlicher Gebäude erhalten. In den Bädern, meist mit fehlendem Boden, ist das System der Hypokaustheizung noch vorhanden.

Ein Hypokaustum ist eine Warmluftheizung, bei der ein massiver Körper mit warmer Luft durchströmt wird, der aber im Vergleich zu einem Heizkörper eine niedrigere Oberflächentemperatur hat. Als massive Wärmeträger werden vor allem Fußböden oder Wände eingesetzt, aber auch massive Sitzbänke oder andere Bauteile.

Diese Form der Heißluftheizung stammt aus der römischen Antike und wurde zuerst nur in Thermen, später dann generell in römischen Häusern eingesetzt.

Nach archäologischen Schätzungen sind von 1899 bis Januar 2013 erst zehn Prozent der Stadt ausgegraben worden.

Unter den verschiedenen Grabungen waren die von Virgilio Correira 1930 – 1944 am systematischsten. Innerhalb der Mauern wurden von ihm mehrere luxuriöse Wohnhäuser, eines davon mit privaten Thermen, und eine frühchristliche Basilika gefunden. Correia legte zudem die Stadtmauern, einige öffentliche Thermen, 569 m² Mosaiken und mit dem zentralen Garten ein Versorgungssystem für 500 Brunnen frei.

Besonders sehenswert ist das Haus der Wasserspiele aus dem 3. Jh. Die Mosaiken zeigen u. a. Jagdszenen, Delphine und Perseus mit dem abgeschlagenen Haupt der Medusa.

Städte wie Bracara Augusta (Braga), Pax Julia (Beja) oder Olissipo (Lissabon) übertrafen Conimbriga an Bedeutung und Größe.

Conimbriga gilt dennoch als bedeutendste römische Ausgrabungsstätte in Portugal, da es einer der seltenen Fälle ist, in denen im Verlauf keine neue Stadt auf der alten Römerstadt entstanden ist. Im Laufe der Zeit wurden zwar Steine für Bauten im nahen Condeixa a Velha entfernt und die Ende des 19. Jahrhunderts und in den 1930er Jahren vorgenommenen archäologischen Ausgrabungen haben einige Bereiche ohne die heutigen wissenschaftlichen Standards an Dokumentationsgenauigkeit abgetragen.

Jedoch steht mit Conimbriga ein freies, nicht neu überbautes und somit unverändertes Ausgrabungsfeld einer bedeutenden römischen Verwaltungsstadt der Provinz Lusitania zur Verfügung, von der der größte Teil noch nicht freigelegt wurde. Die Ausgrabungen gehen ständig weiter.

© Uschi Agboka, 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Kultur- und Naturreise durch das eher unbekannte Portugal, abseits der großen Touristenströme.
Details:
Aufbruch: 01.04.2017
Dauer: 12 Wochen
Heimkehr: 20.06.2017
Reiseziele: Portugal
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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