Quer durch die Anden in 180 Tagen
Schlussbetrachtungen
Nach eintägiger Verspätung ist auch Mathias endlich wieder zu Hause! Und bei so einem herzlichen Empfang fühlt man sich gleich wieder wohl in der Heimat
Tja, jetzt sind wir wieder zurück in good old Europe. Die Rückreise war aber nochmal turbulenter, als wir es uns gewünscht haben. Das ganze passierte in Caracas, Venezuela. Wir hatten dort einen siebenstündigen Aufenthalt vor unserem Rückflug nach Rom. Und weil wir das erste Stück von Quito bis Caracas mit Avianca, einer kolumbianischen Fluglinie, geflogen sind, den Rest aber bei Aliatlia gebucht hatten, konnten wir nicht bis Wien durchgehend einchecken. Wir standen also dort in Caracas, der Alitaliaschalter im Transitbereich geschlossen - wer will schon zuviel arbeiten - und massig Zeit. Nachdem wir 4 Stunden im Transitbereich totgeschlagen haben, wollte Markus zum Schalter einchecken gehen. "Gib mir dein Ticket, dann erledige ich das für uns alle", sagt er zu Mathias. "Was, das hast ja eh du!" "Genau, verarschen kannst wen anderen!" Leider war das aber kein Scherz, Mathias hat doch tatsächlich sein Ticket auf einem Fensterbrett liegenlassen, als wir dort unser ganzes Zeug für einen kurzen Moment abgelegt haben. Und es war nicht mehr aufzutreiben, niemand hat es gesehen. Und weil wir so blöde "boletos fisicos", also alte Papiertickets und keine elektronischen Tickets gehabt haben, hat sich die Tante bei Alitalia strickt geweigert, Mathias mitfliegen zu lassen. Er muss sich ein neues Ticket kaufen, hats geheissen. Also blieb uns nichts anderes übrig, als ohne ihn ins Flugzeug nach Rom zu steigen.
Mathias hat dann noch so einiges erlebt in Caracas. Zunächst einmal hätte er ohne Probleme mit uns mitfliegen können, aber das hat er erst kurz vor Abflug erfahren, als er bei dem eigentlichen Alitaliabüro am Flughafen nachgefragt hat. Das Ticket wurde nämlich nicht gestohlen, wie es uns schon einmal passiert ist, sondern es ging einfach verloren und es wäre ohne grossen bürokratischen Aufwand zu ersetzen gewesen. Tja, dafür wars aber jetzt schon zu spät.
Die Leute bei Alitalia konnten außerdem nur Spanisch, Mathias leider überhaupt nicht. Nach stundenlangen Herumsitzen wurde er dann kurzerhand zum Schalter von Lufthansa verfrachtet, wo es einen jungen Mann gab, der Deutsch konnte. Als es nach einigem organisatorischem Kram darum ging, für Mathias ein Hotelzimmer zu suchen, meinte der plötzlich: "Weisst du was, ich ruf meine Mutter an, komm einfach mit zu mir." Mathias bekam ein eigenes Zimmer mit Privatbad und am nächsten Tag sogar ein leckeres Frühstück.
Und dazu bekam er auch noch ein paar Bier bezahlt, als er gemeinsam mit dem Lufthansaangestellten und ein paar seiner Freunde am Abend in einem Lokal war. Am Ende konnte er sich noch mit einem seltsamen Zettel, wo ein Lufthansastempel drauf war, um die Ausreisesteuer von immerhin 54 Dollar drücken. Er konnte also nochmal die unglaubliche Gastfreundschaft der Südamerikaner geniessen, die das Reisen in diesen Ländern einfach zu etwas Besonderem macht. Als er sich von der Mutter seines Gastgebers verabschiedete, meinte diese sogar "Ach, das ist alles kein Problem. Wenn du willst bleib doch einfach noch ein paar Tage länger! Wir freuen uns!"
Wir haben auf unserer Reise viel neues gesehen, haben neue Kulturen kennenlernen dürfen. Wir waren fast am Kap Horn, beim ewigen Eis Patagoniens, auf der abgelegensten Insel der Welt, in der trockensten Wüste und der höchstgelegenen Stadt, haben die Freundlichkeit der Ureinwohner des Altiplanos erfahren dürfen, haben im Urwald Tarzan gespielt, sind mit Seelöwen, Pinguinen und Meeresschildkröten geschwommen, sind mit einem Fuss auf der Nord- und einem auf der Südhalbkugel gestanden, waren tausende Kilometer unterwegs, haben dabei 31 Tage im Zelt geschlafen und tausende Höhenmeter überwunden, und sind so um die 300 Stunden in öffentlichen Bussen gesessen. Nach all dem sind wir jetzt wieder zurück und versuchen, ins europäische Leben zurückzufinden. Und man gewöhnt sich erstaunlich schnell wieder daran, jederzeit zum Kühlschrank zu gehen und ein gutes Stück Käse essen zu können.
Obwohl man sich doch sehr schnell im Alltag wieder einfindet, hat sich unsere Sicht auf so manche Dinge schon ein wenig geändert. Über welche in Wirklichkeit unwichtigen Dinge sich so manche Leute tierisch aufregen können, ist schon erschreckend. Wir sollten und müssen auch darüber glücklich sein, in diesem Wohlstand leben zu können, auch wenn es viele nicht wahrhaben wollen. Uns gehts gut, wir müssen nicht hungern, haben ein Dach über dem Kopf, und wissen (meistens) auch, was morgen sein wird. Wir vergessen doch ziemlich häufig, dass es sehr viele Menschen auf dieser Welt gibt, die nicht wissen, wo sie morgen das Essen für ihre Kinder herbekommen sollen. Wenn man sich das manchmal vor Augen hält, dann werden unsere alltäglichen Problemchen doch ein wenig unwichtiger. Es gibt auf dieser Welt noch viel zu tun für uns!
Hier seht ihr unsere ungefähre Reiseroute, da kamen schon ein paar Kilometer zusammen. Die Karte dazu fanden wir bei Map of the World von Tourizm Maps
Aufbruch: | 06.01.2008 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 05.07.2008 |
Chile
Bolivien
Peru
Ecuador