2009 - Zurück nach Australien
Victoria & Tasmanien: Philip Island
Am Wochenende machte ich nun noch eine Tour nach Phillip Island und in den Wilsons Promontory National Park.
Phillip Island wurde, wie die Port Phillip Bay, an der Melbourne liegt, nach dem damaligen Gouverneur von Sydney benannt. Die Insel ist weltberühmt für die Pinguine, die hier jeden Abend an Land kommen, die so genannte Penguin Parade. Es sind Little bzw. Fairy Penguins, also die gleichen, die ich schon auf Kangaroo Island und Penguin Island gesehen hatte - nur dass sich hier der gesamte Tourismus auf sie konzentriert und ein riesiges Trara darum gemacht wird. Jeden Abend kommen massenhaft Besucher, um zu sehen, wie die Tiere an Land watscheln.
Eigentlich hatte ich mich eben wegen dieses organisierten Pinguin-Tourismus nicht sonderlich für Phillip Island interessiert, da es die Tour aber zum Wilsons Prom günstig dazugab und ich Zeit hatte, machte ich sie nun doch.
Morgens ging es also erstmal wieder los auf den Highway. Nach ca. einer Stunde hielten wir am Moonlit Wildlife Park in Pearceville - ein weiterer Tierpark auf meiner unfreiwilligen Liste, aber da man hier Kängurus und Wallabys füttern konnte und mir das wahrscheinlich auch beim hundertsten Mal noch Spaß machen wird, war der Besuch trotzdem schön.
Nach einer weiteren Stunde kamen wir auf Phillip Island an, eine große Brücke führte direkt auf die Insel. Für mich grenzte es wirklich an Touristenvera....ung, dass einem diese Insel in den Prospekten als Naturparadies verkauft wird und man vor Ort dann eine solche Infrastruktur vorfindet... Auch wenn Tiere die Hauptattraktion sind, ist alles vollkommen ausgebaut.
Wir blieben allerdings zunächst nicht auf Phillip Island sondern fuhren nach Churchill Island, einer winzigen Insel direkt daneben, wieder durch eine Brücke verbunden. Hier wurde 1801 das erste Getreide Victorias angebaut, die Gebäude gehören zu den ältesten des Staates. Heute fungieren sie als historische Farm für Touristen, man kann also Bauernhoftiere bestaunen und es gibt einige Vorführungen. Wir schauten uns eine Schafschur an, die von einem Mann durchgeführt wurde, der 45 Jahre lang als Scherer gearbeitet hatte. Hier wurde eine perfekte Bauernhofidylle vorgespielt, die mit der Grausamkeit der heutigen australischen Schafindustrie nichts mehr zu tun hat, aber den Besuchern gefiel es natürlich.
Nach dem Mittagessen ging es wieder nach Phillip Island und zu den Nobbies. Diese Felsen liegen an der Südwestspitze der Insel und sind eigentlich einfach nur ein paar schöne Felsen. Zur Attraktion werden sie erst, weil dahinter die Seal Rocks liegen - weitere Felsen, auf denen Australische Pelzrobben leben. Allerdings ist auch das wieder eine Vergackeierung: Die Reiseführer schreiben von einem "großartigen Blick auf die Tiere", in Wahrheit aber kann man sie mit bloßem Auge gar nicht sehen, sondern muss Geld in Bildschirme einwerfen, die dann zeigen, was die auf den Felsen montierten Kameras gerade filmen. Die ganze Anlage befindet sich in einem riesigen Gebäude, halb Fastfood-Komplex, halb Andenkentempel. Dumm nur, dass die ganze Technik heute nicht funktionierte und trotz Geld einschmeißen kein Bild angezeigt wurde, was die Angestellten aber nicht interessierte.
Wir machten daraufhin einen Spaziergang an den Felsen, bei denen wir natürlich keine Pelzrobben sahen, der Ausblick war aber trotzdem sehr, sehr schön - und wir sahen sogar zwei Pinguine!
Nun war es bald Zeit für die Penguin Parade, und so verließen wir die Nobbies. Ich hatte schon vorher gewusst, dass es am Strand eine riesige Tribüne gibt, von der aus man die Pinguine beobachtet - aber als ich das Ganze dann sah, war es trotzdem ein kleiner Schock. Zuerst wird man aber ins Besucherzentrum geschleust, vorbei an mehreren Andenkenläden, in denen man Pinguine in allen erdenklichen Größen und Formen kaufen kann. Nachdem man sein Ticket vorgezeigt hat, darf man weiter und findet sich mit über 3000 anderen Zuschauern auf der Tribüne wieder. Touristen aus aller Welt, viele einen Snack mümmelnd, schreiende und turnende Kinder, und vorne ein ins Mikro brüllender Ranger, der vor allem eines immer wieder wiederholt: KEINE Fotos!
