Reise um die Welt
Durch den Großraum Buenos Aires
Fahrt ins Tigredelta
Mit der Fähre geht es von Carmelo ins nach Tigre. Noch einmal über die hier hellbraunen Wassermassen auf verschlungenen Wegen bis nach Tigre. Am Ufer sieht man schöne Häuser auf großen Grundstücken. Meist auf Pfählen gebaut. Das Ufer sieht von der Fähre aus, idyllisch und schön aus.
Auf der Fähre spreche ich mit einem jungen Mann, der auf mich einen etwas verwahrlosten, überdrehten Eindruck macht. Er ist gleichzeitig arbeitslos und studiert. Sein Großvater ist aus Deutschland ausgewandert. Der junge Mann war schon eine Weile in Berlin, hat sogar einen deutschen Pass. Er ist nicht gut zu sprechen auf die Situation in Uruguay. Schimpft auf die linke Regierung, die Gesetze zur Legalisierung der Abtreibung, von Marihuana, der gleichgeschlechtlichen Ehe. Ist unzufrieden damit, dass immer mehr Einwanderer aus Venezuela und Kuba kommen. Die Uruguayer würden auswandern. Stattdessen kämen die Einwanderer aus Lateinamerika. Auch Deutschlands Migrationspolitik kritisiert er. Ähnlich kritisch gegenüber der Regierung hatte sich schon mein " Chauffeur" nach Colonia del Sacramento geäußert.
In Tigre bin ich in wieder in einer anderen Welt. Das Ufer erscheint mir überbordend mit Schönheit der Natur, der Architektur, Gastronomie und Menschen.
Von Tigre durch den Großraum Buenos Aires
Am Abend habe ich mich von dem überbordenden Ufer des Rio Lujan blenden lassen. Nur ein schmaler Streifen am Flussufer ist schön. Nachdem ich lange überlegt habe, wie ich durch Buenos Aires komme, habe ich mich entschlossen, BA durch die nordwestlichen Außenbezirke zu umfahren. Dazu habe ich extra Samstag und Sonntag ausgewählt, um nicht soviel Verkehr zu haben. Die Alternativen mit Zug oder Taxi habe ich verworfen.
Bald beginnen die schlechteren Wohnviertel, aber immer noch besser als das, was ich auf der Fahrt sehe. Erst mal geht es lange auf einer Hauptverkehrsstrasse entlang bis mein Navi mich über eine nichtasphaltierte Straße schickt. Ich möchte nicht vom Weg abweichen und fahre im Schritttempo diese kaum fahrbare Straße. Es sind nur 2 km .Später wiederholt sich das noch einmal über 6 km.
Mein Weg führt mich durch ein Elendsviertel "Villa Rosa". Zu spät realisiere ich das. Villa ist hier die Bezeichnung für Elendsviertel. Aber ich fahre auf der belebten Durchgangsstraße. Direkt unsicher fühle ich mich nicht. Aber ich würde hier nirgends anhalten wollen, an einem Supermarkt oder Essensstand. Nicht weit von Villa Rosa entfernt, eigentlich an vielen Stellen, befinden sich eingezäunte, hermetisch abgeriegelte Wohnviertel der Reichen. Sie entsprechen europäischem Standard. Meist von schön gepflegten Grünanlagen umgeben. In Deutschland könnte man hindurch fahren. Aber hier bleibt mir nur die Hauptstraße und der Blick auf hässliche und arme Viertel. Alle Häuser, auch in den nicht abgeriegelten Wohnvierteln haben Fenstergitter in allen Etagen. Manche Grundstücke haben oben auf ihren Zäunen Stacheldraht.
Lujan ist mein erstes Ziel. Der Zeltplatz liegt direkt an der Nationalstraße, also leicht zu finden. In Lujan gibt es ein große, schöne Basilika. Es herrscht Hochbetrieb. Das Fest der heiligen Jungfrau wird gefeiert. Auf dem Zeltplatz komme ich mit einer Frau aus Lujan ins Gespräch. Sie hat ein Fitnessstudio. Vor einem Jahr war es noch gut. Jetzt läuft es schlecht. Den Menschen geht es schlecht. Sie können sich das Fitnessstudio nicht mehr leisten. Sie studiert nebenher und beklagt, dass sie sich in ihrer Arbeit nicht wertgeschätzt fühlt. Sie wirkt verzweifelt und weiß nicht, wie es weiter gehen soll. Sie erzählt, dass es in Uruguay ein Programm gibt, bis 2030 die Armut abzuschaffen und vermisst entsprechende Aktivitäten in Argentinien.
