Reise um die Welt

Reisezeit: September 2018 - September 2019  |  von Sabine C

Von Ulan-Ude nach Irkutsk

Ulan-Ude

Schon fast mittags statt morgens komme ich in Ulan-Ude (eigentlich Ulan-Udä mit der Betonung auf dem ä) an. Die Stadt empfängt mich mit Hitze und einer wüstigen Atmosphäre. Hier ist nicht Grün die vorherrschende Farbe, sondern Sandfarben. Ein kleiner Zipfel, der klimatisch eher der Mongolei gleicht, ragt hier nach Russland hinein. Auf dem Weg zum Hotel merke ich, dass der linke Schalthebel ein Problem hat. Er schaltet nicht mehr auf das kleinste Blatt. So kann ich nicht weiterfahren. Muss das sein? Ausgerechnet hier in Ulan-Ude? Im Internet suche ich nach Fahrradgeschäften. Es gibt einige. Trial-Sport scheint gut ausgestattet zu sein. Eigentlich wollte ich am nächsten Tag weiter. Es ist schon der 2. Juni und am 10. Juni beginnt mein Sprachkurs in Irkutsk. Daraus wird erstmal nichts. Am nächsten Tag lasse ich mich in strömendem Regen von einem Taxi ans andere Ende der Stadt zu Trial-Sport fahren. Im Laden MTBs von Cannondale, teilweise mit Shimano Schaltung. Es scheint alles zu geben, was der Radfahrer braucht. Zum Glück spricht jemand Englisch. Meine Schaltung wird eingestellt. Die Vermutung, dass der Schalthebel ausgetauscht werden muss, bestätigt sich nicht. Wäre aber auch kein Problem gewesen. Ersatzteile sind vorhanden. Das Licht wird repariert und ein paar andere Kleinigkeiten. Ich bin superglücklich. Auf die Frage, was das kostet, bekomme ich die Antwort: nichts! Im Internet sehe ich, dass Trial-Sport eine Kette ist, die Niederlassungen in fast allen größeren Städten in Russland hat.
Abends esse ich vorzüglich und für wenig Geld in der Innenstadt von Ulan-Ude.

Am Bahnhof in Ulan-Ude angekommen

Am Bahnhof in Ulan-Ude angekommen

Fahrradgeschäft in Ulan-Ude

Fahrradgeschäft in Ulan-Ude

Ulan-Ude hat den größten Leninkopf Russlands zu bieten

Ulan-Ude hat den größten Leninkopf Russlands zu bieten

Alte Bekannte! Hier gibt es wieder Straßenhunde, aber längst nicht so viele wie in Südamerika

Alte Bekannte! Hier gibt es wieder Straßenhunde, aber längst nicht so viele wie in Südamerika

Stundenhotel in Russland - ganz praktisch diese Stundenhotels. Man bucht 24 Stunden und nicht eine Nacht, so dass man einen flexiblen Check-Out hat

Stundenhotel in Russland - ganz praktisch diese Stundenhotels. Man bucht 24 Stunden und nicht eine Nacht, so dass man einen flexiblen Check-Out hat

Mit dem Rad nach Sludjanka

Es ist kalt. Nur 8 ° als ich morgens um 9 Uhr starte und der Tag wird lang. Erst nach 89 km gibt es laut Booking.com die nächste Übernachtungsmöglichkeit. Tatsächlich erreiche ich nach ca. 50 km ein Motel. Aber da ist es erst früher Nachmittag. Zum Glück hat der Regen vom Vortag aufgehört. Trotz der Kälte freue ich mich, wieder einen Radabschnitt vor mir zu haben. Die Straße ist gut und breit. Auf den ersten Kilometern gibt es einen breiten Seitenstreifen, der zunehmend schmaler wird, aber er ist vorhanden und ich richte mich darauf ein. Verkehr hält sich in Grenzen. Da die Transporte meist auf der Schiene erfolgen, ist der LKW-Verkehr nicht so stark. Selten gibt es mal eine Situation, dass gerade Gegenverkehr ist, wenn ich überholt werde. Im Grunde ganz gut. Wenn nur der Gegenwind nicht wäre! 83 km kämpfe ich gegen den Wind. Dann geht nichts mehr! Ich bleibe stehen, schiebe ein paar Meter, steige wieder auf und fahre langsam weiter. Und da ist es! Ein Motel! Wie für mich dahin gezaubert. Und es ist noch nicht mal schlecht! Sondern ganz neu und modern und billig. Vor dem nächsten Tag habe ich Respekt. Doch es wird ein wunderbarer Radtag, bei schönem Wetter und warmen Temperaturen. Die Muskulatur kann sich erholen.
Die nächsten Tage versuche ich immer wieder die Natur und die Eindrücke aufzusaugen. Mir wird die Einmaligkeit dessen, was ich hier mache bewusst. Wahrscheinlich werde ich diese Strecke am Baikalsee in dieser wunderbaren Landschaft nie wieder entlang fahren.
In einer Mittagspause treffe ich einen deutschen Radler, der in 80 Tagen um die Welt fährt. Natürlich in ausgewählten Ländern - Russland, Australien und USA gehören dazu. Er fährt durchschnittlich 280 km am Tag!!!! Er ist noch jung, hat zuvor 10 Jahre Extremsport betrieben.

