2009 - Zurück nach Australien
Rotes Zentrum & South Australia: Alice Springs II, Palm Valley & Hermannsburg
An Tag nach der Tour ruhte ich mich erstmal aus und machte einige Besorgungen. Einen Tag später dann stieg ich zunächst auf den niedrigen Anzac Hill. Von hier aus hat man einen richtig guten Ausblick auf die Stadt. Bei den Arrernte, die hier traditonell leben, heißt dieser Hügel Untyeyetwelye.
Hier sieht man, wie genau bei Alice Springs die West MacDonnell Ranges und East MacDonnell Ranges aufeinander treffen
Danach wanderte ich zur Alice Springs Telegraph Station. Von der Stadt aus führt ein Weg immer am Todd River entlang - eine gute Möglichkeit, noch etwas von der Landschaft außerhalb der Stadt zu erkunden. Die Telegrafenstation selbst fand ich sehr interessant, denn sie gab einen guten Einblick in das Leben der europäischen Siedler im Outback des 19. Jahrhunderts. Außerdem ist diese Telegrafenstation der Grund, warum die Stadt Alice Springs überhaupt entstand - genauer gesagt ein bestimmtes Wasserloch! Dieses Loch wurde 1871 von William Whitfield Mills entdeckt, der eine Route für die Telegrafenlinie von Darwin nach Adelaide suchte. Keine leichte Aufgabe, einen Weg durch die Wüste über mehr als 3000 km zu finden. Er nannte das Wasserloch Alice Springs nach der Frau des damaligen Gouverneurs (der mit Nachnamen Todd hieß, darum der Todd River). 1872 wurde die Linie eröffnet. Zunächst lebten hier nur wenige Menschen, die die Station betrieben, doch nach und nach entwickelte Alice Springs sich zu einem kleinen Dorf. Für Australien bedeutete die Telegrafenlinie den Anschluss an die Welt - im Gegensatz dazu lebten die Bewohner der Station natürlich sehr isoliert. In den Dreißiger Jahren war hier ein Kinderheim, in dem Kinder der Stolen Generation lebten, und während des Zweiten Weltkriegs wurde die Station eine Militärbasis. Eine bewegte Geschichte also, die man auch spürt, wenn man sich hier aufhält.
Die Kängurus interessiert die Geschichte nicht - sie knabbern lieber am grünen Gras und lassen Fotos von sich machen
An meinem letzten Tag in Alice Springs machte ich noch einmal eine Tagestour, und zwar zum Palm Valley und nach Hermannsburg. Wieder waren wir nur sechs Leute - eine ältere Engländerin und ich sowie eine vierköpfige Familie aus Südaustralien. Mit dem Allradbus fuhren wir zunächst den Larapinta Drive entlang nach Süden, vorbei an den West MacDonnell Ranges, und bogen dann auf eine unbefestigte Straße ein, wo wir ganz schön durchgeschüttelt wurden. Auf dem Weg sahen wir einen Adler, einen Dingo und ganze dreimal Wildpferde. Es war ein wunderschöner Ausblick, wie sie grasten und dann langsam weiterzogen.
Nach drei Stunden waren wir im Finke Gorge National Park beim Palm Valley angekommen und begannen unsere Wanderung. Inzwischen war es schon elf Uhr und sehr heiß, weshalb die Wanderung ziemlich anstrengend war. Trotzdem war es sehr schön, den seltenen Kontrast zwischen den üppigen Palmen und den roten Felsen zu sehen. Hier wachsen auch die Red Cabbage Palmen, die es nirgendwo anders auf der Welt gibt.
Wir fuhren außerdem noch für einen kurzen Spaziergang in die Cycad Gorge. Die Landschaft war wirklich atemberaubend und spektakulär - trotzdem waren wir alle froh, als wir wieder im Bus saßen und unser Guide die Klimaanlage anstellte.
Nachdem wir noch Lunch im Nationalpark hatten, fuhren wir nach Hermannsburg. Heute ist dies eine Aborigine-Community, jedoch befinden sich dort noch die Gebäude der alten Mission, aus der der Ort entstanden ist. Diese Mission wurde 1877 von deutschen Lutheranern gegründet und nach dem Ort Hermannsburg in der Nähe von Hannover benannt, aus dem die Missionare stammten. Nach einer kurzen Pause arbeiteten die Missionare kontinuierlich bis 1982, als das Land den Arrernte zurück gegeben wurde.
Die kleine Kirche von Hermannsburg war lange Zeit die einzige Kirche zwischen Darwin und dem Lake Eyre
Sehr viel gab es in Hermannsburg nicht zu sehen, aber einige Häuser waren interessant eingerichtet und es gab viele historische Fotos, außerdem sahen wir einen kurzen Film über Albert Namatjira. So konnte man sich etwas besser vorstellen, wie hart und einsam das Leben für die Missionare hier früher gewesen sein musste.
Die Mission war das Zuhause des Malers Albert Namatjira, dem berühmtesten indigenen Maler Australiens. Daher sind er, seine Söhne und andere Maler dieses Kreises auch als "Hermannsburger Schule" bekannt. Namatjira (1902 - 1959) malte ausschließlich Aquarelle, die die Landschaft dieser Gegend darstellen.
Hermannsburg bildete für viele Aborigines einen Zufluchtsort vor Verfolgung und Ungerechtigkeiten, was aber natürlich nicht ohne Preis blieb. Manche wurden gläubige Christen und gaben ihre eigene Religion auf, andere aber integrierten die christliche Mythologie in ihre eigene, so dass ein Gemisch aus verschiedenen Bräuchen entstand.
Zum Abschluss gab es für uns noch Tee und Apfelstrudel - das war nun wirklich sehr deutsch! - dann fuhren wir wieder nach Alice Springs zurück. Die Fahrt durch die MacDonnell Ranges genoss ich sehr, schließlich war dies mein letzter Tag im roten Zentrum. Morgen ging es weiter nach Südaustralien!
Aufbruch: | 22.07.2009 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 24.03.2010 |
Hongkong