Einmal Zentralamerika und zurück
28.11.19 San Cristobal de las Casas
San Cristóbal de las Casas
Die Stadt liegt im Hochland von Chiapas auf 2100 m Höhe! Es ist auch merklich kühler hier und oft weht ein bissiger Nordwind. Hier ist das Herz der heutigen Mayakultur und in vielen Gemeinden wird noch die indigene Sprache gesprochen, in einigen Tzotzil, in andern Tzeltal. Viele Menschen tragen noch die traditionelle Tracht und pflegen religiöse Bräuche, die aus einer Verbindung der Maya- und der katholischen Religion besteht.
San Cristóbal wurde 1528 gegründet und war bis ins 19. Jh. Hauptstadt des Bundesstaates Chiapas. Lange Zeit war es nur spanisch sprechenden Leuten erlaubt, hier zu wohnen. Die Städter besuchten die ringsum liegenden Maya-Dörfer sehr selten! Heute weicht sich diese Situation auf.
Das Zentrum der Stadt liegt wie immer bei der Kathedrale und dem Zocaló. Vor zwei Jahren war ich schon mal in San Cristóbal, die Kirche ist seit dem Erdbeben (September 2017) noch immer nicht fertig restauriert. Geldmangel?
Oben in der Mitte hängt ein toll bestickter Rucksack! Leider lockt auch die bunte Plastiwelt in diesen Städten
Weil es immer wieder nieselt, verziehen wir uns in den "Mercado de Artesanias"! Wunderschöne handgefertigte Produkte könnte man hier kaufen - doch Leomobil ist auch so schon sehr voll!
Bernstein ist in Chiappas sehr charakteristisch. Auch Jade wird zu Schmuck verarbeitet. Auch Stick- und Webarbeiten werden kunstvoll, oft in Heimarbeit hergestellt!
Per Taxi lassen wir uns zum Museum "Na Bolom" - "Haus des Jaguars" fahren. Hier lebten und wirkten der dänische Archäologe Franz Blom (1893 - 1963) und die Schweizerin Gertrud Düby Blom (1901 - 1993). Gertrud Düby wuchs in Zweisimmen auf und war überzeugte Sozialistin. Aus diesem Grund floh sie im zweiten Weltkrieg via Paris nach Mexico. Vorher wirkte sie auch in Berlin in der Arbieterbewegung. Gertrud setzte sich vielfach für die Lacandonen in der Selva ein. Die Selva sind die Regenwälder, welche bei den verschiedenen Landreformen immer weiter abgeholzt wurden - dies verengte den Lebensraum der nomadisierenden Lacandonen immer mehr.
Das grosse Haus mit Patios, mit stilvoll eingerichteten Räumen und Gärten, einem Museum und einer grossartigen Bibliothek ist heute Gästehaus zur Kultur der Lacandonen.
Gertrud Düby Blom war eine bekannte Fotografin und hat viele Lacandonen im Portrait fotografiert. Es sind Aufnahmen aus dem Museum.
Zurück in der Stadt bummeln wir durch die Gassen.
Chiappas ist der ärmste Bundesstaat in Mexico und äusserst weitläufig. Viele Menschen sind sehr arm und kämpfen um das tägliche Brot. Auch sie brauchen Geld für das Nötigste im Leben. Kinder sind sehr oft im Verkauf von kleinen Dingen aktiv und können bereits einen äusserst bittenden Ton anschlagen. Für uns Touristen ist das nicht immer angenehm, halt oft NEIN sagen zu müssen. Bereits 5-jährige sind in den Gassen und auf Plätzen unterwegs - hier spricht niemand von Kinderarbeit!
Dieses hübsche kleine Mädchen versucht es mit allen Mitteln - sie hätte heute noch nichts verkauft! Ich bringe es nicht übers Herz, ihre Bitte abzuschlagen und werde weich! Sie freut sich sehr über das Foto, das ich ihr natürlich nicht vorenthalte, vermutlich aber ebenso über ihren gelungenen Verkauf!
Während Papa am Stand seine Sachen verkauft, wird die Kleine kurzerhand in eine Kartonschachtel gesetzt! Sie passt grad noch so rein! Sieht so friedlich aus!
Ein Stelldichein der Verkäuferinnen! Zu beachten ist der schwarze Wollrock rechts, ein Kleidungsstück der Tzotzil
An allen Ecken wird versucht, Ware an Mann oder Frau zu bringen! Touristen sind natürlich sehr willkommene "Opfer"
Von dieser hübschen Dame lassen wir uns überzeugen, dass man in diesem Restaurant vorzüglich essen kann! In der Tat - die "Cocina regional" schmeckt ausgezeichnet.
