Auf dem Landweg nach Tibet und zurück
Khaplu-Hushe-Gilgit-Karimabad
Nachdem ich 3 Tage lang in Skardu verbrachte, war es an der Zeit einen anderen Ort aufzusuchen. Ich habe beschlossen, tiefer nach Baltistan hineinzureisen. Ich fuhr mit einem der ueberfuellten Minibuse in den kleinen Ort Khaplu. Die Fahrt ging recht verspaetet los und natuerlich werden auch bei nur 4 stuendigen Fahrten lange Essenspausen gemacht. Es hat mich also mehr als einen halben Tag gebraucht um die 120 km zu bewaeltigen. Das Hotel, das ich an der Hauptstrasse fand, war wie alles sehr sehr staubig. Das Zimmer zur Strasse hin war sogar mir zu schmutzig, zumal ich noch gesehen habe, wie der Angestellte nur schnell die Betten machte ohne das Laken zu wechseln. Ich habe schliesslich ein Zimmer weiter hinten genommen, da sah man aufgrund des Nichtvorhandenseins eines Fensters beim Abklopfen des Bettes den Staub nicht so. Aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass es viel sauberer war ! Nach dem check in bin ich auf den Markt gegangen um mir Zutaten fuer Bratkartoffeln zu kaufen und fuer rund 60 cent fand ich auch Zwiebeln, Knoblauch und natuerlich Kartoffeln. Mit Hilfe eines sehr netten Pakistanis, der mir beim Schneiden der Zutaten mit einem absolut stumpfen Messer behilflich war (es trieb mich fast zur Weissglut) habe ich dann eine grosse Portion deutscher Bratkartoffeln gekocht. Meinem Kochgehilfen hat es auch sehr gut geschmeckt, wie er offen gestand, und das zumal er ob der seltsamen Zubereitung sehr skeptisch war. Den Abend habe ich dann in der Disko verbracht ... wobei, Disko ist nicht das richtige Wort, wenn auch der kleine Laden, in dem TV Geraete verkauft werden ob der vielen Stromausfaelle fast einer Disko glich: Licht an, dann wieder aus, dann an, dann aus ... das ganze in unzaehligen Iterationen. Alkohol gab es keinen, aber das benoetigte man auch nicht um beschwipst zu sein, denn das sich wiederholende an und aus des Fersehers und der Neonroehre sorgte fuer ein natuerliches High. Spass bei Seite: den Rest des Abends verbrachte ich dann im Dunklen, denn nach 8 Uhr war der Strom dann gaenzlich weg !
Am folgenden Tag beschloss ich dann die rund 40 km nach Hushe, einem wirklich sehr abgelegenen Bergdorf am Ende einer ungeteerten und abenteuerlichen Strasse, auf mich zu nehmen um von dort aus den rund 7800m hohne Masherbrum zu sehen.
Der Strasse auf einer Haengebruecke zunaechst ueber den Indus und von dort aus dann weit in ein nahezu verlassenens Tal hinein. Ein paar Polizeistationen erinnern daran, dass sich ab und an ein Tourist hierher verirrt. An diesen Stationen heisst es dann immer: Griff unter die Guertellinie, Pass raus, einen Eintrag in ein Besucherbuch schreiben (Nummer, Land, etc. ) und dann geht es auch schon weiter. Angekommen in Hushe wurde ich von einem sehr netten, englisch sprechenden Herrn begruesst, der mich in sein Haus einlud und mir Yak Joghurt und selbst gebackenes Brot anbot. Das Essen war sicherlich nicht schlecht, aber ich merke spaetestens dann dass ich andere Kost bevorzuge, wenn der Geschmack im Mund dominiert, und nicht das angenehme Gefuehl im Magen wenn man etwas isst. So habe ich dankend ein halbes Brot gegessen und als hoeflicher Gast habe ich meinem Gastgeber einen Grossteils des Yakjoghurts zum Eigenverzehr uebriggelassen (es schmeckt sicher gut, aber ich bin den Yak Geschmack nicht gewohnt). Nach dem Essen habe ich mich dann aufgemacht, etwas Richtung Masherbrum zu wandern. Ich habe dabei festgestellt, dass die Wege im Himalaya um einiges anspruchsvoller sind als die in den Alpen, aber die Einsamkeit zwischen den hohen Bergen, und der Blick auf den fast 8000er war unbeschreiblich. Man fuehlt die Macht der Natur und die Nichtigkeit des Seins als solches. Es war nur eine kleine Wanderung die ich machte, aber ich kann zumindest im Ansatz die Saetze der Bergsteige nachvollziehen, die voller Demut von einem hohen Berg sprechen. Am Abend hab ich mich noch aufgemacht das Dorf etwas zu besichtigen. Es besteht eigentlich nur aus Steinhaeussern, ein paar kleinen Laeden, die alle geschlossen waren und einer Schule.
