2009 - Zurück nach Australien

Reisezeit: Juli 2009 - März 2010  |  von Mirjam & Nico L.

Rotes Zentrum & South Australia: Kangaroo Island I

Nach einem Ausruhtag in Adelaide startete am Mittwoch meine dreitägige Tour nach Kangaroo Island. Kangaroo Island ist die drittgrößte Insel Australiens und ein wahres Naturparadies, denn sie blieb von den Plagen und Krankheiten des Festlandes bisher weitgehend verschont. Große Teile der Insel sind als Nationalpark geschützt.
Den Namen erhielt sie, weil dem Entdecker Matthew Flinders hier das Kängurufleisch so gut schmeckte. Aber auch sonst ist der Name verdient, denn Kängurus und Wallabys sieht man in Hülle und Fülle, wenn man sich an den richtigen Orten aufhält.

In aller Frühe wurde ich abgeholt und wir fuhren zuerst über die malerische Fleurieu Peninsula. Der ungewöhnliche Name "Fleurieu" ist, wie auch viele Namen auf der Insel, ein Überbleibsel der französischen Entdecker, die die Südküste Australiens zuerst erkundeten und sich einen Wettstreit mit den Engländern lieferten.
Wir fuhren bis nach Jervis Bay, wo es auf die große Autofähre ging. Dort freundete ich mich direkt mit der Französin Anna an, die einen Reiseführer schrieb, und mit der Schweizerin Ramona, die vor einer Woche ihre sechsmonatige Weltreise begonnen hatte. Es waren außerdem noch zwei andere deutsche Mädels und ein etwas älterer Schweizer in der Gruppe, sowie unser Guide Flick und Michael, der ebenfalls Guide für die Company war, diese Tour aber als Urlaubsreise mitmachte. Wir verstanden uns alle prima und so ertönte für die nächsten drei Tage ständig eine lebhafte Mischung aus Englisch, Französisch und Deutsch.

Fleurieu Peninsula

Fleurieu Peninsula

Abfahrt von Jervis Bay

Abfahrt von Jervis Bay

Kangaroo Island vom Wasser aus gesehen

Kangaroo Island vom Wasser aus gesehen

Eigentlich sollten wir heute als erstes eine lange Wanderung machen, aber es war sehr heiß, und so dachte Flick sich ein Alternativprogramm aus. Also fuhren wir zunächst an einen wunderschönen Strand - und mit wunderschön meine ich tatsächlich wunderschön, denn so einen Strand hatte ich noch nie gesehen. Hier gab es keine Palmen und kein türkisfarbenes Wasser, sondern es war stürmisch und kalt, aber das liebte ich eigentlich noch viel mehr. Man spürte die Kraft der Elemente, und noch viel besser: Außer uns war keine andere Menschenseele hier! Das war einfach irre, und es sollte uns in den kommenden drei Tagen noch oft so gehen, obwohl Flick immer betonte, dass es wegen der Schulferien eigentlich gerade ziemlich voll auf der Insel sei. An den meisten Orten war es trotzdem einfach nur leer und einsam, und das war wohl der Grund, warum Kangaroo Island mir besser als fast alles gefiel, was ich bisher von den Küsten Australiens gesehen hatte.

Einsamer, namenloser Strand

Einsamer, namenloser Strand

Als nächstes fuhren wir zur Emu Ridge Eucalypt Distillery. Eukalyptus war früher eine richtige Industrie und das wichtigste Handelsgut von Kangaroo Island, heute ist dies die einzige Distillerie, die es noch gibt. Man konnte einen kurzen Film anschauen und natürlich alles rund um Eukalyptus kaufen, außerdem gab es Emus in einem Gehege und ein Wallaby, das hier aufgezogen wurde. Auf der Terrasse hatten wir hier einen leckeren Lunch, bevor es weiter ging.

