Ein lang gehegter Traum wird wahr!
Einreise nach Vietnam, 20.02.208: Da Lat, 11.03.2008
Busfahrt nach Da Lat.
An der Tatsache, dass die Busfahrer hier alle gleich ticken, hat sich nichts geaendert. Der Fahrer lauert grundsaetzlich einen halben Meter hinter jedem, der ihm die freie Fahrt nimmt.
Wir ueberleben eine Reihe von Beinahedesastern nur dank einer Kette unglaublicher Umstaende. Serpentinen koemmen, da grinst unser Fahrer nur und jagt jeden langsamen Trottel und Zweiradfahrer fast die unbefestigte Boeschung hinunter.
Wir sitzen seit ungefaehr 2,5 Stunden auf den Plaetzen 1, 2 und 3, welche wir beim Buchen in Nah Trang reserviert haben.
Ein kurzer Zwischenstopp. Fahrgaeste steigen aus, steigen um, neue kommen rein. Auf der ersten Treppenstufe eine Speihkobra, welche mich sofort mit ihren kalten, unbeweglichen Augen erspaehte. Nichtsahnend und voellig friedlich im Buch versunken dasitzend, erreicht mit ein Schuss toedliches Gift. Sekundenschnell ist mein Pulsschlag auf 180, zudem treffen mich eine Million franzoesischer Woerter, denen man der Schnelligkeit wegen niemals haette folgen koennen. Meine Gedanken, nicht mehr beeinflussbar, geraten ausser Kontrolle und mir wird schnell klar, was sich hier anbahnt. Sie schreit uns an, sie haette schliesslich ein Ticket auf welchem stehen wuerde, dass sie die Plaetze 1, 2, 3, und 4 reserviert hat und wir uns sofort in Luft aufzuloesen haetten. Nun ist der ganze Bus in Wallung. Allen Vietnamesen wird unweigerlich klar gemacht, dass hier ein langnasiger Feind und Gast im vietnamesischen Land deren Plaetze belegt. Ihr franzoesischer Schwiegersohn spricht mich auf englisch an. Sein Ton bereits vergiftet von der Kobra. Er wuerde gerne sofort unser Ticket sehen wollen. Jetzt komme ich zum ersten Mal zu Wort. Ich erklaere ihm, noch mit ruhiger Stimme, dass wir bereits vor 2,5 Stunden unsere reservierten Plaetze 1, 2 und 3 in Nah Trang besetzt haben und unser Ticketboy das Ticket in Nah Trang eingesammelt hat. Beweisen kann ich es nicht, das wird mir schlagartig klar. Haetten wir es noch, waere die Doppelbuchung zu erklaeren.
Ich wusste nicht, dass das Gift der Kobra so ansteckend ist, denn mittlerweile beschimpft mich der Franzose aufs uebelste. Mit seiner Wortwahl werde ich unseren Bericht nicht beschmutzen und auf deren Niveau werde ich mich niemals herablassen!
Mittlerweile sind alle Gaeste eingestiegen. Der Bus ist halb voll, also genuegend Platz um sich niederzulassen.
Die Kobra sitzt inzwischen mit ihrem Enkel links neben Manfred. Das Kind auf dem Schoss und ihre grosse Handtasche dazwischen. Manfred hat nur noch einen halben Sitz.
Beruhigt hat sich sich immer noch nicht, denn ihr Gift versprueht sie im ganzen Raum.
Der arme Kleine auf ihrem Schoss schlaegt Stirnfalten.
Wir sollen sofort aufstehen, uns ergeben, geschlagen geben, sonst wuerden sie sich auf uns draufsetzen, so der junge Franzose.
Wer mich kennt weiss, wenn ich im Recht bin und ich mich ungerecht behandelt fuehle, kommt meine Kaempfernatur zum Vorschein und ich fahre meine spitzigen Hoerner (Steinbock) aus.
Ich versuche ihm die Doppelbuchung klarzumachen und er koenne gerne in unserem Ticketoffice anrufen (zum Glueck haben wir die Visitenkarte eingesteckt) um festzustellen, dass wir eine Reservierung besitzen.
Mir faellt das SAP-Seminar von Eva Brandt ein und deren Situation, als sie von einem ehemaligen Teilnehmer persoenlich angegriffen wurde und wie sie mit ihm umging... Gut gemacht Tanja! Bis auf einmal hatte ich mich ziemlich im Griff, ausserdem spuerte ich Manfreds Blicke, mich nicht so aufzuregen. DANKE Manfred!
Nudelsuppenpause...
