Einmal um die Welt
Mainland China: Die Yangtze River Tour
Von Chongching nach Yichang, 2,5 Tage auf dem Yangtze
Eine Tour chinesischer Art
In Deutschland sehen wir sie manchmal: Ein Bus kommt an, alle Leute stuermen hinaus, machen Fotos, laufen einige Minuten wild durch die Gegend, steigen wieder in den Bus ein und fahren weg.
Dies ist die typisch chinesische Art Touren zu gestalten. Interessanterweise werden sie zuvor von einer Art Sehenswuerdigkeitsfuehrer ueber die einzelnen Sehenswuerdigkeiten genauestens informiert (die Reiseleitung erzaehlt gewoehnlich nichts zu den Sehenswuerdigkeiten, vielmehr gibt es dann vor Ort einen "Spezialisten" der mit den Touries in den Bus einsteigt, sofort anfaengt ueber die Sehenswuerdigkeit zu erzaehlen und nicht mehr damit aufhoert bis der Bus stoppt oder die Sehenswuerdigkeit vorbei ist).
Man koennte also meinen, dass so ein Erzaehler richtig viele Informationen hat und die Chinesen unglaublich viel ueber alles wissen... wenn man sie dann als nicht-chinesisch-sprachiger Mensch fragt, was sie bei dem 30 minuetigen Vortrag erzahlt haben, erhaelt man, wenn ueberhaupt, einige wenige Antwortsaetze und man kommt sich ein wenig veraeppelt vor... naja, aber so sind sie halt die Chinesen!
Nette Begleiter auf dem Boot
Als wir in Chengdu in unseren Reisebus einstiegen, waren wir zunaechst ganz froh eine weitere Westliche zu sehen. Das war die Rebekka aus London, die allerdings ziemlich viel Pech zu haben schien und super sauer war, weil man ihr versprochen hatte, dass sie einen Englisch-sprachigen Reisefuehrer bekommen wuerde und sie deshalb extra mehr bezahlt hatte.
Etwas spaeter entpuppte sich ein chinesisch aussehender Typ (Steven) als US-Amerikaner, der urspruenglich aber in Taiwan geboren wurde und daher auch Chinesisch sprechen konnte. Beide waren super nett und Steven konnte uns gluecklicherweise die wichtigsten Sachen, die uns die Sehenswuerdigkeitsfuehrer vorenthielten, uebersetzen. Das war wirkich toll.
Wir vier: ich, Rebekka, Niels und Steven
Nachdem wir 4 uns bereits auf der Reise zum Hafen kennengelernt und wir alle 2. Klasse gebucht hatten (d.h. 4 Personen auf einem Zimmer), hofften wir zusamenn auf ein Zimmer zu kommen. Dies war aber nicht der Fall.
Wir beide hatten allerdings ziemliches Gluck, da wir unser Zimmer mit einem chinesischem Vater und seiner Tochter teilten und Beide sehr nett waren. Rebekka hingegen hatte wieder kein Glueck. Sie sollte sich ein Zimmer mit 3 alten kette-rauchenden Chinesen teilen... fand sie dann nicht so witzig, beschwerte sich und kam dann spaeter in ein anderes Zimmer mit nur einer Chinesin.
unsere beiden Zimergenossen
Einer der dreckigsten Fluesse der Welt
Der Yangtze ist in vielerlei Hinsicht unglaublich. Er ist einer der laengsten Fluesse der Welt, kommt direkt aus dem Himalaya und bringt demnach unglaubliche Schlammmassen mit sich mit, kurz gesagt, er ist von sich aus bereits braun. Dann fliesst er aber noch an einigen Staedten (Millionenstaedten wohlgemerkt) und nochmehr Fabriken vorbei, die alle ihren Muell dort hinein kippen. Und ein Blick auf den Fluss genuegt um zu wissen, dass man dort im Leben nicht drin baden moechte:
Muell am Strudeln
Na, wer findet die Schuhe?
Die Sehenswuerdigkeiten
. Erst einmal ist der Yangtze an sich natuerlich eine Sehenswuerdigkeit, denn das Uebel muss man einfach gesehen haben ums zu glauben.
. Dazu kommen die Markierungen wegen des Dammprojekts. Im Moment ist der Fluss auf 135m aufgestaut. Bis 2006 muss er auf 175m sein und irgendwann vorher wird die Marke 150m erreichen. Waehrend man an Staedten und Bergen vorbei faehrt, sieht man ueberall diese Markierungen und man weiss, dass die Landschaft oder die Staedte um einen herum einfach nicht mehr existieren werden, da sie mit der brauenen Suppe ueberflutet werden. Das ist ein ziemlich merkwuerdiges Gefuehl.
. Die Geisterstadt
Die erste "richtige" Attraktion. Hierzu legten wir an zwei weiteren Booten an und konnten anschliessend an Land gehen. Dort wurden wir von einer Sehenswuerdigkeitsfuehrerin empfangen, die kein Wort Englisch sprach, aber immerhin darauf achtete, das wir mit der Gruppe mitkamen.
Die Geisterstadt hat ihren Namen nicht daher, dass in der Stadt kein Mensch mehr wohnt und wegen dem Dammprojekt ausgestorben ist. Vielmehr gibt es oberhalb der Stadt eine heilige Staette mit verschiedenen Tempeln in denen die Geister gelebt haben. Dies war ziemlich beeindruckend, und nachdem uns Steven die ganzen Bedeutungen uebersetzt hatte auch noch viel interessanter, als zuerst gedacht.
unsere Anlegestelle (unser Boot steht hinter dem Boot im Vordergrund)
die verlassene Stadt
zwei Waechter vor einem Tempel
Einer der zahlreichen Waechter vor dem Aufgang zu weiteren Tempeln
Ein Test: Nur derjenige der auf dem Stein 3 Sekunden stehen kann ohne umzukippen ist ein guter Mensch!
