2009 - Zurück nach Australien
Victoria & Tasmanien: Richmond, Port Arthur & Tassie Devils
Am dritten Februar flog ich nach Hobart, und die Zeit meiner Reise, auf die ich am allermeisten gespannt war, brach an: Zweieinhalb Wochen in Tasmanien!
Natürlich ist Tasmanien ein australischer Bundesstaat und gehört genauso zu Australien wie Queensland oder Victoria, aber weil es eine Insel ist, ist es dennoch irgendwie etwas anderes. Die meisten Touristen kommen gar nicht auf die Idee, es in ihre Reise einzubeziehen, und wenn, dann besuchen sie es oft erst nach mehreren Reisen auf das Festland. Wer dort war, schwärmt meist von der herrlichen Natur, während die Australier des Festlandes Witze über die Abgeschiedenheit und etwaige Inzucht auf "Tassie" machen.
Ich war wahnsinnig gespannt auf Tasmanien und vor allem auch auf die Landschaft, die ja Neuseeland viel ähnlicher ist als dem australischen Festland.
Und - ich liebte Tasmanien von der ersten Minute an! Nach einem anderthalbstündigen, ziemlich unruhigen Flug von Melbourne nach Hobart, war ich direkt überrascht vom Hobart Airport: Eingeschlossen von Feldern und bewaldeten Hügeln, bestand er gerade mal aus einer Halle und einem kleinen Gebäude zum Ein- und auschecken, einfach winzig.
Der Airportshuttle wartete, bis die gesamte Eingangshalle leer war und wirklich niemand mehr zusteigen wollte, dann ging es in die Stadt. Ich ging nur kurz Einkaufen und musste dann direkt wieder umpacken, denn am nächsten Morgen begann schon meine achttägige Tour durch Tasmanien.
Tasmanien ist der kleinste australische Staat (außer dem "Stadtstaat" Canberra) und liegt südlich vom Festland, weshalb es auch scherzhaft under down under genannt wird. Es wurde bereits 1642 vom holländischen Kapitän Abel Tasman entdeckt, der es nach dem damaligen Gouverneur von Batavia Van Diemens-Land nannte. Nachdem später immer mehr Europäer nach Sydney kamen, wurde Tasmanien zur zweiten australischen Kolonie. Hauptsächlich war es eine Strafgefangenenkolonie. Die Aborigines wurden hier noch grausamer behandelt als auf dem Festland, es gab regelrechte Treibjagden, um sie vollkommen auszurotten. Dennoch überlebten einige, die aufs Festland deportiert wurden, so dass es immer noch Nachkommen tasmanischer Aborigines gibt, auch wenn die australischen Geschichtsbücher dies meist anders darstellen.
Am vierten Februar wurde ich also abgeholt, bei bewölktem und regnerischem Wetter, typisch für Tasmanien. Für den ersten Tag waren wir nur drei Leute: Außer mir die britische Lehrerin A., die ein Sabbatjahr machte, und die Finnin L., die sich bereits in ihrem zweiten Work&Travel-Jahr befand. Unser Guide war Ian, der der beste Guide war, den ich auf der gesamten Reise kennen lernte: Seriös und trotzdem locker, total sympathisch, und mit einem riesigen Wissen zu Land und Leuten.
Morgens ging die Fahrt zunächst durch schöne, ländliche Gegenden, geprägt von kleinen Bauernhöfen und verschlafenen, idyllisch wirkenden Dörfern. Wir hielten in Richmond, einem kleinen Ort voller hübscher Sandsteinhäuser, die von Sträflingen gebaut worden waren. Hier befindet sich die älteste noch intakte Brücke Australiens. Danach fuhren wir weiter durch den Tasman National Park, wo wir einige Male an interessanten Punkten stoppten.
Der Hauptprogrammpunkt des Tages war die meist besuchte Touristenattraktion Tasmaniens: Port Arthur. Die Menschen strömen nur so dorthin, ganz anders als noch vor 150 Jahren, als der Name Port Arthur nur Angst und Schrecken hervorrief. Es war nämlich ein sehr gefürchtetes Gefängnis für britische Sträflinge. Es wurde 1830 für diejenigen eingerichtet, die in den Gefängnissen des Festlands erneut Straftaten begangen hatten.
