Quer durch die Anden in 180 Tagen
Patagonien: Torres del Paine
30. Jaenner - 8. Februar:
So ziemlich jeder, der in Patagonien unterwegs ist, hat diesen Nationalpark auf seiner Reiseroute. So auch wir, obwohl wir auch kurz ueberlegt haben, stattdessen laenger nach El Chaltén zu fahren. Es sind dann doch die Torres del Paine geworden. Und ums gleich richtig zu machen, haben wir uns auch die grosse Runde vorgenommen, die auch in den hintern Teil des Nationalparks fuehrt.
Gleich mal vorweg: Der Park ist wirklich toll, und es sind gar nicht so viele Leute unterwegs, wie man in den Schauergeschichten immer hoert. Allerdings haengt das Erlebnis sehr stark vom Wetter ab, und das ist hier wirklich so stuermisch und wechselhaft, wie man immer hoert. Von Orkanboeen ueber strahlenden Sonnenschein ueber Regen bis hin zu Schnee hatten wir in den 9 Tagen das volle Programm.
Gestartet haben wir unsere Runde bei der Administración im Sueden des Parks. Das Wetter war wechselhaft als wir losgingen, und nach circa 2 Stunden hats so richtig zu giessen begonnen. Die restlichen 3 Stunden bis zum Refugio Pehoé sind wir im Regen gelaufen, schlecht gelaunt, nass, da ueberlegt man sich schon, was man hier ueberhaupt macht. Dafuer gabs beim Refugio einen Quincho, d.h. einen ueberdachten Raum, wo wir uns wieder aufwaermen und trocknen konnten.
Die Cuernos bei Sonnenuntergang
Im Quincho mit Jens und Stefanie
Dort haben wir auch zum ersten Mal eine von den gefuehrten Gruppen gesehen, auf die man im Park immer wieder mal trifft. Am sichersten erkennt man sie daran, dass es beim Essen sogar Tischtuecher, frisches Gemuese und Nachspeise gibt. Beim Pehoé war es eine Gruppe Franzosen, da gabs zum Fruehstueck sogar warme Crepes vom Gaskocher.
Am zweiten Tag gings bei strahlendem Sonnenschein ins Valle Francés. Und das ist bei Sonnenschein einfach traumhaft schoen. Man sieht das Paine Grande Massiv und die Cuernos del Paine mit ihren gewaltigen Granitwaenden in ihrer vollen Groesse. Geschlafen haben wir im Campiamento Italiano, einem Gratiscampingplatz am Ausgang des Tales.
Lago Pehoe
Beim Aufbruch vom Ref. Pehoe, mit Paine Grande im Hintergrund
Paine Grande in Nahaufnahme
Aussichtspunkt vom Valle Frances mit Blick auf den Lago Pehoe
Im Valle Frances
In der Nacht hats dann so richtig geregnet, weshalb unsere Zelte und das Essen, das wir wegen der ganzen kleinen Nager auf einen Baum gehaengt haben, auch klitschnass war. Und nochwas zum Wetter: Fragt hier niemanden nach einer Prognose fuer den naechsten Tag! Ihr werdet nur ein muedes Laechlen als Antwort bekommen. Es kann (und wird) sich innerhalb kuerzester Zeit von grottenschlecht zu wunderschoen aendern - und natuerlich umgekehrt. Am dritten
Tag gings dann jedenfalls uebers Refugio Cuernos in einer langen Tagesetappe zum Campiamento Los Torres, um am naechsten Tag die Torres beim Sonnenaufgang ansehen zu koennen.
Eine knifflige Flussueberquerung
Vierter Tag: Torres bei Sonnenaufgang, leider nein, weils wieder einmal geregnet hat. Naja, also haben wir unser nasses Zeugs wieder eingepackt und uns auf den Rueckweg das Tal runter zum Refugio Los Torres gemacht. Eine kurze Etappe, aber das war nach dem anstrengeden vorherigen Tag auch ganz gut so. Und weil man sich hier aufs Wetter wirklich verlassen kann, zumindest darauf, dass es sich staendig aendert, wurde es nach dem Regen am Morgen dann sonnig und stuermisch am Nachmittag.
