2009 - Zurück nach Australien
New South Wales & Queensland: Canberra
Mein nächster Stop war Canberra, natürlich wieder mit dem Greyhound. Das Klischee besagt zwar, dass es in Canberra langweilig ist und es nichts Interessantes zu sehen gibt, aber ich fand: Wenn man so lange ein Land bereist und dieses Land so liebt, sollte man wenigstens mal kurz in der Hauptstadt vorbeischauen! Und diese Hauptstadt ist eben Canberra, und nicht etwa Sydney oder Melbourne, wie viele zuerst denken. Keine glitzernde Metropole ist also politischer Mittelpunkt dieses riesigen Landes, sondern eine mittelgroße Stadt auf dem Land, noch dazu auf dem Reißbrett geplant und noch nicht einmal hundert Jahre alt.
Als Australien 1901 die Unabhängigkeit errang und die Kolonien sich zu einer Nation zusammenschlossen, konnte man sich nicht einigen, ob Melbourne oder Sydney Hauptstadt werden sollte. Und so beschloss man, einfach eine ganz neue Stadt zu bauen, mitten auf dem Land in New South Wales, ungefähr auf halber Strecke zwischen den beiden Metropolen. Man schuf das Australian Capital Territory (ACT) - Canberra gehört also nicht zu New South Wales, sondern hat sein eigenes Territorium - und 1927 wechselte die Regierung hierher.
Die Ngunnawa hielten traditionell in dieser Gegend ihre Versammlungen ab und nannten sie Kanberra, was Versammlungsort bedeutet, daher wurde dieser Name ausgewählt.
Der See Lake Burley Griffin wurde durch die Aufstauung des Molonglo geschaffen und liegt zwischen der Innenstadt Canberras und dem Geschäftsviertel. Er wurde nach dem Architekten Burley Griffin benannt, der sich 1912 gegen 136 andere Bewerber im Wettbewerb um die Planung der Hauptstadt durchsetzte. Die Linie des Sees bildet mit der Linie vom Berg Mt. Ainsle zum Parlamentsgebäude ein Kreuz, während Innenstadt, Parlamentsviertel und der Kings Park ein Dreieck bilden. Gerade Linien, ordentliche Kreise und ganz genaue geometrische Verhältnisse - man sieht, dass diese Stadt mit Stift, Lineal und Zirkel entstand. Dadurch ergibt sich schon eine künstliche Atmosphäre, was noch dadurch verstärkt wird, dass sämtliche Gebäude, Brücken und Seeufer im gleichen Stil und aus dem gleichen Material gestaltet sind.
Trotzdem ist alles sehr hübsch, und die Innenstadt mit ihren Bäumen und Cafés hat eine schöne Atmosphäre. Ich fühlte mich hier wirklich wohl.
Auch wenn Canberra also immer wieder als langweilig beschrieben wird: Ich finde, dass ein Besuch sich lohnt!
Das Parlamentsgebäude von Australien wurde 1988 eröffnet und kann teilweise besichtigt werden. Es war spannend, hier herumzulaufen, und man kann sogar einer Senatssitzung beiwohnen - worum es da ging, verstand ich nicht, aber alle regten sich ziemlich auf
Man kann das Dach des Gebäudes betreten. Von hier aus sieht man, dass das Parlament auf einer geraden Linie mit dem Alten Parlament, dem Kriegsdenkmal und dem Berg Mt. Aisle liegt - die Stadt wurde durch und durch geplant
Das Alte Parlament war von 1927 bis 1988 Regierungssitz, und hier kann man sich fast alles anschauen: Büros, Sitzungssäle, Suiten, Tagesräume usw. Was einem im aktuellen Parlament verborgen bleibt, kann man also hier bei seinem Vorgänger sehen, daher war der Besuch hier noch viel interessanter!
Hier befindet sich auch das Demokratie-Museum, und so gibt es auch noch Ausstellungen über die Geschichte der Demokratie allgemein und in Australien, die verschiedenen Premierminister der australischen Geschichte usw.
Gegenüber dem Alten Parlament befindet sich die Tent Embassy (Zeltbotschaft). Ein paar alte Zelte und Plakate, mehr nicht, aber doch in meinen Augen genauso wichtig wie die strahlenden Gebäude drumherum. Denn seit 1972 steht diese Botschaft hier und Ureinwohner campen vor dem Parlament, um für mehr Landrechte und Selbstbestimmung zu protestieren und die Regierung daran zu erinnern, dass es noch einiges zu tun gibt.
Auch wenn die Botschaft von offizieller Seite ignoriert wird, so ist sie doch ein Symbol für den Widerstand und Mahnung zu Aussöhnung und Entschädigung.
Das Heilige Feuer an der Zeltbotschaft brennt hier seit 1972 und wurde im Guinnesbuch der Rekorde als das am längsten brennende Feuer der Welt eingetragen
Das Hohe Gericht - auch hier kann man umherwandern und sich die drei großen Gerichtssäle anschauen, wenn gerade nichts stattfindet
Am Südufer des Lake Burley Griffin - durch die Ufergestaltung und die einheitliche Architektur in diesem ganzen Gebiet hatte ich irgendwie das Gefühl, mich immer noch IN einem Regierungsgebäude zu befinden und nicht im Freien
Von hier aus sieht man auch den National Carillon. Dieser Turm war ein Geschenk Großbritanniens zum 50. Geburtstag der Stadt und beherbergt ein Glockenspiel aus 55 Bronzeglocken
Ein Highlight war auch der Besuch der Nationalgalerie, die mehr als 100.000 nationale und internationale Kunstwerke aus allen Epochen beherbergt. Hier verbrachte ich ganze vier Stunden, denn es war einfach irre. Ich hatte noch dazu riesiges Glück, denn es gab gerade eine Sonderausstellung aus Paris mit Werken von Van Gogh, Monet, Gauguin und anderen - hier musste man vor manchen Bildern regelrecht anstehen. Aber auch der Rest der Galerie war einfach genial.
Das National Museum of Australia drehte sich um alles, was irgendwie mit Australien zusammenhängt. Die Naturgeschichte, die Fauna und Flora, die Geschichte der Aborigines, Captain Cook und andere Entdecker, die Landwirtschaft, Buschbrände und vieles mehr... Allerdings waren das meiner Meinung nach schon zu viele Themen - weniger und dafür ausführlichere Infos wären interessanter gewesen.
Am Ufer des Sees befindet sich auch eine Ausstellung zur Geschichte und Entstehung der Stadt. Auf diesem Modell kann man gut das Dreieck erkennen, auf dem die Stadt beruht
Sicht vom Nordufer auf das Parlament und die Nationalbibliothek. Aus dem Bottich im See schießt normalerweise eine riesige Wasserfontäne, die aber gerade abgestellt war.
Ich übernachtete im YHA Hostel nahe der Innenstadt und hatte superinteressante, nette Leute auf meinem Zimmer. So verbrachte ich zweieinhalb richtig schöne Tage in Canberra. Ich fieberte aber auch schon sehr der nächsten Stadt entgegen, denn: Am Samstag ging es mit dem Greyhound nach Sydney!!!
Aufbruch: | 22.07.2009 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 24.03.2010 |
Hongkong