Auf dem Landweg nach Tibet und zurück
Urumqi - Lanzhou
In Urumqi habe ich den Abend in einer Bar (gehoert einem Neuseelaender) verbracht und um rund 2 Uhr habe ich dann noch ein Hotel aufgesucht um etwas Schlaf zu finden. Am kommenden Morgen bin ich los um den Zug nach Lhanzou, die einst dreckigste Stadt der Welt (vergleicht man Abgaswerte) zu nehmen. Die Zugfahrt war angenehm, ich hatte ein Bett, es gab ein Bordrestaurant und die Bediensteten und auch Mitreisenden waren sehr nett. Einer dieser Mitreisenden kam auf mich zu und sagte: "quak quak quak quak quak ... " Er begriff wohl nicht, dass ich ihn nicht verstand und daher kam er mit einem chinesischen Woerterbuch um mir das eben gesagte "quak quak quak" in Schriftform zu bieten. Er begriff auch nicht, dass ich die chinesischen Schriftzeichen nicht entziffern kann, und er war recht fassungslos ueber den Weissen, der in China ist und sozusagen als Analphabet und noch dazu nicht der Sprache maechtig durch die Lande zieht. Letztendlich fand ich eine nette Dame, die mir uebersetzte, dass der Mann ein Anwalt sei und er auf dem Nachhauseweg sei. Es war recht amuesant fuer mich und immer wenn der Mann zu mir sprach, konnte ich mir das Lachen kaum verkneifen.
In Lhanzou angekommen hat uns Dian, eine couchsurferin am Bahnhof abgeholt. Wir sind direkt im Anschluss in ein spottbilliges und extrem gutes Nudelrestaurant gefahren. Vom chinesischen Essen kann ich nur Gutes berichten, es ist wirklich sehr sehr lecker und bis zum heutigen Tag hatte ich kein Gericht zweimal. Dian hat Florent und mich dann in die Wohnung ihrer Eltern gefahren, wo ich 2 Naechte bleiben werde. Die Wohnung ist recht modern eingerichtet, und lediglich der in allen Zimmern gefliesste Boden und der Gasherd in der Kueche erinnern daran, dass man nicht in Deutschland ist. Endlich konnte ich wieder unter eine Dusche und mich waschen, und auch meine dreckige Kleidung hat Dian in die Waschmaschine gegeben. Was fuer ein Segen, das meiste war ja gewaschen, aber der eine oder ander erinnert sich mit Sicherheit noch an die maskuline Variante des Waschens in Pakistan, und daher war ich ganz froh, dass diesen Part wieder ein Frau fuer mich uebernahm. Mein von meinem Knie maltraetierte Brille wurde von einem sehr freundlichen Optiker wieder in Form gebracht und nun hatten wir Zeit, uns Lhanzou anzusehen. Eigentlich ist die Stadt nicht besonders attraktiv, aber es war fuer mich dennoch interessant, den Vortschritt Chinas und das rasende Tempo der baulichen Erschliessung von Boden live zu erleben. Ueberall Hochhaeuse, Fabriken und Gewerbegebiete. Direkt neben an kleine Naherholungsgebiete im Sinne von Gruenanlagen mit kleinen Baechen etc. fuer die Anwohner. Es ist eine recht kuenstliche Welt in der diese Menschen leben, aber kuenstlich ist es zum Teil zu Hause auch. Der Unterschied ist, dass der Umbruch in die sogenannte Moderne in Deutschland etwas laenger andauerte und in China werden Prozesse und Entwicklungen die normalerweise 10 Jahre beanspruchen in ein Zeitfenster von einem halben Jahr gepackt (so zumindest der Reisefuehrer Lonely Planet). Nach den Trabantenstaedten haben wir uns das Zentrum angesehen und wir konnten dort auch eine 100 Jahre alte deutsch Bruecke bewundern, die ueber den gelben Fluss fuehrt. Lhanzou ist die einzige Stadt, die direkt am gelben Fluss liegt.
Die Chinesesen hier in der Stadt sind mir gegenueber stets freundlich, laecheln und sie sind (sofern sie der englischen Sprache maechtig sind) auch sehr hilfsbereit. Unter den jungen Leuten finden sich immer wieder welche, die einige wenige Saetze auf englisch sprechen koennen, aber nach Pakistan, einem Land in dem fast jedes Kind (zumindest scheint es teilweise so) schon englisch lernt, ist es schon noch ein grosser Unterschied und es gilt daher, sprachliche Huerden zu ueberwinden.
Immer dann wenn ich eine englischsprechende Person finde bitte ich sie, mir das auf chinesisch aufzuschreiben, was ich gerne erledigen moechte: Busticket, Zugticket, Essen (sofern man es nicht mit den Finger deuten kann) usw.
Gestern wollte ich im KFC eine 7up trinken und ich deutete auf das 7up Zeichen. Die Dame an der Kasse, die sogar recht ordentlich englisch sprach wies mich darauf hin dass es hier kein 7up gebe. Ich sah sowohl das Zeichen als auch den Zapfhahn fuer die Brause, allerdings war es mir (sogar mit chinesische Unterstuetzung von Dian, die 7up nicht kannte) nicht moeglich ein 7up zu bestellen. Was Pantomime und Gestikulation angeht koennen die Chinesen doch noch einiges lernen, oft versteht man mein "MUUUUH" fuer Rindfleisch und mein grunzen fuer Schwein erst sehr sehr spaet. Vielleicht ist es, weil die chinesische Sprache selbst schon ein gemuhe und gegrunze ist - die Leute achten also auf mein Betonung. Genug der Spekulation.
Am Abend hat Dians Vater noch Musik vorgespielt und er wollte mich in die Kunst des Kandschi einweihen, aber ich beherrsche ja kein einziges chinesisches Schriftzeichen, so ueberliess ich es lieber ihm. Dians Mutter spricht etwas englisch und erzaehlte von korrupten Politikern, von Unterdrueckung waehrende des Regimes von Mao (welcher auf jeder Banknote ist) und von finanziellen Problemen vieler Chinesen, die vom Ferrari des Wirtschaftswachstums nur unter den Abgasen leiden.
Aufbruch: | 14.02.2009 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 15.10.2009 |
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