Auf dem Landweg nach Tibet und zurück
Kathmandu-Birtamod-Ilam-Darjeeling
Nun habe ich mich seit einigen Tagen nicht mehr zu Wort gemeldet, dies hat zum einen damit zu tun, dass ich kein Internet fand und zum anderen, dass all meine Muehen einen neuen Bericht in Netz zu stellen durch einen Bruch in der Stromversorgung zu Nichte gemacht wurden. Man stelle sich eine Stunde Schreibarbeit am PC vor, und "zack", ist der Strom weg, und mit ihm das Gut meines Geistes, dass ich humorvoll und unterhaltsam niederschrieb. Ich versuche es abermals, denn ich geniesse es all Ihre/Eure Kommentare zu meinen Reisestationen zu lesen und zu kommentieren und desweiteren will ich Sie/Euch natuerlich auch auf dem Laufenden halten.
Fast eine Woche ist es nun her, dass ich Kathmandu verlassen habe. Wehmuetig bin ich an meiner Lieblings Sandwichbar vorbeigegangen, nicht ohnen ein letzes Tunfischsandwich zu essen, auch an der Baeckerei mit dem leckeren Apflekuchen wurde ich abermals schwach - ein Erbfehler- nur die Allgaeuer Kaesspatzen konnten mich nicht verlocken, und das nicht weil sie nicht gut sind, oder weil ich zu Hause auch Spatzen bekommen kann - nein - sondern weil ich zum Busbahnhof eilte um mit einem Bus "...with reclining seats" nach Ilam aufzubrechen. Was reclining seats bedeuten sollte erfuhr ich spaeter noch. Meinen Rucksack deponierte ich nicht auf dem Dach des Buses, sondern wie auch in Europa in einem fuer Gepaeck vorgesehenen Fach an der Seite des Fahrzeugs. Es sei lediglich staubig versicherte der Busjunge mir, aber ich hatte ja keine Wahl: die Busse sind immerzu ueberfuellt, auf dem Dach wird der Rucksack nass (falls keine Plane vorhanden ist) und daher ist das Seitenfach fuer Gepaeck der beste Ort.
Die Fahrt sollte rund 12 h dauern, und als wir um 16 Uhr nachmittag aufbrachen wusste ich auch was mit reclining seats gemeint war. Der Sitz der Dame vor mir war wohl defekt, auf jeden Fall hatte ich ihn fast in meinem Unterleib sodass ich kaum wusste wohin ich meine langen Fuesse, wie man im Allgaeu so schoen sagt strecken sollte. Dennoch haben mir meine Reisen und die 4 Monate Trip jetzt gelehr wie man mit derartigen Situationen umgeht: Augen zu, Knie mit voller Kraft gegen den Sitz druecken und den Kopf leblos baumeln lassen. Den Rest erledigt das Geholper, das Hupen, der Wind von aussen und das laute Brummen des Motors. Man gibt sich quasi in die Haende des Busfahrers als wolle man sagen:"Mach du mal, denn egal wie schnell du fahrst, egal wie unueberlegt du ueberholst und egal wie scharf du die Kurven schneidest Hauptsache ich kann in Ruhe schlafen !" Und in der Tat, ich habe in Ruhe geschlafen, bis zu dem Zeitpunkt da mich ein quietschendes und eierndes Geraeusch aus den eben noch reparierten Boxen der Busstereoanlage weckte:"iiiiiiii iiiiiiiiiii, oooooooooo oooooo, quiii quiiii aaaaaa, hiiiiiii". "Ach du meine Guete" dachte ich, "jetzt ist die Stereoanlage bereit zur Bestattung in Pashu Pati Nath". Aber nein, so war dem nicht, denn das dumpfe und regelmaessige schlagen des Basses in Hintergrund deutete darauf hin, dass die Anlage in bestem Zustand war, ich lediglich die indische Volksmusik fuer ein eierndes Kassettenlaufwerk hielt. Man stelle sich die Situation mitten in der Nacht vor: alles versucht zu schlafen, der Regen erlaubt es einem bei Hitze nicht das Fenster zu oeffnen und der Busfahrer hat nichts besseres zu tun als alle Fahrgaeste aus dem Schlaf zu reissen. Ich wuerde mich an der eintoenigen, monotonen und fuer uns Europaeer langweiligen Musik raechen, allerdings haette das Zerknuellen des Kassettenbandes wohl nur ein "iiiiiiii iiiiiiiiiii, oooooooooo oooooo, quiii quiiii aaaaaa, hiiiiiii" zur Folge und damit waere der Sache nichts Gutes getan. Manch anderer Fahrgast hielt es mit seiner Reaktion bezueglich der mitternaechtlichen Ruhestoerung nicht so schlicht wie ich, aber es nutzte nicht. Frueh um 6 Uhr hielt der Bus unerwartet an und der Fahrer bat mich meinen Rucksack aus dem Fach zu entnehmen. Gott sei Dank habe ich ihn nicht auf Dach getan, da waere er noch nass geworden - so wurde er nass und dreckig, aber das hat mich in diesem Moment nicht gestoert. Schlaftrunken habe ich vor einem