Reise um die Welt

Reisezeit: September 2018 - September 2019  |  von Sabine C

Über den Pazifik nach Yokohama

Jeden Tag ein anderes Meer

Langsam geht das Beladen des Schiffes in Ensenada voran. Am Ende haben wir mehr als 24 Stunden Verspätung und auf der Nordroute an Alaska und Kamchatka vorbei gibt es Sturm. Also geht es den längeren Weg über den dicken Bauch des Pazifiks. Die ersten Tage rasen wir mit fast 40 km die Stunde übers Meer. Der Kapitän möchte pünktlich in Yokohama sein. Der Pazifik macht seinem Namen aĺe Ehre. Er ist friedlich. Nur an zwei Tagen kreuzen wir Sturmausläufer und es wird etwas wellig. Das Schiff ist schwer beladen. Es liegt ganz ruhig. Man sieht an diesen Tagen die Kraft des Meeres. Das Wasser kräuselt sich kaum an der Oberfläche. Dafür gibt es große Wellen aus der Tiefe des Meeres. Ich habe mir den Ozean immer tosend vorgestellt und bin erstaunt, wie ruhig das Wasser mitten auf dem Pazifik sein kann.
Was macht man denn als einziger Passagier bzw. einzige Passagierin den ganzen Tag auf dem Schiff? Meine Tischgesellschaft spricht rumänisch. Gute Gespräche fallen schon mal aus. Vereinzelt habe ich mal die Möglichkeit mit jemanden zu reden. Nachzufragen, was sie zu Hause machen. Die Geschichten ähneln sich. Zuhause gibt es keine oder nur schlecht bezahlte Arbeit. Das Schiff ist eine Möglichkeit gutes Geld zu verdienen. Einige Male höre ich, dass das Haus bezahlt werden muss. Da unterscheiden sich die Rumänen nicht von den Filipinos. Die Filipinos sind meist länger an Bord. Die rumänischen Offiziere und Ingenieure fahren nach drei bis vier Monaten heim. Die Filipinos bleiben länger. Meist mehr als 5 Monate. Ein Filipino, der auch in Busan vom Schiff geht, war neun Monate an Bord. Er hat eine kleine Tochter im Alter von 16 Monaten. Während die Rumänen An- und Abreise bezahlt bekommen, tragen die Filipinos die Reisekosten selbst. Auch die Bezahlung ist unterschiedlich. So haben die Rumänen Angst vor der billigeren fillipinischen Konkurrenz und die Filipinos vor der billigeren Chinesischen.

"It's like a prison" höre ich mehrmals. Einen Seemann aus Leidenschaft treffe ich nicht.
Besonders beeindruckt mich der rumänische Chefingenieur. Er fastet auf dem Schiff orthodox. Es ist Fastenzeit. Orthodoxes Fasten bedeutet vegan essen. Das ist gar nicht so einfach unter diesen Bedingungen. Das normale Essen ist schon extrem langweilig und sehr fleischlastig.
Ich habe einen festen Tagesablauf. Während ich südlich von Manzanillo noch die meiste Zeit im Schatten auf dem Deck verbracht habe, ist es nun zu kühl, um im Schatten zu sitzen und in der Sonne kann ich nicht lesen. Morgens russisch lernen. Nachmittags Fitnessraum. Hin und wieder auf die Brücke gehen und mit den fillipinischen Offizieren reden. Mindestens zwei Stunden am Tag aufs Meer gucken . Hin und wieder kommt ein Wal, ein Delfin oder ein Hai. Einmal sehe ich einen Wal direkt vor mir, ganz nah am Schiff. Die restliche Zeit lesen, Videos gucken und ganz viel schlafen. Soviel habe ich in den letzten drei Jahren nicht gelesen. Erstaunlicherweise reicht mir das aus.
Vor meiner Abfahrt in Lima habe ich mich schnell noch bei Netflix angemeldet. Südamerikanische Version! Alles auf Spanisch oder mit spanischen Untertiteln. Da ich ja russisch lernen will, ist auch eine russische Serie dabei. Und so sehe ich spannende russische Videos mit spanischen Untertiteln. Funktioniert! Allerdings sehe ich schwarz, was meine russischen Sprachkenntnisse angeht. Sprechen, hören und verstehen kommt bei meinem Computer Sprachkurs zu kurz.

