Reise um die Welt
Buenos Aires
Ankunft in Buenos Aires
Die letzten Tage auf dem Schiff vergehen schnell und wir fahren in die Flussmündung des Rio de la Plata. Mit dem Sonnenuntergang passieren wir Punta del Este. Nachts ankern wir eine Weile vor Montevideo. Am nächsten Morgen sind wir dann auf dem Fluss. Das Wasser ist hier nicht mehr blau, sondern braun. Der Rio de la Plata schwemmt viel Schlamm aus. Die Dimensionen sind enorm. Die Strecke von Punta del Este bis Buenos Aires hat ca. 300 km. In der Mitte des Flusses kann man die Ufer nicht sehen. Erst spät sieht man das argentinische Ufer am Horizont. Die Passagiere schauen gebannt auf die näher kommende Stadt.
Im Hafen ist es heiß. Die kühlende Meeresluft fehlt. Auf dem Meer hatten wir meist zwei " Klimazonen ". Die Windseite kühl, so dass man sich nur warm angezogen draußen aufhalten konnte und man brauchte nur einmal durchs Schiff gehen, um auf der anderen Seite windgeschützt zu schwitzen.
Wir müssen noch drei Stunden warten, bis wir das Schiff verlassen können. Für die Mannschaft gibt es zum Abschied einen Berg Schokolade und eine Karte. Der Abschied ist herzlich und auch ein bisschen wehmütig.
Ein großer Teil Teil der Mannschaft kommt aus Odessa. Der Kapitän macht Werbung für Odessa. Eine Stadt, die ich bis jetzt noch nicht im Fokus hatte. Jetzt bin ich neugierig geworden.
Für mich stellt sich di Frage, wie ich die 2 km vom Hafen zum Hotel komme. Die anderen Passagiere werden abgeholt oder nehmen ein Taxi- auch mit Fahrrad. Sie haben es alle weiter. Ich entscheide mich dafür, mit dem Rad zu fahren. Die ersten 100 m scheinen uunüberwindlich. Große Lastwagen fahren aus dem Hafen. Der Gehweg endet nach ein paar Metern. Unschlüssig stehe ich vor einer großen Kreuzung. Zum Glück geleitet mich ein Mann, der dort steht - vielleicht ein LKW Fahrer - über die Kreuzung und rät mir noch, nicht geradeaus in das schlechte Viertel zu fahren. Nach ein paar hundert Metern komme ich am Busbahnhof vorbei, dann am Bahnhof Retiro. Hier wird die Situation schon übersichtlicher auch wenn ich das Gefühl habe, dass begehrliche Blicke auf mein Rad geworfen werden. Kurz hinter dem Bahnhof gibt es einen Radweg und ich kann bequem auf Radwegen bis zu meinem Hotel fahren. Das Rad kann hier in die Tiefgarage. Die Navigation mit Komoot hat gut funktioniert. Ohne Komoot hätte ich ein Taxi gebraucht.
Der erste Tag
Die erste Herausforderung nach dem Geld abheben ist die Beschaffung einer Prepaid Karte fürs Smartphone. Ich habe mich so daran gewöhnt unterwegs alle Fragen, die auftreten mit dem Internet zu beantworten, dass ich mich ohne Internet regelrecht orientierungslos fühle. Ich kann nicht einfach eine Karte kaufen. Die Karte kostet nichts, aber sie muss zuerst bei einem Anbieter mit meinem Pass registriert werden. Danach muss ich in einen "Drugstore" , eine Art Zeitungskiosk, gehen und ein Guthaben kaufen und zum Schluss das Guthaben aktivieren. Das funktioniert nicht gleich und ich gehe noch einmal zurück zu der netten Sachbearbeiterin, die die Aktivierung für mich macht. Jetzt fühle ich mich sicherer.
Dann brauche ich noch Südamerikakarten auf dem Garmin. Das war mir daheim nicht klar und ich habe es versäumt. Auf dem Schiff ist mir das im Gespräch mit den anderen Radfahrern erst klar geworden. Zum Glück gibt es ganz in der Nähe einen Garminshop. Dort lasse ich mir die Karten auf den Garmin laden. Klingt alles ganz einfach. Mit meinem miserablen Spanisch und ohne Ortskenntnisse eine Herausforderung. Die Menschen, mit denen ich in Kontakt komme sind alle sehr nett und hilfsbereit. Das hilft mir sehr.
Danach gehe ich auf der Suche nach einer besonderen Buchhandlung- ein umgebautes Theater - noch lange durch die Straßen. Ich schlendere nicht, sondern gehe zügig, um nicht als Touristin erkannt zu werden. Da ich mich mitten in der Stadt befinde, gehe ich kilometerlang an den verschiedensten Geschäften vorbei. Ein Paradies für Menschen, die gerne shoppen oder auch nur gucken oder stöbern. Ich traue mich nicht, mit gezücktem Smartphone durch die Straßen zu gehen und zu fotografieren. In Barcelona hatte fast jeder ein Smartphone in der Hand. Das ist hier anders, eher selten. Smartphones sind in Argentinien verhältnismäßig teurer.
Die Größe der Stadt erschlägt mich ein bisschen. Die nächsten Tage werde ich damit verbringen, mir verschiedene Ecken in Buenos Aires anzuschauen.
Buenos Aires mit dem Rad
Nachdem ich zwei Tage zu Fuß in der Innenstadt herumgelaufen bin, buche ich eine geführte Radtour. Das Wetter ist super. Es ist Samstag und ab Samstagmittag sind hier die Geschäfte geschlossen. Also Wochenendstimmung, wie ich sie von früher kenne. Günstig zum Radeln in der Stadt.
