5 Monate "Flitterwochen"

Reisezeit: Februar - Juli 2015  |  von Vi O.

Vietnam: Hoi An

Hoi An (Hello Paradies!)

25.06.15

Leider verliessen wir dieses Paradies auch schon wieder und machten uns auf den Weg in das weltbekannte UNESCO Weltkulturerbe Hoi An.
Um dort etwas mehr Zeit zu haben, verschoben wir unsere Abreise auf 4 Uhr morgens. Erst wollten wir die Nacht durchmachen, aber dann waren wir doch noch von der letzten Nacht zu erschöpft und schliefen ein paar Stunden in unserem heissen Achterzimmer. Der Aufbruch in der Dunkelheit half mir diesen Platz zu verlassen, ohne in Tränen auszubrechen, schliesslich fehlte die Aussicht aufs Meer.
Im Bus ging es wohl keine fünf Minuten bis ich in den Schlummermodus fiel. Irgendwann hielten wir bei einem Museum, es war bereits morgens und die Hitze noch nicht so stark. Keine Ahnung, ob es daran lag, dass ich die ganze Zeit geschlafen hatte, oder dass ich noch kein richtiges Morgenessen gehabt hatte (Kaffee fehlte auch!), aber irgendwie verstand ich den Sinn des Museums dort nicht. Erst ein paar Tage später, wenn wir es nachlesen würden, begriffen wir den Hintergrund dieses Kriegsmuseums. Hier fand das Massaker My Lai statt, eine Gräueltat im Vietnamkrieg. Die mittlerweilen verzweifelten Amerikaner verübten hier am 16.03.68 eine Bluttat von brutalstem Ausmass. Es wurden alle Bewohner des Dorfes ausgelöscht. Frauen und Kinder waren die Überzahl der 504 Opfer. Dieses Museum und die neu aufgebauten Häuser bilden ein Denkmal für die Getöteten.
Nachdem wir wieder im Bus waren und ich sofort zurück in den Tiefschlaf verfiel, ging der Rest ziemlich zügig. Dann kamen wir in Hoi An an. Das von Stray vorgeschlagene Hotel hatte auf Tripadvisor nicht den besten Ruf, also buchten wir etwas anderes. Das Areca Homestay. Als wir dort ankamen, merkten wir sofort, dass dies kein üblicher Homestay ist. Unser Zimmer war richtig schön, sauber und luxuriös. Die Besitzer sind sehr freundlich und bemüht und wir bekamen für die Zeit dort gratis Fahrräder. Es ist etwas ausserhalb der Altstadt, was meiner Meinung nach aber eine gute Sache ist. Es ist total ruhig hier und mit dem Velo ist man in fünf Minuten in der pulsierenden Stadtmitte.

26.6.15 - 30.6.15

Eigentlich wäre heute unser letzter Tag hier, am 27.6.15 sollten wir mit Stray die Stadt wieder verlassen. Ich versuche aber nun hier in dieser Zusammenfassung aufzuschreiben, wieso wir keine Wahl hatten, als zu bleiben.
Erstens, es ist die schönste Stadt in ganz Indochina. Man hört viel über Hoi An und jeder sagte uns, dass ein Tag viel zu wenig sei, aber es ist immer anders, wenn man es mit eigenen Augen sieht. Diese Stadt ist ein Juwel!
Zweitens, es wartet ein wunderbarer Strand vor der Haustüre. Nebst dem Städtlein kann man also auch einen Strand-Lesetag einbauen. Auch sonst hat die Umgebung von Hoi An viel Schönes zu bieten.
Und drittens habe ich noch nie in meinem ganzen Leben so viele Schneider und Shops auf einmal gesehen. Wir sind in der Stadt der Textilien und leider auch in der Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten angekommen...
Drei driftige Gründe also, unsere Pläne über den Haufen zu werfen! Anstatt des einzelnen Tages blieben wir nun sechs. Dafür müssen wir nun einiges umdenken und auf mehr oder weniger direktem Weg nach Hanoi und zur Halong Bay gelangen.
Zuest aber möchte ich auf meine drei Gründe näher eingehen, warum uns diese Stadt so in ihren Bann gezogen hat.

Die Altstadt hat so viel Charme wie Venedig, Südfrankreich und ein Italienisches Dörfchen zusammen. Nur im entferntesten Sinne würde man sie mit einer Asiatischen Stadt gleichsetzen. Die Gebäude sind alle Konolialbauten der Franzosen, die restauriert wurden, aber immer noch ihre ursprüngliche Erscheinung haben. Das knallige Gelb unterstreicht den Südfrankreich-Flair. Überall findet man niedliche Restaurant, Bäckereien und Kaffees. Da sitzt man dann, einen fantastischen Kaffee in der einen, ein Pain au Chocolat in der andern Hand und beobachtet die Fahrräder und Fussgänger in den frühen Morgenstunden. Dies ist die schönste Tageszeit hier in Hoi An. Obwohl es genau so interessant ist, wenn die Sonne über dem Kanal untergeht und die Dunkelheit hereinbricht. Die Laternen beginnen in allen Farben zu leuchten und bringen die Asiatische Seite der Stadt besser zum Vorschein. Papierlampen werden in den Kanal gelassen und so treiben bunte Lichter auf dem Wasser und die Menschen stehen auf der Brücke und wünschen sich etwas. Wir geniessen hier den Moment, unternehmen nicht viel die Tage, sondern lassen uns von der Ruhe und Gelassenheit Hoi Ans anstecken und treiben...

