5 Monate "Flitterwochen"

Reisezeit: Februar - Juli 2015  |  von Vi O.

Vietnam: Halong Bay

Halong Bay

07.07.15

Wir wurden beim Hotel von einem Minibus abgeholt, mit ordentlicher Verspätung, dafür aber waren wir die letzten, die zusteigen konnten. Noch bevor wir im Bus waren, nahm uns die Reiseleiterin zur Seite und flüsterte: "Bitte erwähnt hier nirgends den Preis, den ihr hierfür bezahlt habt. Die andern haben alle deutlich mehr bezahlt." Schelmisch grinsten wir uns an und stiegen in den Van. Na, das startete ja gut! Die Busfahrt war dann aber sehr lange und es schien uns, der Verkehr wurde im Program nicht einkalkuliert. Mit einer gehörigen Verspätung von einer Stunde kamen wir am Hafen an. Zuerst besteigt man ein kleineres Boot, das einem dann zum Kreuzfahrtschiff bringt. Da kurvt man zwischen den unzähligen Schiffen herum und versucht von weitem das richtige zu erspähen. Wir waren schon etwas schockiert, was da alles im Hafen lag und sich Kreuzfahrschiff nennen darf. Ziemlich lebensmutig in solche Schiffe zu steigen, da bestätigten sich auch die Geschichten, die man im Internet lesen kann. Als die Cristina Diamond dann vor unseren Augen auftauchte, waren wir ziemlich erleichtert. Das sah doch schon ziemlich besser aus! Als wir das Schiff dann bestiegen und auch sogleich in unsere Kabine konnten, wussten wir, warum wir uns für die teurere Variante entschieden hatten. Die Kabinen waren gross (aus irgendeinem Grund hatten wir die Dreierkabine bekommen - vielen Dank!) und hell. Die Fenster bei dem Dreierzimmer waren nämlich sogar auf zwei Seiten angebracht. Auf dem Sonnendeck hatte es Liegestühle und viel Platz für uns ca. 20 Gäste. Aber wir wussten bereits vom Programablauf; viel Zeit würden wir hier nicht verbringen können. Der straffe Zeitplan liess uns ziemlich umgehend zum Mittagessen wechseln. Das Buffet war reichhaltig und vielfältig. Es gab wirklich mehr als genug und war sehr lecker. Danach ging es zur Besichtigung der Surprising Cave. Es war dann aber nicht sehr "surprising", dass unsere Gruppe bei Weitem nicht die einzigen mit dieser Idee waren. Das Boot brachte uns zu einem überfüllten Steg und über Lautsprecher liefen die Sicherheitsvorschriften. Dann ging man im Gänsemarsch durch die Höhle und unsere Führerin fragte uns bei jedem zweiten Stalagmiten, ob wir den "Elefanten", den "Fussballer", das "Nilpferd mit Baby" usw. erkennen würden. Was für ein Schwachsinn! Ich kann nicht einmal sagen, dass ich von dem Höhlenbesuch enttäuscht war, denn es war genau so herausgekommen, wie ich mir das vorgestellt hatte...

Nach der Höhle ging's geradewegs zum Kajakausflug. Darauf hatte ich mich besonders gefreut. Leider war auch hier das Zeitbudget ziemlich knapp und die Organisation ziemlich chaotisch. Wir sassen relativ schnell in einem Kajak, ohne Instruktionen und Plan, wo man durchrudern sollte. Also gingen wir den Massen nach, - geradewegs ins Verderben! Wahrscheinlich hatten wir hier die überhaupt lebensgefährlichste Situation unserer Reise.
Zwischen zwei Felsen war ein etwa zwanzig Meter breiter Spalt. Da ruderten wir wie alle andern durch. Plötzlich tauchte hinter dem einen Felsen ein Kreutfahrtschiff auf, das ebenfalls passieren wollte. So schnell wir konnten, ruderten wir zur Seite zum einen Felsen. Durch die Kraft dieses riesigen Schiffes zog es uns aber immer wieder zurück zur Mitte. Irgendwann sahen wir nur doch das Bug dieses Riesendings auf uns zu schwimmen und meine ganze Todesangst ballte sich zu einem gellenden Schrei zusammen. Ich sah nur noch die Möglichkeit, aus dem Kajak zu springen und als das Schiff dann mit dem Kajak zusammenkrachte war ich bereits rausgesprungen und Damiano mit mir mitgekipt. Das Schiff rauschte im gleichen Tempo an uns vorbei und es kümmerte niemanden, ob wir noch lebten oder nicht. Mein Herzrasen beruhigte sich kaum und sogar die Tränen kamen nicht. Das Kajak hatte sich gedreht und als wir es mit aller Kraft zurückdrehten, kam die Ernüchterung: Es war voll mit Wasser! Es war unmöglich ins Kajak zurück zu steigen und ich dankte dem Himmel nun langsam, dass wir beide Schwimmwesten trugen. Per Zufall kam uns eines der Boote, das Passagiere von den Kreuzfahrtschiffen zum Kajaksteg bringen, entgegen. Die zwei netten Vietnamesen taten alles um uns zwei zu helfen. Um ins Boot zu gelangen mussten wir auf das scharfkantige Schiffsruder stehen. Dann zogen uns die Herren mit vereinten Kräften aus dem Wasser. Mein Jamaica-Arm schmerzte höllisch und erinnerte mich an andere Unglücke... Die Knie zitterten und die Füsse bluteten. Aber wir lebten noch und waren innerhalb von ein paar Minuten zu Berühmtheiten geworden. Plötzlich kamen alle am Kajaksteg zu uns, wollten die Situation gesehen haben und klopften uns erleichtert auf die Schultern. Wo waren die alle, als wir Hilfe brauchten? Ein Wunder mussten wir naher nicht noch Autogramme geben, die zwei Überlebenden eines Schiff-Crashes! Damianos Sonnenbrille war unser Verlust gewesen, wie ein Wunder hatte die GoPro und meine Sonnenbrille den Unfall überlebt.