Wir sind nur zu dritt. Der Guide und ein Kolumbianer, der wegen eines geschäftlichen Meetings in BA ist. Er ist Softwareentwickler und arbeitet in Lima. Die Führung ist auf Spanisch. Ich verstehe viel, aber nicht alles im Detail. Die bemerkenswerten Bauten kommen natürlich aus der Kolonialzeit. Interessanter finde ich, wie Argentinien mit der Gegenwart umgeht.
Direkt gegenüber des einst reichsten, jetzt zweitreichsten Viertels der Stadt liegt ein Slum direkt am Hafen, Villa31. Nur durch die Bahngleise voneinander getrennt. Direkt an den Bahngleisen auf der guten Seite gibt es einen erhöhten Park. Hier liegen die besseren jungen Mädchen und sonnen sich mit Blick auf Villa31 .
Es gab mehrere Versuche, Villa31 aufzulösen. Das scheitert seit über 10 Jahren an den Bewohnern, die dort wohnen bleiben möchten.
Weiter geht's durch die Grünanlagen des Nordens zur Rosada in Palermo. Hier blühen die Rosen und die Linden. Daheim hatte ich gehofft, dass es hier jetzt blühende Linden gibt. Ich genieße den betörenden Duft der Linden. Auf dem See wird Tretboot gefahren. Ich muss an den Frankfurter Palmengarten denken.
Auf dem Rückweg gibt es noch einen Gang über den Friedhof von Recoletta, wo die Reichen begraben sind. Begraben ist nicht der richtige Ausdruck. Sie wohnen in Totenhäusern. Eine makabre Siedlung von kleinen Häusern, in denen die Toten wohnen. Auch Evita liegt hier und hier Totenhaus ist mit Blumen geschmückt.
Zum Abschluss trinken wir zusammen ein Bier. Der Guide ist ein in die Jahre gekommene Weltenbummler. Die Unterhaltung ist interessant.
Der nächste Tag ist ein Sonntag und och drehe eine Runde mit dem Rad. Mich interessiert das reservado egologico und das moderne Viertel Puerto Madero. Das Naturschutzgebiet dient am Wochenende als Naherholungsgebiet. Es liegt zwischen dem rio de la Plata und Puerto Madero. Die Wege sind belebt mit Joggern, Spaziergängern, Radfahrern und Familien. Auf dafür ausgewiesenen Flächen wird gegrillt. Es riecht nicht nach Bratwurst, sondern nach gegrilltem Fleisch.
Auch am neuen ehemaligen Hafen gibt es viele Spaziergänger. Das neue Viertel ist noch nicht vollständig fertig. Überall wird gebaut. Kaum vorzustellen, was passiert, wenn Argentinien das Geld zur Fertigstellung dieser vielen Bauvorhaben ausgeht. Der Stydt sieht man an, dass viel zu tun ist und nicht nur der alte Hafen wird umgebaut. In der ganzen Stadt werden historische Gebäude saniert und Parks renoviert.
Auf meinem Sonntagsausflug komme ich in der Nähe der Rosada an einem Integrationsfest der Stadt Buenos Aires vorbei. Es gibt eine Immigrationsberatung. Mich interessiert, woher die Migranten kommen und bekomme zur Antwort: aus Lateinamerika.
Abends komme ich mit einem US-Amerikaner ins Gespräch. Wir verbringen den nächsten Tag zusammen und ich nutze die Gelegenheit, eine Begleitung zum Besuch einer Milonga zu haben. Es ist keine Show, sondern eine richtige Milonga. Es gibt Paare, die gut tanzen. Teilweise hängen junge, große schlanke Frauen, Kopf an Kopf über kleineren älteren Männern. Es fällt mir schwer, die Faszination zu entdecken.
Im Laufe des Abends komnen immer mehr jüngere Paare dazu. Hier sehe ich auch mal die schönen argentinischen Frauen, nach denen ich schon gefragt wurde. Schöne argentinische Männer: ???? Ich versuche möglichst viel von der Atmosphäre aufzusaugen. Wenn ich länger hier wäre, würde ich auch einen Kurs machen.
Um Mitternacht gibt es einen Showtanz. Die beiden können tanzen und ich schaue gerne zu.
Den letzten Tag verbringe ich mit Vorbereitungen für meine Weiterreise. Auf dem Platz St. Martin stehen die Reporter vor dem Wirtschaftsministerium und laufen sich warm für G20. Gut , dass ich morgen die Stadt verlassen kann.
In einer Woche habe ich nur ganz wenig von dieser vielseitigen Stadt mitbekommen. Insbesondere das Nachtleben, für das Buenos Aires berühmt ist, habe ich verpasst. Es hat ein paar Tage gedauert, bis ich - verunsichert von vielen Warnungen vor Dieben und Überfällen- angefangen habe, mich frei zu bewegen. Taxis sind hier billiger, als bei uns der RMV. Es ist kein Problem, Wege mit dem Taxi zurückzulegen. Es sei denn, es ist gerade Berufsverkehr.
Ich schwanke zwischen dem Wunsch, tiefer in diese Stadt einzutauchen und der Freude auf das Neue u d die Möglichkeit den Lärm, den Verkehr und die schlechte Luft hter mir zu lassen.
Morgen geht es nach Montevideo. Ich gespannt auf den Unterschied!
Gräber auf dem Friedhof von Recoletta, teilweise verfallen. Das Grab von Evita mit Blumen geschmückt.
Aufbruch: | 30.09.2018 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | September 2019 |
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