2009 - Zurück nach Australien

Reisezeit: Juli 2009 - März 2010  |  von Mirjam & Nico L.

Victoria & Tasmanien: Von Strahan nach Tarraleah

Strahan liegt am Macquarie Harbour, dem einzigen natürlich sicheren Hafen der Westküste Tasmaniens. Durch diesen Hafen wurde die Stadt im 19. Jahrhundert zu einer wichtigen Stadt für die Holzindustrie und den Bergbau im Inland, heute spielt sie durch den Gordon River eine bedeutende Rolle für den Tourismus.
Wir hatten hier mehrere Möglichkeiten, den Tag zu verbringen. K., die Frau aus Sydney, und ich entschieden uns für eine Bootsfahrt auf dem Gordon River - und das war auf jeden Fall die richtige Entscheidung, denn diese Fahrt gehört wohl mit zum Schönsten, was ich auf der ganzen Reise unternommen habe. Seit ich in Tasmanien war, hatte ich mich jeden Tag mehr in diese Insel verliebt, und die Bootsfahrt war das i-Tüpfelchen auf dem Ganzen!
Das Schiff war groß und komfortabel und das Essen spitze, aber viel wichtiger: Die Landschaft war atemberaubend und die Atmosphäre, als würde man in die Urzeit zurückreisen, bevor Menschen, Lärm und Hektik Einzug hielten.

Beginn der Fahrt

Beginn der Fahrt

Hell's Gate - die Einfahrt zum Hafen wurde früher Höllentor genannt, weil die Sträflinge durch diese Einfahrt auf Tasmanien ankamen, um ihre Haft anzutreten. Kaum zu glauben, so schön wie es heute ist.

Hell's Gate - die Einfahrt zum Hafen wurde früher Höllentor genannt, weil die Sträflinge durch diese Einfahrt auf Tasmanien ankamen, um ihre Haft anzutreten. Kaum zu glauben, so schön wie es heute ist.

Der Gordon River gehört zum Franklin Gordon Wild Rivers National Park und zum UNESCO Weltnaturerbe. Der Park ist sogar eine der am meisten qualifizierten Welterbestätten, da sieben von zehn Kriterien erfüllt werden. Darauf ist man hier besonders stolz. Außerdem wurde wissenschaftlich bewiesen, dass sich hier die sauberste Luft der Welt befindet. Und wenn man noch mehr Rekorde braucht: Die örtliche Baumart Huon Pine gehört zu den ältesten der Welt, und der Wald insgesamt stammt noch aus der Zeit des Superkontinents Gondwana. Ok, hört sich so an, als sollte man das wirklich nicht verpassen - aber auch ohne diese ganzen Rekorde ist es einfach eine atemberaubende Gegend!

Der Franklin River und der Gordon River, die gemeinsam den Nationalpark bilden, gehören zu den letzten Flüssen der Erde, deren Lauf vom Menschen nicht verändert wurde und die auch sonst weitgehend unberührt blieben. Damit wäre es in der achtziger Jahren um ein Haar vorbei gewesen: Beide Flüsse sollten damals angestaut werden, um ein großes Wasserkraftwerk zu bauen, was dieses Naturparadies völlig zerstört hätte! Es entwickelte sich eine regelrechte Schlacht zwischen Regierung und Umweltschützern - Gott sei Dank gewannen letztere.

Die Bootsfahrt führte uns zunächst durch den Macquarie Harbour, den Hafen von Strahan, und durch die schmale Öffnung von Hell's Gate hindurch auf den Gordon River. Es war einfach irrsinnig schön. Das Schiff fuhr ganz langsam, und nichts störte diese unbeührte Szenerie aus Wasser, Regenwald und frischer Luft. Man konnte auf einem der Decks stehen, oder auch drinnen sitzen und die Umgebung an sich vorbei ziehen lassen, durch die Panoramafenster schauen und dabei Kaffee oder Tee schlürfen. Außerdem gab es auch noch eine kleine Bibliothek mit Büchern und Heften zu allen möglichen tasmanischen Themen, und natürlich noch ein leckeres Buffet. Langweilig wurde die Fahrt also ganz bestimmt nicht!

Nach ca. zwei Stunden gab es einen Landgang, wo man einen kurzen Spaziergang im Regenwald machen konnte. Mitglieder der Crew standen an verschiedenen Punkten und erklärtem einem Wissenswertes zu den Bäumen.

