2009 - Zurück nach Australien
Der Hinflug und mein Tag in Hong Kong
Am Mittwoch ging es also endlich los. Die letzten Tage waren wahnsinnig schnell vergangen. Endlich hatte sich wieder eine große Vorfreude breitgemacht, aber immer noch wirkte alles sehr surreal und unwirklich.
Am großen Tag standen wir in aller Frühe auf und mein Onkel fuhr mich und meine Mutter zum Flughafen. Nachdem ich mein Gepäck eingecheckt hatte aßen wir noch kurz etwas und dann war es auch schon soweit. Der Abschied ging relativ kurz und schmerzlos von statten - und dann ging es wirklich los: Australien zum Zweiten, mein großer Wunsch ging in Erfüllung! Und ich konnte kaum glauben, dass ich da tatsächlich mit meinem Rucksack auf dem Rücken und Reisepass und Boardkarte in der Hand durch die Gänge des Frankfurter Flughafens schlenderte!
Die üblichen Sicherheitschecks, noch ein bisschen Warten vor dem Boarding, und dann saß ich endlich auf meinem ersehnten Fensterplatz in der Maschine von Cathay Pacific.
Es war ein unbeschreibliches, immer noch so unreales Gefühl, als der Flieger endlich abhob.
Neben mir saß ein netter junger Mann aus Jena und wir stellten nach ein paar Minuten einen witzigen Zufall fest: Er überlegte im Moment, seinen Master an der James Cook University zu machen und war auch schonmal in Cairns gewesen. So tauschen wir fröhlich Infos und Erinnerungen aus und die erste Zeit des Flug verging schnell.
Allerdings hatte ich ja dringend vor zu schlafen - wir würden um 06.50 Uhr Ortszeit in Hong Kong ankommen - dann war es aber in Deutschland noch mitten in der Nacht, und ich wollte fit sein um mein Sightseeing-Programm durchzuziehen!
Leider konnte ich den ganzen Flug über keinen Schlaf finden. Der Sitz war zwar recht bequem und es gab kaum Turbulenzen, aber ich war einfach zu aufgekratzt und auch vielen anderen Passagieren ging es so, so dass es nicht wirklich ruhig im Flugzeug wurde.
Zwanzig Minuten früher als geplant waren wir dann endlich da: Hong Kong!
Ich freute mich so sehr, diesen Tag hier zu verbringen. Es war nur ein Tag, aber immerhin: Ein kleiner Eindruck von Asien, bis ich nach meinem Studium hoffentlich einige Reisen dorthin machen würde.
Schon im Flughafen roch es anders, einfach ganz anders als in Europa. Ein exotischer Duft, den ich wohl immer in Erinnerung behalten werde.
Zunächst musste ich kurz durch die Immigration und bekam einen Stempel in meinen Pass - und dann konnte mein eintägiges Abenteuer losgehen!
Schnell fand ich den Taxistand vor dem Flughafen. Ich wollte nämlich erst einmal mit dem Taxi zur Station der Ngong Ping-Seilbahn fahren.
Die Taxis sind in Hong Kong nach Farben aufgeteilt, je nachdem welche Farbe sie haben, fahren sie in unterschiedliche Stadtteile. Ich wusste, dass ich ein blaues nehmen musste und fand auch direkt eins. Der Taxifahrer telefonierte die ganze Fahrt über und ich schaute staunend aus dem Fenster. Der Verkehr ging rasend schnell, aber trotzdem funktionierte irgendwie alles. Draußen sah ich riesige Häuser und Wohnblocks, aber auch viele Palmen und andere Pflanzen.
An der Seilbahnstation angekommen machte ich mich zunächst auf die Suche nach einem Frühstück und fand direkt ein kleines Bistro, wo ich ein Frühstücks-Menü ordern konnte. Hong Kong-Dollar hatte ich schon aus Deutschland mitgebracht. Es war gar nicht so einfach gewesen, diese dort zu erhalten!
In dem Bistro war ich die einzige Europäerin, was für mich schon etwas komisch war, da ich dies ja nun noch gar nicht gewöhnt bin.
Nach dem Frühstück lief ich los um zur Seilbahnstation zu gelangen und musste dann feststellen, dass diese erst um zehn Uhr öffnete. Ich hatte mich zwar gut vorbereitet, aber das musste ich irgendwie übersehen haben! Es war erst halb acht - sollte ich jetzt zweieinhalb Stunden hier warten?
Ich entschloss mich, meinen Plan zu ändern und zuerst zum Peak zu fahren. Das bedeutete zwar, dass ich den Weg von Lantau (dem Stadtteil in dem sich die Seilbahn befand) ins Stadtzentrum und zurück einmal mehr zurück legen musste, aber das war immer noch besser, als hier so lange zu warten.
