2009 - Zurück nach Australien
Victoria & Tasmanien: Grampians
In Adelaide ging ich nur kurz ein paar Nahrungsmittel einkaufen und haute mich dann aufs Ohr, denn am nächsten Tag ging es direkt weiter: Endlich auf die berühmte Great Ocean Road! Wieder einmal eine etwas stressige Planung, was aber ok war, denn ich hatte in Perth schließlich zuvor einige ruhige Tage verbracht, ich kannte mich in Adelaide bereits gut aus und konnte alles schnell erledigen, und da ich wieder im gleichen Hostel schlief, musste ich mich auch hier nicht groß eingewöhnen.
Die Hälfte meiner Rucksackreise war nun fast vorbei, ich war nun schon zwei Monate unterwegs. Vor allem der zweite Monat war durch die vielen Touren sehr schnell vorbei gegangen, und nun war ich sehr gespannt, wie alles weiter gehen würde.
Am nächsten Morgen erlebte ich direkt eine Überraschung, denn unser Guide war Michael, der auch auf Kangaroo Island dabei gewesen war. Es war sehr nett, ihn schon zu kennen, und sich nicht schon wieder auf einen neuen Guide einstellen zu müssen. Da ich als letztes zustieg, war nur noch der Beifahrersitz vorne im Bus frei, und so war Michael für die nächsten drei Tage mein Gesprächspartner, was sehr angenehm war, da wir uns eben schon kannten. Langsam fand ich es nämlich schon etwas anstrengend, dauernd bei neuen Bekanntschaften neu anfangen zu müssen und jedes Mal das Gleiche zu erzählen (Woher kommst du, was machst du, wo warst du schon etc.) - einfach nett, wenn man das mal überspringen und direkt über andere Dinge reden kann.
Wir hatten also einen vollen Bus mit zwanzig Leuten, alle in meinem Alter und sehr international. Ich war richtig froh, vorne so viel Platz zu haben und nicht eingequetscht hinten sitzen zu müssen. So ging die Fahrt los, drei Tage lagen vor uns: Zunächst durch die bergigen Grampians, dann die berühmte Great Ocean Road, die uns bis nach Melbourne führen würde.
In Bordertown gibt es einen kleinen Wildpark mit Albino-Kängurus. Eigentlich ein Fehler der Natur, haben sie es in freier Wildbahn schwer, da ihr Fell sie kaum gegen die Sonne schützt und sie an Sonnenbränden und Hautkrebs leiden. Hier werden sie extra gezüchtet, was ich aber nicht besonders gut finde.
Gegen Mittag passierten wir die Grenze zu Victoria. Dieser Staat ist ungefähr so groß wie Zweidrittel von Deutschland und damit der zweitkleinste Staat (nach dem "Stadtstaat" Canberra). Es ist dafür der am dichtesten besiedelte Staat Australiens, die Hauptstadt ist Melbourne. Auch diese Kolonie erfuhr ihren großen Aufschwung durch den Goldrausch, der hier 1851 einsetzte und einer der größten der Weltgeschichte war und viele Einwanderer nach Victoria lockte. Obwohl es im Vergleich mit anderen Staaten so klein ist, hat Victoria mit der Great Ocean Road und der Stadt Melbourne natürlich zwei der bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Kontinents zu bieten.
Ich verspürte wieder dieses Kribbeln im Bauch, das sich immer einstellt, wenn ich ein neues Land - oder, in diesem Fall, einen neuen Staat zum ersten Mal betrete. Ich war so gespannt darauf, Victoria kennenzulernen!
Die Grampians kamen bald in Sicht, eine majestätische, graue Bergkette, die schon von Weitem wunderschön aussah. Das Gebiet erstreckt sich ca. 90 Kilometer lang und ist etwas ganz Besonderes im Hinblick auf die einzigartige Flora und Fauna, viele hier beheimatete Pflanzen wachsen nirgendwo sonst. Die traditionellen Besitzer des Landes sind die Yardwadjali und die Djab Wurrung, sie nennen die Berge Gariwerd. 1836 wurde die Gegend erstmals von Europäern entdeckt und ab da für die Holzindustrie genutzt, später dann für den Tourismus.
Wir hielten zunächst zum Mittagessen am Mount Arapilis, einem berühmten Klettergebiet. Angeblich gibt es tausend verschiedene Wege, diesen Berg zu besteigen, und so kommen viele Kletterer immer wieder hierher.
Wir passierten Horsham und machten dann einen Spaziergang zu den MacKenzie Falls in der Nähe von Wartook. Diese Wasserfälle heißen bei den Aborigines Migunang Wirab, was Schwarzer Fisch auf dem Wasser treibend bedeutet. Leider sind in Victoria viele Namen und Bräuche der Ureinwohner verloren gegangen, da die weiße Besiedlung hier so schnell und früh voranging und es so kaum erhaltene Informationen gibt.
Die Landschaft und der Wald hier waren wunderschön und unterschieden sich sehr von dem, was ich bisher in Australien gesehen hatte.
Inzwischen war es schon Nachmittag und wir tuckerten weiter auf kurvigen Straßen durch den dichten Wald, berghoch und bergrunter. Der Bus ächzte und kam manchmal kaum vorwärts, aber die Straße war einfach schön und so genoss ich die Ausblicke. Obwohl ich das Outback so faszinierend finde und liebe, fühlte ich mich in dieser waldigen Umgebung, die auch kühlere Temperaturen mit sich brachte, sehr wohl.
Nach einer kurzen Wanderung zu den Balconies ging es dann nach Halls Gap, mit 300 Einwohnern wichtigster Ort der Grampians. Hier hatten wir zwei Bungalows ganz für uns alleine. Diese Unterkunft war einfach traumhaft - direkt am Waldrand und am Berg The Pinnacle gelegen, befanden wir uns mitten in der Natur, konnten die Waldluft einatmen, Tiere beobachten und die Stille genießen. Auf jeden Fall eine der besten Unterkünfte der ganzen Reise!
Am folgenden Tag machten wir uns daran, auf den Pinnacle zu steigen. Der Aufstieg war nicht besonders steil und sehr, sehr schön. Viele Felsen hatten bizarre Formen und man kam aus dem Gucken und Staunen nicht heraus. Oben auf dem Berg war es wie in einer anderen Welt. Einfach eine überwältigende Wanderung.
Nach dieser Wanderung ging es zum Brambuk Cultural Centre, einem ausgezeichneten Infozentrum der Aborigines, wo man viel über die Ureinwohner der Grampians, ihre spezielle Beziehung zu diesem Land und ihre Traumzeit lernen konnte. Nachdem wir uns alles ausgiebig angeschaut hatten, fuhren wir weiter in den kleinen Ort Dunkeld, wo wir Lunch hatten - und dann weiter zur Great Ocean Road!
Aufbruch: | 22.07.2009 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 24.03.2010 |
Hongkong