Ein lang gehegter Traum wird wahr!
Laos, Houay Xai, 01.02.2008: Luang Prabang, 05.02.2008
An der suedlichen Bus-Station herrscht schon Hochbetrieb. Busse in x verschiedene Staedte stehen parat. Wir laufen schnell zum Ticketschalter und kaufen drei Tickets nach Phonsavanh. 285.000 Kip, das sind etwa rund 27 EUR. Das Gepaeck wird verladen, auf dem Busdach wird ein Roller festgezurrt, Saecke festgebunden. Wir haben Platz-Nr. 20, 21, 22, also waren doch schon einige frueher als wir dagewesen. Wer zu spaet kommt, muss hinten sitzen und das ist bei den alten Vehikeln kein Vergnuegen.
Der Sprecher ruft irgend etwas durch seinen Lautsprecher, aber ausser Kauderwelsch und viel zu viel Hall ist nichts zu verstehen, fuer uns zumindest nicht
Ich drehe mich um, der Bus ist bis auf den letzten Platz besetzt und nach und nach fahren die Busse ab und es kehrt Ruhe ein. Paul trifft sogar seinen amerikanischen Freund Reece und Familie, welche den Bus nach Vientiane nehmen. Das machen wir spaeter, wir fahren erstmal zu den Steinkruegen.
Kurz vor 09:00 Uhr fahren wir ab, die Tueren werden geschlossen, unsere Sitze sind in Liegeposition verstellbar, ein TV haengt vorne, an welchem man sich beim Einsteigen staendig den Kopft stoesst. Aber hauptsache er haengt!!! Es ist kein VIP-Bus, die Dachluken stehen offen und alle sich hier drin eingenisteten Muecken und Fliegen werden aufgescheucht. Es gibt nichts, was ich mehr hasse, Stechmuecken und Nacktschnecken. Die einen saugen dich aus und die anderen fressen dir den Salat und die Bulmen ab.
Etwa die Halefte der Passagiere besteht aus Einheimischen, die anderen aus Touris, wovon acht der 15 schlafen. Das soll einer verstehen! Wir fahren morgens ab, die Nacht vorher sollte man geschlafen haben. In einem fernen Land sein zu duerfen, mitten durch die links und rechts liegende traumhaft schoene Berglandschaft dieses Land zu gleiten und - zu schlafen??? Sind wir denn nicht alle sterblich und hoert nicht irgendwann das Leben auf? Bis dahin sollte man doch begriffen haben, dass sein Auge alles aufzusaugen hat, was es vor die Linse bekommt?
In und um Laos muessen sich wohl die asiatischen Kontinentplatten so ausgetobt haben, das ist wahrhaft unglaublich. Soweit das Auge blickt, nur Berge. Hat man den einen Berg geschafft, hat man den naechsten schon wieder vor sich.
Diesmal quaelt sich unser Bus wirklich durch Berglabyrinthe und in Schlangenlinien bergauf und bergab kommt stets ein Gruss vom Getriebe. Woran die Behoerden hier nicht gespart haben, sind jene Hinweisschilder: Achtung kurvenreicher Abschnitt, oder Fahrer stell dich auch Schlangenlinienfahrt ein! Das Geld und Material dafuer haette besser in Leitplanken investiert werden sollen, denn ausser ein paar Bambusrohren, oder Bananenstauden ist vorm Abgrund nicht viel.
Oh Gott, ein Junge faehrt mit seinem Fahrrad und mit Karacho den steilen Berg hinunter. Sein Vehikel, kein aus Carbon zusammengebautes Hightec-Geraet mit Schaltung und Scheibenbremsen - rostig, klapprig und das Vorderrat im Eiertanz. Komm nur gut an, kleiner Mann!!!
Phonsavanh 16:45 Uhr Ankunft. Im Nachhinein war die Fahrt gar nicht so schlimm. Wie viele Bergpaesse wir ueberquert haben, wir wissen es nicht. Es waren soooo viele!!!
Wenn ihr wissen wollt, wo in Laos der Baer begraben und der Arsch der Welt ist, dann muesst ihr nach Phonsavanh kommen. Wir sind fest der Meinung, dass Neckermann das noch nicht im Angebot hat. Haetten sie in der Umgebung nicht die drei Ebenen mit den Steinkruegen, hier waere nichts los.
Zu Kriegszeiten haben die Amis diesen Ort als Stuetzpunkt auserwaehlt, um ihre Soldaten mit Nachschub versorgen zu koennen (die Grenze nach Vietnam ist nur ein Steinwurf entfernt). Mehrere Mio. Bomben sind hier im Bombenhagel runter und der Ort wurde komplett ausgeloescht. Erst 1975 wurde er neu aufgebaut.
Wir checken ins GH Kongkeo ein, buchen zum ersten Mal eine gefuehrte Tour zu den drei Ebenen und gehen Abendessen.
Was wir abends so zu uns nehmen, damit moechte ich euch gar nicht langweilen, erwaehnenswert ist Pauls Bestellung: Pommes mit Bolognaise-Sauce. Wir erklaeren ihm, dass sie dieses Sauce nicht extra haben und auch nicht so machen, wie wir zu Hause. Paul erklaert und erklaert und endlich gibt er den entscheidenden Hinweis. Die Sauce ist weiss!!! Es ist Majonaise!!! Die Pommes schmeckten tatsaechlich sehr lecker!!
Als ich das Tagebuch aus meiner Handtasche hole, schaute ich auf eine Patronenhuelse von einem Gewehr. Es ist der Schluesselanhaenger vom GH. Hier sind zu Dekozwecken ueberall Bomben, Granaten usw. aufgestellt. Der Grund warum wir eine gefuerte Touer machen, haben wir vorhin angeschaut. Wir waren in einem Infostand der Munitionsraeumung (MAG) von Laos. Welche Bilder dort zu sehen sind, haben wir natuerlich nicht abgelichtet, nur den Eingang. In den grossen Bomben waren je 600 kleine Personensprengkoerper, welche sich bei Aufprall in alle Himmelsrichtungen vertreut hatten und heute noch dort liegen. Jaehrlich 25 Tote, meistens Kinder oder Bauern. Manfred kauft sich ein T-Shirt und wir spenden 10 USD fuer die Raeumungen.
Die Besichtigung der drei Ebenen machen wir lieber mit einer Fuehrung. Paul ist gebrieft!!!!!
Abfahrbereit nach Phonsavanh. Die beiden Koffer mit den bunten Baendern im rechten Gepaeckraum sind unsre. Teilw. schon bisschen laediert, aber wir kommen wunderbar klar damit. Besser als ein Rucksack!!!
Aufbruch: | 14.01.2008 |
Dauer: | 13 Wochen |
Heimkehr: | 13.04.2008 |
Laos
Kambodscha
Vietnam