Später hatten wir eine einstündige Führung auf Sarah Island, einer kleinen Insel, die mitten im Fluss liegt, und die der Grund dafür war, dass Hell's Gate seinen Namen erhielt. Denn Sarah Island war ab 1821 eine Sträflingsinsel und der Vorgänger von Port Arthur, das wir zu Anfang der Tour besichtigt hatten. Dank des brutalen Kommandanten Caspersen herrschte auf Sarah Island die Hölle auf Erden. Außer ein paar Ruinen ist davon heute nichts mehr zu sehen, aber der Guide erklärte alles sehr ausführlich.

Sarah Island

Sarah Island

Man kann sich heute kaum vorstellen, wie es hier im 19. Jahrhundert zugegangen ist!

Man kann sich heute kaum vorstellen, wie es hier im 19. Jahrhundert zugegangen ist!

Danach ging es wieder weiter auf dem Fluss, unberührter Regenwald um uns herum, und vollkommene Stille, die nur ab und zu von einem Wasservogel durchbrochen wurde...
Nach sechs Stunden kamen wir wieder in Strahan an. Nach dieser tollen Erfahrung glaubte ich tatsächlich, was Howard vorher gesagt hatte: Dass Leute aus der ganzen Welt nach Strahan kommen, nur um diese Bootsfahrt zu machen! Einfach ein außergewöhnliches Erlebnis, und ich wollte mich am liebsten auf dem Schiff einnisten und nicht wieder in die Realität zurück.

Nun ging es also los im Bus und nach ca. einer Stunde hatten wir einen Einkaufsstop, diesmal in Queenstown. Die Fahrt ging weiter durch die Geisterstädte Gormanston und Linda und vorbei am Lake Burbury. Dieser künstliche See entstand aus der Stauung des King River. Hier haben die Umweltschützer die Schlacht nicht gewonnen... Die ganze Gegend steht in krassem Gegensatz zu den Gebieten, die wir vorher besucht hatten. Bergbau und Abholzung haben die Natur vollkommen zerstört, übrig bleiben kahle Berge und eine gespenstische Atmosphäre. Das "andere" Tasmanien.

Queenstown ist eine Bergbaustadt, wo noch etwas Wild West-Stimmung herrscht

Queenstown ist eine Bergbaustadt, wo noch etwas Wild West-Stimmung herrscht

Drumherum sieht es leider nicht schön aus, sondern ziemlich hässlich. Für den Bergbau wurde der gesamte Wald abgehauen. Dies ist die andere Seite Tasmaniens, auch wenn man sie als Tourist fast nie zu Gesicht bekommt!

Drumherum sieht es leider nicht schön aus, sondern ziemlich hässlich. Für den Bergbau wurde der gesamte Wald abgehauen. Dies ist die andere Seite Tasmaniens, auch wenn man sie als Tourist fast nie zu Gesicht bekommt!

Lake Burbury

Lake Burbury

Nach einiger Zeit ging es aber wieder in den Regenwald hinein, wo wir eine tolle kurze Wanderung zu den Nelson Falls machten, einem wunderschönen Wasserfall mitten im Wald.
Danach hielten wir am Franklin River, also wieder im Franklin Gordon Wild Rivers National Park - der Franklin River ist sozusagen der Partnerfluss der Gordon River und ebenso wie er einer der letzten unberührten Flüsse des Planeten.
Der letzte Stop des Tages führte uns zum Lake St. Clair, wir befanden uns also wieder im Cradle Mountain-Lake St. Clair National Park, ca. achtzig Kilometer vom Cradle Mountain entfernt. Der Lake St. Clair ist der tiefste Süßwassersee Australiens. Leider machten wir hier keine Wanderung, da die Zeit nicht reichte, aber es war toll, diesen berühmten See wenigstens einmal zu sehen!
Nach langer Fahrt kamen wir dann in Tarraleah an, unserem Übernachtungsort.

Wanderung im Regenwald

Wanderung im Regenwald

Nelson Falls

Nelson Falls

Franklin River

Franklin River

Lake St. Clair, von den tasmanischen Ureinwohnern Leeawuleena genannt

Lake St. Clair, von den tasmanischen Ureinwohnern Leeawuleena genannt

© Mirjam & Nico L., 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Juli bis November 2009 machte ich ein Auslandssemester an der James Cook University in Cairns. Danach reiste ich vier Monate mit dem Rucksack durch das Land - zunächst schaute ich mit Zentralaustralien und den Süden an und bereiste dann einen Monat lang den Westen, bevor ich vier Wochen in Melbourne und Tasmanien verbrachte. Zum Schluss verbrachte ich dann noch etwas Zeit in Sydney, in Brisbane und im Outback von Queensland.
Details:
Aufbruch: 22.07.2009
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 24.03.2010
Reiseziele: Australien
Hongkong
Der Autor
 
Mirjam & Nico L. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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