Reise um die Welt
Von Montpellier nach Perpignan : Radeln im überschwemmten Land
Weiter trotz Starkregen
Als ich in der letzten Woche wegen Sturm, Regen und Überschwemmungsgefahr eine wetterfeste Unterkunft hatte, ahnte ich noch nicht, dass es nicht aufhört. Auf die Wettervorhersage vertrauend, hielt ich den Dienstag für einen guten Tag, weiterzufahren. Und nach einer Woche, war ich auch froh, dass es weitergeht.
Zunächst schien sich die Vorhersage zu bewahrheiten. Ein paar Wolken am Morgen, aber auf der anderen Seite aufhellender Himmel. Mein Garminkabel war leider noch nicht angekommen und ich hoffte noch die Post abwarten zu können. Just in dem Moment, als ich mich entschlossen hatte ohne das Kabel zu fahren und es mir nachschicken zu lassen, setzte Starkregen ein. Nur ein Schauer dachte ich, wartete etwas, holte die Regensachen heraus und machte mich bei nachlassendem Regen auf den Weg. Die Navigation musste das Smartphone mit Komoot übernehmen, da ich die Strecken mangels Kabel nicht übertragen konnte. Der Weg führte mich an den Kanal zum Radfernweg. Eigentlich ein schöner Weg. Der nicht asphaltierte Weg neben dem Kanal war so aufgeweicht und voller Pfützen, dass er nicht fahrbar war. Zum Glück konnte ich auf eine Straße abbiegen. Aber dann ging's wieder an den Kanal. Nach ein paar Metern gab ich auf und suchte mir mit Google Maps eine Straße zum weiterfahren. Trotz Powerbank und Stromerzeugung mit Nabendynamo hätte mein Smartphone auch in absehbarer Zeit keinen Strom mehr gehabt. Die Navigation mit der Komootsoftware ist besser als mit dem Garmin, aber sie verbraucht leider zu viel Energie.
Nun war ich auf der Straße nach Via. In Via schien mir alles hoffnungslos. Entweder auf der Rue Nationale fahren oder sich einen Weg über kleine Straßen suchen. Immer wieder stehen bleiben, schauen, zurückfahren. Und dann setzte wieder Starkregen ein. Zum Glück hatte ich die Regensachen anbehalten. Ich fuhr zurück nach Agde zum Bahnhof. Vielleicht gleich mit dem Zug nach Girona und das Hotel in Narbonne stornieren? An Zelten gar nicht zu denken.
Am Bahnhof von Agde erfuhr ich dann, dass keine Züge nach Narbonne fahren, weil alles überschwemmt ist. Was nun? Eine schnelle Entscheidung wollte ich nicht treffen. Vielleicht würde sich die Lage ja noch entspannen.
Irgendwann kam ein weiterer Tourenradler am Bahnhof an. Es stellte sich heraus, dass er Spanier ist und den Canal du Midi vom Atlantik zum Mittelmeer geradelt ist. Er musste auch nach Narbonne und hatte vor, mit dem Zug nach Beziers zu fahren und von dort zu radeln. Der Zug sollte 15:16 Uhr fahren. Also hätte man noch ca. 3 Stunden vor Einbruch der Dunkelheit um die gut 30 km zu fahren. Ich bin nicht die Schnellste und mit dem Reiserad und Gepäck erst recht nicht. Nach kurzer Überlegung habe ich mich dann angeschlossen. Als ich den Bahnsteig erreicht hatte - vier Taschen ab vom Rad, Taschen auf den Bahnsteig tragen, Rad auf den Bahnsteig tragen, Taschen wieder ans Rad - half mir ein junger Mann, der auch mit Rad unterwegs war und erklärte, dass nun ein TGV käme und das Rad nicht in den TGV darf. Aber er würde das Rad trotzdem mitnehmen. Man müsse halt am Ende vom Zug einsteigen. Wären ja nur 10 Minuten. Nun waren wir also schon zu dritt für den schnellen Einstieg in den TGV.