In Tanchoi bewundere ich die überwiegend gut gepflegten Holzhäuser. Die Schule in diesem kleinen Ort ist ein Schmuckstück. Neu renoviert und bunt. Über dem Tor steht 'Auf Wiedersehen Schule' . Hier sind Schulferien. Kinder spielen auf der Straße, zwischen den Häusern und auf dem Spielplatz. Große Fliederbäume blühen., die ich nur am Duft als Flieder erkenne. Die Blüten sind viel kleiner als bei uns.
In Baikalsk wäre ich am liebsten in dem Holzhaus am See geblieben, in dem ich übernachtet habe. Traumhaft schön mit Blick auf den See. Ich kann mir in der Küche etwas kochen und sitze noch lange auf den Stufen, um die Sonne langsam untergehen zu sehen.
Getrübt wird meine Idylle nur dadurch, dass ich das Tablet Ladekabel irgendwo liegen gelassen habe. Und so treibt es mich weiter nach Irkutsk, wo es Samsung Niederlassungen gibt, um ein neues Ladekabel zu kaufen.
Sludjanka ist eine Enttäuschung. Es gibt zwar jede Menge Souvenirgeschäfte. Das ist aber auch das Einzige, was an Tourismus erinnert. Der Ort wird beherrscht von dem Bahnhof, ein riesiger Rangierbahnhof, der den Ort in zwei Hälften teilt. Am Samstagnachmittag begegnet mir nicht nur eine Person mit auffälliger Alkoholfahne. Es ist kalt und regnerisch. Statt dort zu übernachten, kaufe ich noch für den Abend eine Zugfahrkarte nach Irkutsk. Im Regionalzug - Suburb - gibt es sogar ein Fahrradabteil. Zum Glück hebt mir ein starker Mann das Rad mit Gepäck in den Zug und die Mountainbiker, die unterwegs einsteigen, heben es mir wieder heraus. Die Fahrt führt durch den Gebirgszug zwischen dem Baikalsee und Irkutsk. Wieder kann ich den Blick nicht von der schönen Landschaft abwenden. Der Zug hält an jeder Häusergruppe und er ist gut besetzt. Asphaltierte Straßen sehe ich kaum.

Hier starte ich auf meinen ersten Radabschnitt in Russland

Hier starte ich auf meinen ersten Radabschnitt in Russland

Nur ein paar Kilometer weiter ist wieder sattes Grün die vorherrschende Farbe

Nur ein paar Kilometer weiter ist wieder sattes Grün die vorherrschende Farbe

In diesen kleinen Dorfläden fühle ich mich wie im Keksparadies

In diesen kleinen Dorfläden fühle ich mich wie im Keksparadies

Fliederbaum

Fliederbaum

Baikalsee

Baikalsee

Zwei russische Radfahrer, die mit ihrem Bus den Sommer über nach Russland fahren, halten neben mir. Wir tauschen Tee und Kekse

Zwei russische Radfahrer, die mit ihrem Bus den Sommer über nach Russland fahren, halten neben mir. Wir tauschen Tee und Kekse

In diesem netten Holzhaus wäre ich gerne noch etwas geblieben

In diesem netten Holzhaus wäre ich gerne noch etwas geblieben

Bahnhof in Sludjanka

Bahnhof in Sludjanka

Rangierbahnhof in Sludjanka

Rangierbahnhof in Sludjanka

Historische Bahnhofshalle in Sludjanka

Historische Bahnhofshalle in Sludjanka

Abschied vom Baikalsee

Abschied vom Baikalsee

Fahrradwagon

Fahrradwagon

© Sabine C, 2018
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Verkehrsmittel werden Fahrrad, Schiff, Zug und Bus sein. Es ist ein langgehegter Traum von mir, die Welt zu umrunden und dabei kein Flugzeug zu benutzen.
Details:
Aufbruch: 30.09.2018
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: September 2019
Reiseziele: Deutschland
Frankreich
Spanien
Marokko
Brasilien
Argentinien
Uruguay
Chile
Peru
Ecuador
Mexiko
Japan
Südkorea
Russland / Russische Föderation
Estland
Lettland
Schweden
Polen
Der Autor
 
Sabine C berichtet seit 6 Jahren auf umdiewelt.
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