Wir kreuzen den Pazifik zwischen dem 30. Und 35. Breitengrad und überwinden ca.  80 Längengrade.

Wir kreuzen den Pazifik zwischen dem 30. Und 35. Breitengrad und überwinden ca. 80 Längengrade.

Yokohama bzw. nicht Yokohama

Am 18. April kommen wir endlich in Yokohama an. Wir haben 10 Stunden Verspätung. Die Liegezeit verlängert sich von 12 auf 36 Stunden und schon werden zwei Tage Verspätung für Busan daraus.
In Yokohama hätte ich gerne einen kleinen Ausflug gemacht. Ich soll 150 Dollar bezahlen ohne das klar ist, woraus die Leistung beisteht. Der Transport zum Gate ist bis jetzt nie mit Kosten verbunden gewesen. Nur in Ensenada werde ich morgens um 6 aus dem Bett geklingelt, weil ich noch 35 Dollar bezahlen muss. Wofür wird mir nicht erklärt und eine Quittung gibt es auch nicht.
Ich bleibe in Yokohama auf dem Schiff und bin ziemlich enttäuscht. In Busan soll ich wieder 100 Dollar beim Verlassen des Schiffes bezahlen, obwohl ich klar sage, dass ich keinen Shuttleservice in die Stadt brauche. Der Hafenagent fragt mich unvermittelt, wie ich bezahlen will. Ich sage, mit Visa Card im Immigration Office. Niemand möchte später Geld von mir haben. Weder der Fahrer des Hafenshuttle noch das Immigration Office.
Die letzten Tage bis Busan werden mir dann doch lang. Die Tigris zuckelt mit 20 km/h nach Busan, um die festgelegte Hafenzeit zu treffen. Ich möchte endlich ankommen.

Yokohama und die Bucht von Tokio sehe ich nur vom Schiff aus

Yokohama und die Bucht von Tokio sehe ich nur vom Schiff aus

Außen auf der Brücke

Außen auf der Brücke

Mit Schrecken sehe ich einen Tag vor der Ankunft auf der Navigationskarte,  dass wir  Busan New Port (da wo die roten Kreise sind) und nicht Busan old port (grüne Kreise) ankommen. Das heisst 30 km vom Hafen zum Hotel mit dem Rad.

Mit Schrecken sehe ich einen Tag vor der Ankunft auf der Navigationskarte, dass wir Busan New Port (da wo die roten Kreise sind) und nicht Busan old port (grüne Kreise) ankommen. Das heisst 30 km vom Hafen zum Hotel mit dem Rad.

Zwischen Japan und Südkorea ist das Meer stark befahren. Braune Flecken oder Streifen schwimmen auf dem Meer.

Zwischen Japan und Südkorea ist das Meer stark befahren. Braune Flecken oder Streifen schwimmen auf dem Meer.

© Sabine C, 2018
Du bist hier : Startseite Asien Japan Über den Pazifik nach Yokohama
Die Reise
 
Worum geht's?:
Die Verkehrsmittel werden Fahrrad, Schiff, Zug und Bus sein. Es ist ein langgehegter Traum von mir, die Welt zu umrunden und dabei kein Flugzeug zu benutzen.
Details:
Aufbruch: 30.09.2018
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: September 2019
Reiseziele: Deutschland
Frankreich
Spanien
Marokko
Brasilien
Argentinien
Uruguay
Chile
Peru
Ecuador
Mexiko
Japan
Südkorea
Russland / Russische Föderation
Estland
Lettland
Schweden
Polen
Der Autor
 
Sabine C berichtet seit 6 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors