5 Monate "Flitterwochen"
Jamaica: Montego Bay
Montego Bay
Diese Nacht merkte ich, dass ich für meinen Klippensprung bezahlen werde! Um 02:00 Uhr wachte ich mit Höllenschmerzen im linken Arm auf. Ein bisschen hatte ich ihn nach dem Sprung schon gespürt, aber nicht zu vergleichen mit dieser Nacht. Zusätzlich schwoll der Oberarm gnadenlos an und jede Bewegung jagte mir einen elektrischen Schlag durch den Körper. Da wusste ich, dass etwas gar nicht in Ordnung war.
Nachdem ich Damiano aufgeweckt hatte und wir die Lage analysiert und unsere Möglichkeiten abgewogen hatten, entschlossen wir uns zu packen und mit einem Taxi nach Montego Bay ins Spital zu fahren. Mit Papi in der Schweiz konnten wir vorher noch die Versicherungsfragen klären, Skype sei Dank!
Danach ging's los, für schmerzende 80 Franken mit schmerzendem Arm in das Spital, 06:30 Uhr waren wir dort. Das Positive war, dass wir sowieso heute nach Montego Bay mussten, wir schliefen noch dort und würden am nächsten Tag von dort aus nach New York fliegen - das war das Negative daran... Damiano schleppte also unsere beiden riesigen Rucksäcke zum Eingang, ich mit der rechten Hand den Rest des Gepäcks. Einen Rucksack wurden wir schnell los, denn der Portier erlaubte uns nicht, die Kameras und unsere Cubanischen Zigarren mit rein zu nehmen. Ob wir den Rucksack je wiedersehen würden? Ein Zettelchen mit einem Code drauf, sollte ihn uns dann wiederbrigen... Naja!
Der erste Moment in der Notaufnahme war ein Schock. Vier Frauen waren bereits vor mir dran. Das bedeutete wir sassen auf Klappstühlen in einer Reihe im Wartebereich und warteten überhaupt darauf, dass die Notaufnahme öffnete! Es war nämlich ausser einer Empfangsdame noch gar niemand da. Die erste Frau hatte einen Babybauch, der aussah als würde vor 07:00 Uhr die Niederkunft stattfinden!
Bis 07:00 Uhr hatte sich der Wartebereich bereits gefüllt, wir waren nun etwa 30 Leute. Diejenigen mit dem Rollstuhl durften zuerst dran, was lächerlich war, denn die schwangere Frau sah aus als hätte sie es nötiger als das zierliche Männlein, das gemütlich in seinem Rollstühlchen hing.
Endlich war ich an der Reihe! Ein Mann (ich glaube er war kein Arzt) fragte mich, was passiert sei, ich bekam drei verschiedene Zettel und null Auskunft wie es weitergehen würde. Untersucht wurde ich nicht. Mein Glück war es, dass die Patienten sehr nett waren und uns weiterhalfen. Mit den Papieren musste ich dann zu Step 2, warten vor einem Büro, damit meine Personalien und nochmals der ganze Unfall aufgenommen werden konnte. Da musste übrigens jeder durch, ein stark blutender Typ, der gerade einen Autounfall hatte, wartete ebenfalls!
Als nächstes sollte ich einen Urintest machen. Ehm hallo? Ich hatte den Arm kaputt. Der Witz war, dass dort beim Urintest bereits etwa 50 Personen anstanden und es war noch niemand da, um die Tests entgegenzunehmen!
Ich fragte, ob ich das nicht auslassen könnte und durfte weiter. Eine Patientin führte uns in die Radiologie im dritten Stock. Dort lernten wir Allan kennen, ein Arbeiter des Spitals (worin allerdings genau seine Arbeit bestand war uns schleierhaft). Er war allerdings unser Held. Der Warteraum des Röntgens sah aus wie eine Schalterhalle am Bahnhof und genau so gefüllt war er. Es warteten bestimmt 100 Menschen! Ich sah uns schon den Flug morgen streichen, da winkte uns Allen durch die eine Türe und wir waren im Vorraum der Radiologie. Aber auch dort mussten wir noch warten, denn die Herren Ärzte arbeiteten noch nicht - war ja auch erst 09:00 Uhr. Dass ich als einzige Weisse so bevorzugt behandelt wurde, fanden (logischerweise) nicht alle witzig und ich erntete einige böse Blicke.
Endlich konnte ich meinen Arm röntgen gehen.
Danach führte uns Allen in den nächsten Stock, da sollte ich dann endlich einen Arzt sehen. Er kannte die Tricks, das bewies er ja schon bei der Radiologie, damit man schneller drankommt. So wurde ich mit dem Rollstuhl durch das Spital gefahren. Ich musste die Augen schliessen, weil ich mir so schlecht vorkam, ich überholte die hunderten Patienten, die teilweise echt krank oder verletzt aussahen, nur damit ich wohlhabende Touristin frühzeitig meinen Arm anschauen lassen konnte. Die Ärztin sass in einem Zimmerchen mit Minifenster, eine dicke Schmeissfliege schwirrte mir um den Kopf herum. Die Frau testete mich auf Herz und Nieren (wortwörtlich), hielt die Röntgenbilder gegen das schummrige Licht und meinte: "Knochen nicht richtig gebrochen, sondern nur angebrochen". Mir fiel ein Stein vom Herzen, hoffentlich hatte die gute Frau gute Augen, denn ich konnte auf den Bildern nichts erkennen... Danach musste ich den Urintest doch noch machen, aber die Ärztin wartete netterweise auf mich, damit ich nicht hinter den 100 anderen Menschen anstehen musste, um den Becher von der Krankenschwester zu holen. Dann gab es einen Drogentest und einen Schwangerschaftstest. Warum wusste kein Mensch. Da beides nicht positiv war, durfte ich dann gehen. Die Medikamente und die Schlinge für den Arm (eine Woche nicht bewegen!) musste ich in einer Apotheke abholen.
Ich fragte dann, ob ich nun eine Rechnung bekommen würde, oder ob ich direkt zahlen konnte. Verwirrt fragte mich die Ärztin, was ich denn bezahlen wolle, es wäre hier alles gratis. Da staunte ich nicht schlecht und es fiel der Groschen, wieso die halbe Einwohnerzahl von Montego Bay in dem Spital herumlungerte.
Nach einem langen Morgen, aber doch schon nach vier Stunden verabschiedeten wir uns von Allen und liessen uns zum Hotel fahren.
Die Receptionistin erkannte uns noch vor von zwei Wochen, wir hatten uns erneut fürs erste Hotel entschieden. Zuerst meinte sie, dass noch kein Zimmer frei wäre (es war halt erst 10:00 Uhr morgens), als sie dann aber meine Situation hörte, überliess sie uns die Suite. Da konnte ich mich erholen und etwas Schlaf nachholen. Am Abend gingen wir im gegenüberliegenden Bigg's essen.
Aufbruch: | 18.02.2015 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 13.07.2015 |
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