Quer durch die Anden in 180 Tagen
Bolivien: Copacabana
2. und 3. Mai 2008:
Bevor wir uns endgueltig nach Peru aufmachten, legten wir noch einen Zwischenstopp in Copacabana ein. Nein, nicht das in Brasilien, sondern das kleine Doerfchen am Titicacasee. Die Geschichte ist uebrigens anders rum, als man vielleicht denkt. Der Ort hier in Bolivien ist einer der aeltesten Wallfahrtsorte, und irgendwann hat einer an einem Strand in Brasilien eine kleine Kapelle gebaut, zu ehren der Virgen de la Candeleria von Copacabana. Und wie heisst der Strand jetzt: Copacabana, ganz richtig.
Wir sind zu einem perfekten Zeitpunkt nach Copacabana gekommen. Wir haben schon in La Paz erfahren, dass zwischen 1. und 3. Mai ziemlich grosse Feiern stattfinden. Erster Mai wie bei uns Tag der Arbeit, und 3. Mai das grosse Fest zu Ehren der Pachamama, der Mutter Erde. Wir haben uns schon auf einiges gefasst gemacht, aber was wir dann gesehen haben, hat alles uebertroffen. Schon am 2., als wir ankamen, waren die Strassen gefuellt mit bunt maskierten Leuten und Musikanten, die von einem Ende der Stadt zum anderen gezogen sind.
Copacabana ist auch der perfekte Ort, um eine Spezialitaet Boliviens zu probieren: Truchas, also Forellen, aus dem Titicacasee. Gleich am ersten Abend haben wir uns eine kleine Bude am Strand gesucht, und wirklich perfekt gegrillte Forelle um nicht einmal 2 Euro gegessen. Wir konnten wieder nur staunen, wie toll man in Bolivien fuer wenig Geld essen kann. Dazu bekamen wir auch noch einen Sonnenuntergang serviert, die Sonne tauchte dabei gluehend rot in den Titicacasee ein. Fast hatte man das Gefuehl, man sitzt am Meer. Das wird noch dadurch verstaerkt, dass der Titicacasee einer der groessten Seen der Welt ist (ca. 13mal groesser als der Bodensee), und man das gegenueberliegende Ufer nicht sieht.
Unser Haupt haben wir im Hostal Aransaya auf frische gewaschene Laken gebettet, und die Nachtruhe wurde nur durch die Blechblasmusik gestoert, die wir bis spaet abends und dann wieder von 5 am Morgen an gehoert haben. Wir hatten da schon so eine Ahnung, was uns erwarten wuerde, und es war wirklich unglaublich! Den ganzen Tag haben die Leute auf den Strassen getanzt, die Musikkapellen haben dazu gespielt, und eine Menge Bier ist dabei geflossen. Die Musikanten haben hier anscheinend auch einen seltsamen Kontest. Alle spielen dasselbe Lied, aber nicht synchron sondern schoen durcheinander, und der, der am lautesten spielt, hat glaub ich gewonnen. Oder vielleicht lags auch am uebermaessigen Bierkonsum! Fuer unsere Ohren war das zu Beginn jedenfalls sehr anstrengend, aber man gewoehnt sich daran. Und am Ende wurde daraus sogar ein richtiger Ohrwurm, den wir lange nicht los wurden. Das Fest ging jedenfalls wieder bis spaet in die Nacht, nur mussten am Ende schon einige Verluste verzeichnet werden . Einige Bolivianer machten nicht mehr den Eindruck, als haetten sie alle ihre Gliedmassen unter Kontrolle. Es war aber toll, so ein bolivianisches Volksfest einmal mitzuerleben.
In Copacabana gibts noch eine weitere Besonderheit, und das ist die Autoweihe, die der Pfarrer zweimal die Woche vor der Kathedrale vornimmt. Und am 3. Mai war einer dieser Tage, und man glaubt gar nicht, mit wieviel Aufwand die Bolivianer da ihre Autos schmuecken.
Natuerlich haben wir auch dem Markt einen Besuch abgestattet. Das erste mal zum Fruehstueck - Api mit Buñuelos, auf gut Deutsch warmes Maisgetraenk, das nach Apfelmus schmeckt, mit gebackenen Teigringen - und danach nochmal zum Einkaufen. Und man sieht da die seltsamsten Dinge ...
Den Sonnenuntergang genossen wir vom Cerro Calvario, einem Huegel gleich neben der Stadt, mit gigantischem Ausblick auf den See. Dort fuehrt auch ein Kreuzweg rauf, und oben gibts eine kleine Kapelle, wo die Einheimischen kleine Haeuser, Autos und Geldbuendel verbrennen. Das soll Glueck bringen, und einem genau das verbrannte Ding innerhalb eines Jahres in Gross verschaffen. Vielleicht haetten wir da auch gleich was drauflegen sollen!
Aufbruch: | 06.01.2008 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 05.07.2008 |
Chile
Bolivien
Peru
Ecuador