Quer durch die Anden in 180 Tagen
Peru: Der Weg nach Ecuador
9. und 10. Juni 2008:
Es gab nun mehrere Möglichkeiten, um von Peru nach Ecuador zu kommen.
Die meisten Touristen wählen die Strecke über die Panamericana entlang der Pazifikküste mit der Grenzstadt Tumbes. Aber von Chachapoyas gehts auch noch ein wenig abenteuerlicher, und zwar über den Grenzübergang La Balsa der mitten im Nirgendwo liegt und erst seit ein paar Jahren geöffnet ist. In unserem Reiseführer finden wir gerade mal zwei Zeilen über diesen Weg und eine davon lautet: Für diese Strecke ist viel vonnöten! Unser Abenteuersinn ist geweckt!!!
Dazu mussten wir allerdings wieder sehr früh aufstehen, zum dritten mal hintereinander. Aber wie ihr im letzten Kapitel lesen konntet, ist die Strasse nach Norden nur bis 6 Uhr am Morgen offen. Zuerst geht es mit einem Collectivo bis nach Bagua Grande, eine Fahrt von ungefähr 3 Stunden. Diesmal war es gar nicht so schlimm, weil wir die Rückbank zu dritt für uns alleine hatten. In Bagua Grande mussten wir umsteigen, um nach Jaén zu kommen. Diese Fahrt war schon ein wenig unbequemer, weil wieder insgesammt 8 Leute in dem Toyota saßen, dafür dauerte es nur eine knappe Stunde. In Jaén angekommen, mussten wir aber erstmal eine kurze Frühstückspause einlegen, und unsere Knochen haben uns für die Pause auch gedankt!
Die nächste Etappe nahmen wir im Minibus in Angriff, vollgestopft mit Leuten und das Dach vollgepackt mit allem möglichen Zeug. Markus musste wieder einmal schmerzlich feststellen, dass Busfahren in Südamerika für kleine Leute wesentlich angenehmer ist. Aber wenn man sich zum zehnten Mal den Kopf am Dach angeschlagen hat und in den Unterschenkeln kein Blut mehr vorhanden ist, spürt man die Schmerzen fast nicht mehr. Die Straßenverhältnisse waren noch ganz passabel, wenn man bedenkt, dass wir schon relativ weit weg von der nächsten grossen Stadt waren. Und nach anstrengenden 3 Stunden kamen wir nach San Ignacio, einer kleinen Stadt mitten im Urwald. Zu tun und zu sehen gibts dort nicht sehr viel, weshalb wir den Nachmittag mit Ausspannen, Essen und Schlafen verbracht haben.
Nach Stunden Fahrt zusammengequetscht in diversen Colectivos, sind wir endlich in San Ignacio. Wir führen ein nettes Gespräch mit einem Einheimischen und sind froh unsere Füsse ausstrecken zu können...
Die Nacht war angenehm, aber wieder einmal sehr kurz. Schon um 6 Uhr saßen wir wieder in einem Colectivo, das uns zur Grenze bringen sollte. Wir wussten vorher gar nicht, wo die abfahren sollten, aber als wir im Morgengrauen aus dem Hostal traten, kam gleich einer in unsere Richtung gelaufen und brüllte aus Leibeskräften "La Balsa, La Balsa". Wer braucht da noch irgendwelchen Schilder für Haltestellen, die akustische Ausschilderung ist einfach hervorragend. In dem Auto saßen ausser uns noch ein alter Mann mit seiner Tochter und ein Typ, der offensichtlich die Nacht mit relativ vielen Bieren verbracht hatte. Und dann gabs da noch ein Riesenbündel mit Semmeln und den Ehrengast, einen Kampfhahn, den der alte Mann auf seinem Schoss sitzen hatte und dem er immer wieder liebevoll über den Kopf streichelte. Je weiter wir in Richtung der Grenze in La Balsa kamen, desto abenteuerlicher wurde die Fahrt. Schlaglöcher, Bachdurchfahrten, natürlich kein Asphalt weit und breit, dafür aber umso mehr Schlamm und steile Abhänge direkt neben unserer "Strasse".
