Reise um die Welt
Tandil
Tandil
In der Touristeninformation hole ich mir Information über die Möglichkeiten in der Stadt. Mir schwebt vor, mich einer geführten Wanderung anzuschließen oder etwas in der Art. Im Prospekt sind Namen und Telefonnummern von Guides aufgelistet. Es gibt keine E-Mailadressen, keine Treffpunkte und auch keine ausgeschilderten Wanderwege. Obwohl ich auf Spanisch inzwischen ganz gut durchkomme, ist ein Telefonat auf Spanisch undenkbar. Dafür verstehe ich die Leute viel zu schlecht. Die Kollegin, die nachmittags Dienst hat, macht auch Führungen und so komme ich nachmittags wieder. Von ihr erfahre ich, dass viele Ausflugsziele in Privatbesitz sind und die Führer Lizenzen für diese Bereiche benötigen. Jeder Guide hat andere Lizenzen. Sie darf nur im öffentlichen Bereich Führungen machen. Wir verabreden uns für Sonntag.
Am nächsten Morgen gehe ich immer noch schlecht gelaunt durch die Stadt. Mir gefällt nicht viel. Schönes Kopfsteinpflaster wird durch kaputte Bürgersteige aus gelben Ziegeln begrenzt. Hässliche Baulücken wechseln mit hübschen Häusern, halb verfallenen oder gar Hochhäusern Auf viele Gebäude sind hässliche Graffitis gesprayt. Nur die schönen, grün ausladenden Bäume bringen etwas Harmonie ins Bild. Die öffentlich zugänglichen und zu Fuß erreichbaren Ziele sind der Kalvarienberg und ein kleiner Stausee. Nicht sehr spektakulär. An dem See haben eine Reihe von Sportvereinen ihren Sitz. Tennis, Kanu, ein Sportpark, ein Schwimmbad. Läufer joggen durch die Hitze. Triathleten sind auf dem Weg zum Sportpark, wo das Training stattfindet.
Ich besuche eine Feria - ein Markt auf dem selbst hergestellte, teils landwirtschaftliche Produkte verkauft werden. Dort komme ich mit zwei Frauen ins Gespräch, die beklagen, dass sie im Gegensatz zu Europa, hier nicht die Möglichkeit haben ihre Produkte ausserhalb von solchen Ferias zu vermarkten. Der Marktzugang für landwirtschaftliche Produkte ist beschränkt.
In der Stadt gibt es zum Jahresende viele Veranstaltungen. Abends lasse ich mich von einem Konzert verzaubern. Sechs OpernsängerInnen singen von den Balkonen des Rathauses. Es ist alles sehr atmosphärisch und ich versöhne mich mit Tandil.
Den Sonntag verbringe ich mit der Wanderführerin. Sie erzählt mir etwas über die Stadt. Dann fahren wir mit dem Bus zu einem Felsengebiet, in dem über viele Jahre Granit abgebaut wurde. Sie erzählt eine kuriose Geschichte:
Das Wahrzeichen der Stadt, ein Felsen, der aussieht, als würde er balancieren ist 1912 heruntergefallen. Er wurde nachgebildet und wieder aufgesetzt. Er sieht aus, als wäre er aus Gips.
Zum Zustand der Stadt erklärt sie, dass es keine Bauvorschriften gibt. Oft kann der Bauherr seine Wünsche mit ein paar Geldscheinen durchsetzen.
Es ist ein schöner, interessanter Ausflug und ich vergesse fast meine Sorgen. Im Internet sehe ich, dass mein Rad nun in Buenos Aires ist. Ich bin gespannt, ob es morgen in Pinamar ankommt.
Original und Fälschung. Während der obere Felsbrocken eine Nachbildung ist, ist der untere noch echt.
Aufbruch: | 30.09.2018 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | September 2019 |
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