5 Monate "Flitterwochen"

Reisezeit: Februar - Juli 2015  |  von Vi O.

Jamaica: Treasure Beach

Treasure Beach

22.02.15

Da wir Unterschiedliches über die Stadt Kingston gehört und gelesen hatten was die Sicherheit betraf, entschieden wir uns gegen eine Stadterkundung und liessen uns von einem Taxifahrer zum Busbahnhof bringen. Als wir sahen, wie wenig da los war, verfluchten wir unsere Idee, schon wieder an einem Sonntag zu reisen. Die heiligen Sonntage der Jamaicaner, da lief wirklich gar nichts!
Ein paar hektische Busfahrer manövrierten dann doch unser Gepäck in einen Bus, leider sassen da noch fast keine andern Leute, das bedeutete warten. Denn wie bei den günstigen Routetaxis; die Busse fuhren erst, wenn sie voll sind.
Ein Jamaicaner fuchtelte plötzlich wie wild mit den Armen, nahm sein Handy hervor und hielt es Damiano unter die Nase, zeigte auf unsere Rucksäcke und fluchte (jedenfalls nahmen wir das an, denn wir verstanden kein Wort, da es Patois war). Darauf schalteten sich der Busfahrer und noch etwa drei andere ein und schrien den Typen an. Alles was wir verstanden war: "white man" und "Police". Damiano rutschte nervös auf dem Stuhl herum, da verschwand der Typ plötzlich. Bevor wir aufatmen konnten, kam er erneut angelaufen, tatsächlich mit einem Polizisten im Schlepptau! Der Officer war total ruhig, befahl drei wild gestikulierenden Männern, sich zwei Meter zu entfernen und begann Damiano aufzuklären. Damiano habe mit seinem Rucksack dem Herrn das Handy aus der Hand geschlagen, da sei es auf den Boden gefallen und kaputt gegangen.
Ich schnaubte verächtlich, denn ich wusste, dass das gar nicht sein konnte. Ich lief ja hinter ihm. Die Männer, die sich entfernen mussten, durften nun auch zu Wort kommen und erklärten dem Officer, dass es nicht stimmte und dass sie uns das Gepäck ja auf halbem Weg abgenommen hatten. Es sei typisch, meinte der eine, kaum seien Weisse da, versuche man zu profitieren und Geld zu machen. Der Officer war auch nicht dumm und wusste dies selbst. Er sagte zu dem Gauner, dass selbst wenn es so wäre, es ein Unfall gewesen sei und er da nichts für ihn tuen könne. Er solle nun nach Hause gehen. Das Schöne an dem Vorfall war, dass wir merkten wie viele Jamaicaner, einschliesslich der Polizei, hinter einem stehen und sich für das Recht einsetzen.

Anyway, es dauerte noch 30 Minuten bis der Busfahrer genug Leute zusammenhatte, dass wir losfahren konnten. Endlich!!!
Es war eine anstrengende Fahrt, eingeklemmt wie üblich, über Stock und Stein wie üblich. In St. Cruz hiess es umsteigen. Es war ja klar, Sonntags fahren keine Taxis nach Treasure Beach! Wir mussten eines nehmen bis Black River und dort erneut umsteigen. Diese Taxifahrt verbrachte ich mit Stossgebeten zum Himmel. Der Fahrer hatte es wohl ziemlich eilig! Es ist schon verrückt, man predigt den Kindern: Nie in ein fremdes Auto steigen, nie bei jemand mitfahren, der Alkohol oder Drogen konsumiert hat, sich unbedingt anschnallen im Auto und aussteigen, wenn sich der Fahrer als Raser entpuppt. Alles war eingetroffen! Aber unterwegs in einem so fremden Land, was tust du? Aussteigen und im absoluten Niemandsland herumirren? Wir blieben sitzen und kamen lebendig (!) in Black River an. Dort stand ein hilfsbereiter Jamaicaner, der uns erklärte, dass (oh Wunder) hier am Sonntag keine Taxis fahren. Er machte für uns mit einem vorbeifahrenden Rastaman einen Deal und er nahm uns mit nach Treasure Beach. Sein Fahrstil war beruhigend europäisch. Er suchte mit uns in Treasure Beach geduldig die Küste ab, bis wir unser Guesthouse gefunden hatten.
Wir konnten es kaum glauben: In was für einem Bijoux waren wir da bloss gelandet? Wir wurden herzlich von Iyaras empfangen und in unser fantastisches Zimmer geführt. Ein riesiges Bett mit herrlicher Matraze wartete auf uns. Das Badezimmer war riesig und so sauber, dass ich zum ersten Mal Schweizer Standart vorfand. Eine Flügeltüre führte zum eigenen Gartensitzplatz heraus und dieser widerum zeigte zum Meer. Mit grossem Abstand sticht dieser Ort aus unserer Jamaicareise heraus. Bisher war alles fantastisch, aber Treasure Beach wird mein Favorit sein.