Ueberraschenderweise bekamen wir noch eine zweite Chance auf die Torres bei Sonnenaufgang, weil man von unserem Zelt aus zumindest die Spitzen sehen konnten. Sie waren dann nicht ganz so rot, wie man es von den Postkarten kennt, aber wer weiss, wieviel Photoshop da nachgeholfen hat.
Am fuenften Tag gings dann weg vom "W", der kuerzeren Variante nur im vorderen Teil des Parks. Manche machen es uebrigens zu einer Art Sport, in wievielen Tagen sie das "W" geschafft haben und hetzen nur noch durch die Gegend. Wir wollten jedenfalls zu einem Gratiscampingplatz, der auf unserer Karte eingezeichnet war, Coirón sollte der heissen, den gibts aber nicht mehr! Und wenn man dann sein Zelt so wie wir etwas abseits des Wegs aufstellt, kommen sofort wie aus dem Nichts Parkwaechter angelaufen und vertreiben einen mit "es prohibido!". Also: Marsch bis zum Refugio Dickson, insgesamt 11 Stunden und am Ende haben wir die Landschaft gar nicht mehr registriert, obwohl es dort hinten rund um den Lago Dickson schon ein paar beeindruckende Flecken gibt.
Auf dem Weg zum Refugio Dickson
Beim Refugio mit Glaciar Dickson dahinter
Ein Graufuchs direkt vorm Zelt
Sechster Tag: Eine ereignislose Etappe von Dickson zum Refugio Los Perros durch eine Wald an der Ostseite des Paso John Gradner. Nicht sehr weit, aber unsere geschundene Fuesse haben uns die kurze Etappe gedankt. Zur Feier des Tages gabs am Abend Rotwein aus dem Tetrapack.
Siebter Tag: Vom Refugio Los Perros gings los in Richtung Paso John Gardner, mit circa 1200 Metern der hoechste Punkt der Runde. Allerdings erst nach einigem Zoegern am Morgen, weils in der Nacht geschneit hat und auch der Morgen noch wolkenverhangen und bitterkalt war. Der Weg zum Pass ist relativ muehsam, vor allem mit dem schweren Gepaeck, aber bei weitem nicht so anspruchsvoll wie alle sagen. Wer schon einmal in den Alpen oberhalb der Baumgrenze unterwegs war, hat schon wesentlich schwierigere Wege gesehen.
Aufstieg zum Pass
Am Pass war wieder Verlass auf den Wind und wir wurden fast wieder nach hinten runtergeweht. Dafuer sieht man dort oben zum ersten Mal den Glaciar Grey, und fuer diesen 17 km langen Eisstrom fehlen einem da einfach die Worte!
Auf dem Weg...
Der Glaciar Grey
Und nochmal in Nahaufnahme
Achter Tag: Wieder ein langer Tag, vom Campiamento Paso zum Refugio Pehoé, wo wir schon die erste Nacht verbracht haben. Der Weg verlaeuft entlang des Glaciar Grey mit immer wieder ueberraschenden Ausblicken. Am Ende wurde es aber schon wieder sehr anstrengend, weil wir das letzte Stueck vom Refugio Grey zum Pehoé einfach unterschaetzt haben.
Die Zunge des Gletschers mit abgebrochenen Eisbergen
Geschafft!!! Darauf wird angestossen, das erste Bier nach 9 Tagen schmeckt wirklich gut.
Am Morgen des neunten und letzten Tages waren wir dann aber froh, schon am Lago Pehoé zu sein und nur noch in den Katamaran steigen zu muessen, und weshalb wohl: Regen natuerlich! Also bestand der letzte Tag nur noch aus Fruehstueck, Zusammenpacken, Bootfahren, Busfahren und Fuesse austrecken in unserem Hostal in Puerto Natales. Wir sind dort uebrigens im "Chorrillos" abgestiegen, sehr zu empfehlen.
Zum Abschluss nochmal die Cuernos vom Katamaran aus
Aufbruch: | 06.01.2008 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 05.07.2008 |
Chile
Bolivien
Peru
Ecuador