In der Nähe des Bistros befand sich direkt eine Station der MTR, der U-Bahn in Hong Kong, und so konnte ich mich direkt auf den Weg machen.
MTR: Hier fährt gleich eine Bahn ein und hält genau so, dass ihre Türen direkt an den Glastüren sind. Beide Türen gehen dann auf und man kann einsteigen.
U-Bahn fahren in Hong Kong war wirklich eine ganz neue Erfahrung für mich. Hier könnte die KVB Köln sich mal eine Scheibe abschneiden - und auch die Kunden könnten das tun!
Wirklich Wahnsinn, wie schnell und problemlos das alles ging, und wie riesig alles war!
Aber riesig schien in Hong Kong sowieso alles zu sein. Die Wohnhäuser waren wie eigene Städte und die Central Station der MTR wirkte auf mich so groß wie ein Flughafen! Ich kam aus dem Staunen nicht heraus. Und in der Central Station irrte ich eine gefühlte Ewigkeit herum, bis ich den richtigen Ausgang gefunden hatte. Menschenmassen und Schilder wohin ich schaute, aber erst einmal war das alles nur verwirrend. Alles ging in rasender Schnelligkeit und in riesigen Ausmaßen. Aber mit Hilfe einer netten jungen Frau fand ich endlich Exit J und konnte heraus.
Nun musste ich noch den kleinen Bahnhof finden, von dem die Peak Tram, eine kleine Bahn, hoch zum Aussichtspunkt (Peak) fuhr. Ich hatte einen kleinen Stadtplan aus einem Reiseführer - aber den konnte ich direkt vergessen, so ungenau war er. Also versuchte ich selbst einen Weg durchs Gewühl zu finden und fragte häufiger Einheimische, die mir sehr bereitwillig halfen, auch wenn sie manchmal kaum Englisch konnten.
Nach einiger Zeit war ich angekommen und inzwischen schon ziemlich kaputt. Es war sehr heiß und vor allem noch viel, viel schwüler. Noch dazu war ich total übermüdet, hatte einen Jetlag und mein Rucksack wurde immer schwerer. Aber dies war mein Tag in Hong Kong - und ich wollte ihn unbedingt so gut wie möglich nutzen!
All die fremden Eindrücke waren anstrengend, aber auch ungemein faszinierend. Es roch anders, es gab andere Geräusche, die ganze Atmosphäre war einfach anders, und alles schien anders zu funktionieren. Einfach unbeschreiblich.
Nach kurzer Wartezeit ging die Fahrt los. Die Peak Tram ist eine Bahn, die seit 1888 zum Victoria Peak, dem berühmtesten Aussichtspunkt der Stadt fährt. Denn eine der besten Sehenswürdigkeiten ist die Stadt selbst - ihr atemberaubendes Panorama, das man eben nur von weiter oben sehen kann.
Die Fahrt dauerte nur acht Minuten, in denen wir hinauf auf den Berg zuckelten. Oben angekommen konnte man von der Aussichtsplattform aus den wahnsinnigen Ausblick über die Stadt genießen.
Es war noch etwas neblig und es regnete, so dass alles etwas grau war - aber trotzdem war es unglaublich, hier zu stehen. Dies waren genau die Bilder, die ich auf so vielen Internetseiten und Fotos gesehen hatte, und nun stand ich selbst hier!
Hier konnte man hin und her gehen und das Panorama von allen Seiten genießen. Außerdem gab es einen einstündigen Rundweg, für den ich aber einfach zu erschöpft war. So machte ich nur den Anfang des Weges und schlenderte ein bisschen am Rand des Waldes.
90% von Hong Kong bestehen aus Regenwald, auch wenn man sich dies kaum vorstellen kann! Hier bekam ich allerdings schon einen kleinen Eindruck davon: Es waren erst sehr wenige Touristen da und so konnte ich in Ruhe die exotischen Bäume und die Stille genießen, die frische Waldluft einatmen und den fremden Vogelstimmen lauschen.
Nach einem kleinen Spaziergang ging es mit der Bahn zurück zur Central Station und von da wieder mit der Bahn nach Tung Chung. Diesmal kannte ich mich ja schon etwas aus und auch wenn es wieder etwas dauerte, ging es doch schon viel schneller.
Nach der fast halbstündigen Fahrt wieder in Tung Chung angekommen, hatte die Seilbahn endlich geöffnet und ich konnte mich in die Schlange der Wartenden einreihen. Aber was für eine Schlange... Es war wirklich nicht angenehm, in der völlig überfüllten Halle in der Hitze zu stehen. Aber ich wolle unbedingt mit dieser Seilbahn fahren und war ja auch extra dafür wieder nach Tung Chung gekommen, also musste ich da nun durch!
