5 Monate "Flitterwochen"
Laos: Luang Prabang
Luang Prabang
11.05.15
Manchmal leidet man an Realitätsverlust, hier die Situation dazu: Wir assen ein Mega-Frühstück, mit Kaffee und Brot, Eiern, frischen Früchten. Alles für 3 Franken. Es war richtig lecker, trotzdem gingen wir etwas gefrustet zurück zum Hotel und unterhielten uns darüber, wie teuer doch alles hier wäre. Ich weiss auch hier, dass die Blogleser zuhause nun die Hände verwerfen, vor allem diejenigen die in letzter Zeit auswärts in der Schweiz einen Brunch gegessen haben. Ja, man verliert manchmal den Vergleich zu zuhause. Hier ist alles so günstig und wenn man mit einem berechneten Tagesbudget von 35 Franken pro Person unterwegs ist, dann sind 14 Franken für ein Hotelzimmer viel Geld, ein Frühstück für 3 Franken auch nicht gerade gratis... Aber in solchen Fällen müssen wir uns dann selbst wieder die Realität vor Augen führen! Eine Woche Ferien hier ist ja viel günstiger als eine Woche Wohnen in der Schweiz. Aber ob wir es schaffen, unser Budget nicht noch mehr überzustrapazieren? Ich bin nicht sicher...
Auf alle Fälle unternahmen wir heute einen grandiosen Ausflug an die Wasserfälle von Luang Prabang, die Kuang Si Falls. Mit dem Tuk Tuk wurde unsere Gruppe die 30 Minuten an den Eingang der Fälle gefahren. Dort bezahlten wir 40'000 Kip für den Eintritt, das sind grob gerechnet etwa 4 Franken. (Nicht ganz einfach, sich an die neue Währung zu gewöhnen - wenn man vom Geldautomaten kommt ist man im Normalfall Millionär)
Man betritt zuerst einen Bärenpark, dort werden auf grossem Areal Braunbären gehalten, die aus der Gefangenschaft gerettet wurden. Leben als Tanzbären und andere qualvolle Schicksale hatten diese Tiere hinter sich. Es ist eindrücklich, wie diese Bären hier den Rest ihres Leben in artgerechter Haltung verbringen dürfen, eine Freilassung in die Wildnis ist für diese Tiere, die oftmals bereits in 1 Quadratmeterkäfigen auf die Welt kamen, leider unmöglich.
Es kam mir vor, als ob sich selbst die Schweizer Zoos davon eine Scheibe abschneiden könnten. Tolle Gehege!
Die Wassefälle sind wirklich grandios. Sie verlaufen über viele Stufen nach unten in den Fluss. Zuoberst ist der grösste, den kann man nicht erklimmen, doch dann hat es weitere kleine Stufen, in deren Becken man baden kann. Diese Pools haben eine grünblaue Färbung und sind extrem einladend um zu baden - vor allem in dieser unerträglichen Hitze! Man kann hier einfach einen halben Tag verbringen, es ist sehr touristisch, so hat es ein Restaurant, Bänke, und Toiletten. Wir haben ein paar Stunden dort verbracht und uns entschieden, nochmals wieder zu kommen.
Abends wurde es sportlich, auf alle Fälle für die Jungs. Sie hatten sich für einen Fussballmatch gegen eine laotische Man(n)schaft angemeldet - Frauen nicht willkommen! Aber zuschauen durfte ich wenigstens und so fuhr uns das Tuk Tuk zum "Stadion" von Luang Prabang. Wir witzelten, dass wir wohl auf einem Reisfeld irgendwo spielen würden und waren dann doch ziemlich überrascht, als wir vor einem Kunstrasenfeld mit Scheinwerfern standen. Die Laotaner waren im kompletten Fussballdress erschienen, hochprofessionell mit Rückennummer und so. Unsere Jungs hatten immerhin alle Turnschuhe dabei und niemand musste in den Flip Flops spielen. Der Match war spannend und die Laotaner ziemlich aggressiv. (Wo bleibt die asiatische Beherrschung und Zurückhaltung?) Aber unsere Jungs spielten gut und geschickt und konnten zum Schluss ein Unentschieden herausheuschen. Super!
12.05.15
Wer sich so gar nicht dafür begeistern kann, wie eines unserer Hauptnahrungsmittel (Reis) geerntet wird und was diese kleinen Körner für einen Aufwand bei den Bauern verursachen, der sollte folgende Zeilen überspringen. Mir hat es gezeigt, mit welcher Gleichgültigkeit wir manchmal Dinge verspeisen, für die in armen Ländern so geschufftet wird.
