Auf dem Landweg nach Tibet und zurück
Delhi-Amritsar-Lahore-Islamabad
Von Delhi aus ging es dann nach einer langen Wartezeit auf das kirgisische Visum weiter nach Amritsar, der Grenzstadt zu Pakistan. Gereist bin ich wie meistens in Indien mit dem Zug. Die blauen Pritschen sind im Vergleich zum Bus richtig komfortabel und ich konnte daher die meiste Zeit der 12 h Reise schlafen. In Amritsar angekommen hat mich mein Gastgeber Narinderjit, ein Sikh, am Bahnhof abgeholt und mich zu seiner Ranch gebracht. Es war frueh am Morgen, aber schon unglaublich heiss dort, und ich erfreute mich am klaren frischen und kuehlen Wasser in Narinderjits Schwimmbecken. Narinderjit bietet seinen Gaesten kostenlose Unterkunft in seiner Ranch, die er auf dem Grund seines Vaters gebaut hat. Ein kleines Restaurant, von Nepalis betrieben bietet leckere indische Gerichte zu guenstigen Preisen an, ausserdem ist dieses auch die einzige Moeglichkeit in der nahen Umgebung etwas zu essen. Neben einigen Schafen, Eseln und Huehnern zuechtet er auch Pferde, und daher war es mir auch moeglich auf einem dieser zu reiten. Ich hab zum ersten Mal ohne Sattel auf einem Pferd gesessen und ich war richtig stolz auf mich als ich nach vielen Jahren ohne reiten noch gut in der Lage war das Pferd auch im flotten Gallopp im Zaum zu halten.
Insgesamt habe ich 3 Naechte in Amritsar zugebracht, mit einem netten Italiener und einem Franzosen habe ich den Goldenen Tempel besucht und ein netter junger Sikh hat uns zu sich nach Hause zum Fruehstueck eingeladen. Er war sehr nett, allerdings in seinen Ansichten und in seinem Verhalten doch den europaeischen Gewohnheiten sehr fern - dennoch genoss ich die 2 Tage in denen er uns durch Amritsar fuehrte. In der letzten Nacht ist wie jede Nacht der Strom ausgefallen. Macht doch nichts, koennte man sagen, man braucht ja kein Licht, allerdings waere Strom zur Betreibung des Ventilators dringend noetig gewesen. Es war nahezu eine Tortur immer wieder schweissgebadet aufzuwachen (40 Grad in der Nacht und dazu feucht) um nach 10 min des Wartens abermals vom Fan gekuehlt zu werden.
Am Morgen habe ich mich im Pool abgekuehlt und habe lange Zeit damit verbracht, meinen Rucksack zu packen - es ist wirklich unglaublich, aber jeder Handgriff war nach dieser Nacht extrem anstrengend, zumal das Quecksilber schon am fruehen Morgen wieder auf 37 Grad stieg. Erschoepft von der Hitze und der schlaflosen Nacht habe ich mich auf zur pakistanischen Grenze gemacht. Die Fahrt dorthin war leider nicht in einem klimatisierten Taxi - nein, ich habe natuerlich aus Sparsamkeit den guenstigen Lokalbus gewaehlt, der vor jedem Essensstand anhaelt um zu fragen, ob nicht doch noch einer der Speisenden zur Grenze fahren will. So dauerte die Fahrt rund 1,5 h (25 km), allerdings kam es mir vor wie ein ganzer Tag - die Luft stand geradezu, und waehrend der Fahrt hat mir der heisse Wind fast die Haut verbrannt (etwas uebertrieben). Der Grenzuebertritt verlief problemlos und Lahore empfing mich mit einem Protest - gegen was protestiert wurde weiss ich nicht, allerdings luden die brennenden Reifen und die bruellenden Maenner geradezu zu einem Photoschiessen ein. Die Maenner waren freundlich und haben brav fuer meine Bilder posiert, man muss das gefaehrliche Pakistan ja schliesslich seinem leider schlechten Ruf konform darstellen (allerdings habe ich von diesem schlechten Ruf nach 5 Wochen Pakistan nichts gesehen und gehoert).
Lahores Chawman Ice Cream hat natuerlich 3.5 Monate auf mich gewartet, und die kuehlen Milchkugeln schmolzen nur so dahin, als ich mich in die klimatisierte Family Area aufmachte. Die Naechte in Lahore machten was Hitze und Stromausfaelle betrifft allem Konkurrenz was ich bis jetzt erlebte. Stromausfall ist wohl rund 10 Mal am Tag, und unter diesen 10 Mal sind auch rund 4 Stromausfaelle in der Nacht, die einem jede Moeglichkeit nehmen, sich vom heissen Wind des Fans verbrennen zu lassen - nein, man kocht bei rund 43 Grad in seiner eigenen Suppe dahin. Ich hielt es im Gebaeude nicht aus und so bin ich die beiden Naechte in Lahore zwischen meinem Zimmer und dem Tisch und Stuhl auf dem Dach des Hotels hin und hergependelt, und machte es damit einem jungen Koreaner gleich, der bei jedem Stromausfall wieder mein Treuer Stuhlnachbar war. Po und Ruecken habe ich auf dem Tisch platziert waehrend meine Schulter zwischen Stuhl und Tisch in der Luft taumelte. Meinen Kopf habe ich nach vielem Drehen und Wenden so positioniert, dass ich bis zur Rueckkehr des Stromes wieder ein wenig Schlaf fand. Kaum war Strom da, bin ich zurueck ins Zimmer und hab mich vor den Fan gelegt - aber nur bis zum naechsten Stromausfall - der Koreaner wartete schon auf micht !
Von Lahore aus ging es dann am gestrigen Sonntag nach Islamabad, wo ich mich momentan bei ertraeglicherer Hitze auf mein China Visum wartend befinde. Es ist schoen wieder in Pakistan zu sein, und wie sagte doch heute ein Herr zu mir, als er mir eine kuehle Limonade spendierte: The tourists hate the Taliban, but we hate them even more ! Dies ist der Tenor, den ich von allen Menschen vernehme mit denen ich spreche.
"When the street wars jump off there's only one thing to do, grab the gats squeeze one off ..." Die Zeile aus einem Lied von Cypress Hill passt so gut auf das im Bild gezeigte. Ich sollte es dramatisch verkaufen ... Allahu Akbar - Taliban Taliban - Tod dem Westen - aber all dem war nicht so, es ging lediglich um innenpolitische Dinge, und die Menschen waren sehr freundlich hier in Lahore.
Aufbruch: | 14.02.2009 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 15.10.2009 |
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