Mir sind die vielen behinderten, vornehmlich junden Menschen aufgefallen: sie sind wohl die Opfer der Inzuchtehen die hier ziemlich verbreitet sind. Ich habe dies auch angesprochen, und der junge Mann sagte: Really, I have never heard of this before. So I wont marry anyone I am related to. Den restlichen Abend verbrachte ich mit Skiunterhose und Winterjacke unter vier Wolldecken im Dunkeln.
Auch das Aufstehen am Morgen war aufgrund der Kaelte eine Ueberwindung. Die Sonne scheint erst gegen 9 Uhr ins Tal hinein und davor war es bitterkalt. Die Pfuetzen im Dorf waren alle gefrohren und die Socken eine tschechischen Reisenden den ich kennenlernte ebenfalls. Mit Eben diesem und einem Taiwaner habe ich mich dann auf den langen Weg zurueck nach Skardu gemacht.
Von Skardu aus ging es dann am gestrigen Sonntag nach Gilgit weiter - ein langer Fahrtag lag vor mir und Tomas, mit dem ich mich sehr interessant unterhielt. Die Einzige Bruecke ueber den Indus wurde repariert, und wir kamen gerade an, als mit den Wartungsarbeiten begonnen wurde. 15 min, hiess es, aber 15 min gibt es in Asien nicht, uns war klar, dass uns dieser Bauakt wohl 2 h kostete, aber wir genossen die Zeit und haben uns am Flussufer gut unterhalten. Der Bus, mit dem wir nach Gilgit fuhren war natuerlich mit 16 Mann und einer Frau ueberbesetzt (Toyota Hiace), aber die Kroenung war fuer mich ein Passagier hinter mir der sich wahrscheinlich so dermassen am Anblick meines Rueckens erfreute, dass er mich in jeder Kurve an das Vorhandenseins eben dieses erinnern wollte. Dies tat er geschickt mit seinem Ellenbogen, der seinen schlaefrigen Kopf stuetzte. Als ich ihn nach einer Stunde drauf aufmerksam machte dass dies unangenehm sei musste der arme sich aus dem Fenster in die Schlucht uebergeben und so nahm ich es im Folgenden als Kompliment fuer meinen Ruecken wenn er mich behutsam mit seinen kantigen Knochen streichelte. Den restlichen Teil der Fahrt verbrachte der Passkranke im hinteren Teil des Buses, und erst als der Reifen aufgrund eines Platten geflickt wurde, wachte er wieder auf und stieg aus dem Bus aus. In Gilgit fanden wir schliesslich ein recht gutes Guest House das noch dazu sehr guenstig war.
Heute ging es schliesslich weiter in den hohen Norden des Landes. Ich hatte im Bus das Gefuehl, neben mir sitze die Huehnersuppe, die ich am Morgen ass, denn der kleine Junge auf dem Platz neben mir hat unglaublich nach Huhn gerochen und war von oben bis unten verdreckt - er hat sich aber gefreut, neben einem Auslaender zu sitzen. Zum Glueck hatte ich zu meiner Rechten einen jungen Studenten der nach Rasierwasser roch, so hat sich der Huehnergestank mit dem herb maennlichen Duft des jungen Herrn zu einer interessanten Mischung kombiniert - mal stank es, mal stank und duftete es, dann, wenn jemand das Fenster oeffnete roch es nach Staub und Abgasen ... es war ein sehr sinnbetonter Reisetag, der von einem Caistopp unterbrochen wurde (ich konnnte waehrendessen beim Schlachten von Schafen zusehen) und kurz vor Karimabad war dann die Strasse fuer rund 1 h wegen Sprengungen gesperrt, so dass mich die rund 80 km von Gilgit einen ganzen Tag benoetigten. Einen halben Tag hab ich an der Bushaltestelle gewartet, einen weiteren halben Tag war ich im Bus und nun wird es mathematisch, denn ich braeuchte nochmals einen weiteren halben Tag um noch etwas zu unternehmen. Leider ergeben 2 halbe Tage aber schon einen ganzen sodass ich nach meiner Ankunft in Karimabad lediglich noch ins Internet konnte.
Aufbruch: | 14.02.2009 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 15.10.2009 |
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