2009 - Zurück nach Australien
Rotes Zentrum & South Australia: Coober Pedy
Den ganzen nächsten Tag verbrachte ich im Greyhound-Bus, aber das war alles andere als langweilig. Ich liebe es, unterwegs zu sein, ob im Flugzeug, Auto, Bus oder Zug!
Es war so schön, durch das Outback zu fahren - in acht Stunden Fahrt passierten wir gerade mal zwei kleine Orte, ansonsten fuhren wir nur durch die größtenteils flache Landschaft. Ab und zu hielten wir an einem einsamen Briefkasten und luden Postsäcke für Farmen ab, manchmal warteten die Farmer auch selbst dort und nahmen Frachtpakete entgegen. Die Landschaft wurde immer karger und immer weniger bewachsen, bis schließlich vor Coober Pedy die Vegetation völlig verschwand. Nun kamen Sandhügel in Sicht, immer mehr Sandhügel. Dann waren wir endlich dort, und ich war zum ersten Mal in South Australia!
South Australia ist schon ein besonderer Staat, und darauf sind die Einwohner auch stolz: Er wurde als einziger von freien Siedlern gegründet und begann nicht als Sträflingskolonie. Irgendwie war es hier immer etwas fortschrittlicher: Es war einer der ersten Orte der Welt, der Frauenwahlrecht einführte und Frauen an Universitäten zuließ, und heute ist er weitaus grüner als der Rest Australiens, so gibt es hier ein Flaschenpfand, und im Supermarkt sind Plastiktüten verboten.
Der Staat vereint viele verschiedene Landschaften, von kargem Outback im Norden, weißen Stränden im Süden, zu hohen Bergketten und lieblichen Weingegenden. Ich freute mich sehr, hier nun zwei Wochen zu verbringen und so viel wie möglich davon zu erkunden.
Mein erster Stop hier war nun also Coober Pedy, ein Ort mit nur 3500 Einwohnern, aber die Welthauptstadt des Opals. Um der Hitze zu entkommen, zogen die Minenarbeiter zunächst in ausgediente Minenschächte, so entstand die Tradition der Dugouts, der Wohnungen unter der Erde. Noch heute leben ca. 50% der Einwohner in unterirdischen Behausungen, und auch mein Hostel war so ein Dugout, worauf ich schon sehr gespannt war!
Ich wurde an der Bushaltestelle abgeholt und merkte hier direkt, dass Coober Pedy eine internationale Stadt ist. Menschen aus der ganzen Welt kamen hierher, um ihr Glück zu versuchen und Opale zu finden, so dass es hier über 45 Nationalitäten gibt. So war der Busfahrer ein netter Grieche, der mir die ganze Fahrt von Griechenland, dem "best country in the world" vorschwärmte. Klar, da will ich auch mal hin, aber jetzt war ich erstmal in Coober Pedy!
Was ich nun zum ersten Mal - aber nicht zum letzten Mal - auf dieser Reise feststellte: Man muss aufpassen, was man sich wünscht, denn es könnte in Erfüllung gehen!
Mein Hostel in Alice Springs war nämlich völlig überfüllt gewesen. Es war in meinem Zimmer ständig etwas los gewesen, und ich sehnte mich sehr danach, einfach mal ein Buch zu lesen oder früh zu schlafen, was in Alice Springs einfach nicht möglich gewesen war. Was ich im Moment am meisten wünschte, war Ruhe - und hier bekam ich sie, und wie. Das Hostel befand sich nämlich sechs Meter unter der Erde. Man ging eine Treppe runter, immer weiter runter, bis man zu einem langen Gang kam, von dem die Zimmer abzweigten. Hier drang kein Geräusch von außen rein, es war absolut still. Und: Ich war der einzige Gast im ganzen Hostel! Ich hatte also dieses ganze Reich unter der Erde für mich alleine... Etwas gruselig, zugegeben. Jedenfalls beschloss ich direkt, in der Nacht das Licht anzulassen - aber als ich mich an alles gewöhnt hatte, war es wirklich herrlich entspannend
Am nächsten Tag machte ich mich also auf, Coober Pedy zu erkunden. Ich war mir jetzt schon sicher: Dieser Ort ist einmalig auf der Welt! Mitten in der Wüste, selbst direkt in der Stadt war es überall sandig. Vor Opalshops konnte man sich kaum retten, ansonsten wirkte die Stadt einfach nur kurios mit ihren Dugouts, Sandhügeln und den Minengeräten, auf die man auf vielen Parkplätzen traf. Und dazu war es heiß, wirklich heiß.
"Schön" war es hier wirklich nicht, da hatte der Lonely Planet ausnahmsweise mal recht. Der helle Sand und die karge Landschaft waren nicht gerade ansehnlich. Aber dafür war es einfach cool, interessant und etwas ganz anderes!
Wegen der kargen Mondlandschaft wurden außerhalb von Coober Pedy mehrere Sience Fiction-Filme gedreht, deren Überbleibsel man ebenfalls in der Stadt antrifft: Hier ein Raumschiff aus dem Film Pitch Black
Der Name Coober Pedy kommt von "kapatu piti", was in der Sprache der Umoona so viel heißt wie "Loch des weißen Mannes im Boden". Die Besiedlung durch Europäer begann 1915, als hier Opale entdeckt wurden. Heute stellt die Stadt zusammen mit den anderen südaustralischen Orten Andamooka und Mintabie 90% der weltweiten Opale.
