2009 - Zurück nach Australien
New South Wales & Queensland: Winton & Mt. Isa
Winton ist, wie schon gesagt, ebenfalls Geburtsort von Qantas, der Ort ist aber auch noch aus einem anderen Grund wichtig für Australien: Hier wurde das Lied Waltzing Matilda, die inoffizielle Nationalhymne der Australier, geschrieben und uraufgeführt - das australischste Lied von allen. Von den beiden Weltkriegen über Sportveranstaltungen bis hin zum Film Australia mit Nicole Kidman: Das Lied darf nirgendwo fehlen, und so hat Australien dem Städtchen Winton ganz schön viel zu verdanken!
Der Dichter Banjo Patterson, der den Text schrieb, wurde von einem Billabong (Wasserloch) in der Nähe und ein paar Geschichten über Wanderarbeiter inspiriert, die er hier im Ort gehört hatte. Die erste Aufführung fand im North Gregory Hotel mitten in Winton statt.
In Ermangelung eines Hostels in Winton schlief ich sogar in eben diesem Hotel! Ok, es brannte zwischenzeitlich ab und wurde neu aufgebaut, also ist es nicht wirklich das selbe Hotel, aber trotzdem
In Westqueensland wurden viele wichtige Dinosaurierüberreste gefunden - daran erinnern hier sogar die Mülleimer
Natürlich dreht sich auch die Hauptattraktion des Ortes um Waltzing Matilda: Das Waltzing Matilda Centre, ein Museum, das sich diesem Lied widmet. Hier gibt es Infos zum Dichter und zu den Wanderarbeitern, von denen der Text handelt, die Eigenschaften Australiens, die im Lied widergespiegelt werden, werden gelobt, und vieles mehr - allerdings wird vieles auch zu dick aufgetragen und ist mir persönlich, sogar für Australien, einfach eine Spur zu nationalistisch. Zu viel Eigenlob ist irgendwann selbst in Down Under peinlich. Trotzdem war manches in dem Museum sehr interessant.
Winton ist nur etwa halb so groß wie Longreach, hat mir aber besser gefallen, und es gibt auch viel mehr zu sehen. In fast jedem Haus an der Hauptstraße ist ein kleines Museum oder eine Ausstellung untergebracht. Ob Opale (da hier in der Gegend auch Opale abgebaut werden), Fotos oder einfach Krimskrams - es ist herrlich zu sehen, mit wie viel Kreativität die Einheimischen etwas auf die Beine stellen und ihre Heimat lieben.
Diese Region wurde erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts besiedelt - viel später als der Süden also - und irgendwie spürt man das auch. Vor allem sind es aber wieder die freundlichen Einheimischen, die mir im Gedächtnis blieben.
Ziemlich müde kroch ich an diesem Tag ins Bett und las noch etwas, als plötzlich der Strom ausfiel - in der ganzen Stadt, so dass es auch auf der Straße stockfinster war. Ich war der einzige Gast im Hotel und somit bis auf die Wirtin ganz alleine im Gebäude, das war nun doch etwas gruselig... Da hilft nur, einfach einzuschlafen, und als ich irgendwann in der Nacht wach wurde, war alles wieder hell erleuchtet.
Im ganzen Ort erinnern Skulpturen und Gedenksteine an Qantas und Waltzing Matilda, wie z.B. dieses künstliche Wasserloch
Das Qantilda Museum widmet sich der Geschichte von Qantas und der Luftfahrt im Allgemeinen
Am Ende der Hauptstraße beginnt direkt das Outback - durch den Regen ist es so grün, dass man es kaum wieder erkennt
Arno's Wall ist eine Mauer, die allerlei Schrott beinhaltet - die Australier machen sogar aus Müll noch eine Sehenswürdigkeit
Am nächsten Mittag ging es weiter mit dem Greyhound, und abends kam ich in Mt. Isa an, mit 22.000 Einwohnern die größte Stadt des Outbacks von Queensland. Die Fahrt hierher, vor allem ab Cloncurry, war wunderschön: Die flache Landschaft ging in rote Felsen und Hügel über, so dass mich alles an eine Mischung aus MacDonnell Ranges und Karijini National Park erinnerte. Diese Landschaft hatte ich überhaupt nicht hier erwartet, und im Licht der untergehenden Sonne war es so schön, dass ich es kaum fassen konnte. Das ist der Stoff, aus dem Australienträume sind...
