Quer durch die Anden in 180 Tagen
Peru: Cusco
12. - 14. und 19. - 22. Mai:
Cusco, die alte Hauptstadt der Inkas. Manche behaupten, es waere die schoenste Stadt Suedamerikas, und wir wollten uns natuerlich selbst ueberzeugen, ob das stimmt. Der Legende nach wurde im 12. Jahrhundert der erste Inka Manco Capac vom Sonnengott Inti damit beauftragt, den Nabel der Welt (qosq'o) zu finden, und an der Stelle gruendete er die Stadt. So richtig ausgebaut wurde Cusco aber dann vom neunten Inka Pachacutec, der auch der erste Herrscher war, der agressive Expansionspolitik betrieb. Daneben ist Cusco auch der Ausgangspunkt, um Machu Picchu zu sehen, und wie fuer fast jeden Besucher von Suedamerika, war das ein Fixpunkt in unserer Reise.
... und die Kathedrale. Hier haengt ein Bild vom letzten Abendmahl, wo Meerschweinchen serviert wurde
Die Fahrt von Puno nach Cusco fuehrt zunaechst ueber die flache Ebene des Altiplano. Nicht viel Neues und auch wegen des relativ schlechten Wetters ziemlich langweilig. Interessanter wurde es nach ca. zwei Stunden, als das Altiplano in Huegellandschaft ueberging und schon die ersten Terrassen auf den Bergen zu sehen waren. Am spaeten Nachmittag sind wir schliesslich in Cusco angekommen, und haben uns im Hostal Samay Wasi im Stadtteil San Blas einquartiert. Das Hostal ist nicht billig, aber das ist Cusco ganz allgemein nicht, dafuer war der Ausblick von der Terrasse ueber Cusco einfach der Hammer. Vor allem Nachts, wenn ueberall Lichter zu sehen waren.
Am ersten Tag in Cusco haben wir gleich gemerkt, dass einem diese Stadt die Soles so richtig aus der Tasche zieht. Es gibt Unmengen von Souvenirlaeden, guten Cafes und Restaurants, wo man Geld liegen lassen kann. Dazu kommt noch das obligatorische Boleto Touristico um 70 Soles (ca. 17 Euro), um sich die Inkaruinen rund um die Stadt ansehen zu koennen. Auf dem Weg in die Stadt kamen wir auch gleich bei dem beruehmten zwoelfeckigen Stein vorbei, der perfekt eingepasst in einer der schoensten Inkamauern zu finden ist.
Rund um diese Strassen stehen auch eine Menge Keiler herum. Man kann sich taetowieren lassen, Bus- und Zugtickets, Bilder, Hauben, Pullover und noch alles moegliche andere kaufen. Und Cusco ist wahrscheinlich die Massagehauptstadt Suedamerikas. Staendig hoert man "massage miss, massage mister", und man koennte sich wahrscheinlich eine ganze Woche durchkneten lassen, ohne zweimal im selben Studio gewesen zu sein.
Wir waren auch noch in Qoricancha, dem alten Sonnentempel der Inkas. Das war frueher der heiligste Ort in Cusco, und mit Gold und Silber in unvorstellbaren Mengen geschmueckt. Als die Spanier in Cusco ankamen, haben sie natuerlich sofort alles Gold eingeschmolzen, Mauern eingerissen, und auf den Grundmauern eine Kirche gebaut. Beim grossen Erdbeben von 1950 ist diese Kirche aber eingestuerzt, und vieles von den alten Inkabauten kam wieder zum Vorschein und wurde danach teilweise restauriert. Die Steinmauern sind echt eindrucksvoll, es ist dort auch der kleinste bekannten Stein zu finden, den die Inkas benutzt haben, vielleicht einen Quadratzentimeter gross.
Zu unserer Stadtbesichtigung gehoerte auch die Plaza Nazarenas, wo man an einer Mauer ganz deutlich alte Schlangensymbole eingemeisselt sieht. Gleich daneben ist das Museo del Inka mit einer wirklich eindrucksvollen Sammlung. Angefangen von den Praeinkakulturen bis zum Einfall der Spanier wird hier sehr schoen und ausfuehrlich die Geschichte der Region um Cusco erzaehlt. Der schauerliche Hoehepunkt der Fuehrung sind sicher die ausgestellten Mumien.