1840 befanden sich zweitausend Menschen hier: Sträflinge und Soldaten, sowie eine Reihe von Zivilisten und ihren Familien und nach und nach auch freie Siedler. So wurde Port Arthur zu einer kompletten, sich selbst erhaltenen Siedlung - die Sträflinge leisteten alle schweren Arbeiten, übten teilweise auch ihre erlernten Berufe aus oder lernten neue. Es gab Sägemühlen, Bergbau, Werkstätten, Farmen und eine Werft, sowie die erste Eisenbahn Australiens, deren Wagons von den Sträflingen vorwärts geschoben wurden.
Das Asylum: Diese Einrichtung folgte den modernsten Forschungen ihrer Zeit, hier lebten z.B. Alzheimerkranke und Depressive.
Ab 1853 kamen keine neuen Sträflinge hierher und 1877 wurde das Gefängnis ganz geschlossen, aber fast sofort zum Ziel für Reisende erklärt. Während die Sträflingsbauten langsam verfielen und von Buschbränden zerstört wurden, wurden aus den besseren Häusern Unterkünfte für Reisende und freie Siedler, während einige Ex-Häftlinge Führungen anboten. Heute wird Port Arthur nur noch als Museum genutzt und niemand lebt mehr hier.
Ein schrecklicher Zwischenfall ereignete sich 1996, als ein Amokläufer hier und in der Umgebung 35 Menschen tötete und viele weitere verletzte.
Unser Besuch begann im Infozentrum, in dem man sich über die verschiedenen Lebensgeschichten der Sträflinge informieren konnte. Dann hatten wir eine Führung, die einen Überblick über das große Gelände und die Geschichte von Port Arthur gab. So erfuhren wir z.B., dass es trotz des schlechten Rufs für die damalige Zeit ein sehr fortschrittliches Gefängnis war und die Sträflinge hier auf jeden Fall besser dran gewesen waren als in den englischen Gefängnissen.
Danach machten wir eine Bootstour und konnten dann zwei Stunden lang alleine das Gelände erkunden, so dass wir wirklich mehr als genug Zeit hatten, uns alles anzuschauen.
Nach so viel Geschichte schwirrt einem der Kopf, vor allem wenn es eine sehr bedrückende Geschichte ist. Daher waren wir froh, dass es nun zum Ausgleich noch in einen Tierpark ging, und zwar in den Tasmanian Devil Conservation Park. Hier dreht es sich hauptsächlich um den Tasmanischen Teufel. Auch wenn es noch einige andere Tiere gibt, hat sich der Park hauptsächlich dem Schutz und der Erforschung dieses nur in Tasmanien vorkommenden Beuteltiers verschrieben.
Der Tasmanische Teufel wurde in den Dreißiger Jahren intensiv gejagt, wodurch es heute nur noch sehr wenige gibt. Leider wird dieser Bestand seit einigen Jahren von der aggressiven Krankheit DFTD bedroht, einem Gesichtskrebs, an dem reihenweise Tiere qualvoll sterben. Die Erforschung dieser Krankheit ist also sehr wichtig, um diese Art erhalten zu können. Ebenso müssen in Tierparks gesunde Tiere gezüchtet werden, die später ausgesetzt werden können, falls die Art in freier Wildbahn aufgrund der Krankheit ausstirbt, und einen gesunden Genpool zu erhalten.
Der Besuch im Park war sehr schön, und danach fuhren wir zurück nach Hobart, wo wir im örtlichen YHA-Hostel übernachteten.
Dieses Bild zeigt, warum die Tiere Teufel heißen - man stelle sich zum aufgesperrten Mäulchen noch ein durchdringendes Kreischen und Fauchen vor
Aufbruch: | 22.07.2009 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 24.03.2010 |
Hongkong