Auf dem Landweg nach Tibet und zurück

Reisezeit: Februar - Oktober 2009  |  von Daniel S.

Delhi

Ich bin nun seit fast einem Monat in Indien, und es ist nun mein zweiter Aufenthalt hier in Hindustan, wie das Land auf vielen anderen Sprachen genannt wird. Ich nehme Indien ganz anders wahr als bei meinem ersten Aufenthalt vor 2 Jahren - Dreck sehe ich nicht mehr im Vordergrund, es ist nun vielmehr die Diversitaet die das Land an allem bietet, die ich wahrnehme: verschiedene Religionen, Menschen verschiedenster Art, einfache und gebildete Leute, dunkle und helle Hauttypen sowie bitterste Armut und extremer Reichtum. Der nicht zu enden wollende Laerm ist eine Mixtur aus Gebruell, Hupen, Motorengeraeuschen und allen anderen erdenklichen Emmissionsarten von Schallwellen. Komischerweise faellt mir dies alles gar nicht mehr auf, denn schon in Pakistan war mir das Konzert der ungeldulgigen Rikshawfahrer und der lauten ungefilterten Motoren relative vertraut - daher muss ich mich nun ungelogen anstrengen, um es ueberhaupt noch aktiv wahrzunehmen. Ich komme mir in manchen Situationen vor wie ein Inder, habe ich doch einige meiner Umgangsformen denen der jeweiligen Ansprechgruppe angepasst: einen Rikshawfahrer begruesse ich daher nicht, ich sage lediglich gelangweilt:"Paharganj How Much?" "50 Rupees only" "Bye" ... so verlaeuft ein Gesrpraech komplikationslos und kurz, und jeder weiss was der andere von einem will. "One water", dann uebergebe ich die 10 Rupees, die es kostet, und moechte der Verkaeufer mehr, dann antworte ich kurz "NO" und stelle die Flasche zurueck ins Regal. Meistens lautet die kurze Antwort dann:"Ok, ok", und damit habe ich mir das lange verhandeln um Preise erspart. Man koennte nun den Eindruck bekommen, dass man in Indien nicht hoeflich miteinander umgeht, allerdings, so kommt es mir zumindest vor, haengt es sehr stark davon ab, mit welcher Gesellschaftsschicht man sich unterhaelt - ich habe fuer mich herausgefunden, dass es zumindest auf Reisen am besten ist, sich den Gepflogenheiten und den Erwartungen seines Gegenuebers anzupassen. Interessant hier in Delhi zu beobachten sind die Umgangsformen der Inder untereinander in den verschiedenen Vierteln der Stadt: waehrend ich in Paharganj, dem Touristenviertel und damit nicht unbedingt dem Vorzeigeort der Stadt haeufig ein "Heeeeeee, ooooooooo" vernehme, um deutlich zu machen, dass man ueberholen moechte (Fussgaenger), ist die Sprache diesbezueglich in der Region um den Connaught Place wesentlich hoeflicher (Excuse me Sir). Natuerlich kommt es auf die jeweilige Person an, allerdings ist der Klassenunterschied zwischen den Indern deutlich erkennbar. Ich habe eine Busfahrt mit einem AC Bus und mit einem gewoehnlichen Lokalbus gemacht. In Asien pausieren Busse fuer gewoehnlich auch auf kuerzeren Fahrtstrecken, um den Passagieren die Moeglichkeit zu geben, eine Mahlzeit zu sich zu nehmen. Die Orte, an denen die Busse anhalten um den Passagieren diese Moeglichkeit einzuraeumen variieren in ihrer Qualitaet und Sauberkeit enorm abhanegig von der Qualitaet des Buses- meiner Erfahrung nach kann ich sagen: Je billiger und einfacher der Bus, desto schmutziger und unhygienischer die Orte in denen er zum Essen anhaelt. Eine interessante, aber auch leicht nachvollziehbare Korrelation, kann sich ein Inder mit geringen Finaziellen Mitteln doch nicht eine Thali fuer 120 Rupis leisten, sondern er wird mit Verzicht auf Hygiene und Sauberkeit eher bereit sein, nur 40-60 Rupis auszugeben. Jeder, der in Indien billig reist sollte sich also nicht ueber unhygienische Zustaende in den Raststaetten beklagen, spart er ja doch immerhin 1-4 Euro Reisekosten (wie ich), die er dann wieder (aufgrund enormen Hunger s in der Destination) in einem besseren Restaurant zusaetzlich ausgibt. Die Mathematiker unter uns koennten nun genau berechnen, welche der beiden Moeglichkeiten die billigere waere: teurer Bus mit Pausen in Midrange Restaurants und am Abend nur noch eine Kleinigkeit vor dem Schlafen, oder doch der billige Bus, ohne Mahlzeit zwischendurch und dem grossen Hunger am Abend im besseren Restaurant. Wer zu faul ist diese Rechnung zu machen kann sag: Die Mathematik kann mir den Buckel runterrutschen, ich fahr mit dem eigenen Auto und lass mich von Mama bekochen, mit der Konsequenz, dass man bei dieser Variante zu Hause bleiben muss. Es wird nun deutlich, dass man es als Reisender nicht immer einfach hat, Psychologiekenntnisse, Anpassungfaehigkeit und Mathematik verfolgen einen sogar bei den einfachsten Entscheidungen. Wie ueberzeugt man einen Tuk Tuk fahrer am besten, dass er fuer die von einem bereits zig mal befahrenen Strecke nur den normalen Preis von 30 Rupis berechnet ? "Paharganj, Main Bazaar 30 Rupis". Hat man dies dann den rund 10. Fahrer gefragt so wird sich dieser aufgrund der Hartnaeckigkeit bereiterklaeren einen dort hinzubringen.

Tabak und Betelverkaeufer in Old Delhi

Tabak und Betelverkaeufer in Old Delhi

© Daniel S., 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich plane eine Reise die mich über den Landweg von Deutschland - Osteuropa - Naher/Mittlerer Osten - Indien bis nach Lhasa führt. Zurück will ich über die ehemaligen Sowjetstaaten reisen und schließlich in der Türkei entscheiden ob es über die Ex-Jugoslawienstaaten oder erneut Osteuropa zurückgehen soll.
Details:
Aufbruch: 14.02.2009
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 15.10.2009
Reiseziele: Deutschland
Tschechische Republik
Polen
Ungarn
Rumänien
Bulgarien
Türkei
Georgien
Armenien
Iran
Pakistan
China
Tibet
Nepal
Indien
Bangladesch
Kirgisistan
Usbekistan
Mazedonien
Albanien
Montenegro
Bosnien und Herzegowina
Der Autor
 
Daniel S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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