Holzverschlag, der nicht mehr als Wasser und billigen nepalischen Kautabak verkauft gekauert und den Regen abgewartet. Es muss wohl ungefaehr eine Stunde vergangen sein, bevor ich fragte wann die Fahrt denn weitergehen sollte. "5 pm" war die lakonische Antwort. Oh meine Guete, bis 5 Uhr nachmittags, das sind noch rund 11 h in der Hitze. Wie soll ich das nur aushalten. Kein Essen, nur Wasser und Kautabak, das halte ich nicht aus. Ich beneidete die Raucher, die gierig und fern von jedem Zeitbewusstsein an ihren Glimmstangen zogen. Immerhin hatten sie etwas zu tun, und ich nicht - das erinnert mich an mein letztes Semester im Logistik Studium: man brauch viele Nebenbeschaeftigungen und Hobbies um die Luecken zwischen den Vorlesungen sinnvoll zu fuellen (naja, ganz so ist nicht). Auf jeden Fall hatte ich aufgrund eines politischen Streiks, der die Durchfahrt auf der Strasse unmoeglich machte eine der besagten Luecken, und ih beschloss diese mit einem Besuch bei einer nepalischen Familie in einem der an der Strasse gelegenen Holzhaeuser zu fuellen. Die Menschen wunderten sich ueber den steckengebliebenen Weissen, sie baten mir allerdings an eine Weile in ihrem Bett zu ruhen und bekochten mich sogar nach nepalischer Art. So kam ich nach Steak, Spatzen und Apfelkuchen auch einmal in den Genuss von nepalischer Kost - ob es geschmeckt hat, kann ich nicht wirklcih sagen, ich kann lediglich das Sprichwort "der Hunger ist der beste Koch" zitieren. Nachdem ich mich nach dem Essen abermals im Bett der gastfreundlichen Familie ausruhte, erinnerte mich das penetrante Hupen von mindestens 10 Bussen daran, dass es nun gleich "5pm" sein muss - und siehe da und staune: der Bus fuhr puenktlich um 5 Uhr nachmittags nach Birtamod weiter. Die Hitze hat mich in eine LKW Fahrer Absteige getrieben, und den Rest des Abends habe ich in einem kleinen Verschlag neben meiner Unterkunft verbracht, umringt von mindestens 10 neugierigen Nepalis, die staunend den Schilderungen des Fremden lauschten. Genau diese Momente machen fuer mich eine Reise aus - man ist eben nicht nur der Tourist, dem man ein buntes Tuch verkaufen will oder dem man getrockneten Hundekot statt Haschisch andrehen will - man ist einfach nur Mensch, wie jeder andere der Zuhoerer auch. Am naechsten Tag habe ich es dann letztendlich nach Ilam geschafft - ein kleiner verschlafener Ort, in dem die Menschen phlegmatisch zu sein scheinen, zumindest im Hotel haben sie mich auf meine Frage "Can I eat something" zurueckgefragt "Aehm, what would you like to have?". Eine derart sinnlose Frage kann ich mir nur aus dem Grund vorstellen, dass sie eigentlich nicht willig sind in die Kueche zu gehen und die 5 Zutaten die sie fuer das einzige Gericht, Daalbat, habe zusammentragen wollen. Nun ja, es war kein kulinarisch ereignisreicher Aufenthalt in Ilam, und jede Abweichung von der doerflich essensbezogenen Norm wurde nicht verstanden. Ich bat um ein Omlett mit Zwiebeln und Knoblauch, es wurde mir bejaht und kaum 2 Sekunden spaeter hoerte ich den Chef bruellen:"One plain Omlet!" Meine Nudeln, die nicht scharf sein sollten, also "no chilly" bekam ich natuerlich mit extra Portion Chilli geliefert. Man denkt nicht in den laendlichen Regionen hier, ein Phaenomen das ich vielerorts erlebt habe. Wozu sollte man auch denken, der Kopf schuetzt ja schon die Speise- und Luftroehre vor Regen und Sonneneinstrahlung ! Desweiteren koennten zusaetliche Gedanken vom Nichtstun ablenken, und der ein odere andere erinnert sich vielleicht an meinen Bericht aus Maluku Indonesien (Ternate), in dem ich von einem Flughafen angestellten berichte, der vor lauter Nichtstun keine Zeit zum Kartenspielen hatte (vgl. https://www.umdiewelt.de/t3664_10) - es ist also die laendliche Art des Stresses, die die Menschen davon abbringt und daran hindert den Kopft, der lediglich zur Zuschaustellung von gefaelschter Markenmode dient zu benutzen. (Ich stelle es bewuss ein wenig ueberspitzt dar um dem Leser ein extra an Unterhaltung zu bieten, und vielleicht dem ein oder anderen den dezenten Hinweis zu geben, dass es an der Zeit ist, wieder einmal in die Stadt zu gehen um nach modischen Accessoires fuers Haupt zu suchen).