. Die Pagode
Diese Pagode ist an einen Felsen gelehnt und wenn man nach ganz oben klettert, kommt man zu einem kleinen Tempel.
Beides ist sehr nett und lohnt auf jeden Fall einen Besuch. Ziemlich krass ist allerdings, dass es frueher unterhalb der Pagode noch eine antike Stadt gab, die wegen des Damms nun komplett geflutet wurde.
Die Pagode an der Steinwand
Die "neuen" Verkaufsstaende unter der Pagode
Ein Foto auf "chinesisch"
Blick von der Pagode
. Die 3 Schluchten, die 3 kleinen Schluchten und die 3 Minischluchten
Morgens um fuenf wurden wir geweckt. "Jetzt gleich kommt die erste der drei Schluchten!" Nagut, dachten wir uns, das muessen wir sehen. Als wir an Deck kamen, war bereits alles voller Chinesen und auch die Sehenswuerdigkeitsfuehrer waren voll mit ihrere Arbeit beschaeftigt: ohne Pause gaben sie 20 Minuten lang ihre Informationen per Megafon kund und hoerten dann abrupt auf, alls die Schlucht vorbei war.(Das ganze natuerlich nur auf chinesisch, allerdings frag ich mich, was man 20 minuten lang ueber eine kleine Schlucht erzaehlen kann...?)
Nachdem die erste Schlucht dann vorbei war, konnten wir uns fertig machen. Ab sieben mussten wir naemlich in ein kleineres Boote umsteigen, dass uns durch die drei kleinen Schluchten fuhr. Diese waren noch viel beeindruckender als die grossen drei Schluchten und haben sich wirklich gelohnt. Insgesammt sind wir 5 Stunden durch einen kleineren Seitenfluss gefahren (richtig, die Sehenswuerdigkeitsfuehrer haben wiederum fast pausenlos erzaehlt) und haben uns die Schluchten um uns herum angeschaut. Im Uebrigen werden diese die kleinen Schluchten genannt, weil der Fluss kleiner ist als der Yangtze. Nach dem Ende der Hinfahrt stiegen wir in noch kleinere Boote um und fuhren durch die drei Minischluchten. Das war das absolute Highlight der Tour, wie ihr auf den Fotos sehen koennt.
die Erste der drei Schluchten
Einfahrt zu den drei kleinen Schluchten
es wird enger
unsere Boote bei den Minischluchten
die Minischluchten
ich bin der Kapitaehaehaen
der Hut steht ihm gut
. Besichtigung des Staudamms
Kurz vor Yichang entstand etwas Aufregung. "Wir koennen nicht bis zu dem Staudamm fahren, der ist wegen Ueberflutung des Yangtzes geschlossen" (und der ist noch gar nicht fertig gestellt. Sollte einem das zu denken geben?). Wie auch immer, das wuerde bedeuten, dass wir die letzte Nacht nicht auf dem Schiff bleiben koennen und den Staudamm nur vom Bus aus sehen koennen... Na toll!
Eine Stunde spaeter kam unsere Reiseleitung vorbei. Wollt ihr Tickets fuer die Staudammbesichtigung kaufen? Hae?? Wir schauten uns fragend an. Das geht? Ja klar, meinte sie, wir bleiben doch an Bord und ueberqueren den Staudamm. Alles wieder im Lot.
Nagut, die Tickets waren zwar recht teuer, aber das liessen wir uns nicht entgehen. Wir also in den Bus gestiegen. Die Frau fing wie immer an auf chinesisch zu erzaehlen und Steven wie immer an zu uebersetzen. Nach einer knappen halben Stunde kamen wir an der Plattform an. Dort hatte man einen ganz netten Ausblick auf den Staudamm und konnte zusaetzlich das Modell des Staudamms bewundern.
Wir hatten 15 Minuten Zeit bekommen um uns alles anzuschauen. Was nun? Gehts jetzt schon wieder zurueck? Wir hatten gehoert, das man nur auf diese Plattform kann.
Nein! Wieder zurueck in den Bus und weiter gehts. Juhu, wir koennen noch mehr sehen, dachten wir.
Auf einmal meinte Steven aber, wir wuerden zu einer Veranstaltung gefahren und anschliessend haetten wir noch Zeit fuers Aquarium!!??????????????????????????
Haeh? Was soll das denn, wir wollen doch den Staudamm besichtigen??
Tatsaechlich, auf einmal fanden wir uns in einer total bloeden Reitarena wieder, in der verkleidete Chinesen auf Pferden gegeneinander kaempften. Ich fuehlte mich so richtig verarscht. Dann aber ging es noch in ein Aquarium, in dem Fische gezeigt wurden, die nichts mit dem Yangtze zu tun haben... Wie gesagt, ich fuehlte mich veraeppelt.
Meine Aergerniss steigerte sich dann aber noch einmal, als wir danach zu einer weiteren Aussichtsplattform fuhren, wo wir den Damm noch besser sehen konnten, fuer die wir dann ganze 5 Minuten Zeit bekommen haben. Was soll man dazu noch sagen? Das ist chinesische Tourgestaltung wenn die Regierung ihre Finger mit im Spiel hat.
Das Modell des Staudamms
der Staudamm von der ersten Plattform
und naeher von der zweiten Aussichtsstation
Aufbruch: | 15.03.2005 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 07.09.2005 |
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