Auf der Eukalyptus-Distillerie

Auf der Eukalyptus-Distillerie

Den Nachmittag verbrachten wir an der Stokes Bay, einem der bekanntesten Strände der Insel, den man nur durch einen schmalen Felsengang erreichen konnte. Hier war es tatsächlich relativ voll von Touristen, aber es war trotzdem sehr schön und entspannend. Es gab viele Felsen, auf denen man bequem sitzen und die Füße im Wasser kühlen konnte, und die Wellen waren nicht sehr hoch.
Wir genossen die Zeit am Strand sehr, bevor es weiter zu einem kurzen Stop an die malerische Vivonne Bay ging. Vivonne ist natürlich ein französischer Name, der daran erinnert, dass die Insel im Jahr 1803 von Franzosen entdeckt wurde. Wir kletterten auf einige Klippen und hatten einen wunderbaren Blick auf das Meer, aber der Südwind war eisig kalt, und so fuhren wir bald zu unserem Übernachtungsplatz, einem einsamen Cottage mitten im Busch. Hier war es wirklich sehr rustikal und spartanisch, aber soooo schön! Es gab nur eine Küchenzeile, ein kleines Bad und einige Stockbetten, sowie einen kleinen Dachboden, zu dem eine Leiter führte und in dem lediglich drei Matratzen Platz hatten. Anna, Ramona und ich waren uns sofort sicher: Hier wollten wir schlafen! Das Cottage hatte auch eine Terrasse, und hier zu sitzen und den Tag ausklingen zu lassen, während man in die völlige Einsamkeit schaute, war einfach wunderbar. Und kaum wurde es dunkel, kamen Kängurus und Wallabys heran gehüpft.

Stokes Bay

Stokes Bay

Vivonne Bay

Vivonne Bay

Unser Cottage

Unser Cottage

Die Kängurus auf Kangaroo Island haben eine dunklere Farbe, weil sie wegen der kühleren Temperaturen ein dickeres Fell haben als ihre Artgenossen auf dem Festland

Die Kängurus auf Kangaroo Island haben eine dunklere Farbe, weil sie wegen der kühleren Temperaturen ein dickeres Fell haben als ihre Artgenossen auf dem Festland

Ausblick vom Cottage

Ausblick vom Cottage

Nach dem Abendessen fuhren wir noch einmal zurück nach Vivonne Bay, dort kommen nämlich abends Pinguine an Land, um in ihren Felsenhöhlen zu schlafen. Wir warteten ziemlich lange am Anleger, aber wir hatten ein bisschen Pech, denn irgendwie hatten die Pinguine heute keine Lust. Schließlich ließen sich aber doch noch weiter weg ein paar blicken, und ich war einfach nur hingerissen. Die Pinguine an der Südküste Australiens sind Zwergpinguine, sie sind also sehr klein, und einfach nur niedlich. Diesem Charme kann sich wohl keiner entziehen.
Die Rückfahrt zum Cottage dauerte sehr lange, da wir wegen der vielen Kängurus und Wallabys auf den Straßen sehr langsam fahren mussten. Zurück beim Cottage teilte Michael uns mit, dass hier der Strom ausgefallen war. So war also das Lagerfeuer unser einziges Licht, was natürlich noch zur romantischen Atmosphäre beitrug. Weniger romantisch war, dass wir nun auch kein fließendes Wasser hatten, aber egal, feuchte Tücher und die gute alte "Toilette hinterm Busch" schaden ja auch nicht. Der Abend ging dann noch lustig weiter, weil ein paar Possums versuchten die Küche zu plündern.

Am nächsten Morgen stellten wir als erstes fest: Es war kalt, richtig kalt! Der Wind hatte gedreht und kam nun aus Süden, und das nächste Land südlich von hier ist - die Antarktis! Also rein in die Fleecejacken, schnell Tee machen überm Lagerfeuer (der Strom ging immer noch nicht), Cottage aufräumen und fegen, und los ging's. Als erstes standen heute die Kelly Hill Caves auf dem Programm, ein Höhlensystem, wo wir eine Führung mitmachten.