Die Schlange symbolisiert Weisheit und stand fuer die Unterwelt. Die anderen zwei Ebenen sind Puma (Staerke, diese Welt) und Kondor (Oberwelt, Himmel)
Nach dem Museum wollten wir uns einen Happen zu Essen besoregn, und sind dazu in die Procuradores, eine der Touristenhauptstrassen von Cusco. Und das war wirklich eine der schlimmsten Strassen, die wir bis jetzt in Suedamerika erlebt haben. Man wird ununterbrochen von Keilern bequatscht, die einem ein Menue oder eine Tour nach Machu Picchu andrehen wollen. Das geht sogar soweit, dass zwei oder drei Typen gleichzeitig auf einen einreden. Wir sind in eine kleine Bude gefluechtet, haben unser Almuerzo (das Mittagsmenue) gegessen, und uns dann schnell wieder aus dem Staub gemacht.
Dagegen ist der Markt, ein doch manchmal sehr lauter Ort, richtig erholsam. Es gibt dort alle moeglichen Sorten von Obst und Gemuese und unglaublich viele Arten Kartoffeln in allen moeglichen Farben und Formen. Daraus kann man ein super Essen zaubern, auch wenn manche Sorten SEHR gewoehnungsbeduerftig sind, vor allem die Chuños (getrocknete Kartoffeln).
Eine weitere Ruine, die wir uns angesehen haben, ist die Festung Saqsaywamán auf einem Huegel ueber Cusco. Die Anlage besteht aus drei Ebenen, und die Mauern auf den jeweiligen Ebenen wurden in Zick-Zack-Form gebaut. In der untersten Mauer wurden dabei die mit Abstand groessten Steine verwendet, die wir hier gesehen haben. Angeblich ist der groesste ca. 100 Tonnen schwer, und wie die Inkas den ohne Rad und Flaschenzug durch die Gegend bewegt haben sollen, ist uns ein Raetsel. Von den eigentlichen Gebaeuden der Festung ist leider nichts mehr uebrig, weil die Spanier diese Steine zum Bauen ihrer Kirchen in Cusco abgetragen haben.
Als wir von Saqsaywamán wieder in die Stadt gekommen sind, haben wir noch den ersten Teil der Fronleichnamsprozession gesehen. In Cusco gibt es naemlich 15 Stadtheilige, jeder mit einer mannshohen Statue in einer der vielen Kirchen der Stadt. Und am Mittwoch vor Corpus Christi werden die alle geschultert und begleitet von einer riesigen Menschenmenge zur Kathedrale getragen. Dort duerfen sie dann uebernachten, und am Donnerstag aufgestellt vor der Kathedrale die Prozession um die Plaza de Armas mitansehen. Danach beginnen sie, wieder nach Hause zu gehen, einer nach dem anderen, durch tausende von Menschen hindurch, getragen von schwitzenden Maennern mit gequaelten Gesichtern. Das Spektakel dauert den ganzen Tag und ist begleitet von Musik und Taenzen, und man merkt hier wieder ganz deutlich, wie sich die katholische Religion mit den Naturreligionen der Anden vermischt hat.
An dem Tag gibts uebrigens auf den Plaetzen auch so ein typisches Hochlandessen, das es angeblich in der Form nur einmal im Jahr gibt. Auf einem Teller bekommt man einen Mix aus Huhn, Maiskuchen, Seetang, Fischeiern, Lamafleisch - und Meerschweinchen. So kamen wir auch um 12 Soles zu unserem ersten Cuy, dem Andenmeerschweinchen.
Den Hinterschenkel eines Meerschweinchens hatten wir auch auf dem Teller. Andere mussten den Kopf essen ...
Um nicht nur in der Stadt herumzulaufen, haben wir einen Raftingtrip auf dem Rio Vilcanota gemacht. Obwohl die Stromschnellen nicht wahnsinnig schwierig zu meistern waren, und dazwischen immer wieder Flachwasser war, war es ein witziger und abwechslungsreicher Ausflug. Aber das naechste Mal duerfen die Stromschnellen ruhig ein, zwei Grad hoeher sein.
Aufbruch: | 06.01.2008 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 05.07.2008 |
Chile
Bolivien
Peru
Ecuador