Die Landschaft wurde aber immer schöner. Der Grenzort La Balsa selbst besteht auf der peruanischen Seite aus ein paar Häuschen, einem kleinen Geschäft, und der Polizeistation. Der Beamte von der Einreisestelle war aber gerade nicht in seinem Büro sondern beim Frühstück. Na gut, was der kann, können wir auch, und so haben wir uns frittierten Fisch mit Reis zum Frühstück reingeschoben.
Was wollt ihr frühstücken? Wir haben fritierten Fisch oder Huhn! Hmm, Markus und Mathias haben sich für Fisch entschieden, während Julia doch lieber nur Kaffee trank
Tja, und so siehts in La Balsa aus... Als der Grenzpolizist nach dem Frühstück wieder auftaucht, machen wir uns auf den Weg auf die ecuadorianische Seite.
Danach war auch der Beamte wieder da und wir konnten uns die Stempel in unserem Pass abholen. Was wir nicht gewusst haben, war, dass es am Vormittag auf der ecuadorianischen Seite nur um 9 und dann erst wieder um halb 1 einen Weitertransport in die nächste Stadt gibt, und es war leider schon zwanzig nach 9, als der Beamte uns das gesagt hat. Wir mussten also drei Stunden warten, und weil die peruanische Seite nicht so prickelnd war, dachten wir uns, auf nach Ecuador! Wir überquerten also den Grenzfluss über die Brücke - und sahen, dass es auf dieser Seite noch weniger gab als in Peru! Uns blieb also nichts anderes übrig als vor einem kleinen Laden zu sitzen, Karten zu spielen und auf den Lastwagen zu warten. Wir waren dort aber nicht die einzigen, die Zeit tot schlagen mussten, die Grenzbeamten müssen das wahrscheinlich jeden Tag machen. Wir waren zumindest während der Zeit die einzigen Touristen, die die Grenze überquerten.
Der Rio Blanco trennt Peru von Ecuador. Vor ein paar Jahren konnte man ihn nur mit einem Floß überqueren. Heute gibts eine Brücke.
Und so siehts dann auf der ecuadorianischen Seite aus. Hier gibts noch weniger als in Peru, man kann sich nicht mal was zu essen kaufen.
Pünktlich um halb eins fuhr dann der umgebaute Lastwagen nach Zumba. Die Landschaft war wunderschön, da konnte man fast die knochenbrechenden Sitzbänke vergessen. In Zumba angekommen, stiegen wir sofort in einen Bus in Richtung Loja. Wir hatten schon gehört, dass das eine interessante Busfahrt sein wird, und uns wurde nicht zuviel versprochen. Man durchfährt eine wirklich beeindruckende Hügellandschaft mit spektakulären Tiefblicken ins Tal.
Die Straße kann man eher als Schlammpiste bezeichnen und die Abhänge sind oft verdächtig steil und mehr als einmal ziemlich nah am Bus.
Das Wetter hat leider nicht so ganz mitgespielt, es war neblig und hat immer wieder geregnet. Dadurch war die Strasse sehr rutschig und der Bus mit seinen profillosen Reifen hat mehr als einmal die Böschungen touchiert. Und Leitplanken sind in Südamerika ziemlich unbekannt, aber über die Strassensicherheit haben wir schon vor langem nachzudenken aufgehört. Reinsetzen und Genießen heisst die Devise!
Nach 6 Stunden Busfahrt kamen wir dann in Vilcabamba an, nachdem wir noch einen wunderschönen Sonnenuntergang gesehen haben.
Die letzten zwei Tage gehören sicher zu den abenteuerlichsten bisher, auch wenn wir relativ viel Zeit in Autos verbracht haben. Aber man kommt nicht jeden Tag in diese abgelegenen Gebiete. Und die Menschen dort sind sowas von freundlich, man fühlt sich richtig willkommen.
Wir haben uns auch noch ein Souvenir aus Peru mitgenommen. Inca Kola ist dort sowas wie das Nationalgetränk und schmeckt nach flüssigen Gummibärchen.
Aufbruch: | 06.01.2008 |
Dauer: | 6 Monate |
Heimkehr: | 05.07.2008 |
Chile
Bolivien
Peru
Ecuador