Mt. Isa selbst war nicht so schön, die Straßen waren mit großen Geschäften zugeklatscht, alles war ein bisschen lieblos und hektisch. Es ist eben eine Servicestadt für die umliegenden Farmen und vor allem die Mienen. Denn seine Größe verdankt Mt. Isa dem Bergbau: Hier werden Blei, Kupfer, Silber und Zink abgebaut, und Tausende von Mienenarbeitern leben hier. Auch im Hostel lebten einige Arbeiter, und so teilte ich mit zwei ziemlich bunten Vögeln mein Zimmer: Zwei junge Australier, die mit Auto und Hund durchs Land tingelten, sich mit Gelegenheitsjobs durchschlugen und abends fleißig Raps und Lyrics schrieben.
Was man sich in Mt. Isa nicht entgehen lassen darf, ist das Outback at Isa, ein sehr touristischer Komplex, der aber wirklich gut gemacht ist. Hier gibt es eine Miene, und bekleidet mit Bergmannskluft fährt man hinunter und hat eine mehrstündige Führung. Hört sich eher spießig an, war aber einfach klasse, und das sage ich als absoluter Nicht-Technik-Freak! Diese Tour machte wirklich Spaß, auch, weil es nicht nur eine Führung war, sondern weil man selbst Maschinen ausprobieren durfte. Es wurde viel vorgeführt, wir fuhren mit der Grubenbahn und dem großen Fahrstuhl, und stapften in riesigen Gummistiefeln durch Schächte und Tunnel, angeführt von einem echten Bergmann.
Über Tage gibt es außerdem noch ein Museum mit einer Fossilienausstellung, da sich das größte Fossilienfeld der Welt in der Nähe befindet, und ein Museum zur Stadt- und Bergwerksgeschichte.
Am nächsten Morgen ging es dann weiter, die letzte Greyhoundfahrt dieser Reise, zurück nach Cairns. Ich war wirklich aufgeregt, wieder dorthin zu kommen, und natürlich, dann bald nach Hause zu fliegen. Aber erstmal wollte ich noch diese Fahrt durchs Outback genießen!
Die Hälfte dieser Strecke hatte ich schon einmal zurück gelegt, als ich 2006 auf einer Farm in der Nähe von Richmond gearbeitet hatte. Aber: Ich hätte wohl nichts wieder erkannt. Hätte jemand mich einfach so in den Bus gesetzt, wäre ich nie darauf gekommen, dass dies die selbe Strecke war. Damals war alles staubtrocken und braungelb gewesen. Nach den vielen Regenfällen der letzten Tage war die Landschaft jetzt grün und fruchtbar. Bis auf die Weite sah es fast schon europäisch aus!
...und im November 2006!
Wir rollten unaufhörlich auf Townsville zu und verließen damit das Outback. Und ja, etwas komisch war mir zumute. Das Outback ist einfach etwas so Besonderes für mich. Wegen dieser Faszination war ich 2006 nach Australien gekommen, und bei diesem zweiten Anlauf nun hatte ich wirklich die große Rundreise gemacht - als ich das Outback nun verließ, war es, als ob ein Kreis sich schließen würde.
Als ich kurz vor Townsville aus dem Fenster sah, traute ich meinen Augen nicht: Am Himmel stand ein riesiger Regenbogen, der auf beiden Seiten bis auf die Erde reichte. So einen perfekten Regenbogen hatte ich noch nie gesehen, und bei meiner Abschiedsstimmung trieb der Anblick mir Tränen in die Augen - Wehmut, weil die Reise nun fast vorbei war, aber vor allem Dankbarkeit, dass ich all dies hatte erleben dürfen.
Aufbruch: | 22.07.2009 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 24.03.2010 |
Hongkong