Reise um die Welt
Chile brennt - nach Concepción
Farben und Stimmung verändern sich
Weiter geht es Richtung Norden. Immer wieder habe ich die Karten angeschaut, um den für mich besten Weg nach Concepción zu suchen. Concepción ist laut Reiseführer eine interessante Stadt. Immerhin die zweitgrößte in Chile.
Inzwischen gibt es in ganz Chile Waldbrände, besonders viele in Araukanien und Bio Bio, die Regionen, die ich gerade passiere. Straßen auf meinem Weg sind wegen der Rauchentwicklung gesperrt. Woher die Waldbrände kommen? Einzig, dass sie nicht auf natürlichem Weg entstanden sind, ist klar. Verschiedene Übeltäter sind im Gespräch: Die Mapuche, die demonstrieren wollen, dass es ihr Land ist, die Forstwirtschaft, die neue Flächen für den Anbau von Eukalyptusbäumen und Kiefern erschließen möchte, die Fahrlässigkeit der Menschen, die im Wald rauchen oder Feuer machen....
Zunächst vorbei am Santuario de la Naturaleza Carlos Anwandter. Ein Feuchtgebiet am Rio Cruces, das nach dem Erdbeben von 1960 entstanden ist. Dann an die Pazifikküste, nach Mehuin, ein kleiner Badeort mit einem schönen Strand. Weiter Richtung Teodoro Schmidt. Dort muss ich einen Tag wegen Hitze pausieren. Wieder gibt es einen einzigen Tag mit 38 Grad. Kein Tag zum Radfahren. Den Tag hätte ich gerne auf einem Campingplatz am Fluss verbracht. Keine Chance dorthin zu kommen. Der Weg dorthin ist voller Kies und ich hätte kilometerweit schieben müssen. Also versuche ich es in Teodoro Schmidt. Auf der Karte kein Hinweis auf eine Übernachtungsmöglichkeit. Doch! Es gibt eine Hospedaje und wer hätte es gedacht: eine Bühne vorm Rathaus anlässlich des Valentinstages mit einem Schlagersänger.
Das Angebot der Wirtin am nächsten Tag mit nach Temuco zu fahren, zum Baumarkt und um die Schwester vom Busbahnhof abzuholen, nehme ich gerne an. Ich langweile mich. Bevor sie losfährt, bekreuzigt sie sich. Zu recht! Sie überholt so nah vor Kurven, dass ich erleichtert bin, dass nichts passiert. Am nächsten Tag bin ich froh, durch sie eine asphaltierte Strecke abseits der Autobahn nach Temuco kennengelernt zu haben. Meine geplante Strecke ist entgegen der Aussage von Komoot nicht asphaltiert.
Das Smartphone der Wirtin schlägt Alarm. Ein Waldbrand in der Nähe. Wir sehen die Rauchwolken und verbranntes Land. Schon im Tsunami gefährdetem Gebiet habe ich mich gefragt, woher weiß ich denn, ob ein Tsunami kommt? Jetzt habe ich die Antwort. Es gibt Apps mit Chile Alerts: Erdbeben, Tsunamis, Wetterwarnungen. Habe ich jetzt auch und staune, dass es täglich mehrere Erdbeben in Chile gibt. Smartphones, die in Chile gekauft werden, haben standardmäßig diese App.
Die Landschaft und die Städte verändern sich. Das Grün weicht dem Gelb der Stoppelfelder und es mischen sich immer mehr Steinhäuser unter die Holzhäuser. Der Februar hat die Mitte überschritten und es wird deutlich spätsommerlich. Die Frische der vorherigen Monate ist weg und auch meine Stimmung leidet ein bisschen.
Noch einige Male passiere ich verbranntes Land. Komme ziemlich erschöpft nach einer Strecke von 76 km und 900 hm bei meiner ersten Übernachtung an, die ich über Warmshower- einer Platform von Radlern für Radler - bekommen habe. Ein junges Paar, das das erste Kind erwartet. Er ist schon durch ganz Chile geradelt. Als ich dusche, gehen sie weg. Ich habe nichts zu essen und zu trinken. Kann nicht weg. Spät kommen sie wieder, machen mir etwas zu essen, haben unterwegs gegessen. Mein Besuch scheint ungelegen. Immerhin bin ich froh, ein Zimmer zu haben, wo ich Luftmatratze und Schlafsack ausbreiten kann. Sie warnen mich vor meiner geplanten Strecke. Zu gefährlich. Waldbrände und Holzlaster. Am nächsten Tag fahre ich noch eine Etappe und nehme dann den Bus. Tatsächlich kann ich hier bei einem regionalen Busunternehmen mein Fahrrad im Bus mitnehmen.
