Quer durch die Anden in 180 Tagen
Peru: Huaraz, Cordillera Blanca und Santa Cruz Trek
30. Mai - 4. Juni 2008:
Nach der letzten anstrengenden Nachtbusfahrt - siehe Arequipa - haben wir diesmal bei den Bustickets nicht geknausert. Okay, wir sind nicht mit den Luxusbussen von Cruz del Sur gefahren, aber Movil Tours war auch sehr angenehm. Es gab sogar eine Stewardess und etwas zu essen. Wir kamen also ziemlich entspannt fruehmorgens in Huaraz an.
In Lima haben wir einen Tipp fuer das Hostel Churup bekommen, also sind wir gleich dorthin. Zuerst sahen wir nur den Innenhof und die Schlafraeume, die gut, aber auch nix besonderes waren. Der Preis von 18 Soles war angemessen, also haben wir die Betten genommen. Als wir dann aber im Haupthaus nachgesehen haben, was es sonst noch so gibt, kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ein wunderbares Stiegenhaus, und oben ein phaenomenaler Aufenthaltsraum mit Kueche, Kamin, Panoramaterasse und Gratistee. Die komplette Fensterfront ist verglast und beim Blick hinaus hatte man einige schneebedeckte Berge der Cordillera Blanca direkt vor sich. Ein Hit!
Das Kaminzimmer des Hostels. Durch die Fenster gab es einen tollen Panoramablick auf die Cordillera Blanca.
Wir sind dann ein wenig in der Stadt auf- und abgelaufen. Zufaellig war gerade "Dia de la papa", also Erdaepfeltag. 2008 ist naemlich das Jahr der Kartoffel in Peru, und heute ist anscheinend der Hauptfesttag gewesen. Ein paar Staende waren auf der Hauptstrasse aufgebaut und man konnte die unterschiedlichsten Sorten verkosten. Wir haetten im Leben nicht gedacht, dass es so viele verschiedene Kartoffeln gibt und sie dann auch noch auf einem Haufen zu sehen war echt beeindruckend. Wir kamen leider ein wenig zu spaet zur Verkostung, schade!
Wir haben auch ein wenig bei den Agenturen in Huaraz herumgefragt, was die denn so im Angebot haben. Wir waren von den Preisen ein wenig abgeschreckt, und haben uns dafuer entschieden, den Santa-Cruz-Trek alleine ohne Fuehrer und Tragetiere zu machen. Spart immerhin insgesamt mehr als 300 Dollar!
Also sind wir am zweiten Tag losmarschiert um einen Minibus in die Nachbarstadt Caraz zu finden. Wir wurden auch schnell fuendig, bzw. hat der Busfahrer uns gefunden und nicht umgekehrt. Wir waren die letzten, die in Huaraz in den Bus gequetscht wurden, aber waehrend der Fahrt sind da doch noch so einige Leute zugestiegen. Zum Hoehepunkt waren insgesamt 23 Personen in dem Minibus, der in Europa vielleicht fuer 9 Leute zugelassen waere!!!
In Caraz angekommen, gings mit dem Mototaxi bergwaerts zum Markt, wo die Collectivos nach Cashapampa abfahren, wo der Trek beginnt. Collectivo bedeutet hier, dass schon drei Leute in dem Toyota-Combi sitzen, hinten im Kofferraum ein paar Huehner, aber dann trotzdem noch 4 Leute dazu einsteigen. Im ganzen sassen dann 3 Leute vorne, 4 hinten, und noch 2 im Kofferraum. Mit dieser "Besatzung" machten wir uns auf die einstuendige Ruettelfahrt nach Cashapampa, wo wir auch irgendwie heil ankamen.
Den Beginn des Treks kann man nicht verfehlen. Eine kleine Huette steht am Strassenrand, und eine Schar von Eseltreibern rundherum, die ihre Dienste anbieten. Weil wir unser ganzes Zeugs selbst getragen haben, haben wir nur schnell den Weginstandhaltungsbeitrag bezahlt, und los gings.
So sehen die Tragtiere der gefuehrten Gruppen aus. Manchmal haetten wir uns auch so einen Esel gewuenscht...
Wir waren gleich von der Quebrada Santa Cruz fasziniert. Es ist ein wunderschoenes Tal mit steil abfallenden Waenden, und trotz der Hoehenlage von 3500 Metern gibt es sehr viele Baeume, Buesche und ueppige Vegetation. Wir waren ueberrascht, das in dieser Hoehenlage zu finden.
Entlang des Rio Santa Cruz schlaengelt sich der Weg zuerst steil, dann flacher nach oben, bis man nach fast 4 Stunden in Llamacorral ankommt. Dort steht eine kleine Huette wo man Bier und Cola kaufen kann, eine Klohaeuschen gibts auch, und obendrein einen sehr schoenen Zeltplatz direkt am Fluss. Es waren nicht viele Leute unterwegs, nur noch eine andere Gruppe Oesterreicher und eine aeltere Kanadierin, das wars. Das Wetter war leider sehr schlecht, beim Zeltaufstellen hats schon genieselt, und nach dem Essen hat es so richtig zu Regnen begonnen. Wir haben uns deshalb in unsere Zelte verkrochen, Augen zu und auf den naechsten Tag warten.