Ein junger Mann, der wegen des Festes der heiligen Jungfrau in Lujan ist, gesellt sich dazu. Er bezeichnet sich als Anarchist und beklagt die großen Unterschiede zwischen arm und reich. Sieht einen Bürgerkrieg heranziehen. Er arbeitet in einer Getränkefabrik.
Am nächsten Morgen geht es weiter nach Navarro. Der Verkehr hält sich in Grenzen. Die Straße führt 50 km geradeaus und flach nach Navarro. Der Wind weht leicht von hinten. Es gut voran, aber es ist langweilig. Und irgendwann fängt das Sitzen an, Schwierigkeiten zu bereiten.
Der Campingplatz in Navarro ist schön und liegt an einem See. Er wird von grillenden Freunden und Familien belebt. Leider ziehen am Horizont dunkle Wolken heran. Kaum habe ich das Zelt aufgebaut und das erste Bier getrunken, das Bratwurstbrötchen, das ich vom Kiosk geschenkt bekommen habe, gegessen, fängt es an zu regnen. Ich gehe ins Zelt. Meine Nachbarn halten sich tapfer. Die Männer grillen. Frauen und Kinder kommen später mit den Salaten dazu. Der Regen lässt wieder nach und alle sitzen an den Tischen. Das Radio wird angestellt. Es läuft die Partie River - Boca, die in Madrid ausgetragen wird. Dann bricht ein heftiges Gewitter über den Platz herein. Ich liege im Zelt und höre wie die Runde sich auflöst. Schade!
Das Gewitter ist nun direkt über dem Platz. Ich sitze in meinem Zelt und bekomme ein bisschen Angst. Als es nachlässt klettere ich aus dem Zelt. Der Platz hat sich in ein Gelände aus Pfützen und Schlamm verwandelt. Er ist menschenleer, nur die Seguridad dreht auf Mopeds, den Rasen nutzend, Runden. Die Buden haben geschlossen. Ich schaue mal nach, ob noch jemand da ist. Ein Kiosk ist noch geöffnet. Das Radio ist laut. Es läuft immer noch die Partie River gegen Boca. Die Leute hoffen auf Boca. Ich kaufe Bier und Schokolade und setze mich dazu. Höre mit und versuche etwas zu verstehen. River gewinnt.
Danach gehe ich mit meinen Wachhunden, die mich schon die ganze Zeit begleitet haben, zurück. Ich spreche den Mann von der Seguridad an, ob der Platz nachts bewacht ist. Er ist bewacht und es gibt ja die Wachhunde. Sie halten die ganze Nacht vor meinem Zelt Wache. Als die Hunde anschlagen, höre ich das Moped von der Seguridad.
Der nächste Tag ist sehr heiß. Die 69 km bis San Miguel del Monte fahre ich mit einer kleinen Pause an einer Tankstelle. Trinke viel. Unterwegs buche ich ein Hotel für zwei Nächte. Es soll den nächsten Tag regnen. Das Hotel liegt an einem kleinen See. Sehr schön. Auch der kleine Ort San Miguel del Monte gefällt mir. Die Häuser sind nicht mehr so extrem verriegelt.
Ich frage mich, wie ich weiter fahren soll. Nach Tandil? Oder ans Meer? Es gibt jetzt nicht mehr viele Möglichkeiten. Entweder Autobahn fahren? Oder es gibt über lange Distanzen weder Campingplatz noch Hotel. Wild Zelten möchte ich nicht. Die Fahrt ans Meer mit dem Rad würde drei Tage ohne Einkaufs- und Übernachtungsmöglichkeiten bedeuten.
Aufbruch: | 30.09.2018 |
Dauer: | 12 Monate |
Heimkehr: | September 2019 |
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