Der völlig überüllte Zug kam. Die Leute standen schon bis zur Tür. An der nächsten Tür nur ein Rad, also wir mit unseren drei Rädern noch rein. Räder übereinander!!!
Sprachlich war ich zu dem Zeitpunkt schon völlig durcheinander. Mit dem Spanier englisch reden, jetzt wieder französisch...
Aber es hat geklappt! In Beziers aus dem Zug und gleiche Prozedur mit dem Rad und den Taschen..
Und dann in den Berufsverkehr. Zum Glück haben wir uns entschieden die Rue Nationale zu fahren. An der l'Aude waren weite Landstriche überschwemmt. Nebenstraßen hätte man gar nicht fahren können, weil alles überschwemmt war. Die Brückenbögen waren kaum noch zu sehen. Leider habe ich von diesem Tag keine Bilder. Der Anblick der überschwemmten Felder - Weinfelder- ist verstörend.
Wir mussten uns ganz schön sputen, um rechtzeitig anzukommen.
Am Ende hat alles geklappt und ich bin froh, dass ich es so gemacht habe und in Narbonne bin.
Bis Perpignan - die letzte Etappe in Frankreich
Als ich morgens das beladene Rad aus dem Zimmer schob, wusste ich plötzlich, woher die Rückenschmerzen am Abend zuvor kamen: Von der Schlepperei am Bahnhof. Heute war zum Glück nur Radeln angesagt. Zunächst aus Narbonne heraus über einige Kreisel und die Nationalstraße, aber dann zum Glück über kleinere Straßen. Schon bei Betrachtung der Strecke auf Komoot, sah ich, dass es diesmal 'wellig' werden würde - mit einigen Rampen. Tags zuvor hatte ich das Gefühl, das das Rad vorne etwas instabil ist. Heute habe ich die Lenkertasche nicht so stark beladen und damit ging es besser. Das Rad ist erstaunlich gut zu fahren mit den Taschen am Vorderrad. Das hätte ich nicht vermutet. Außerdem ist es sehr wendig. Trotzdem habe ich erhebliche Probleme bei Steigungen über 6%. Das geht für kurze Rampen, aber nicht auf längeren Steigungen. Vielleicht kommt ja noch etwas Kondition dazu.
Am Anfang war die Strecke wirklich schön, aber mit sehr steilen Abschnitten. Ich bin schnell dazu übergegangen, zu schieben. Mein Ziel war eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 10 km/h. Um schneller voranzukommen, wäre ich gerne unten an den Etangs weitergefahren, aber die Straßen war wegen Überschwemmung gesperrt. Die Route führte mich wieder auf die Nationalstraße. Als endlich eine kleinere Straße kam, stand ich bald vor einem reißenden Fluss, der über die Straße floss und musste umkehren. Nach eingehendem Studium der Route, schaltete ich das Navi aus und fuhr die restlichen 50 km auf der Rue Nationale. Nicht schön und auch nicht so sicher, aber heute die einzige Möglichkeit durchzukommen. Das Hochwasser stand auch heute noch in den Feldern, wenn auch nicht mehr so hoch.
Perpignan hat mich wirklich überrascht. Es macht auf mich den Eindruck einer reichen Stadt und das Katalanische ist spürbar. Die Straßenschilder sind zweisprachig. Es gibt spanische und katalanische Gastronomie. In der Innenstadt gibt es sehr viele edle Geschäfte und selbst die Gegend um den Bahnhof ist nicht so elend.
Morgen verlasse ich Frankreich. Bis jetzt bin ich gut mit meinem Französisch durchgekommen, wenn ich auch keine komplizierten Gespräche führen kann. Viele Worte Kommen von selbst. Da brauche ich gar nicht drüber nachdenken. Im Spanischen fehlt mir dieser Fundus. Ich bin gespannt!
Aufbruch: | 30.09.2018 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | September 2019 |
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