Am naechsten Morgen war es bitterkalt, und Mathias war fast nicht mehr dazu zu bewegen, aus seinem Zelt rauszukommen. Wir waren dann auch die letzten, die vom Campingplatz aufgebrochen sind. Das lag aber daran, dass wir die einzigen ohne Traeger waren, die die Zelte fuer die ganze Gruppe abgebaut und am naechsten Platz wieder aufgebaut haben, wir haben das alles schoen selbst gemacht.
Der Weg am zweiten Tag fuehrte weiter in das Tal hinein und an zwei wunderschoenen Lagunen vorbei. Das Tal weitete sich, und die Aussicht wurde immer besser.
Mittagspause machten wir kurz vor der Stelle, wo der Weg zum Alpamayo Basecamp abzweigt, direkt an einem grossen Stein am Fluss. Wir haben uns dann dazu entschieden, den steilen Weg zum Basecamp nicht hochzugehen, sondern entlang des Rio Santa Cruz weiter ins Tal hineinzugehen. Das Wetter hat an diesem Tag auch mitgespielt, und so kamen nach und nach die Gipfel der schneebedeckten Fuenf- und Sechstausender zum Vorschein.
Wir haben auch einen der schoensten Campingplaetze gefunden, den man sich vorstellen kann. Die Aussicht war grandios, auf der einen Seite der Quitaraju und Alpamayo, und auf der anderen Seite Artesonraju, Millisraju und Paria. Einfach unbeschreiblich!
Beim Abendessen hat uns dann noch ein junger Stier einen Besuch abgestattet, und uns interessiert beim Essen zugeschaut. Als er dann aber spaeter noch um die Zelte geschlichen ist, mussten wir ihn wohl oder uebel verscheuchen.
Am naechsten Morgen hat uns strahlend blauer Himmel und bittere Kaelte begruesst, aber als die Sonne die spitzen von Quitaraju und Alpamayo angeschienen hat, war die Kaelte wie vergessen.
An diesem dritten Tag fuehrt der Weg hoch zum Pass Punta Union, der immerhin 4720 Meter hoch ist. Von unserem Zeltplatz gingen wir das erste Stueck um einen Ruecken herum in den Kessel der Laguna Taullicocha, wo der eigentliche Campingplatz der gefuehrten Gruppen lag. Wir haben gedacht, es kann nicht mehr schoener werden, aber wir standen ploetzlich vor den Steilabbruechen des Taulliraju. Eine Eiswand, wie wir sie vorher noch nicht gesehen haben, lag vor unseren Augen, man hoerte die Eisbrueche knacken.
Der Taulliraju. Sehr beeindruckend, aber auch schockierend, wieviel vom Gletschereis schon geschmolzen ist!
Als wir dann am Punta Union sassen und unglaeubig auf das Eis schauten, ging noch mit lautem Getoese eine Lawine ins Tal, live und direkt!
Der Pass besteht aus einem engen Durchschlupf zwischen zwei Felsen, und auf der anderen Seite oeffnet sich ploetzlich ein neuer wunderschoener Ausblick. Steil gehts auf der anderen Seite des Passes hinunter in die Quebrada Huaripampa. Wieder vorbei an ein paar Lagunen und Kuehen, steigt man immer tiefer und die Vegetation wird immer ueppiger.
Immer wieder blickten wir zurueck auf das Massiv des Taulliraju, auch aus dieser Perspektive war es wunderschoen. Nach einem sehr langen Tag, der auch ziemlich anstrengend war, haben wir unsere Zelte dann wieder ein wenig abseits des Rummels der gefuehrten Gruppen aufgestellt. Wir wollten einfach den Trubel vermeiden, der durch die Koch- und Toilettenzelte entsteht.
Am letzten Tag standen wir noch vor Sonnenaufgang auf, um noch einen Transport zurueck nach Huaraz zu erwischen. Dadurch kamen wir um ungefaehr halb acht ins Dorf Huaripampa, wo gerade die Kinder auf dem Schulweg waren. Wir wurden ein wenig unglaeubig angestarrt, weil hellhaeutige Menschen dort doch noch immer eine kleine Besonderheit sind. Wir konnten ein paar Kindern mit Stiften eine Freude machen, aber wir haetten noch viel mehr verschenken koennen. Und unsere Medikamente, die wir nicht mehr gebraucht haben, sind wir auch losgeworden. Wenn ihr mal in der Gegend seid, die Leute koennen das dort echt gut gebrauchen, und wenns nur ein paar Aspirin sind.
Nach knapp 3 Stunden kamen wir schliesslich in Vaqueira an, dem ende des Santa-Cruz-Treks. Dort hat zufaellig ein Bus auf eine Gruppe deutscher Wanderer gewartet, und nach einigem Hin und Her hat uns der nach Huaraz mitgenommen. Die einheimischen Fuehrer wollten anscheinend nicht, dass noch jemand mitfaehrt, aber weil die Deutschen darauf bestanden haben, durften wir mitkommen. Und weil das ein Touristenbus war, gabs noch ein paar Stopps an Aussichtspunkten. So zum Beispiel am Pass Llangaanuco, von dem man einen wunderbaren Blick auf Huascaran, Huandoy und Pisco hat. Um 4 am Nachmittag waren wir wieder in Huaraz.
Dieser Trek war vielleicht eine der schoensten Wanderungen, die wir jemals gemacht haben. Die Kulisse in der Cordillera Blanca ist einfach umwerfend, und die Berge dort sind auf jeden Fall nochmal eine Reise wert.
Aufbruch: | 06.01.2008 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 05.07.2008 |
Chile
Bolivien
Peru
Ecuador