Endlich ging es los. Da ich alleine reiste, wurde ich noch zu drei chinesischen Pärchen in eine Gondel gequetscht und die Fahrt begann. Hinweg über die grünen Berge am Rande Hong Kongs ging die überaus schnelle Fahrt mit der Seilbahn. Ihr Ziel war das Dorf Ngong Ping (nach diesem heißt die Bahn auch "Ngong Ping 360") und der daneben gelegene Big Buddha. Dieser Buddha ist der größte frei sitzende Buddha der Welt und der fünftgrößte Buddha in China.
Es war wunderschön, die grünen Berge und Hügel und dahinter das blaue Meer zu sehen. Ich konnte kaum glauben, dass ich nun wirklich in Asien war!
Ngong Ping nennt man das gesamte hüglige Gebiet, im engeren Sinne aber auch das Ngong Ping Village, das das Ziel der Seilbahn ist. Dies ist ein ausgesprochen touristisches Dorf mit vielen Restaurants, Cafés und Souvenirläden. Ich aß schnell ein für mich sehr ungewohntes Nudelgericht und schlenderte einmal kurz an den Läden vorbei. Am Ende des Dorfes begann der kurze Weg zum Big Buddha.
Offiziell heißt dieser "Tian Tan Buddha", er wird aber nur "Big Buddha" oder auch "Giant Buddha" genannt. Ich habe ja noch nie andere Buddhastatuen gesehen und habe daher keinen Vergleich. Jedoch fand ich ihn sehr beeindruckend. Hier rummelte es natürlich überall von Touristen, die sich diesen Rekordbuddha genau wie ich nicht entgehen lassen wollten.
Man kann auf einer langen Treppe bis zum Buddha hoch steigen und ihn dann umrunden, jedoch war ich dafür wirklich zu erschöpft und es war einfach zu heiß.
Nachdem ich die Statue von unten ausgiebig bewundert hatte, ging ich noch zum Po Lin-Kloster. Dies ist ein wichtiges buddhistisches Kloster.
Es war sehr interessant, Po Lin und seine Umgebung zu besichtigen. Viele Buddhisten beteten hier und insgesamt herrschte eine sehr ruhige und entspannte Atmosphäre.
Ich fühlte mich immer ein wenig wie in einem Film, was einerseits durch den Jetlag kam, andererseits aber auch dadurch, dass ich nun zum ersten Mal in Asien war. Die ganze Szenerie erschien mir wie aus einem Film entsprungen, da ich eine solche Umgebung eben bisher nur aus dem Fernsehen oder aus Reiseberichten kannte. Für mich war es sehr surreal, es nun "live" zu erleben - aber es war sehr faszinierend und am liebsten wäre ich noch viel länger geblieben.
Nachdem ich das Kloster und die Umgebung erkundet hatte, ging es mit der Seilbahn wieder hinunter nach Tung Chung. Diesmal saß ich auf der anderen Seite und konnte nun von oben einige der riesigen Wohnhäuser sehen. Einfach unglaublich!
Dann fuhr ich mit der MTR wieder zurück in die Innenstadt. Inzwischen war es schon nachmittag. Ich aß schnell ein Eis und kaufte mir zum x-ten eine Flasche Wasser. Danach verließ ich Central Station, um mit der Fähre auf die andere Seite des Hafens, nach Kowloon zum Stadtteil Tsim Sha Tsui zu fahren. Dies ist so etwas wie der Mittelpunkt Hong Kongs mit der quirligen Nathan Road, daher wollte ich mir das nicht entgehen lassen.
Den Weg zur Fähre fand ich sofort, durch einen sehr langen Gang und eine Art Brücke ging es zum Fährableger. Da die Star Ferry alle fünf Minuten ablegte, musste ich auch nicht lange warten, bevor ich einen Platz auf dem schwankenden Boot bekam. Die Fahrt durch den Hafen war viel, viel zu kurz - aber wahnsinnig schön. Hier konnte man die Skyline der Stadt in ihrer ganzen Pracht sehen und hatte tolle Ausblicke zu allen Seiten. Wirklich fantastisch!
In Tsim Sha Tsui angekommen, hatte ich plötzlich das Gefühl, in einer anderen Stadt zu sein. Von einer guten Beschilderung war hier nichts mehr zu sehen, anstelle von Geschäftsleuten und jungen Frauen in Designerkleidung fand sich hier ein buntes Gewimmel der unterschiedlichsten Menschen wieder, übertönt vom ständigen Hupen und dem Motorenlärm des Straßenverkehrs.
