Reise um die Welt
Kazan
Noch einmal 14 Stunden und zwei Zeitzonen trennen mich von Kazan, dem Ziel meiner Zugreise. Von Kazan aus werde ich mit dem Rad weiterfahren.
In meinem Abteil Großmutter und Großvater mit dem Enkel. Sie kommen aus der Gegend von Ekatarinenburg und fahren nun mit dem 7 jährigen Enkel mit dem Zug nach Sotschi in den Urlaub. Den Zug nehmen sie, weil der Enkel noch nie Zug gefahren ist. Er ist pensioniert und sie hat eine Führungspositionen bei der Bahn. Sie sind offen und gesprächsbereit und fragen mich, was ich in Ekatarinenburg gesehen habe und ob mir die Stadt gefällt. Sie sind stolz auf ihre Stadt. Die wichtigste Sehenswürdigkeit Ganina Jama habe ich nicht gesehen. Es ist mir ein bisschen peinlich, aber mir fehlt die Bekleidung, um Kirchen zu besichtigen: Überknielanger Rock und Kopftuch. Sie sind zufrieden, dass ich das Jelzin Museum besucht habe. Es sind weitgereiste Leute. Sie waren schon in Israel und in der Türkei. Wenn ich alles richtig verstanden habe, beklagen sie, dass in Russland alles so teuer ist. Inzwischen habe ich begriffen, das 2014 mit dem Beginn der Sanktionen, der Rubel die Hälfte seines Wertes verloren hat. Das macht das Leben in Russland teuer und für mich die Reise so günstig. Sie sagen, dass Deutschland und Russland nicht vergleichbar wären. Sowohl von der Größe als auch der kulturellen Prägung her. Der Präsident könne seine Augen nicht überall haben. Es gäbe zu viel Korruption. Er beklagt die wirtschaftliche Situation in Russland und das Erstarken des Nationalismus auch in Deutschland. In Russland wären alle Religionen vertreten und würden friedlich zusammenleben. Sie fragen nach den Migranten in Deutschland, ob sie deutsch sprechen würden. Auf die Migranten werde ich immer wieder angesprochen.
Und dann bin ich am Ziel, an der Wolga in Kazan. Mit Fahrrad in Russland Zug fahren ist möglich. Man braucht auch nicht zwei Tickets kaufen, sondern lediglich ein zusätzliches Gepäckticket für zwei Plätze. Das ist viel billiger. Auf jeden Fall sollte man eine Abdeckung fürs Rad parat haben. Ich glaube hier würden auch große Müllsäcke reichen.
In Kazan schaue ich mir noch den Kreml an. Eine beeindruckende Burg, die über der Wolga thront.Der erste Kreml, den ich sehe. Es ist eine Burg mit innenliegenden Gebäuden. Ich weiß nicht, wie ich das fotografieren soll. Es ist alles so groß und die Bilder zeigen immer nur einen kleinen Ausschnitt.
Im Tartarenmuseum schaue ich mir die wechselvolle Geschichte dieser Region an. Es ist eine Geschichte von Männern, Kriegen, Hierarchien. Zu viele Kriege und Völker, die hier eingefallen sind, als dass ich mir das merken könnte.
Ich bin aufgeregt. Auf Komoot plane ich verschiedene Varianten, um mit dem Rad nach Nishni Novgorod zu fahren. Immer wieder der Blick aufs Wetter und Übernachtungsmöglichkeiten. Wild zelten ist in Russland zwar kein Problem, aber immer noch nicht mein Favorit. Und dann die Katastrophe! Die Strecken lassen sich nicht mehr vom Tablet auf den Garmin laden. Es ist nachmittags. Am nächsten Morgen möchte ich los. Ich suche im Internet nach einer Garminvertretung, setze mich aufs Rad und fahre hin. Es ist eine Sportbootgeschäft mit nautischen Navigationsgeräten. Eine junge Frau kümmert sich um die Lösung. Sie telefoniert lange mit einem Kollegen, wir setzen den Garmin zurück, nehmen die SD Karte mit den Russlandkarten aus dem Gerät und kurz erscheint auf dem Tablet der Garmin als USB. Dann ist er wieder weg. Wackelkontakt im Ladekabel? Im Hotel probiere ich es nochmal. Nach einer Weile ist die Verbindung da. Schnell kopiere ich die Strecken auf den Garmin bevor die Verbindung weg ist. Erleichterung!
Mittags habe ich das Rad bei Trial-Sport checken lassen. Ich frage den Verkäufer, wo man gut fahren kann. Er sagt auf der Autobahn M7 zu fahren wäre völlig normal. Auf der anderen Wolgaseite wären die Wege viel zu schlecht.
Aufbruch: | 30.09.2018 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | September 2019 |
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