San Juan Chamula
Noch auf der Rückfahrt zur Rancho San Nicolas beschliessen wir, am nächsten Tag nach Chamula zu fahren. Wir vereinbaren mit dem Taxichauffeur Preis und Zeit. Eher untypisch mexikanisch steht das Taxi bereits eine Viertelstunde vor dem abgemachten Zeitpunkt vor dem Eingangstor.
Die Bewohner von Chamula leben von der Schafzucht. Die Männer tragen über der konventionellen Kleidung einen weissen oder schwarzen Kittel aus Schafswolle, die Frauen tragen den schwarzen Rock, dazu eine weisse, bestickte Bluse.
Leider herrscht in der Kirche totales Fotografierverbot, was auch verständlich ist, bei den verschiedenen Zeremonien, welche hier verrichtet werden.
Die Zotziles lassen sich ebenfalls nicht fotografieren - durch das Ablichten wird ihnen angeblich die Seele geraubt.
Früher war die Kirche katholisch, doch der letzte Pfarrer hat sich vor über 40 Jahren aus dem Dorf verabschiedet, da er gegenüber der Mayareligion machtlos war.
Heute üben Schmanen die religiösen Bräuche aus.
Die Kirche selber ist ohne Kirchenbänke, der Boden ist grösstenteils mit Fichtennadeln bedeckt. Entlang der Innenmauern sind viele Heilige der katholischen Kirche als Statuen aufgestellt. Die Menschen schmücken mit vielen Blumen. Und auf lange und Kerzen die Heiligen. Und in der ganzen Kirche brennen wohl Hunderte von Kerzen.
Als Tourist darf man sich gegen ein bescheidenes Entgelt frei in der Kirche bewegen.
Längere Zeit beobachten wir eine Familie, welche von einer Schamanin durch eine Zeremonie geführt wird. Die Schamanin stellt auf dem Fussboden viele Kerzen auf, auch Cola-Flaschen, Eier oder ein Huhn oder ein Hahn werden für die Zeremonie verwendet. Wenn alles vorbereitet ist, beginnt die Schamanin Mantras zu murmeln, schier endlos, wie es mir erscheint. Je nach Bitte oder Wunsch wird mehrmals der Puls gemessen, mit den Eiern über den Körper gefahren. Das gleiche passiert auch mit dem gackernden Huhn oder Hahn. Die Eier sollen schlechte Energien aus dem Körper ziehen, welchen Zweck das Huhn hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Zwischendurch wird ein Schluck Coca Cola getrunken, damit der Schamane oder die Schmanin besser rülpsen. Auch diese Bedeutung entzieht sich meiner Kenntnis. Für uns ist das sehr interessant, mal in Natura zu erleben. Leider verstehen wir das Ganze aber nicht so richtig.
Irgend einmal ist genug gesehen und gehört.
Leider werden die Schamanen auch bei gesundheitlichen Störungen aufgesucht, was nicht wirklich helfen kann. Sehr oft wird dadurch eine sinnvollere medizinische Behandlung versäumt.
Zinacantan
Wiederum per Taxi lassen wir uns in die Nachbarsgemeinde Zinacantan fahren.
Dieser Ort ist voller Gewächshäuser für Blumen, die sie in den verschiedenen umliegenden Städten verkaufen. Auch hier besuchen wir die Kirche, in welcher es wesentlich beschaulicher ist. Leider darf man auch hier nicht fotografieren - eigentlich sehr schade, dass ich das Blumenmeer meinen LeserInnen vorenthalten muss. Die Kirche ist über und über mit vielen Blumensträussen geschmückt. Man kann sich daran kaum satt sehen. Wir sitzen da und geniessen schlicht die Vielfalt der Farben und Formen.
Im Gegnsatz zu den Trachten von Chamula sind die Kleidungsstücke in Zinacantan wesentlich farbenfroher hier. Die Kittel von Männern und Frauen sind wundervoll vielfarbig und mit Blumenmotiven verziert.
Irgendwie erscheint uns das Dorf reicher zu sein als Chamula, vor allem auch an den grossen Gebäuden kann man sich das ausdenken.
Mit einem Collectivo fahren wir zurück nach San Cristóbal, geniessen noch etwas die wärmende Sonne und fahren zurück nach Rancho San Nicolas.
Morgen geht die Reise weiter in Richtung guatemaltekische Grenze.
Aufbruch: | 20.11.2019 |
Dauer: | 5 Monate |
Heimkehr: | 21.04.2020 |
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