Eigentlich schadet nur Blitzlicht den Augen der Pinguinen, die davon erblinden, aber anscheinend sind so viel Leute nicht fähig, ihren Blitz zuverlässig auszuschalten, dass das Fotografieren und Filmen mittlerweile ganz verboten ist. Und darauf wird wirklich gut aufgepasst: Kaum zückt jemand seine Kamera, erscheint aus dem Nichts ein Aufpasser und weist denjenigen zurecht.
So wartete man also, und wartete und wartete und wartete... Und irgendwann zeigten sich tatsächlich ein paar kleine Punkte im Wasser. Allerdings haben Pinguine Angst vor Möwen, und da viele Möwen am Strand waren, schwammen sie immer wieder zurück ins Wasser, bevor sie sich endlich an Land trauten und so schnell sie konnten den Strand überquerten, um die sichere Vegetation zu erreichen. Bald schon kam dann das nächste Grüppchen.
Diese Pinguine jagen den ganzen Tag alleine im Wasser und bilden dann bei Sonnenuntergang kleine Grüppchen, um gemeinsam an Land zu kommen. So fühlen sie sich stärker gegenüber Möwen und Greifvögeln.
Ich beobachtete ungefähr sieben Grüppchen, und obwohl man sie natürlich nur von Weitem sehen konnte, war es absolut niedlich und schön. Es war hochinteressant, das Verhalten der Pinguine zu beobachten: Wie sie erst einige Zeit in der Brandung blieben und sich sammelten, dann meistens einer mutig an Land kam, die anderen zögerlich folgten und sie dann schnurstracks, so schnell wie möglich, den Strand überquerten. Manchmal war auch ein besonderer Angsthase dabei, der ganz alleine umkehrte und dann wieder im Wasser warten musste, bis die nächste Gruppe ihn mitnahm.
Nach ca. einer halben Stunde verließ ich meinen Platz auf der Tribüne, denn dahinter gibt es einen Holzsteg, der durch das Buschland führt. Hier konnte man einige Pinguine sehen, die auf dem Weg zu ihren Höhlen waren, und auch Babys, die auf ihre Eltern warteten und vor Ungeduld die Höhlen verlassen hatten. Natürlich was das Fotografieren auch hier streng verboten, auch wenn sich leider nicht alle daran hielten, was mich sehr wütend machte. Auch so war die Atmosphäre schrecklich, denn immer mehr Menschen kamen auf den Holzsteg. Sie drängelten, quetschten Kinder beiseite, die natürlich gar keine Chance hatten, etwas zu sehen, machten einen Höllenlärm und schienen nicht zu verstehen, dass es sich hier um echte Tiere und nicht um Stofftiere handelte. Manche versuchten sogar, sie durch den Zaun hindurch anzufassen. Die Ranger hatten die Situation einfach nicht unter Kontrolle.
Trotzdem war es schön, die Pinguine zu sehen. Besonders faszinierend war es, zu beobachten, wie die Babys miteinander spielten oder sich zankten.
Außer einer anderen Backpackerin hatten alle anderen nur eine Tagestour gebucht und fuhren zurück nach Melbourne, nachdem wir beiden im Hostel von Phillip Island abgesetzt worden waren. Der Hostelbesitzer teilte uns strahlend mit, dass er gerade Großvater geworden sei, dann brachte er uns in unser sehr schönes Zimmer, wo wir nur noch hundemüde ins Bett fielen.
Wie man meinem Reisebericht entnehmen kann, bin ich eigentlich von jedem Ort in Australien begeistert gewesen, und auch wenn mir mal auf einer Reise etwas nicht so gefällt, sehe ich meist das Positive und behalte doch eine gute Erinnerung zurück. So gibt es tatsächlich nur einen einzigen Ort in Australien, von dem ich wirklich abrate und das ist Phillip Island. Pinguine kann man an vielen Orten an der Südküste sehen, und zwar ganz privat und kostenlos, da muss man sich diese nervtötende, konsumierende Massenveranstaltung wirklich nicht antun.
Aufbruch: | 22.07.2009 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 24.03.2010 |
Hongkong