2009 - Zurück nach Australien
Western Australia: Fahrt mit dem Indian Pacific
Lange Zugstrecken faszinieren mich, und seit ich einmal im Fernsehen eine Dokumentation über den Indian Pacific gesehen hatte, war es mein Traum, damit zu fahren. Dieser Zug heißt so, weil er vom Indischen zum Pazifischen Ozean, von Perth nach Sydney, fährt, 4352 Kilometer. Ich fuhr nur einen Teil der Strecke, von Adelaide nach Perth, aber das fand ich schon ebenso aufregend. Und die Fahrt beträgt immer noch 2659 Kilometer und dauert einundvierzig Stunden! Unterwegs legt der Zug die längste kurvenlose Strecke der Welt zurück - 478 Kilometer ohne einen einzigen Knick - und durchquert die riesige Nullarbor Plain. Ich fand es daher viel spannender, mit diesem Zug zu fahren, als die Strecke einfach in ein paar Stunden mit dem Flugzeug zurückzulegen!
Vor der Abfahrt am Bahnhof von Adelaide war schon alles ziemlich besonders. Man musste sein Gepäck einchecken wie am Flughafen, und bekam dann ein Bordticket. Ich war total happy, dass es mir gelungen war, doch noch von einem zugewiesenen Gangplatz auf einen Fensterplatz zu wechseln, da jemand kurzfristig auf eine Schlafkabine umgebucht hatte. Ich hatte natürlich nur einen günstigen Sitzplatz gebucht, aber als wir endlich in den Zug konnten, stellte ich fest, dass das auch vollkommen ausreichte. Die Sitze waren sehr geräumig und bequem und man hatte sehr viel Beinfreiheit. Alles war richtig angenehm!
Neben mir saß eine nette Niederländerin in meinem Alter und wir verstanden uns sofort super. Das war klasse, da wir ja nun über vierzig Stunden nebeneinander saßen
Ich freute mich riesig, dass es nun endlich losging, und war richtig aufgeregt, als der lange Zug um 18.40 Uhr aus dem Bahnhof herausrollte.
Zunächst ging es nach Port Augusta, wo noch weitere Fahrgäste zustiegen, und dann ins Outback hinein. Der Zug war nun richtig voll, da viele Leute nach Perth fuhren, um dort Weihnachten bei Freunden und Familie zu verbringen, vor allem viele ältere Leute, die nicht fliegen wollten. So waren wir nur eine Handvoll Backpacker, alle anderen waren Australier unterschiedlichsten Alters, sogar ganze Familien mit kleinen Kindern. Die meisten Leute stürmten direkt den Speisewagen, um zu Abend zu essen, oder die Badezimmer, um sich in bequemere Klamotten zu werfen. Die Sonne ging langsam unter, und die Aussicht aus dem Fenster mit der australischen Landschaft im roten Licht war einfach zum Heulen schön.
Ich schlief recht gut und als ich nach dem Aufwachen aus dem Fenster sah, erstreckte sich schon die riesige Weite der Nullarbor Plain vor uns. "Null arbor" ist Latein und heißt "kein Baum" - und genauso ist es. Kilometer um Kilometer nur der baumlose Horizont. Einfach irre, hier stundenlang hindurch zurollen. Im Speisewagen gaben zwei Backpacker ein Gitarrenkonzert, und mit Unterhaltungen, lesen, essen und Landschaft bestaunen ging der Tag fast schon ZU schnell rum.
Mittags hielten wir in Cook, einem Miniort mit fünf Einwohnern, wo wir eine Stunde lang herumlaufen konnten. Kurz danach überquerten wir die Grenze zu Western Australia. Ich freute mich sehr, nun endlich in diesem besonderen Staat zu sein.
...und dann meinen ersten westaustralischen Sonnenuntergang. Hier gibt es die allerschönsten des ganzen Kontinents.
Abends kamen wir in Kalgoorlie an, einer Bergbaustadt ca. 600 Kilometer vor Perth. Hier waren wir für drei Stunden und so hatte man die Möglichkeit, an einer einstündigen Stadtrundfahrt teilzunehmen. Leider konnte man nicht allzu viel sehen, da es ja schon dunkel war, aber trotzdem war es interessant. Wir besuchten auch die gigantische Super-Pit, eine riesige Goldmine.
Kalgoorlie bildet zusammen mit seiner Zwillingsstadt, Boulder, eine große Goldstadt. In den 1890ern ging hier der Goldrausch los, aus dessen Zeit viele prachtvolle Gebäude der Stadt stammen. Noch heute wird hier das meiste Gold Australiens produziert, und so arbeiten die meisten Einwohner der Stadt in den Minen. Die Super-Pit ist 7,5 Quadratkilometer groß und fördert im Jahr 600.000 Unzen Gold. Wir fuhren auf einen Aussichtspunkt, von der aus man sie überblicken kann - diese riesigen Ausmaße verschlagen einem glatt die Sprache. Riesige Minenfahrzeuge sehen wie Spielzeugautos aus.
Als wir um 22.15 Uhr wieder in den Zug durften, fielen wir nur noch hundemüde in die Sitze. In dieser Nacht schlief ich richtig gut und war am nächsten Tag fit für Perth. Um neun Uhr morgens kamen wir dort an. Das Gepäck wurde erst von Hunden beschüffelt, da es ja so wie in den meisten Staaten verboten ist, Obst oder Gemüse einzuführen, dann konnte man endlich den Bahnhof verlassen. Juhu, ich war zum ersten Mal in Westaustralien!
Aufbruch: | 22.07.2009 |
Dauer: | 8 Monate |
Heimkehr: | 24.03.2010 |
Hongkong