Auf dem Weg nach Angol gibt es einen Unfall. PKW und Holzlaster. Zwei Tote. Der Verkehr wird angehalten und staut sich. Auch ich muss eine Stunde warten. Dann darf ich vor der Autoschlange los. Die Straße nur für mich! An der Unfallstelle muss ich an die Fahrt mit meiner Wirtin denken. Auch hier sieht es so aus, als hätte der PKW zu spät überholt. Zwei Tage später lese ich über einen ähnlichen Unfall auf dieser Straße. Eine Tote. Die Straße ist voller Holzlaster. Es ist "la ruta de madura" und die gefährlichste Straße in Chile.
Es geht über einen Berg, aber der Pazifik hüllt sich in Nebel. Erst spät kann ich die Aussicht genießen
Teodoro Schmidt hat die Eisenbahn in den Ort gebracht. Dafür wurde der Ort nach ihm benannt. Heute gibt es keine Eisenbahn mehr in Teodoro Schmidt.
Konzert zum Valentinstag und schlafende Hunde
Plaza del Arma - Zentrum vieler chilenischer Städte - gefällt mir in Angol besonders gut. Ich bleibe lange sitzen und genieße die angenehme Atmosphäre
Concepción
Im Bus nach Concepción sagt mir mein Nebenmann, dass Concepción viel schöner ist als Santiago. Hmmm! Auf den ersten Blick gefällt mir Concepción nicht besonders. Will ich eigentlich noch nach Santiago? Aber wie in den meisten Städten, gibt es auch hier Schönes und Hässliches. Überall wird gebaut. Die Spuren des Erdbebens von 2010 mit einer Stärke von 8,8 sind kaum noch sichtbar. Concepción wurde innerhalb von 100 Jahren von drei schweren Erdbeben heimgesucht. Wieviel Energie muss man haben, immer wieder die Stadt aufzubauen?
Im Parque de Ecuador besuche ich das historische Museum der Stadt. In Schaukästen sind Szenen der Schlachten um die Stadt sowie andere historische Ereignisse nachgestellt. Ich mache einen Spaziergang auf den Hügel hinter dem Parque. Hier ist die Hauptattraktion der ursprüngliche Wald und wunderbare Aussichten auf die Stadt und die Küste. Es gibt einen Bismarckturm, einziger in Amerika. Auf der Welt gibt es 240 Bismarcktürme als Symbol für die Einheit Deutschlands. Das war mir neu!
Mein Versuch mit dem Fahrrad einen Ausflug an Pazifikküste zu machen scheitert. Ich verfahre mich in einfachen Wohnvierteln und stehe irgendwann an einer Schnellstraße ohne Seitenstreifen. Auf der anderen Seite ein Radweg. Keine Chance, die Straße zu kreuzen. Zu viel Verkehr. Mit bleibt nichts übrig, als ein Auto anzuhalten und mich mitnehmen zu lassen. Das klappt zum Glück gut. Das erste Auto hält an.
Von den Mountainbikern, die ich an meinem ersten Tag in Chile kennengelernt habe, werde ich zu einem Grillnachmittag eingeladen. Ein lustiger Nachmittag in einem wunderschönen Garten. Hier ist der Wohlstand zu Hause. Die Radler wohnen in San Pedro auf der anderen Seite des Flusses. Ein wohlhabender Vorort von Concepción.
Am nächsten Tag werde ich zu einem Ausflug an den Pazifik abgeholt. Wir fahren mit dem Auto. Ein Fahrradweg führt von Concepción nach Talcahuano. Wäre eigentlich mein Weg vom Vortag gewesen. Gut, wenn man Ortskenntnisse hat! Im Hafen von Talcahuano ist eine Bühne aufgebaut. Es gibt ein Konzert mit einer bekannten Gruppe zum 'Cerro de verano' - Abschluss des Sommers. So lange bleiben wir nicht. Es wird kühl. Auf dem Rückweg sehe ich noch die schön gelegene Universität.
Leider ist der Turm gesperrt. Er wurde durch das Erdbeben zerstört und wird nun restauriert. Von hier aus kann man bis zum Pazifik schauen
Rund um die Plaza de la Independencia. Es gibt ein Denkmal für einen Mapuchekämpfer aus der Zeit der Ankunft der Spanier
Versuch mit dem Fahrrad einen Ausflug an die Pazifikküste zu machen. Über die Regenabflüsse muss ich das Rad heben. Gedankenverloren die Gegend anschauend mache ich einige Notbremsungen, um nicht mit dem Vorderrad in der Rinne zu landen.
Es ist mal wieder eine Bühne aufgebaut. Im Sommer lieben die Chilenen Open Air Konzerte und ich habe keins erlebt, bei dem Eintritt zu bezahlen gewesen wäre.
Aufbruch: | 30.09.2018 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | September 2019 |
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