Das Tuk Tuk kam eine halbe Stunde zu spät um unser (langsam eingeschworenes) Grüppchen abzuholen. Nach 10 Minuten erreichten wir die Reisplantage. Vom strahlendsten Laos-Lächeln wurden wir empfangen und bekamen sogleich einen typischen Hut aufgesetzt. Wir sahen aus wie waschechte Laotaner - oder einfach wie zwei Schweizer mit Pyramiden auf dem Kopf. Danach wurden wir zum ersten Feld geführt, wo die Reissamen gerade gestreut wurden. Damit diese unter die Erde gemischt werden konnte, musste die Erde erst gewässert und dann gepflügt werden. Die Pflugmaschine hatte vier Beine und riesige Hörner, es war ein "Suzuki". "Suzuki" war keine Marke, sondern der Name des Wasserbüffels, der uns auf dem Feld begrüsste. Der Pflug, also eine eigengeschaffene Eisenkonstruktion wurde an Suzukis Rücken und an einem Ring durch seine Nase befestigt. Das war ein Bulle! Er krempelte die Erde um, wie wenn es Watte wäre. Damiano und die andern, die es probieren durften, mussten dem Pflug durch den Schlamm nachrennen, so schnell stampfte der Büffel durch das Feld. Damianos Beine hatten am Schluss die Farbe vom Wasserbüffel und rochen auch so
Beim nächsten Feld mussten wir nun die Reispflanzen umsäen. Da mussten wir alle in den Schlamm steigen, Barfuss natürlich, wir wollten ja schliesslich das laotische Farmerleben verstehen. Nach dieser Arbeit gab es keine Pause, sondern es ging in der brütenden Morgensonne weiter zu den bereits gewachsenen Reispflanzen. Nebst dem Reis wuchs hier auch Unkraut. Wer nun denkt, dies wird einfach ausgerissen und weggeworfen, der liegt falsch! Das Unkraut wird ausgerissen und zurück in unter die Erde getan, es hilft dem Reis beim Wachsen. Was für ein Aufwand. Wir waren zu zehnt für etwa acht Quadratmeter, die Reisbauern hier haben aber über zwei Hektaren zu erledigen! Nach diesem Prozess kann im nächsten Stadium, wenn der Reis getrocknet ist, die Ernte beginnen. - Natürlich von Hand - und zwar jede einzelne Reispflanze! Danach wird ebenfalls von Hand der Reis gedroschen, damit die Samen herausfallen. Als nächstes muss man den Reis schälen.. Dafür gibt es ein selbstgebautes Instrument: Mit Hilfe eines Bolzen wird die Schale geknackt und die Körner liegen frei. Mit einem Sieb wird nun der Reis und die Schale getrennt. Es ist eine richtige Knochenarbeit und alles wahnsinnig anstrengend. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, wie ein Pack Reis in der Migros etwa 2 Franken kosten kann. Für ein Kilogramm Reis wird hier in Laos etwa 10 Stunden geschufftet! Ich hoffe euer nächstes Reisessen werdet ihr nun geniessen zuhause, ich tue es auf alle Fälle. Es ist sehr spannend zu sehen, welchen Weg unsere Hauptnahrungsmittel bereits hinter sich haben und wie arme Leute schwere Körperliche Arbeit leisten, für dass wir in 10 Minuten unsere Reisportion heruntergeschlungen haben!
Nach diesem Knochenjob durften wir dann noch verschiedene Reisprodukte probieren und erfuhren noch, wie in dieser Farm Bambus und Eisen verarbeitet werden. Das war eine richtig tolle Erfahrung.
Die Dusche im Hotel tat besser denn je und wir brauchten unbedingt ein paar ruhige Stunden. (Im Wissen, dass die Reisbauern sich dies nie leisten könnten.)
Am Abend schlenderten wir noch über den Abendmarkt und kauften ein paar Souvenirs für Freunde ein. (Ich kaufte und Damiano rechnete mir den verbleibenden Platz im Rucksack vor)
Unsere super Gruppe! Damiano, ich, Mette (Schweden), Mathias (Dänemark) Susie (England), Kristofer + Luca (Dänemark)
13.05.15
Der heutige Tag stand unter dem Motto "Erholung". Auf dem Reisfeld hatten wir alle etwas zu viel Sonne erwischt und unsere E-Reader warteten sehnsüchtig darauf, dass wir ein paar Seiten in unseren Büchern weiterlasen.
Für eine Besichtigung des berühmten Phou Si reichte unsere Kraft dann aber doch noch. Steile, weisse Treppenstufen führen den Haushügel hinauf bis zum Phu Si. Was für ein Aufstieg bei vierzig Grad, pochendem Ohr und langärmlig (um die Religion zu respektieren). Da kommt mir in den Sinn - steht das "Phou" von Phou Si vielleicht für die Anstrengung "phouuu"?! (Achtung, super origineller Witz!)
Die Anstrengung lohnte sich auf alle Fälle, auch wenn der Phou Si dafür nicht verantwortlich war, sondern die Aussicht, die sich einem von oben bot. Die Stadt Luang Prabang zeigte sich tatsächlich im 360 Grad Panorama. Scheinbar sei der Sonnenuntergang von hier oben grandios. Leider gab es bisher keinen Abend, wo die Wolken diesen Anblick zuliessen...
So auch heute. Den Tag liessen wir deshalb in einem tollen Restaurant mit Flussblick ausklingen und genossen ein teures, aber gutes Curry. Übrigens gibt es kaum Geheimtipps hier in Luang Prabang. Wirklich alle Restaurants und Bars haben einen ganz eigene Charme und es steckt hinter jedem ein richtiges Konzept. Wir haben die Sportbar, die Chill-Out-Bar, das Flussrestaurant, das Junglerestaurant, die französische Bäckerei, usw. - Also sehr touristisch ausgerichtet, aber dennoch mit viel Flair.
14.05.15
Leider machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung, es regnete in Strömen am Morgen und selbst als es aufhörte, war es so nass, dass uns ein Picknick beim Wasserfall nicht mehr ganz so verlockend schien.
Stattdessen ging unsere Truppe in eine tolle Bar am Abend, aber auch tagsüber super, da es ein Beachvolleyball-Feld hatte. Wir spielten und spielten, stundenlang und in der prallen Sonne. Aber es war richtig lustig und schön, dass nun auch die Damen mitspielen konnten.
Als wir dann nicht mehr konnten war es schon Mitte Nachmittag und wir entschieden uns gegen den Wasserfall, auch wenn das Wetter sich eben wieder zum Guten gekehrt hatte. Es war der letzte Tag in Luang Prabang und wir freuten uns aufs Weiterziehen, auch wenn die Stadt uns super gefallen hatte!
Aufbruch: | 18.02.2015 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 13.07.2015 |
Jamaika
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Laos
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