Reise um die Welt
Im Mauletal
Durchs Mauletal auf dem Weg nach Santiago
Wieder habe ich Glück. Manuel fährt montags nach Santiago und kann mich bis ins Mauletal mitnehmen. Das Mauletal ist eine der Weinbauregionen in Chile. Der Weinbau setzt sich Richtung Norden bis in die Region von Santiago fort. Schnell wird das Grün des pazifischen Küstenstreifen durch das Gelb des Spätsommers ersetzt. Auf der Ruta 5 sehe ich einen Reiseradler. Ich beneide ihn nicht. Es gibt ziemlich viel Verkehr. Kurz nachdem wir an einer Raststätte anhalten, kommt auch der Reiseradler. Ich spreche ihn auf Spanisch an. Das funktioniert nicht. Aber Deutsch. Er kommt aus Süddeutschland, ist Anfang November in Buenos Aires angekommen und von dort aus nach Ushuaia und dann die Carretera Austral zurück. Das ist enorm!! Auf der Carretera Austral wäre es hart gewesen. Dort hätte er auf den Caminos ripios 'nur' 50 km am Tag geschafft. Auf der Panamericana schafft er 130 km am Tag. Er freut sich, dass er gut voran kommt.
Mein Ziel an diesem Tag ist Villa Allegra. Dort verabschiede ich mich von Manuel. Villa Allegra ist ein hübsches Städtchen, eher Dorf. Ein Schild weist auf den architektonisch geschützten Ortskern hin. Ich habe ein günstiges Zimmer in einer schönen Ferienanlage und freue mich im Schwimmbad Schwimmen zu können. Kurz überlege ich, ob ich bleibe, aber ich weiß nicht so recht, was ich dort machen soll. Am nächsten Tag drehe ich eine Runde auf wenig befahrenen Straßen, komme durch Linares, das bei mir den sofortigen Wunsch weiterzufahren, auslöst. Hektisch und hässlich. Ich möchte nochmal etwas Natur tanken und fahre zu einem Campingplatz an einem See im Mauletal. Einen Tag bleibe ich und fahre ohne Gepäck noch etwas weiter ins Tal, statt zurück an die Ruta 5 nach Talca, wo ich eine Bekannte einer Freundin treffen wollte. Eine schöne Landschaft. Die Berge sind auf der Nordseite kahl. Auf der Südseite sind sie bewaldet. Noch 80 km weiter führt das Tal bis es den Pass Pehuenche und Argentinien erreicht. Bevor sich herausgestellt hat, dass ich nach Lima muss, hatte ich mal erwogen über diesen Pass zu fahren. Und nun möchte ich wenigstens mal ins Tal hineinfahren. Nur ein kleiner Einblick. Die Maule führt kaum Wasser. Sie wird in zwei Seeen gestaut.
Der Campingplatz gefällt mir gut. Es gibt sogar eine Platzordnung. Keine Musik und Nachtruhe ab 23 Uhr. Das wird in Chile etwas gedehnt. Immerhin ist ab ein Uhr Ruhe und die Musik ist leise. Zu meiner Freude Pink Floyd 'wish you where here' . Eine schöne Abendstimmung. Ich spreche mit einem jungen Mann, der mit seinem Moped durch den Süden von Chile gefahren ist und die Störenfriede der zweiten Nacht entpuppen sich als nette Frauen, die mich zum Frühstück einladen. Da ich ahne, dass es ein langer Tag wird, lehne ich ab und mache mich auf den Weg nach Molina.
Noch ein wunderbarer Radtag, auf kaum befahrenen Straßen, entlang der andinen Kordilleren, die etwas weiter weg im Dunst zu sehen sind.
Ich habe viel Zeit - denke ich. Vielleicht komme ich mit dem Rad bis Santiago. Versuchen möchte ich es auf jeden Fall. In Molina würde ich gerne ein Weingut besuchen und bleibe auch dort einen Tag. Das Weingut ist eine Weinfabrik. Eine große Industrieanlage, in der Wein produziert wird. Es gibt einen Weinverkaufsladen. Keine Möglichkeit, Weine zu probieren. Im Laden sitzt eine Sicherheitsperson und schaut mich mißtrauisch an. Schnell bin ich wieder draußen. Auch auf meiner Spazierfahrt sehe ich keine Lokale, die Wein anbieten. Nur riesige Weinfelder und Weinfabriken.
Im Internet schaue ich, was mein Schiff macht. Komisch! Es ist jetzt in Busan und alle weiteren Häfen sind ausgeplant. Besorgt frage ich bei meiner Agentur nach. Aber es ist Wochenende und es kommt keine Antwort. Am nächsten Tag fahre ich weiter durch Weinfelder mit dem Blick auf die Küstenkordilleren. Wieder kaum befahrene Straßen. Eigentlich sollten es nur 50 km werden. Am Ort angekommen, finde ich die Hausnummer der Hospedaje nicht. Und da, wo sie sein könnte, steht nur eine Bruchbude. Also weiter. Es ist noch früh. Jetzt rächt sich die Trödelei vom Vormittag. Bis zum nächsten Ort sind es 40 km und die Strecke ist nun wellig. Irgendwann gestehe ich mir ein, dass mir das zu viel ist. Per Anhalter geht es weiter. Es ist wirklich Klasse, dass hier so viele Camionetas mit Ladefläche rumfahren!
Nach kurzer Zeit hält eine an und nimmt mich mit. Zwei Männer. Vater und Sohn. Der Vater im Baugewerbe. Möchte von mir wissen, wie die Preise in Deutschland im Vergleich zu Chile sind. Ziemlich ähnlich! Er hat vor, nach Deutschland und Holland zu reisen, um LKWs zu kaufen. Bis kurz vor Curicó, eine Stadt an der Ruta 5, kann ich mitfahren. Da wollte ich eigentlich nicht hin. Aber es gibt dort zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten. Am nächsten Tag soll es weitergehen nach Santa Cruz, wo am Wochenende ein Weinfest ist. Curicó hat das typische Flair einer Ruta 5 Stadt. Viel Verkehr, viele Busse. Schon in Rio Bueno, eigentlich eine kleine malerisch gelegene Stadt, war mir das Treiben aufgefallen, das durch den Verkehr und die ankommenden und abfahrenden Busse entsteht. Darunter auch etliche zwielichtige Gestalten. Kurz: Curicó lädt zum Wegfahren ein.
Am nächsten Morgen habe ich eine Nachricht von Langsamreisen: Mein Schiff hat die Route verlassen. Es gibt mehrere Alternativen. Da ich auf dieser Reise nicht fliegen möchte, sind nur zwei realistisch: zurück nach Buenos Aires und von dort Ende März nach Hongkong oder am 18.3. ab Lima. Beides schwierig. Ich entscheide mich, nach Lima zu fahren, obwohl es eine zeitliche Herausforderung ist. Es ist der 4.3.
Villa Allegra, ein hübscher Ort im Weinanbaugebiet, hat sogar einen architektonisch geschützten Ortskern. Vom kühlen Pazifikklima komme ich plötzlich in eine mediterran anmutende Gegend.
Malerischer Campingplatz. Die Campingplätze in Argentinien und Chile sind in keiner Weise mit deutschen Campingplätzen vergleichbar. Ich habe nirgends Dauercamper gesehen.
Todos por Chile und Chile mejor
Überall weisen große Schilder auf fertiggestellte Infrastrukturmaßnahmen hin, Straßen, Bewässerung, Kanalbau ....
Aufbruch: | 30.09.2018 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | September 2019 |
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