Das Örtchen hat alles, was es für Toristenmassen unattraktiv macht: Das Meer ist rau, es hat Klippen und Felsen, die Felder sind verdörrt und die Strassen holprig. Es gibt etwa zwei Restaurants in Treasure Beach und kein einziges All Inclusive Hotel. Die Touristen, die hierher kommen, suchen die pure Natur mit ihrer launischen, rauen Seite. Es ist mein Paradies! In der Nacht hört man ausser den lauten Wellen bei uns im Zimmer keinen Mucks.
Ich mach ja nicht viel Werbung, aber das Guesthouse Kudehya ist für alle ein Muss, die Jamaica erleben wollen!

23.02.15

Nachdem ich ja bereits meine Ode an Treasure Beach gesungen habe, muss ich es nicht noch einmal tun. Aber der Tag war genau dies: Paradiesisch ruhig, Damiano und ich hatten stundenlange gute Gespräche, lauschten den Wellen, lasen in unseren Büchern und liessen die Zeit verstreichen. Wenn es zu heiss wurde, nahmen wir ein Bad im Meer und wechselten in den Schatten. Das Guesthouse hat überall kleine Nischen und Ecken versteckt, wo man eine Hängematte findet oder sonst ein Detail, dass man bisher noch nicht entdeckt hat. Mit Iyaras und seiner Freundin Sharon konnte man tolle Gespräche über die Jamaicanische Geschichte führen. Iyaras ist ein Rastaman, das bedeutet er gehört dem Glauben Rastafari an. Es war toll aus erster Hand etwas über diese Religion zu erfahren. Die Rastafaris glauben, dass man nichts essen darf, was Augen hat oder was produziert wurde, von einem Lebewesen mit Augen. Sprich, sie leben vegan. Wir haben uns darauf eingelassen und liessen uns von Iyara ein Rasta Frühstück zaubern - und nein, da hat es keine speziellen "Kräuter" dran War sehr lecker (für einmal - nicht für immer!)
Abends entschieden wir uns fürs Restaurant "Jake's", eines von den zwei Restaurant in Treasure Beach und fanden auch hier einen verspielten Garten. Farbige Lampions hingen von den Bäumen, die Tische mit Candle Light standen im Sand vergraben... Eine herrliche Kulisse mit fantastischem Essen. So jetzt höre ich auf zu schwärmen, schliesslich verlassen wir morgen meinen Lieblingsort und ich sollte dabei nicht gerade in Tränen ausbrechen...

Och, das ist noch nicht richtig voll!

Och, das ist noch nicht richtig voll!

Gefällt dem Jungen wohl üsä Bärner "Gölä"?

Gefällt dem Jungen wohl üsä Bärner "Gölä"?

Treasure Beach ist anders als die Touri-Gebiete

Treasure Beach ist anders als die Touri-Gebiete

Besser!

Besser!

Gemütlich im Garten vom Guesthouse.

Gemütlich im Garten vom Guesthouse.

Rastafari, Yaman!

Rastafari, Yaman!

© Vi O., 2014
Du bist hier : Startseite Karibik Jamaika Treasure Beach
Die Reise
 
Worum geht's?:
5 Monate um die Welt reisen... Ein Traum geht in Erfüllung!
Details:
Aufbruch: 18.02.2015
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 13.07.2015
Reiseziele: Kuba
Jamaika
Vereinigte Staaten
Hongkong
Thailand
Laos
Kambodscha
Vietnam
Der Autor
 
Vi O. berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.