Als wir uns beruhigt hatten, konnten wir dann schon fast darüber lachen und zogen weiter mit unserer Gruppe an den "Strand". Auf einer Insel war ein künstlicher Badestrand erstellt worden. Da konnte man mit den andern zweihundert Menschen baden, oder aber man nahm den Aufstieg vor und lief den Berg hoch zum Aussichtspunkt. Da wir immernoch triefendnasse Kleider hatten und keine Lust auf Menschenmassen, bestiegen wir den Hügel. Und dies lohnte sich definitiv!
Endlich hatten wir Zeit die Schönheit der Halong Bay aufzusaugen und den Ansturm der Menschenmassen nachzuvollziehen. Die Felsen ragen aus dem Wasser und das Meer ist so ruhig, dass keine einzige Welle irgendwo zu sehen ist. Dies ergibt während des Sonnenuntergangs ein stimmiges, idyllisches Bild.
Auf dem Schiff zurück, hatte man dann auch Zeit, auf dem Sonnendeck die Zeit und die kühle Brise zu geniessen. Mit einem Glas Wein und ruhiger Musik ging dieser aufregenden und lange Tag dann doch noch friedlich zu Ende.

08.07.15

In so einem bequemen Bett schläft man natürlich wunderbar. Kurz erwachte ich für den Sonnenaufgang und genoss schweigend den Ausblick aus unseren Panoramefenstern. Dann legte ich mich nochmals hin bis zum Frühstück. Das etwas dürftige Morgenessen war kulinarisch gesehen der einzige Schwachpunkt der Tour. Danach hatte man noch die Gelegenheit, eine Perlenfarm zu besichtigen. Ich liess mich etwas skeptisch darauf ein und natürlich war es, wie befürchtet. Ein riesen Touristenauflauf. Aber dafür war es sehr spannend und ich musste mir eingestehen, dass ich eigentlich keine Ahnung hatte, wie eine Perle entsteht, auch wenn ich zuhause viel Perlschmuck habe.
Ein rundes Stück Muschel, geschliffen durch das Wasser, legt sich im Fleisch einer Auster ab. Durch einen fünfjährigen Prozess, und auch nur wenn die Muschel den Fremdkörper akzeptiert, umschliesst die Perlschicht der Auster das Kügelchen. Es ist für mich nun klar, wie unwahrscheinlich dies in der Natur ist. Eine Zuchtperle hingegen ist also mit viel Arbeit verbunden. Denn die Muschelstückchen werden von Hand in die Auster gepflanzt und all paar Tage muss kontrolliert werden, ob die Auster es akzeptiert. Fünf lange Jahre wird dann gewartet, bis die Perle "geerntet" werden kann. Spannend also!
Ein letztes Sonnenbad auf dem Schiff und ein letztes Mittagessen, dann verliessen wir die Cristina Diamond und wurden mit dem Bus zurück nach Hanoi gebracht.

Cristina Diamond Cruise

Cristina Diamond Cruise

So sehen vier Sterne aus

So sehen vier Sterne aus

Und so!

Und so!

Das Sonnendeck

Das Sonnendeck

Schöne Aussicht

Schöne Aussicht

Vom Aussichtspunkt

Vom Aussichtspunkt

Sonnenuntergang in der Halong Bay, kitschig schön.

Sonnenuntergang in der Halong Bay, kitschig schön.

Uuund noch ein fröhliches Foto vor dem Unfall zum Abschluss!

Uuund noch ein fröhliches Foto vor dem Unfall zum Abschluss!

© Vi O., 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
5 Monate um die Welt reisen... Ein Traum geht in Erfüllung!
Details:
Aufbruch: 18.02.2015
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 13.07.2015
Reiseziele: Kuba
Jamaika
Vereinigte Staaten
Hongkong
Thailand
Laos
Kambodscha
Vietnam
Der Autor
 
Vi O. berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.