Auf dem Landweg nach Tibet und zurück

Reisezeit: Februar - Oktober 2009  |  von Daniel S.

Tashkent-Teheran-Karaj-Rasht-Masuleh

Teheran - eine ziemlich grosse Stadt, mit relativ viel Verkehr und einer immensen Luftverschmutzung. Es war schon etwas seltsam nach einer so langen Ueberlandreise an einem Flughafen anzukommen, allerdings blieb mir kaum eine andere Wahl.
Die Stadt schien leer und etwas melancholisch, es ist Ramadhan im Iran, dem Land, in dem die Regierung seinem Volk religioese Verhaltensweisen vorschreibt. Zum zweiten Mal also bin ich im Iran waehrend einer Ausnahmezeit - No Ruz vor 6 Monaten und nun Ramadhan.
Ich sehe viele Menschen, die trotz des Speiseverbots essen und trinken, vielleicht nicht so offensichtlich wie sonst, aber wirklich stoeren schein es aus meinem touristischen Blickwinkel betrachtet wohl niemanden. Ich beschliesse auch, mir ein akoholfreies Zitronenbier zu kaufen und dieses zu trinken, dazu ein Schinkenbaguette. Niemand schaut mich entsetzt an, anscheinend verletze ich damit keine religioesen Gefuehle. Darueberhinaus bin ich auch der Auffassung, dass jeder fuer sich persoenlich entscheiden muss ob er fasten will oder nicht. Ja, man erfuellt ja eine der 5 Saeulen des Islam, man ist an einem heissen Tag hungrig und durstig dem Paradis wesentlich naeher als all die Unglaeubigen die sich nicht an die von Allah vorgeschriebenen Regeln halten - was sind wir Unglaeubigen doch fuer Suender, Ketzer und Ignoranten, erkennen wir doch alle nicht den Sinn und die Wahrheit des Lebens - den Fanatiker Islam nennen. Es ist traurig, dass eine Regierung einem vorschreibt, wie man sich Gott, sollte man an einen Gott glauben, gegenueber verhalten muss. Im Iran will Gott verschleierte Frauen, bedeckte Hueften denn seit jeher sind es nicht geile Maennerblicke, die Allah erzuernen, sondern es sind schoen gelockte Haare, sich sinnlich hin und herbewegende Hueften und Levis 501 Jeans, die die Maennerwelt des Iran zum suendigen Blick und zu suendigen Gedanken verleiten und damit den Herren erzuernen. Erst nach dem Tod ist es einem Mann erlaubt, ein Leben mit 7 Jungfrauen zu fuehren, die dann aber hoffentlich auch hinter Schloss und Riegel gehalten werden. Mein Unmut, und das moechte ich betonen, richtet sich gegen religioese Fanatiker die ich in allen islamischen Laendern sprach und ebenfalls, und damit ist der Iran ein Sonderfall, gegen eine islamistische Regierung, die vom Volk gehasst wird. Momentan ist der Iran ruhig, ich bekam nichts mit von Demonstrationen, allerdings deuten die "Allahu akbar- Rufe", die jede Nacht von den Daechern der Haeuser in grossen Staedten hallen von einer Zeit des Umbruchs. Es ist die Nostalgie die viele Menschen auf die Hausdaecher treibt- vor 30 Jahren wurde damit die islamische Revulution von Imam Khomeini begonnen, nun ist es lediglich ein Zeichen, dass es den Leuten ernst ist mit Veraenderungen. Auf mich wirken viele Menschen ausgelaugt, die Probleme nach den Wahlen vor knapp 3 Monaten und die vielen Demonstrationen haben das Volk emotional aufgewuehlt und seine volle Kraft und Konzentration abverlangt. Eine Aenderung wird frueher oder spaeter kommen, es ist aber eine Frage der Zeit - Revolution von Innen, koennte man es nennen, das Volk ist bereit fuer sein Land, fuer seine Freiheit und seine Rechte zu kaempfen, aber der Fastenmonat scheint sie zu demotivieren und zu deprimieren. Teheran war zum grossen Teil ruhig, kaum einer war auf der Strasse und der Verkehr war noch weniger als vor 6 Monaten zu No Ruz.

Ich habe Mohammad kennengelernt, einen 27 jaehrigen Ingenieur, der bei allen grossen und kleinen Demostrationen dabei war. Er hat mir viel ueber sein Land berichtet und mich schliesslich zu sich nach Hause nach Karaj eingeladen. Ich habe eine Nacht bei ihm verbracht und bin danach zusammen mit ihm in den Norden des Landes gefahren, nach Rasht. Zusammen mit ihm und seinem Freund Rashied habe ich seine ehemalige Universitaet besucht. Ein junger Herr kam im Eingangsbereich die Treppen hinab und ich begruesste ihn freundlich. Er erinnerte sich noch an mich. "Gefroren habe ich;" so erinnert er sich," und wir seien zusammen mit der Ubahn zum Khomeini Platz gefahren". Ja, erinnerte mich an den netten jungen Herrn, den ich vor 6 Monaten in Teheran traf und der mich zu meinem Hotel brachte. Was fuer ein grosser Zufall- nach so einer langen Zeit sehe ich ein vertrautes Gesicht, wenn man es so nennen kann. Wir haben ein paar nette Worte gewechselt und verabschiedeten uns auf dem Campus. Zusammen mit Mohammad bin ich nach Masuleh gefahren, einem kleinen Bergort 30 km von Rasht entfernt. Auch dort war es menschenleer, die vielen kleinen Cafes und Restaurants waren verlassen und der kleine Ort wirkte leblos. Allerdings habe ich den Aufenthalt mit Mohammad genossen. Wir trafen am Abend noch einige seiner Freunde, ehe wir gegen Mitternacht ein Gasthaus aufsuchten.

© Daniel S., 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich plane eine Reise die mich über den Landweg von Deutschland - Osteuropa - Naher/Mittlerer Osten - Indien bis nach Lhasa führt. Zurück will ich über die ehemaligen Sowjetstaaten reisen und schließlich in der Türkei entscheiden ob es über die Ex-Jugoslawienstaaten oder erneut Osteuropa zurückgehen soll.
Details:
Aufbruch: 14.02.2009
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 15.10.2009
Reiseziele: Deutschland
Tschechische Republik
Polen
Ungarn
Rumänien
Bulgarien
Türkei
Georgien
Armenien
Iran
Pakistan
China
Tibet
Nepal
Indien
Bangladesch
Kirgisistan
Usbekistan
Mazedonien
Albanien
Montenegro
Bosnien und Herzegowina
Der Autor
 
Daniel S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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