Reise um die Welt
Valdivia
Valdivia
Valdivia wurde bei dem Erdbeben von 1960, welches das stärkste seit Beginn der Erdbebenaufzeichnungen war, völlig zerstört. Die Stadt sank um zwei Meter und wurde von einem Tsunami und später von einem Dammbruch überflutet. Der Besuch von Valdivia wurde mir von den Radlern aus Concepción empfohlen. Die Stadt liegt sehr malerisch am Ufer der Flüsse Rio Calle Calle und Rio Cau Cau, die hier zusammenfließen. Auch hier siedelten ab der Mitte des 19. Jahrhunderts viele Deutsche, was zu starken deutschen Einflüssen führte. Unübersehbar eine deutsche Brauerei und etliche Gaststätten mit einem breiten Bierangebot.
Der Campingplatz, den ich ansteuere liegt gut versteckt und verschlossen am Flussufer. Ich habe schon schönere Plätze gesehen, aber mir gefällt die relative Ruhe und die Sicherheit. Es gibt keine Parrillas. Das heißt, keine Familien, die bis in die Nacht grillen und feiern.
Vom Besuch des Naturkundemuseums erhoffe ich mir Aufschluss über die Namen der vielen Baumarten, an denen ich vorbeigefahren bin und dessen Namen ich nicht kenne. Darüber gibt es leider nichts. Aber immerhin erfahre ich, dass es entlang der Pazifikküste zwischen dem 35. und 49. Breitengrad viele Arten gibt, die zu den ältesten der Welt gehören und nur hier erhalten wurden.
Am Flussufer gibt es viele Stände und einen Fischmarkt. Hier legen auch die vielen Ausflugsschiffe in die umliegenden Naturparks und an die historischen Stätten ab. Am Fischmarkt im Fluss schwimmen gut genährte Robben, die sich von den Resten des Fischmarkts ernähren.
Natürlich mache ich eine Fahrt mit einem Ausflugsschiff zu den historischen Stätten. Die Natur um Valdivia ist traumhaft. Mir fällt es wieder einmal schwer, die Eindrücke fotografisch festzuhalten. Es gibt immer nur Spotlights.
Das Schiff ist bis auf den letzten Platz ausgebucht. Im Preis ist das Essen und Kaffee und Kuchen enthalten. Dicht gedrängt sitzt man und isst. Zum Glück gibt es ein Aussendeck. So kann ich mich die meiste Zeit draußen aufhalten und die schönen Flusslandschaften anschauen. Wir besichtigen die alten Befestigungsanlagen aus der Kolonialzeit, die von den Erdbeben zerstört worden sind und die Stadt Corral.
Ich komme mit einer Frau aus Santiago, die mit ihrem Mann reist, ins Gespräch. Sie haben keine Pläne und entscheiden spontan, was sie machen. Später erzählt sie, dass sie Krebs hatte, der jetzt wiederkommt. Traurig! Sie ist eine lebhafte, lustige Frau mit jugendlicher Ausstrahlung. Wir tauschen die Whatsapp Kontakte aus. Sie will mir Santiago zeigen, wenn ich nach Santiago komme.
Pazifischer Regenwald
Auf Chiloé hatte ich ihn nicht gesehen: Den pazifischen Regenwald. Deshalb mache ich einen Abstecher zum Reserva de la Selva Valdivia. Ich träume von zwei Tagen Ruhe und Natur auf einem malerischen Campingplatz. Der Weg dahin ist nicht einfach. Erst an einer vielbefahrenen Straße entlang, dann Fähre und noch einmal etwas über 20 km mit ca. 400 hm. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, starke Steigungen hochschieben.
Am Ziel angekommen, staune ich nicht schlecht: Eine Bühne ist am Flussufer aufgebaut. Es gibt eine Technoparty vorm Regenwald. Hunderte junge Leute werden erwartet. Es sieht zwar nicht so aus, aber der Campingplatz am Fluss ist voll. Der Betreiber weiss, was ihn erwarten würde und lässt nicht mehr Leute auf seinen Platz als ausgestattete Plätze da sind.
Ich fahre zurück und frage auf einem Campingplatz, der mir im Gegensatz zu dem am Fluss schon deutlich überfüllt scheint. Dort treffe ich auf einen Deutschen, der schon seit 25 Jahren in Chile lebt. Ich kann bleiben und bekomme eine etwas geschützte Ecke. Das Rad wird sicher weggesperrt, weil ja so viele kriminelle Elemente aus Santiago kommen. Ich werde zum Essen eingeladen. Unversehens gerate ich in einen Rosenkrieg. Der Deutsche lebt seit 6 Jahren mit einer Chilenin und ihren Töchtern zusammen auf dem Platz. Sie führen eine Kampfbeziehung. Ständig gibt es Streit. Sie stört es, dass er Deutsch mit mir deutsch redet. Sie hat ihn schon ins Gefängnis gebracht. Trotzdem bleibt er, weil er Angst vorm Alleinsein hat.
Der Campingplatz ist völlig überfüllt und bis in die Nacht kommen immer noch neue Leute. Die Technoparty, die bis nachts um 4 gehen sollte, wird um ein Uhr abgebrochen. Es gibt eine Messerstecherei. Drei Jugendliche aus dem Ort stechen einen 70jährigen nieder. Niemand aus Santiago wie es die Dorfbewohner gerne hätten und wie es Irene, die Freundin des Deutschen, verbreitet. Die Party geht auf dem Platz weiter. Um drei gehe ich schlafen. Immer noch laute Musik.
Morgens werde ich um halb neun von lauter Musik geweckt. Zum Glück beschwert sich jemand und ich bleibe liegen, bis der einsetzende Regen ins Zelt kriecht.
Mein Ausflug in den Regenwald fällt nun ziemlich bescheiden aus. Ich gehe etwas spazieren und finde einen angelegten Weg durch den Urwald. Wieder gefällt mir das wilde Durcheinander der Pflanzen. Aber nun achte ich auch auf die Eukalyptusbäume, die zur Papierproduktion angepflanzt wurden und in den Urwald vordringen. Den heimischen Bäumen Konkurrenz machen.
Zwei Hunde kommen mir entgegen und erschrecken als sie mich sehen. Sie begleiten mich auf meinem Weg bis zurück ins Dorf.
Auf dem Campingplatz ist nun Ruhe eingekehrt, aber die häusliche Situation wird immer angespannter bis sie in Handgreiflichkeiten eskaliert als ich mit dem Deutschen Wein trinken möchte. Seine Freundin samt Töchtern wachen darüber, dass er nicht trinkt. Wir trinken trotzdem Wein und am nächsten Morgen bin ich froh, meine Sachen packen und wegfahren zu können.
Aufbruch: | 30.09.2018 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | September 2019 |
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