Mir gefiel dieser verrückte Ort auf Anhieb gut. Das Hostel war einfach nur super, was auch an dem lieben Hostelmanager Martin lag, der mit langem Bart und Cowboyhut selbst eine Ausstrahlung wie aus einem Western hatte. Alles in der Stadt war einfach skuril, und alle Einheimischen, die ich kennen lernte, waren unglaublich freundlich und sympathisch. Wahrscheinlich liegt das mit daran, dass alle Einwohner der Stadt echte Abenteurer sind oder zumindest von diesen abstammen. Wie schon gesagt, kamen die Menschen aus der ganzen Welt hierher, um Opale zu finden - und der Bergbau ist hier ganz anders als in Europa. Man hat seine Geräte, wie z.B. den Blower (früher natürlich nur Pike und Schaufel) und bohrt ganz alleine einen senkrechten, schmalen Schacht in die Erde. Aus der Erde, die an die Oberfläche geblasen wird, entstehen die Tausende von Sandhügeln, die man überall um die Stadt herum sieht.
Anschaulich wird diese Bergbauart in der Old Timers Mine erklärt, die wirklich einen Besuch wert ist. Hier wird einem gezeigt, wie schwer und anstrengend diese Arbeit war und ist. Mehr Infos zum Opalabbau gab es auch im Umoona Opal Museum und im Museum des Desert Cave Hotel.
Die Josephine's Gallery beherbergte ein Känguru-Waisenhaus und hier konnte man bei der Fütterung zusehen! Sieben Känguru-Babys waren hier im Moment, allesamt verwaist. Sie waren einfach nur süß, vor allem aber beeindruckte mich der Einsatz der Familie, die sie betreute. Völlig ehrenamtlich füttern sie die Tiere alle vier Stunden, wobei eine Fütterung bei sieben Tieren insgesamt eine ganze Stunde dauert. Alles finanziert sich nur durch Spenden. Der Ersatzvater der Babys war supernett und außer mir war nur noch ein koreanisches Pärchen hier, so war das Ganze richtig privat und wir unterhielten uns lange.
Da Coober Pedy so klein ist, hatte ich innerhalb dieses einen Tages quasi schon alles Wichtige gesehen, und so war es am nächsten Tag Zeit, etwas von der Gegend außerhalb des Ortes zu erkunden. Mein Hostel bot dafür eine günstige halbtägige Tour an, die mir wirklich gut gefallen hat.
Die Gemeinde der Catacomb Church orientiert sich an den allerersten Christen in Rom, die in den Katakomben Schutz vor Verfolgung suchten
Der Friedhof von Coober Pedy - die Gräber erzählen teilweise beeindruckende Geschichten, aber manche Menschen starben auch viel zu früh durch Minenunfälle
Auf die Opalfelder darf man auf keinen Fall alleine, denn das ist lebensgefährlich. Viel zu leicht könnte man in einen der Schächte fallen. Wir fuhren in ein sicheres Areal und durften in den Sandhügeln nach Steinen suchen, so genanntes Noodling. Ich fand, wie die anderen auch, nur wertlosen Gips, aber als schönes Andenken reicht der ja auch
Hier lebte Arvid von Blumenthal, besser bekannt als Crocodile Harry. Dieser Krokodiljäger und spätere Opalsucher war Vorbild für die Filmfigur Crocodile Dundee.
Höhepunkt der Tour: Die Breakaways - hier wurden die schon erwähnten SciFi-Filme und auch Teile von Mad Max gedreht
Diese Formation heißt bei den Aborigines "Zwei Hunde" und wurde von den Europäern "Salz und Pfeffer" genannt
Zum Schluss fuhren wir ein Stück am Dog Fence entlang, dem längsten Zaun der Welt, doppelt so lang wie die Chinesische Mauer! 5300 km lang erstreckt er sich durch South Australia, New South Wales und Queensland, um die Dingos fernzuhalten. Nördlich des Zauns ist Rinderland, südlich des Zauns ist Schafland, das vor den Dingos geschützt werden soll.
Coober Pedy gefiel mir so gut, dass ich richtig traurig war, als ich am Abend in den Greyhound stieg, um weiter nach Süden zu fahren. Ich war hundemüde, konnte aber trotzdem kaum schlafen. Dann gab es auch noch einen Zwischenfall: Am Glendambo Roadhouse prügelten sich ein paar Aborigines, so dass wir weiterfuhren und erst einige Zeit später in Pimba Pause machten. Als wir uns auf dem Parkplatz die Beine vertraten, erging sich der Busfahrer in einer Hasstirade auf Aborigines - ungeachtet derer, die im Bus saßen und jedes Wort hörten. Obwohl ich solche Ansichten nun schon öfter angetroffen hatte, verstörte mich dies sehr. Leider zeigte diese Situation wieder einmal, dass Rassismus bei vielen europäischen Australiern immer noch ganz normal ist.
Gegen Morgen schlief ich dann aber doch ein und wurde bei Sonnenaufgang wieder wach. Sofort fiel mir auf, dass die Landschaft sich verändert hatte: Immer noch flach, aber es gab große Bäume, und vor allem hatten die Felder eine andere, goldene Farbe. Ja, das waren die Farben von "McLeods Töchter" - und ich kam in den Süden South Australias!
Aufbruch: | 22.07.2009 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 24.03.2010 |
Hongkong