alte französische Kolonialbauten

alte französische Kolonialbauten

hübsche Fussgängerzone

hübsche Fussgängerzone

überall Laternen

überall Laternen

Ein schöner Fluss durch die Alltstadt

Ein schöner Fluss durch die Alltstadt

Der Strand lässt sich mit dem Velo in 15 Minuten erreichen. Die Strecke lässt sich entweder über die Hauptstrasse bewältigen, oder aber man wählt die verschlungenen Pfade durch die Reisfelder. Beides hat seine Vorteile und beides hatten wir auch getan. Der kurze Weg führt über die Hauptstrasse und bei dieser Hitze hier lohnt es sich, die schnelle, schmerzfreie Strecke zu wählen. Anderseits verpasst man so die phantastische Aussicht auf die grünen Reisfelder und die künstlich angelegten Weiher...
Die Fahrräder darf man nicht bis ganz nach vorne ans Meer bringen und es gibt genügend Parkplätze, selbstverständlich nicht gratis. Da lohnt es sich definitv zu handeln, denn die Damen dort versuchen einen ziemlich über den Tisch zu ziehen. Wir zahlen für vier Fahrräder 8000 Dong und haben keine Ahnung, ob es viel zu viel war - aber runtergehandelt haben wir es auf alle Fälle! Auch für die Strandliegen muss man handeln. Einige Restaurants geben sie gebürenfrei, solange man etwas trinkt, andere wollen dazu ein Essen verkaufen. Da wir Sandwiches dabei haben, suchen wir uns die Liegen mit den Getränken aus. Der Strand an und für sich ist wirklich sehr schön, sauber und das Wasser ruhig. Ein wunderbarer Beachday, den man hier verbringen kann.
Um ein bisschen aus der Stadt zu kommen, nahmen wir ein Taxi zum Marble Mountain. Dieser "Mountain" ist mehr ein Hügel als ein Berg und wirklich viel gibt es meiner Meinung nach auch nicht zu sehen. Trotzdem ist es ein Besuch wert, am schönsten finde ich die Aussicht. Es sieht so aus, als ob ein paar Hügel mitten aus der Stadt geschossen sind.

Fahrt zum Strand

Fahrt zum Strand

Durch die Reisfelder

Durch die Reisfelder

Traumstrand!

Traumstrand!

Marble Mountain

Marble Mountain

Marble Mountain

Marble Mountain

Und plötzlich waren da ein paar Berge

Und plötzlich waren da ein paar Berge

Das mit den Schneidereien ist so eine Sache... Die Auswahl ist einfach unvorstellbar, in jedem zweiten Haus sind Kleider, Anzüge und Schuhe ausgestellt. Nun muss man nur noch das richtige finden. Wir haben uns zuerst von einem Hoteltipp leiten lassen und landeten in einen der kleineren Schneidereien. Da liess ich mir zwei Jeans und eine Shorts auf den Leib schneidern. Das erste "Fitting" am Tag darauf war eine Katastrophe. Damianos Reaktion auf meine viel zu grossen Hosen war: "Du siehst ja aus wie ein Clown!" Da dies nicht mein favorisierter Look war, mussten wir den beiden Damen gehörig ins Gewissen reden. Sie nahmen nochmals Mass, entschuldigten sich und wir sollten am Tag darauf nochmals kommen.
Da Catherine ein Kleid für ihre Diplomierung brauchte, suchten wir an einem andern Tag nach einem weiteren Schneider. Bei den Clownhosen wollten wir bestimmt keine Seidenkleider machen lassen. "Kimmy" ist ein Tripadvisor-annerkannter Schneider und hatte uns dann auch mit seiner professionellen Art schnell in der Tasche! Die Beratung war ehrlich und kompetent und es dauerte keine halbe Stunde, da hatte ich mich zu einer Seidenbluse hinreissen lassen. Das erste Fitting war ebenfalls kein Durchbruch und man konnte nur hoffen, dass es besser würde. Aber anders als beim Clownhosen-Schneider wurde man hier weiter beraten und beruhigt. "Das erste Fitting ist immer ein Schuss in den Ofen, alles kann noch geändert werden." So geschah es dann auch, bis zur nächsten Anprobe am Tag darauf, wurden alle Wünsche umgesetzt und wir strahlten in den Spiegel. Nun konnten sie noch Kleinigkeiten verändern und ein paar Stunden später waren wir beide glückliche Besitzer von Unikaten! Es lohnt sich hier definitiv, etwas mehr auszugeben, um nicht an einen Stümper zu geraten.
Übrigens wurden meine Hosen nun auch fertig - sie sitzen wunderbar und trotz der mangelhaften Beratung bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Den nächsten Streich machten wir in einem der zahlreichen Ledershops. Damiano hatte eine bestimmte Idee im Kopf, wie seine Traum-Flip Flops aussehen würden. Verrückterweise ist Hoi An tatsächlich die Stadt der unbegrenzten Textilmöglichkeiten. Er bekam seine Schuhe auf Vorlage an den Fuss massgeschneidert gemacht! Gleichzeigt bestellte ich nach Zeichnung einen Leder-Rucksack. Innerhalb eines Tages war alles gemacht und erneut landen zwei Unikate in unserem Gepäck. Ja, Hoi An ist ein Paradies.

Einer von hunderten Schneidern

Einer von hunderten Schneidern

happy

happy

© Vi O., 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
5 Monate um die Welt reisen... Ein Traum geht in Erfüllung!
Details:
Aufbruch: 18.02.2015
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 13.07.2015
Reiseziele: Kuba
Jamaika
Vereinigte Staaten
Hongkong
Thailand
Laos
Kambodscha
Vietnam
Der Autor
 
Vi O. berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.