Einmal Zentralamerika und zurück
17.1.18 San Juan de Chamula
Die Stadt San Juan de Chamula liegt bloss ca. 10 km von San Cristóbal entfernt auf ca. 2400 m Höhe! Im Grunde genommen könnte man meinen, der Ort sei wohl sehr ähnlich, doch das täuscht!
Mit dem Taxi geht es nach San Juan de Chamula. Überrascht bin ich heute über den grossen Markt, welcher bereits voll im Gange ist! Was ist los? In San Juan feiert man das Fest des San Sebastian - welch ein Zufall, dass ich heute hier sein darf.
Die Früchte und Gemüse sind hübsch arrangiert
Man erhält praktisch alles, was es zum Leben braucht!
Schafwolle in verschiedenen Farben. Daraus werden die Kleider der Tzotziles gefertigt.
Auf dem ganzen Platz stehen die Verkafusstände
Doch zurück zur Stadt San Juan de Chamula - was ist denn anders hier? Wesentlich hier sind die Regeln, welche bestehen! So gibt es kein Hotel hier im Ort und bei Einbruch der Dunkelheit haben Touristen die Stadt zu verlassen! Eigentlich wäre es der Bevölkerung am Liebsten, wenn gar keine Touristen sie hier stören würden, nur eben - Touristen bringen Geld! Auch sonstige Ortsfremde aus der näheren und weiteren Umgebung haben den Ort zu verlassen - die Einheimischen wollen unter sich sein, wollen die Kontrolle haben. So haben auch Frauen, welche einen Mann aus einem andern Ort heiraten, San Juan zu verlassen - im umgekehrten Fall dürfen aber Männer bleiben, wenn sie eine ortsfremde Frau heiraten.
Es gibt hier auch praktisch keine Kriminalität, obwohl es ein Ortsgefängnis gibt. Nur dies ist praktisch immer leer, denn es ist von aussen einsehbar und somit kann jedermann sehen, wer was Krummes angestellt hat! Eine gute abschreckende Wirkung! Wirkung für Gesetzesbrecher zeigt auch, dass die Einwohner Erziehungsmassnahmen anordnen und zwar in nicht geringer Anzahl von gemeinnützigen Arbeiten.
Jeden Sonntag lädt der Bürgermeister die Bevölkerung ein, an den Beratungen für die Angelegenheiten für San Juan teilzunehmen.
Das Erstaunlichste aber ist in San Juan der Besuch der Kirche, welche aus der ersten Hälfte des 16. Jh. stammt. Die Kirche sieht von aussen genau so aus wie andere Kirchen, schlichter Bau in weiss gehalten mit blauen und grünen Verzierungen...
Es ist eine katholische Kirche! Der letzte Priester ist längst weggezogen und wurde auch nicht mehr ersetzt! Denn wer durch die schwere Tür tritt - Ortsfremde müssen übrigens ein Ticket lösen, um den Raum betreten zu dürfen - der befindet sich in einer völlig andern Welt! Ringsum an den Wänden stehen Tische, auf denen Bilder von Heiligen aufgereiht sind. Dazu gibt es bei jedem Bild ein Flammenmeer von Hunderten brennender Kerzen! Es ist ein Flimmern und Flackern - zudem ist die Luft geschwängert durch den Rauch und Duft des Copalharzes - was dem Weihrauch sehr ähnelt!
Der Boden selber ist mit frischen Piniennadeln bedeckt. Kirchengestühl gibt es nicht, aber überall sitzen oder knien Menschen in stiller Andacht versunken oder grad in Behandlung eines Schamanen, welcher geheimnisvolle Rituale ausführt. Dabei werden Hühner ins Ritual einbezogen und auch der Schluck Coca Cola darf nicht fehlen. Zum Ritual gehört auch hin und wieder ein herzhaftes Rülpsen!
Überdies herrscht in der Kirche ein totales Foto- und Video-Verbot.
Die Schafswolle wird zur Herstellung der Mäntel gebraucht
Alte Traditionen treffen auf die Moderne
auch die Frauenröcke sind oft aus der Schafwolle hergestellt.
Diese farbenfrohen und bunt gestickten Trachten stammen aus Zinacantán
Der Nachwuchs ist auch unterwegs und bereits entsprechend gekleidet
Eine prunkvolle Stickerei auf einem Mantel
Am späteren Nachmittag wird die Kirche von den Piniennadeln befreit. Die honorablen Männer machen erneut einen Einmarsch in die Kirche. Dazu werden sie von lauter Musik begleitet.
Beim Einmarsch werden auch neue Blumen in die Kirche getragen - ein richtiges Blumenmeer!
Taxi war natürlich weit und breit keines zu sehen. Nach all den Festlichkeiten strömten die Menschen nach Hause. Selber habe ich einen Platz in einem Collectivo ergattert, welches zu einem Markt in einem Aussenbezirk von San Cristobál fuhr. Von dort konnte ich per Taxi dann in die Innenstadt und nachher auf den Campingplatz zurückkehren.
Was für ein Tag - gespickt voller Eindrücke!
Aufbruch: | 20.11.2019 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 21.04.2020 |
Guatemala
Belize
El Salvador
Nicaragua
Costa Rica
Panama