In Ilam selbst gibt es nicht viel zu sehen, allerdings ist die Umgebung wirklich sehenswert. Nachdem aus meiner Bergwanderung in Pokhara nichts wurde, beschloss ich hier ein wenig die Berglandschaft und die wunderschoenen Teeplantagen zu erkunden. Zusammen mit Tomas, einem tschechischen Bekannten den ich in Pakistan kennenlernte habe ich zwei Tage lang die Umgebung genossen. Wir sind durch Teeplantagen, tropische Natur und Wald an Baeche und Seen gewandert, und es war eine wundervolle Erfahrung dies in der touristisch uerschlossenen Region zu tun. An einem schoenen kleinen Bach haben uns Jugendliche ihre Rauchkuenste und ihre Faehigkeiten zum Basteln von Haschischrauchgeraeten demonstriert. Sie waren geradezu erpicht drauf, waehrend des Rauchens und des Rausches gefilmt und photographiert zu werden, und ich habe diese Tatsache natuerlich ausgenutz und machte unzaehlige Aufnahmen.
Nachdem ich aufgrund eines weiteren Streiks der ortsansaessigen Partei einen zusaetlichen Tag in Ilam verbrachte bin ich schliesslich vorgestern mit dem Jeep und dem Bus nach Indien gefahren. Die Fahrt war relativ unbequem, da ich auf der queren Rueckbank des Fahrzeugs Platz fand und in diesen Bereich des Jeeps werden Menschen wie Sardinen in Dosen gequetscht. Zwei Mal war es, dass eine Frau, die nicht auf dem Dach des Jeeps mitreisen wollte versuchte sich zwischen mich und die Beine und Koerperteile von anderen Passagieren zu quetschen. Aus europaeischer Sicht auf den ersten Blick ein unmoeglches Unterfangen - als Nepali glaubt man erst dass es nicht geht wenn man das Fahrzeug mindestens 5 Minuten an der Weiterfahr hinderte und zumindest ansatzweise mit dem Kopf voraus einstieg. Da waehren wir wieder beim Problem "Kopf", es waere wohl in diesem Fall besser gar keinen zu haben, dann faende man vielleicht doch noch einen Sitzplatz - zumindest waere damit jede Faehigkeit des logischen Denkens und logischen Schliessens ad absurdum gefuehrt und nach einer gewissen Weile faende sich bestimmt eine Loesung. Nun gut, es dauerte, wie immer wenn man weiterreist, den ganzen Tag bis ich letztendlich in Darjeeling ankam. Die Stadt liegt malerisch an den steilen Haengen des Vorhimalayas und man wundert sich mancherorts, wie es denn moeglich sein mag, hier ueberhaupt Haeuser zu bauen. Leider blieb mir die Aussicht auf das Tal vor Darjeeling, vom Kanschenzenga Massiv ganz zu schweigen, aufgrund des dauerhaft starken Nebels verwaehrt. Ich habe dennoch die Zeit hier genutzt, um mir einen wunderschoenen kleinen Tempel anzusehen, der eine unglaubliche und einmalige Atmosphaere und Stimmung verspruehte. Die vielen bunten Gebetsfahnen, das Laeuten der Glocken durch die Glaeubigen Buddhisten und Hinduisten und dazu die einmalige Optik durch den dichten Nebel machten meinen Besuch im "Durja" (Hinduismus) "Ling" (Stupa) zu einem unvergesslichen Erlebnis. Wie in Nepal auch ist die Religion eine einmalige Mixtur aus tibetischen und nepalischen Elementen aus Hinduismus und Buddhismus. Die Bergregion hier bevoelkert hauptsaechlich nepalisch, butanisch und tibetisch staemmige Voelker, so dass von Stress den man als Tourist in "Indien" erlebt nichts zu spuehren ist. Heute (Samstag) habe ich meine Reiseerlaubnis fuer die benachbarte Region Sikkim bekommen, und morgen um 8 Uhr werde ich in den Norden und damit abermals ins Himalaya reisen.
Mit meinem Bekannten Tomas aus Prag, den ich in Pakistan kennenlernte. Viel Spass in den Bergenan dieser Stelle
Aufbruch: | 14.02.2009 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 15.10.2009 |
Tschechische Republik
Polen
Ungarn
Rumänien
Bulgarien
Türkei
Georgien
Armenien
Iran
Pakistan
China
Tibet
Nepal
Indien
Bangladesch
Kirgisistan
Usbekistan
Mazedonien
Albanien
Montenegro
Bosnien und Herzegowina