Kelly Hill Caves - die Höhlen wurden so genannt, da sie von einem Pferd namens Kelly entdeckt wurden. Allerdings fiel das Pferd hinein und starb!

Kelly Hill Caves - die Höhlen wurden so genannt, da sie von einem Pferd namens Kelly entdeckt wurden. Allerdings fiel das Pferd hinein und starb!

Danach fuhren wir nach Osten und hielten am Bunker Hill Lookout auf einem Picknickplatz zum Lunch. Von hier aus hatte man einen tollen Ausblick auf die Umgebung, und ich realisierte, wie groß diese Insel wirklich war! Man konnte außerdem sehen, was die großen Buschfeuer von 2007 tatsächlich angerichtet hatten, denn noch immer waren die meisten Bäume in dieser Gegend trocken und schwarz, und es gab nur einige hellgrüne Abschnitte.

Hier sollten wir auch vier weitere Tourteilnehmer treffen, die nur eine zweitägige Tour gebucht hatten und hier zu uns stoßen sollten. Aber wir warteten und warteten, und niemand kam. Da man fast nirgendwo auf der Insel Handyempfang hat, konnte Flick auch telefonisch nichts in Erfahrung bringen. Nach über einer Stunde blieb uns nichts anderes übrig, als weiterzufahren, denn wir mussten rechtzeitig zur Rangerführung in Seal Bay sein.

Warten in der Pampa

Warten in der Pampa

Aussicht vom Bunker Hill Lookout

Aussicht vom Bunker Hill Lookout

Elstern beobachten vertreibt die Zeit

Elstern beobachten vertreibt die Zeit

In Seal Bay angekommen, konnte Flick endlich telefonieren, und kurze Zeit später stießen die vier neuen Teilnehmer zu uns, ein Deutscher, ein Franzose, eine Schweizerin und ein Malaysier. Jetzt konnte unser Seal Bay-Erlebnis beginnen und es ging zu den Seelöwen! Hier am Strand lebte nämlich eine Kolonie Australischer Seelöwen. Wir bekamen ein paar Instruktionen (immer in der Gruppe bleiben, schließlich sind es gefährliche Tiere!), und dann ging es los. Ich hatte mich schon die ganze Zeit auf dieses Ereignis gefreut und war richtig aufgeregt. Und es war einfach nur der Wahnsinn!
Wir waren ungefähr 45 Minuten dort und konnten die ganze Zeit die Tiere beobachten. Viele lagen einfach faul herum und erinnerten mich dabei ziemlich an Menschen, wie sie so lagen, sich mal kratzten, faul seufzten, sich auf die andere Seite legten... Manche kamen aber auch erst von den Dünen herunter, wo sie sich nachts wegen der Kälte verkrochen hatten, und es war beeindruckend zu sehen, wie riesige, tonnenschwere Männchen ihre Massen herunter bewegten. Andere rollten sich auch die Dünen herunter, wie Menschenkinder das manchmal tun. Manche kamen gerade aus dem Wasser oder stürzten sich hinein. Aber am herrlichsten waren die Babys, die herum tollten, bei ihren Müttern säugten, sie zum Spielen aufforderten oder ihre Mütter suchten. Ich hätte hier den ganzen Tag sitzen und das alles beobachten können, und Seal Bay war ganz klar eins der größten Highlights der ganzen Reise!

Seal Bay

Seal Bay

© Mirjam & Nico L., 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Juli bis November 2009 machte ich ein Auslandssemester an der James Cook University in Cairns. Danach reiste ich vier Monate mit dem Rucksack durch das Land - zunächst schaute ich mit Zentralaustralien und den Süden an und bereiste dann einen Monat lang den Westen, bevor ich vier Wochen in Melbourne und Tasmanien verbrachte. Zum Schluss verbrachte ich dann noch etwas Zeit in Sydney, in Brisbane und im Outback von Queensland.
Details:
Aufbruch: 22.07.2009
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 24.03.2010
Reiseziele: Australien
Hongkong
Der Autor
 
Mirjam & Nico L. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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