Nach einigem Suchen hatte ich die Nathan Road gefunden - eine wahre Reizüberflutung. Ich hatte schon viel über asiatische Städte gehört und ich wusste auch, dass Hong Kong immer noch "Asien light" ist. Aber trotzdem war ich auf diesen Lärm, die vielen Menschen und einfach die ganze Atmosphäre kaum eingestellt. Ständig wurde ich angesprochen und sollte irgendetwas kaufen oder ein Zimmer mieten. Der rasend schnelle Verkehr, all die bunten Schilder, die vielen Autos und vor allem die vielen Menschen... So etwas hatte ich noch nie gesehen.
Und um diese Uhrzeit, nach dem langen Tag und mit allem, was ich vorher schon erlebt hatte, war es ein bisschen viel für mich. Der Jetlag wurde immer schlimmer und nachdem ich einige Zeit die Nathan Road entlang geschlendert war, wollte ich einfach nur noch zum Flughafen und dort meine Ruhe haben.
Ich ließ also noch einmal die Atmosphäre des Gewusels auf mich wirken, dann fuhr ich mit der Fähre zurück nach Central, wobei ich noch einmal die Blicke auf die Skyline genießen konnte.
Das war mein Tag in Hong Kong gewesen - aber ich konnte schon jetzt kaum erwarten, wieder zurückzukommen und mehr von dieser Stadt zu sehen.
Mit dem Airport Express ging es zurück zum Flughafen, wo ich zu Abend aß und dann, nachdem ich noch ein wenig durch die Shops geschlendert war und wieder die Immigration passiert hatte, für den Weiterflug nach Cairns eincheckte.
Als ich den Flieger nach Cairns betrat, machte sich nun doch eine große Aufregung breit. Auf dem ersten Flug hatte ich mich noch so sehr auf Hong Kong konzentriert und hatte mehr darüber nachgedacht, ob dort alles funktionieren würde, was ich geplant hatte.
Aber nun - nun stand wirklich nichts mehr vor Australien. Wenn ich aus dieser Maschine wieder ausstieg, würde ich dort sein!
Ich konnte es immer noch kaum fassen. Der kleine Tim Tam, der zum Abendessen gereicht wurde, ließ mein Herz höher schlagen, und allmählich dämmerte es mir, dass dies alles Wirklichkeit war und ich tatsächlich gerade nach Australien flog...
Nach dem Essen fiel ich nun fast sofort in einen tiefen Schlaf und wachte zwischendurch nur wenige Male kurz auf. Als es dann das Frühstück gab und ich richtig wach wurde, fiel mein Blick sofort auf den kleinen Monitor des Entertainment-Systems, den ich so eingestellt hatte, dass ich sehen konnte, wo wir uns auf dem Flug gerade befanden.
Und tatsächlich: Seit kurzer Zeit befanden wir uns über Australien!
Mit klopfendem Herzen schob ich den Fensterladen hoch und sah das Land unter mir. Es war ein unbeschreiblicher Moment.
Bevor wir nach Cairns flogen, gab es zunächst noch einen einstündigen Stop in Brisbane, wo die Crew wechselte. Von oben sah ich die Stadt und den Brisbane River und konnte es wieder einmal kaum glauben. Brisbane - hier hatte ich so viel erlebt und hier hatte meine erste Australienreise begonnen. Es war unfassbar, dass ich nun hier war! Dass diese Stadt nicht nur in meinen Träumen und Erinnerungen existierte!
Ich schlenderte durch den Flughafen und sah draußen die Palmen und den blauen Himmel. Ich war eigentlich schon in Australien - aber doch nicht so richtig, denn noch konnte ich nicht hinaus und noch war ich nicht in Cairns angekommen.
Daher konnte ich kaum erwarten, dass das Flugzeug endlich wieder abhob.
Als es endlich weiter ging war die Maschine fast leer und nun klebte ich drei Stunden lang nur am Fenster und genoss die Aussicht. Brisbane, Moreton Island, Fraser Island und dann die lange Whitsunday Coast und das Great Barrier Reef... Alles konnten wir in schönstem Sonnenschein sehen. Es war einfach Wahnsinn.
Die Flug verging schnell und ich wäre am liebsten schreiend und tanzend durch das Flugzeug gelaufen vor Freude. Bald, bald war ich wirklich da!
Auf dem Monitor verfolgte ich laufend die Route und sah all die vertrauten Städtenamen. Cairns kam immer näher... Dann war endlich die Küste in Sicht und das Flugzeug setzte zum Landeanflug an. Ich war wirklich da!
Aufbruch: | 22.07.2009 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 24.03.2010 |
Hongkong