Der arme Kellner, welcher im Bus die Dauer unseres Aufenthalts mitteilt. Ihm wird sofort der Sachverhalt klargemacht. Sein Grinsen gibt mir Anlass von unserer Seite her aufzuklaeren und ich bitte ihn einen Anruf im Ticketoffice zu taetigen, um endlich Ruhe in den Bus zu bekommen.
Wir steigen wieder ein, sitzen da, wo wir zu sitzen haben und Dank der Polizeischule und den Vorbereitungen zum Abschlussfest vor ca. einer Woche, hat sich ein MOT-HAI-BA (1-2-3) so in meinem Gehirn eingebrannt, dass ich das inzwischen in einem vietnamesischen Gespraech heraushoeren kann, denn der Busfahrer hat sich im Ticketoffice erkundigt und teilt das Ergebnis der Schlange mit!
Wir sind die Sieger !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Mit geschwellter Brust geniessen wir die restlichen Stunden nach Da Lat. Wir bewundern die Vielfalt der Gemuese- und die prachtvollen Gladiolenfelder. Ihr rot-gruen verleiht dem ganzen Land einen wunderbaren Zauber. Die wehenden Reishalme glitzern im Sonnenschein und man wuerde gerne mit der Hand darueberstreicheln.
Da Lat, eine Stadt knapp 1.500 Meter ueber dem Meeresspiegel. Da Lat ist ein Kurort. Kein Kinnhaken, keine Hitzekeule saust. Ende des vorletzten Jahrhunderts wurde der Ort von den franzoesischen Kolonialherren entdeckt. Als Refugium vor der feuchten Kueste, den malariafeisten Moskitos, den Fegefeuertemperaturen. Sogar einen kleinen Eifelturm haben sie hier aufgestellt.
Fuer uns gibt es nur einen Grund nach Da Lat zu kommen. Hier steht das Crazy House. Ein Hexenhaus, ein Hexengarten, ein Gemisch aus bunten Betongiraffen, echten Dschungelbaeumen, wilden Bueschen, dunklen Grotten, einem tiefen Teich und staehlernen Spinnennetz, einem lebenden Portraetmaler mitten in seinem Malerhaeuschen, mitten zwischen Glocken und Statuen, zwischen Blaettern, Blumen, Kraeutern und Kletterpflanzen. Auf den 1.500 Quadratmeter Maerchenland lassen sich die zehn bizarrsten Hotelzimmer Suedostasiens unterbringen.
Alle bis auf zwei tragen Tiernamen: Tiger (mit leuchtenden Tigeraugen, in welchem wir eine Nacht fuer 54 USD verbringen) Bear (mit grossem Baer neben dem Bett), Eagle (ein maechtiger Adler schwebt herab), Ant (mit grossen krabbelnden Ameisen), sogar ein Gourd Room (mit Kuerbissen) und ein Honeymoon Room mit suendhaft vielen Spiegeln stehen zur Auswahl.
Viele Raeume haben offene Kamine, alle haben schiefe Fenster, schiefe Betten, schiefe Tische, schiefe Boeden, schiefe Decken. Die Schraenke sehen nicht aus wie Schraenke, sondern wie Baeume, aus denen Schraenke geschnitzt wurden.
Der letzte Clou: Natuerlich kann man die Raeumlichkeiten nicht auf normalem Weg betreten, nein man muss sie suchen, mit angehaltenem Atem Haarnadeltreppen ueberwinden, Tuerme umkreisen, sich ducken, sich strecken, bisweilen skelettduenn sein, um das rettende Bett zu erreichen.
Experimentiert wird weiter, man sieht Maurer bei der Konstruktion kuenftiger Bizarerien.
So verrueckt und romantisch das Hotel ist, so wenig hat es an Komfort zu bieten. Vielleicht ist das der Grund, warum es nicht Tag und Nacht ausgebucht ist.
Wir .... sind die einzigsten drei Gaeste heute Nacht!
Da Lat machen wir im Schnellverfahren unsicher, wir treiben uns zwischen Marktstaenden herum, essen hier und da mal was. Das Beste war der Vogel, der schmeckte richtig gut!
Schade ihr Lieben, dass an diesem Laptop kein Bilderupload moeglich ist. Ich hole das nach... dauert noch ein paar Tage, bis wir wieder in Saigon sind.
Ganz liebe Gruesse, Tanja, Manfred und Paul
Aufbruch: | 14.01.2008 |
Dauer: | 13 Wochen |
Heimkehr: | 13.04.2008 |
Laos
Kambodscha
Vietnam